Kneipps’ Hausapotheke

Bit­ter­klee (Men­yan­thes trif­o­lia)

Der Pfar­rer Sebas­ti­an Kneipp ist der Begrün­der der berühmt gewor­de­nen “Was­ser­kur”. Unter dem Begriff “kneip­pen” ver­ste­hen die meis­ten Men­schen Was­ser­tre­ten oder kal­tes Duschen zur “Abhär­tung”. Doch neben der zur Vor­beu­gung oder Ver­bes­se­rung der Gesund­heit beschrie­be­nen Anwen­dun­gen, ste­hen für den berühm­ten Natur­heil­kund­ler selbst­ver­ständ­lich auch Hil­fen bei Erkran­kun­gen. Sei­ne anstei­gen­den Fuß­bä­der, Teil- und Ganz­kör­per-Güs­se wie auch Wickel oder Kom­pres­sen hel­fen Kran­ken, Lin­de­rung zu erfah­ren (Wickel bei Fie­ber). Oder dem Kör­per durch Wär­me- oder Käl­te­rei­ze, den nöti­gen Impuls zur Hei­lung zu geben.

Kneipp wäre jedoch kein ech­ter Natur­heil­kund­ler, wenn er den Heil­pflan­zen oder Heil­kräu­tern nicht beson­ders zuge­tan wäre. Schließ­lich sind die­se Gaben Got­tes. Kneipp stell­te also die Heil­pflan­zen zusam­men, die sei­ner Mei­nung nach, unbe­dingt in die eige­ne Haus­apo­the­ke gehö­ren. In sei­nem Buch “So sollt ihr leben” stellt er zunächst all­ge­mein fest:

“Zu den Din­gen, wel­che ich ver­ab­scheue und has­se, zählt als ein gründ­lich und grund­sätz­lich geh­aß­tes das Geheim­mit­tel-Wesen, die Krä­me­rei mit Heil­mit­teln, wel­che als Geheim­nis des Erfin­ders gelten”.

Weg­war­te (Cicho­ri­um inty­bus)

Kneipp äußer­te sich nicht nur kri­tisch zu Apo­the­kern, denn “in jeder Apo­the­ke steckt teu­res Geld”. Son­dern er ver­wies auf eine Alter­na­ti­ve: Sel­ber­ma­chen. So stell­te er fest, dass der Vor­zug sei­ner Apo­the­ke dar­aus bestün­de, dass “fast sämt­li­che mei­ner Tees und Extrak­te, Öle, Pul­ver von spott­bil­li­gen Heil­kräu­tern her­rüh­ren, die der lie­be Herr­gott im eige­nen Gar­ten, auf frei­em Fel­de, man­che ums Haus her­um an abge­le­ge­nen und unbe­such­ten Stel­len wach­sen läßt, Heil­kräu­ter, die meis­tens kei­nen Pfen­nig kosten”.

Der Pfar­rer emp­fahl eben die­se Heil­kräu­ter jenen Kran­ken, die eine “unüber­wind­li­che Was­ser­angst” haben – also kei­ne Freun­de sei­ner Was­ser­kur sein woll­ten. Den Pflan­zen aus der haus­ei­ge­nen Apo­the­ke ord­ne­te er einen “drei­fa­chen Zwe­cke” zu: “unge­sun­de, kran­ke Stof­fe im Innern auf­zu­lö­sen, aus­zu­lei­ten, dann den Orga­nis­mus zu kräftigen”.

Die in der nach­fol­gen­den Tabel­le auf­ge­führ­ten Heil­pflan­zen beschrieb Kneipp hin­sicht­lich ihrer Heil­wir­kun­gen. Da er die Geheim­nis­krä­me­rei so ver­ab­scheu­te, gab er selbst­ver­ständ­lich sei­ne Rezep­tu­ren heraus.

Bal­dri­an (Vale­ria­na offi­ci­na­lis)

Im Vor­wort zum “Inhalt einer klei­nen Haus­apo­the­ke” gab er auch nütz­li­che Hin­wei­se, wie Tink­tu­ren, Extrak­te oder Tees selbst her­zu­stel­len sind – auch noch für den heu­ti­gen Gebrauch. Denn damals mag es selbst­ver­ständ­lich gewe­sen sein, Heil­kräu­ter am Weges­rand für den Haus­ge­brauch zu kon­ser­vie­ren. Dies ist gegen­wär­tig doch sehr in Ver­ges­sen­heit gera­ten. Wer sich auf den Weg bege­ben will, wird bei Kneipp nütz­li­che Hin­wei­se bekom­men. Erfah­run­gen und sicher­lich auch Miss­erfol­ge gehö­ren sicher­lich dazu.

Schließ­lich sind Heil­pflan­zen leben­di­ge Wesen – ihr Ken­nen­ler­nen erfor­dert die glei­che Mühe und Geduld wie beim Auf­bau mensch­li­cher Beziehungen.

Inhalt einer kleinen Hausapotheke

I. Tink­tu­ren

Arni­ka (Arni­ca montana) Hei­del­bee­ren (Myr­til­li fructus) Weg­war­te (Cicho­ri­um intybus)
Enzi­an (Gen­ti­a­na lutea) Ros­ma­rin (Ros­ma­ri­nus officinalis) Wer­mut (Arte­mi­sia absinthium)
&nbsp: &nbsp: Wachol­der­bee­ren (Juni­pe­ri fructus)


II. Tee

Ange­li­ka (Ange­li­ca archangelica) Holun­der (Sam­bu­cus nigra) Schaf­gar­be (Achil­lea millefolium)
Anse­ri­ne Huf­lat­tich (Tus­si­la­go farfara) Schlüs­sel­blu­me (Pri­mu­la veris)
Augen­trost (Euphra­siae officinalis) Kamil­le (Cha­mo­mil­la recutita) Tau­send­gül­den­kraut (Cen­tau­ri­um eryhraea)
Bit­ter­klee (Men­yan­thes trifolia) Lun­gen­kraut (Per­mo­na­ria officinalis) Veil­chen (Vio­la odorata)
Brenn­nes­sel (Urti­ca dioica) Mal­ve (Mal­vae sylvestris) Wald­meis­ter (Gali­um odoratum)
Dornschleh­blü­ten Min­ze (Men­tha arvensis) Weg­war­te (Cicho­ri­um intybus)
Eibisch (Alt­haea officinalis) Mis­tel (Vis­cum album) Wer­mut (Arte­mi­sia absinthium)
Eichen­rin­de (Quer­cus cortex) Rau­te (Ruta graveolens) Woll­kraut (Ver­bas­cum nigrum)
Erd­bee­ren (Fra­ga­ria vesca) Ros­ma­rin (Ros­ma­ri­nus officinalis) Wühl­hu­ber
Hage­but­ten (Rosae fructus) Sal­bei (Sal­via triloba) Zinn­kraut (Equi­se­tum arvense)


III. Pul­ver

Aloe (Aloe) Fen­chel (Foe­ni­cu­lum vulgare) Lein­sa­men (Lini semen)
Ange­li­ka (Ange­li­ca archangelica) Bocks­horn­klee (Tri­go­nella foe­num graecum) Min­ze (Men­tha arvensis)
Attich (Car­linae radix) Huf­lat­tich (Tus­si­la­go frafara) Sal­bei (Sal­via triloba)
Augen­trost (Euphra­siae officinalis) Kamp­fer (Cin­na­mo­m­um camphora) San­ta­la
Bal­dri­an (Vale­ria­na officinalis) Wer­mut (Arte­mi­sia absinthium) &nbsp:


IV. Öle

Anis (Anisi fructus) Kamp­fer (Cin­na­mo­m­um camphora) Rau­te (Ruta graveolens)
Fen­chel (Foe­ni­cu­lum vulgare) &nbsp: Wachol­der­bee­ren (Juni­pe­ri fructus)
Man­del­öl Nel­ken­öl (Caryo­phyl­li aetheroleum) Spik­öl (Spi­cae aetheroleum)

Autorin
• Mari­on Kaden, Heil­pflan­­zen-Welt (Sep­tem­ber 2011).
Quel­len
Kneipp, Sebas­ti­an: Mei­ne Was­ser­kur; So sollt ihr leben. 2004 Haug Ver­lag, Stuttgart.

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