Gesunde Zähne ein leben lang – ab dem ersten Zahn

Gesun­de Kinderzähne

Ein strah­len­des Lächeln wird ger­ne mit gesun­den, gepfleg­ten Zäh­nen in Ver­bin­dung gebracht. Qua­si alles spie­gelt sich dar­in wider, so heißt es: Gesund­heit, Attrak­ti­vi­tät, Erfolg – kein Wun­der also, dass in sämt­li­chen Wer­be­bot­schaf­ten uns genau die­se oft unna­tür­lich wei­ßen, gepfleg­ten Gebis­se ent­ge­gen­strah­len. Hand aufs Herz: Haben Sie schon ein­mal eine Wer­bung mit brau­nen, etwas schief gewach­se­nen Zäh­nen gese­hen? Wahr­schein­lich nicht. Denn unge­pfleg­te Zäh­ne oder sogar die Ansicht feh­len­der Bei­ßer kön­nen – zumin­dest in unse­rer Gesell­schaft – als Zei­chen einer mög­li­chen nied­ri­gen sozia­len Stel­lung oder feh­len­der Gesund­heit gewer­tet werden.

In Deutsch­land ist die all­ge­mei­ne zahn­me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung ver­gli­chen mit ande­ren Län­dern auf einem hohen Niveau. Aller­dings obliegt die Zahn­ge­sund­heit der per­sön­li­chen Ver­ant­wor­tung. Es besteht kei­ne Pflicht, zwei­mal jähr­lich den Zahn­arzt auf­zu­su­chen, so wie es von Zahn­ärz­ten im All­ge­mei­nen emp­foh­len wird. Auch die pro­fes­sio­nel­le Zahn­rei­ni­gung, die der Vor­sor­ge dient, um das Gebiss ein Leben lang erhal­ten, muss aus eige­ner Tasche finan­ziert wer­den. In Deutsch­land wird von ver­schie­de­nen Sei­ten Eini­ges getan, um den Deut­schen die Wich­tig­keit der Zahn­ge­sund­heit nahe zu brin­gen. Denn Zahn­ge­sund­heit leis­tet – neben vie­len ande­ren Fak­to­ren natür­lich – für die all­ge­mei­ne Gesund­heit einen beson­de­ren Bei­trag. Dr. Chris­tel-Maria Foch, ganz­heit­li­che Zahn­me­di­zi­ne­rin, Mann­heim, fasst ihre Berufs-Erfah­run­gen kurz und bün­dig so zusam­men: “An jedem Zahn hängt ein gan­zer Mensch”. Denn schließ­lich ist jeder Zahn mit Blut­kreis­lauf und Ner­ven­sys­tem ver­bun­den. Folg­lich kann sich ein kran­ker oder ent­zün­de­ter Zahn auch auf ent­fern­te Berei­che weit ent­fernt von Kie­fern und Mund­höh­le eines Men­schen aus­wir­ken. Die ganz­heit­li­che Zahn­me­di­zin beschäf­tigt sich seit vie­len Jahr­zehn­ten mit eben mit die­sen “Fern­wir­kun­gen”, die geschä­dig­te Zäh­ne haben kön­nen. Enga­giert ganz­heit­lich arbei­ten­den Zahn­ärz­ten sind Fol­ge­er­kran­kun­gen offen­sicht­lich: Bei­spiels­wei­se kön­nen Kopf­schmer­zen, Migrä­ne, Schmer­zen in Hüf­ten wie Knien oder Organ-Erkran­kun­gen wie zum Bei­spiel in der Leber durch kran­ke Zäh­ne wie bei­spiel­wei­se Zahn-Schief­stel­lun­gen oder unphy­sio­lo­gisch ein­ge­setz­te Plom­ben, Teil- oder Voll­kro­nen bedingt sein. Es lohnt sich also, bei lang­an­hal­ten­den kör­per­li­chen Miss­emp­fin­dun­gen oder gesund­heit­li­chen Stö­run­gen an die Zäh­ne zu den­ken. Manch­mal ist aller­dings viel Detek­tiv­ar­beit nötig, um zahn­be­ding­ten Erkran­kun­gen auf die Spur zu kom­men. Zuneh­mend in den Fokus der ganz­heit­li­chen Zahn­heil­kun­de sind auch umge­kehr­te Fern­wir­kun­gen gera­ten. Also Schä­den an Zäh­nen, Kie­fern und Kau­ap­pa­rat, die durch ent­fern­te Ver­än­de­run­gen im Kör­per bedingt sind.

Im föde­ra­lis­ti­schen Deutsch­land küm­mern sich die Län­der um zahn­ärzt­li­che vor­beu­gen­de Maß­nah­men. So sind z.B. zahn­ärzt­li­che Teams im Öffent­li­chen Gesund­heits­dienst unter­wegs. Sie besu­chen Kitas oder Schu­len, füh­ren zahn­ärzt­li­che Unter­su­chun­gen durch oder Auf­­klä­rungs- oder Ernäh­rungs­pro­gram­me zur Ver­mei­dung von Kari­es. Gera­de mit dem Zäh­ne Put­zen in den Kin­der­grup­pen wer­den gute Erfah­run­gen gemacht.

Frühe Konditionierung

Zwei­ma­li­ges, täg­li­ches Zähnebürsten

Ein gesun­des Gebiss kann also für die Gesund­heit sehr för­der­lich sein. Wie alle Orga­ne und Kör­per­funk­tio­nen wird auch das Gebiss eines unge­bo­re­nen Men­schen bereits im Mut­ter­leib ange­legt. Neben dem Ver­zicht auf Rau­chen und Alko­hol spielt für die kör­per­lich-geis­tig-see­li­sche Ent­wick­lung des Kin­des im Mut­ter­leib auch die Ernäh­rung eine bedeut­sa­me Rol­le. “Denn der Fötus wird über die Ernäh­rungs­ge­wohn­hei­ten der Mut­ter kon­di­tio­niert. Des­halb ist eine Ernäh­rungs­be­ra­tung in der Schwan­ger­schaft so wich­tig”, betont Foch. Eine Mut­ter, die in ihrer Schwan­ger­schaft viel Süßes isst, muss sich nicht wun­dern, wenn ihr Kind spä­ter Zucker liebt, erklärt die Zahn­ärz­tin wei­ter. “Isst eine Schwan­ge­re hin­ge­gen viel Obst und Gemü­se, so wird ihr Kind die­se Nah­rungs­mit­tel im spä­te­ren Leben pro­blem­los akzep­tie­ren”, so Foch.

Gutes Kauen hält Zähne gesund

Auch für den wei­te­ren Ver­lauf der Zahn- oder All­ge­mein­ge­sund­heit haben Eltern prä­gen­de Ein­flüs­se: Wel­che Nah­rung auf den Tisch kommt, bestimmt nicht nur über den Vitamin‑, Mineral‑, Nähr­stoff- und Zucker­ge­halt, son­dern auch über die art­ge­rech­te Ent­wick­lung des Kau­ap­pa­ra­tes. Ein Aspekt, der beson­ders wich­tig für die Zahn­ge­sund­heit ist, wird ger­ne außer Acht gelas­sen: Das Kau­en. Denn das sorg­fäl­ti­ge Kau­en ist nicht nur dazu da, um die Nah­rung ordent­lich ein­zu­spei­cheln und damit für die nach­fol­gen­de Ver­dau­ung im Magen-Darm­trakt gut vor­zu­be­rei­ten. Gutes Kau­en ist auch not­wen­dig, um die Zäh­ne in ihrer knö­cher­nen Ver­an­ke­rung opti­mal zu fixie­ren und dau­er­haft fest zu hal­ten. Dies hat mit der evo­lu­tio­nä­ren Ent­wick­lung der Men­schen zu tun. Schließ­lich waren die Zäh­ne unse­rer Alt­vor­de­ren dazu da, die Nah­rung ent­we­der zu “zer­rei­ßen” oder zu zer­kau­en, um sich die­se ein­ver­lei­ben zu kön­nen. Das Kochen und Bra­ten und somit die leich­te­re Ver­dau­ungs-Vor­be­rei­tung des Essens wur­de erst viel spä­ter mit der Ent­de­ckung des Feu­ers bedeutsam.

Auch wenn dies längst der Ver­gan­gen­heit ange­hö­ren mag, so ste­hen auch moder­ne Men­schen mit evo­lu­tio­nä­ren Ent­wick­lun­gen in Ver­bin­dung: Fes­te Nah­rung, die ordent­lich gekaut wer­den muss, trai­niert die Kau­mus­keln, die den Kno­chen­bau des Kie­fers unter­stüt­zen. Die­se Funk­ti­on dient grund­sätz­lich dem Zahn­erhalt. Denn durch die Benut­zung der Kau­mus­ku­la­tur wer­den Wachs­tums­im­pul­se im Kie­fer­kno­chen aus­ge­löst, wel­cher für den Halt der Zäh­ne im Kie­fer­kno­chen im Ver­lau­fe des Lebens wei­ter­hin bedeut­sam ist. Und: Ordent­li­ches Kau­en hat noch wei­te­re Funk­tio­nen. Mit dem Kau­en wird die Nah­rung zer­klei­nert und zu einem ver­dau­ba­ren Nah­rungs­brei umge­wan­delt. Der Spei­chel ent­hält wich­ti­ge Enzy­me für eine der ers­ten Stu­fen der Ver­dau­ung bereits im Mund – die Koh­len­hy­drat-Ver­dau­ung. Das Kau­en erfüllt also grund­sätz­li­che, kaum ver­zicht­ba­re Ver­dau­ungs­auf­ga­ben. Der Mund­raum mit sei­nen zahl­rei­chen Auf­ga­ben ist – auch wenn dies nicht beson­ders appe­tit­lich erscheint – nichts wei­ter als Teil des gesam­ten, letzt­lich schlauch­för­mi­gen Ver­dau­ungs­trak­tes. Wie unse­re Lip­pen im Übri­gen auch. In Anbe­tracht solch lebens­not­wen­di­ger Auf­ga­ben ist ein “Her­un­ter­spü­len” von wenig gekau­ter Nah­rung mit einem Über­maß an Geträn­ken nicht emp­feh­lens­wert. Denn die­ses hilft weder dem Kau­ap­pa­rat noch sei­nen Ver­dau­ungs­auf­ga­ben. Natur­me­di­zi­ner aller Kul­tu­ren haben dies auch immer wie­der betont: Ein Über­maß an Trin­ken beim Essen stört die Ver­dau­ung oder – wie die Alten sag­ten – “es löscht das Feu­er der Ver­dau­ung”. Ver­dau­ungs­stö­run­gen kön­nen folg­lich durch eine unacht­sa­me Nah­rungs­auf­nah­me bedingt sein. Nicht umsonst wird von man­chen indi­schen Gurus das Kau­en jeden Bis­sens bis zu 60 Malen gefor­dert. Das neu­zeit­li­che Mot­to von Natur­me­di­zi­nern – “Schmau­en statt Kau­en” – for­dert ent­spre­chend ein inten­si­ves, län­ge­res, bewuss­te­res und genie­ßen­des Essen.

Selbstversuch:

Ein har­tes, dunk­les Stück Brot eig­net sich, um einen Selbst­ver­such zu star­ten: Das Brot wird abge­bis­sen und so lan­ge wie mög­lich gekaut. Das Zäh­len des Kau­vor­gangs ist nicht not­wen­dig, die meis­ten Men­schen schaf­fen ohne­hin kaum 30 Mal. Beim Kau­en die­ses Brot­kan­tens soll es um die Kau­erfah­rung gehen. Wer sich viel Zeit lässt beim Kau­en, wird bemer­ken, wie sich der Nah­rungs­brei ver­än­dert: Er wird zum einen immer flüs­si­ger, zum ande­ren wer­den sämt­li­che Geschmacks­knos­pen der Zun­ge akti­viert. Ein Stück Brot wird bei län­ge­rem Kau­en immer süßer. Wer dies ein­mal mit sämt­li­chen Nah­rungs­mit­tel durch­pro­biert, wird mög­li­cher­wei­se bei den Lieb­lings­spei­sen Über­ra­schun­gen erle­ben. Nicht umsonst kau­en zum Bei­spiel Wein-Ver­­­kos­­ter den Wein. Sie “umspü­len” die Geschmacks­knos­pen immer wie­der, um auf die­se Wei­se das vol­le Bou­quet zu erschme­cken. Hin­weis: Dass auf Koh­len­hy­dra­ten auf­bau­en­den Lebens­mit­tel wie Brot, Getrei­de, Nudeln und ande­res beim Kau­en süß wer­den, liegt an bereits im Mund begin­nen­den enzy­ma­ti­schen Reak­tio­nen. Die­se zer­le­gen kom­ple­xe Koh­len­hy­dra­te zu kur­zen Zuckern, die dann ent­spre­chend süß schmecken.

“Mündigkeit”: Abschluss der Zahnentwicklung bei Heranwachsende

Gesun­de Erwachsenenzähne

Das zur Welt gekom­me­ne, zahn­lo­se Baby wan­delt sich schnell zum Klein­kind. Mit die­ser rasan­ten Ent­wick­lung wach­sen die Zähn­chen. Es sind die wun­der­vol­len, wei­ßen Milch­zäh­ne (ins­ge­samt 20 bis zum 3. Lebens­jahr), die aus­zu­fal­len, wenn die “Zahn­fee” und der ers­te Zahn­wech­sel kommt (6.–9. Lebens­jahr) und dabei der nächs­te wich­ti­ge Ent­wick­lungs­schritt eines jeden Kin­des voll­zo­gen wird: Der Schul­be­ginn. Die Kin­der star­ten ihn zahn­los im vor­de­ren Bereich. Die Erwach­se­nen-Zäh­ne, die dann als ers­tes durch­sto­ßen, sehen im kind­li­chen Gesicht oft rela­tiv groß aus. Jedoch rela­ti­viert sich dies bald mit den vie­len Wachs­tums­schü­ben, die Kin­der durch­lau­fen. Nach der zwei­ten Pha­se des Zahn­wech­sels (10.–14. Lebens­jahr), also zwi­schen dem 17.–21. Lebens­jahr ist dann das Gebiss voll­stän­dig aus­ge­bil­det. Es hat 32 Zäh­ne (jeweils 16 oben und unten). Zum Schluss arbei­ten sich die Weis­heits­zäh­ne durch. Mit dem Ein­tritt ins Erwach­se­nen­al­ter, also der “Mün­dig­keit”, haben die Meis­ten ihr kom­plet­tes Gebiss.

Weisheitszähne

Die hin­ters­ten Backen­zäh­ne wer­den Weis­heits­zäh­ne genannt. Bei man­chen Men­schen kom­men sie bis zum 21. Lebens­jahr, häu­fi­ger brau­chen sie auch län­ger, um durch­zu­bre­chen. In den letz­ten 50 Jah­ren wur­den die Weis­heits­zäh­ne häu­fi­ger gezo­gen. Grund: Weil der mensch­li­che Kie­fer im Lau­fe der Ent­wick­lungs­ge­schich­te des Men­schen klei­ner gewor­den ist, so die oft geäu­ßer­te Begrün­dung, hät­ten Weis­heits­zäh­ne nicht mehr genü­gend Platz und müss­ten recht­zei­tig ent­fernt wer­den. Es bestün­de sonst die Gefahr, des “Zusam­men­schie­bens” von ande­ren Zäh­nen und deren Schä­di­gung dadurch. Die­se Vor­stel­lun­gen haben sich, zumin­dest teil­wei­se, geän­dert: Weis­heits­zäh­ne gel­ten als “ordent­li­che” Backen­zäh­ne, die als Mahl­werk­zeu­ge gute Diens­te leis­ten. Sie wer­den also nicht mehr grund­sätz­lich ent­fernt. Dank bild­ge­ben­der Tech­ni­ken kann ihre Lage und ihre mög­li­chen Wachs­tums­rich­tun­gen aus­ge­macht – und der Erhalt die­ser eben­falls wich­ti­gen Zäh­ne gesi­chert werden.

Zähne und ihre Widersacher

Zucker in allen For­men scha­den Zäh­nen und dem Organismus

Jeder Zahn besteht aus einer Zahn­kro­ne, die bei gesun­den Zäh­nen als ein­zi­ges sicht­bar ist und der Zahn­wur­zel. Der größ­te Bestand­teil eines Zahns besteht aus Zahn­bein (Den­tin). Von außen ist der Zahn von der här­tes­ten Sub­stanz des Kör­pers umklei­det – dem Zahn­schmelz. Im Inne­ren des Zahns, der Pul­pa, befin­den sich Blut­ge­fä­ße, Ner­ven und Bin­de­ge­we­be. Und schließ­lich wird die Außen­sei­te der Zahn­wur­zel vom soge­nann­ten Zahn­ze­ment und der Mund­schleim­haut umschlos­sen. Die Zäh­ne bil­den gemein­sam mit den ande­ren Orga­nen der Mund­höh­le den “Mund­raum”, der wie vie­le ande­re Kör­per­re­gio­nen (Darm, Haut, Augen, Vagi­na usw.) von zahl­lo­sen Bak­te­ri­en besie­delt ist. Die Wich­tig­keit von kör­per­ei­ge­nen Bak­te­ri­en für die mensch­li­che Gesund­heit, war Natur­me­di­zi­nern schon seit rund 100 Jah­ren bekannt, erhielt aber durch das Human Geno­me Pro­jekt (HGP) wel­ches die Gene­tik der Bak­te­ri­en­be­sied­lun­gen des Men­schen ent­schlüs­sel­te, eine neue Bedeu­tung. Bak­te­ri­en sind viel län­ger auf der Erde als die Men­schen. Sie sind mit den Men­schen zahl­rei­che sym­bio­ti­sche, also für bei­de Sei­ten äußerst vor­teil­haf­te Dau­er-Koope­ra­tio­nen ein­ge­gan­gen. Über Jahr­mil­lio­nen ent­stand so der soge­nann­te “Super­or­ga­nis­mus Mensch”. Bak­te­ri­en, so stell­ten HGP-Wis­sen­schaft­ler fest, hel­fen nicht nur bei der Ver­dau­ung, son­dern sind bei allen lebens­wich­ti­gen Funk­tio­nen im mensch­li­chen Kör­per betei­ligt. So natür­lich auch im Mund­raum. Es sind die Bak­te­ri­en, die mit Hil­fe ihrer Säu­re­bil­dung die dia­mant­har­ten Zahn­ober­flä­chen bear­bei­ten. Und sie schüt­zen den Mund­raum vor ande­ren, krank­ma­chen­den Erre­gern. Kommt es zu einem Ungleich­ge­wicht der bak­te­ri­el­len Besied­lung (Dys­bio­se) im Mund­raum, kann Kari­es (Zahn­fäu­le) auf­tre­ten, beson­ders bei feh­ler­haf­ter oder man­geln­der Zahnhygiene.

Karies: Eine Zivilisationserkrankung

Kein Kari­es ist das Ziel

Kari­es ist eine der häu­figs­ten Zahn­erkran­kun­gen. Sie ist eine Zivi­li­sa­ti­ons­er­kran­kung, die mit der moder­nen Ernäh­rung ein­her­geht. Stu­di­en aus Chi­na haben bei­spiels­wei­se gezeigt, dass Kin­der, die sich von Fast Food ernäh­ren anstatt dem tra­di­tio­nel­len chi­ne­si­schen Essen, viel mehr und schnel­ler von Kari­es betrof­fen sind. Es ist vor allem die koh­len­hy­drat- und zucker­rei­che Nah­rung, die den Bak­te­ri­en im Mund­raum bes­te Wachs­tums­be­din­gun­gen beschert. Stär­ke- und zucker­hal­ti­ge Nah­rungs­mit­tel sind näm­lich die Grund­la­ge der bak­te­ri­el­len Säu­re­bil­dung, mit der der Zahn­schmelz demi­ne­ra­li­siert, “ent­här­tet” wer­den kann. Erst so kön­nen die Bak­te­ri­en in die Zäh­ne ein­drin­gen und mit ihrer Zer­set­zung begin­nen. Die­ses all­ge­mein aner­kann­te Kon­zept bestä­tigt die natur­heil­kund­li­che Ein­sicht, dass Erre­ger erst dann krank­ma­chen, wenn das “Milieu” stimmt. Also im Fall von Kari­es eine vor allem zucker­be­ding­te Dys­bio­se bei den Mund­bak­te­ri­en auftritt.

“Neben der Ernäh­rung ist Zahn­pfle­ge wich­tig – und dass vom ers­ten Zahn an”, betont Foch. Bei den ers­ten Zähn­chen wird nur eine Zahn­bürs­te zum Put­zen ver­wen­det, kei­ne Zahn­pas­ta, weil die Kin­der bis zum drit­ten Lebens­jahr noch nicht aus­spu­cken kön­nen, erklärt Foch. Es gibt auch soge­nann­te Putz­fin­ger, die das Put­zen der Milch­zäh­ne erleich­tern. “Die Gewohn­heits­bil­dung ist anfäng­lich das Wich­tigs­te”, sagt Foch. Nach dem Früh­stück und vor dem Zubett­ge­hen wer­den die Zäh­ne geputzt. Foch hebt die akti­ve Betreu­ung der Zahn­pfle­ge durch die Eltern in den ers­ten Jah­ren bis zur drit­ten Klas­se her­vor. Eltern soll­ten auch nach­put­zen, was z. B. bei klei­nen Kin­dern nötig ist, weil sie an die hin­te­ren Zäh­ne nicht rich­tig her­an­kom­men. Und: Natür­lich haben Eltern eine Vor­bild­funk­ti­on. Eltern, die sich sel­ber kaum die Zäh­ne put­zen, wer­den von Kin­dern nicht erst­ge­nom­men, wenn sie zur regel­mä­ßi­gen Zahn­pfle­ge ange­hal­ten wer­den. Des­halb: Ein spie­le­ri­sches gemein­sa­mes Zäh­ne­put­zen kann hel­fen, es für alle zur Gewohn­heit wer­den zu las­sen, so Foch.

Lebensversüßender Zucker?

Der all­ge­gen­wär­ti­ge Zucker in der Nah­rung stellt nicht nur für die Zahn­ge­sund­heit eine Her­aus­for­de­rung dar. Der Appell auf Zucker zu ver­zich­ten, scheint in Anbe­tracht der all­ge­gen­wär­tig über­zu­cker­ten Fer­tig­nah­rungs­mit­tel, Kuchen, Süßig­kei­ten oder Soft-Geträn­ke illu­so­risch. Den­noch gibt es Mög­lich­kei­ten: Sel­ber kochen (und Backen) hat den Vor­teil, dass sämt­li­che Zuta­ten und Lebens­mit­tel kon­trol­liert in den Koch­topf gelan­gen. Das gilt auch für Baby-Nah­rung, die trotz angeb­lich “gesun­der” Inhal­te häu­fig einen unver­hält­nis­mä­ßig hohen Zucker­an­teil hat, wie Ver­brau­cher­schüt­zer immer wie­der kri­ti­sie­ren. Ist Fer­tig­nah­rung wegen Zeit­er­spar­nis bei Berufs­tä­tig­keit nötig, lohnt sich das Stu­di­um der Nah­rungs­­­mi­t­­tel-Zusam­­men­­se­t­­zung und der Kauf von Waren mit gerin­ge­rem Zucker­an­teil. Wer sen­si­bi­li­siert ist, wird stau­nen, wie viel Zucker sich sogar in bio­lo­gisch her­ge­stell­tem “Kin­­der-Ket­chup” befin­det. Das Sel­be gilt für Geträn­ke: Der Ver­zicht auf Soft- oder Frucht­saft­ge­trän­ke ist am gesün­des­ten. Bei­de Geträn­ke­ar­ten sind gesüßt, ob nun mit Frucht­zu­cker, Indus­trie­zu­cker oder Zucker­er­satz­stof­fen. Die Alter­na­ti­ve: Rei­nes Was­ser und zwar ohne jeg­li­che Zusät­ze. Es gehört sowohl in die Baby­fla­schen wie auch auf den Essen­s­tisch. Und: Soge­nann­te “gesun­de” Süßig­kei­ten gibt es nicht! In der Natur­heil­kun­de und Schul­me­di­zin gilt Zucker glei­cher­ma­ßen als töd­li­ches Stoff­wech­sel­gift, das für zahl­rei­che Zivi­li­sa­ti­ons­er­kran­kun­gen ver­ant­wort­lich gemacht wird, wie zum Bei­spiel Erwach­­se­­nen-Zucker­­kran­k­heit oder Über­ge­wicht. Hin­weis: Rei­ner Zucker wie er seit rund 150 Jah­ren in stei­gen­den Men­gen täg­lich ver­zehrt wird, war in der Ver­gan­gen­heit unbe­kannt. Zucker war immer gebun­den an natur­sü­ße Lebens­mit­tel als Gan­ze. Des­halb gibt es kei­ne Abwehr­me­cha­nis­men gegen das Stoff­wech­sel­gift Zucker und wir sind im schutz­los aus­ge­lie­fert, was in glei­chem Maße für alle Zucker­aus­tausch­stof­fe gilt. Ein­zi­ge natür­li­che Mög­lich­keit: Ver­zicht auf jede unna­tür­li­che Süße.

Vorbeugung von Mund- und Kiefer-Erkrankungen und Parodontitis

Zahn­ärz­te emp­feh­len einen zwei­mal jähr­li­chen Besuch in der Pra­xis. In ers­ter Linie dient dies der Vor­beu­gung von Zahn‑, Mund- und Kie­fer­er­kran­kun­gen. Die Emp­feh­lung geht auch dahin, zwei­mal jähr­lich pro­fes­sio­nel­le Zahn­rei­ni­gun­gen vor­neh­men zu las­sen. Dies hilft sowohl bei der Kari­es wie Par­­odon­­ti­­tis-Vor­­­beu­­gung. Par­odon­ti­tis ist eine chro­ni­sche Infek­ti­ons­krank­heit des Zahn­hal­te­ap­pa­ra­tes. Sie ver­läuft oft lang­sam und schmerz­los. Sie beginnt mit der ober­fläch­li­chen Ent­zün­dung des Zahn­fleisches. Dort, wo die Zahn­bürs­te nicht hin­kommt, ent­ste­hen soge­nann­te Bio­fil­me (Plaques), die sich zu dau­er­haf­ten Zahn­be­le­gen, Zahn­stein genannt, umwan­deln. Bei wei­te­rer Aus­brei­tung des Zahn­steins kön­nen so genann­te Zahn­ta­schen ent­ste­hen, die sich immer tie­fer ent­lang der nun zuneh­mend frei­lie­gen­den Zahn­wur­zel bil­den kön­nen. Das angren­zen­de Zahn­fleisch reagiert zunächst mit Rötun­gen, spä­ter mit chro­ni­scher Ent­zün­dung und Rück­bil­dung, wes­halb bei lang­jäh­ri­ger Par­odon­ti­tis, die Zahn­häl­se immer mehr zu sehen sind. Die Zäh­ne kön­nen sich schließ­lich so lockern, dass sie aus dem Zahn­hal­te­ap­pa­rat des Ober- oder Unter-Kie­­fers her­aus­fal­len. Zur Par­­odon­­ti­­tis-Ver­­­mei­­dung gehört täg­li­ches sorg­fäl­ti­ges Zäh­ne­put­zen und die Ver­wen­dung von Zahn­sei­de (neben häu­fi­ger Zahnarztkontrolle).

Elek­tri­sche Kinderzahnbürste

Da die Kran­ken­kas­sen bis zur 6. Klas­se nur die Kos­ten von zwei­ma­li­ger zahn­ärzt­li­cher Pro­phy­la­xe bzw. Zahn­arzt­be­su­che über­neh­men, liegt damit hohe Ver­ant­wor­tung bei den Eltern. “Wenn Eltern gleich mit dem ers­ten Zahn regel­mä­ßi­ge Zahn­arzt­be­su­che star­ten, wer­den Kin­der dar­an gewöhnt, und es gibt spä­ter kei­ne Dra­men”, so Foch. Die spie­le­risch ange­leg­te Pro­phy­la­xe bei enga­gier­ten Kin­der­zahn­ärz­ten hilft zudem Putz­feh­ler zu ver­mei­den – Zäh­ne strei­cheln, statt schrub­ben – und auch der Ein­satz der klei­nen Hel­fer­lein wie Zahn­sei­de (ab dem 5. Lebens­jahr) kön­nen gemein­sam geübt werden.

Fluorid-Verwendung: Widersprüchliche Aussagen

Als Zusatz zum Zäh­ne­put­zen wird von den meis­ten Zahn­ärz­ten der Ein­satz von fluo­rid­hal­ti­gen Zahn­pas­ten emp­foh­len. Es gibt Zahn­pas­ten, die unter­schied­li­che Fluo­rid­men­gen ent­hal­ten, so dass Kin­der nicht Erwach­se­nen­zahn­pas­ten benut­zen müs­sen. Das Fluo­rid mine­ra­li­siert bzw. här­tet den Zahn­schmelz. Die Idee ist, somit einen Zahn­schmelz-Här­ter ein­zu­set­zen, der vor­beu­gend vor Kari­es schützt. In der zahn­me­di­zi­ni­schen Fach­li­te­ra­tur wird Fluo­rid uni­so­no angepriesen.

Natur­heil­kund­lich ori­en­tier­te Ärz­te, Heil­prak­ti­ker oder Zahn­ärz­te tei­len die­se Mei­nung nicht, weil das Fluo­ri­die­rungs-Kon­zept – ob über Trink­was­ser oder Zahn­creme – falsch sei. Wenn die Lebens­um­ge­bung für Bak­te­ri­en im Mund­raum gestört ist, also eine Dys­bio­se vor­liegt, soll­te dies – ursäch­lich! – behan­delt wer­den. Vor allem Kin­der­ärz­te wen­den sich vehe­ment gegen die Anwen­dung von Flu­or, weil sie es zudem für ein zu star­kes, für die Ent­wick­lung des Kin­des schäd­li­ches Ele­ment hal­ten. Natur­heil­kund­lich Arbei­ten­de emp­feh­len des­halb vor allem Ernäh­rungs­um­stel­lun­gen mit Zucker­ver­zicht und gesun­der aus­ge­wo­ge­ner Nah­rung zur Kari­es­vor­beu­gung. Oder sie ver­su­chen die all­ge­mei­ne Kon­sti­tu­ti­on zu stär­ken, um die “ora­le Dys­bio­se”, Kari­es und Par­odon­ti­tis zu ver­hin­dern. “Es muss nicht per se flu­ori­siert wer­den, denn es ist schon genü­gend Flu­or im Essen vor­han­den”, meint auch Foch. Gesun­de Zäh­ne kön­nen mit fluo­rid­frei­en Zahn­pas­ten geputzt wer­den. Der Ein­satz von Zahn­pas­ten unter­liegt eben­falls Gewohn­hei­ten: Man­che haben bei­spiels­wei­se erst mit star­kem Pfef­fer­minz­ge­schmack oder Schaum­bil­dung das Gefühl einen sau­be­ren, fri­schen Mund zu haben. Doch das Zäh­ne­put­zen geht auch ohne. Ein sorg­fäl­ti­ges Put­zen Zahn für Zahn zum Bei­spiel mit “Solo”-Zahnbürsten erfüllt den glei­chen Zweck. Nur bei Pro­ble­men wie zum Bei­spiel frei­lie­gen­den Zahn­häl­sen oder hoher Kari­es­an­fäl­lig­keit, kann die Nut­zung einer Fluo­rid-Zahn­pas­te sinn­voll sein, so Foch.

Zahnfüllungen nach Karies-Behandlungen

Ist jedoch Kari­es ent­stan­den, muss die­se ent­fernt wer­den, um den Zahn zu erhal­ten. In Deutsch­land wer­den bis zu 30 Pro­zent immer noch Amal­gam­fül­lun­gen bei der zahn­ärzt­li­chen Ver­sor­gung ver­wen­det. Die­se Fül­lungs­art ist preis­wert, gut halt­bar und wird von den Kran­ken­kas­sen von den Kos­ten her kom­plett über­nom­men. Amal­gam ist jedoch seit lan­gem in Ver­ruf gera­ten, weil es eine Legie­rung aus Kup­fer, Zinn, Sil­ber, wei­te­ren Ele­men­ten und vor allem Queck­sil­ber ist. Der Amal­gam-Anteil des Queck­sil­bers beträgt bis zu 50 Pro­zent. Kri­ti­ker ver­su­chen seit Jahr­zehn­ten auf die Gefahr hin­zu­wei­sen. Denn das Queck­sil­ber kann beim Kau­en abge­rie­ben und in den Kör­per gelan­gen. Queck­sil­ber ist ein außer­or­dent­li­ches gif­ti­ges Metall, wel­ches Schä­di­gun­gen im gan­zen Kör­per her­vor­ru­fen kann. 2017 hat das Euro­pa-Par­la­ment eine Ein­schrän­kung des Amal­gam-Ein­sat­zes beschlos­sen: Schwan­ge­ren und Kin­dern unter 15 Jah­ren darf jetzt kein Amal­gam mehr ein­ge­setzt wer­den. Dies ist in Deutsch­land lei­der gesetz­lich noch nicht umge­setzt und wei­ter­hin lei­der nur eine Emp­feh­lung! Das ist eigent­lich ein Skan­dal. Und so bleibt Natur­heil­kund­lern wie seit Jahr­zehn­ten auch Erwach­se­nen wei­ter zu emp­feh­len, auf Amal­gam zu ver­zich­ten. Denn es gibt genü­gend Ersatz-Mate­ria­li­en wie zum Bei­spiel das Füll­ma­te­ri­al Com­po­sit. Die Suche nach Fül­lungs-Alter­na­ti­ven ist indi­vi­du­ell und hängt von den jewei­li­gen Gege­ben­hei­ten der erkrank­ten Zäh­ne und auch dem Geld­beu­tel ab. Die Ver­wen­dung zum Bei­spiel von Inlays, also Guss­fül­lun­gen für Zäh­ne, die von Zahn­la­bo­ren gefer­tigt wer­den, muss zumin­dest anteils­mä­ßig selbst finan­ziert wer­den. Da ganz­heit­li­che Zahn­me­di­zi­ner davon aus­ge­hen, dass jeder Ein­griff (nicht nur zahn­me­di­zi­ni­sche) eine Reak­ti­on im gesam­ten Orga­nis­mus bewirkt, ist vor jedem Ein­griff eine aus­führ­li­che Bera­tung durch den Zahn­arzt sinn­voll, selbst bei der Kari­es­the­ra­pie. Bei dem Gespräch soll­ten auch Grund­er­kran­kun­gen, All­er­gien oder ande­re Beschwer­den von der Pati­en­ten­sei­te offen ange­spro­chen wer­den, um das rich­ti­ge Fül­lungs­ma­te­ri­al zu finden.

Zahnmedizin im fortgeschrittenen Erwachsenenalter

Das­sel­be gilt bei Bera­tungs­ge­sprä­chen, die das Ein­set­zen von Implan­ta­ten, Teil-Gebis­sen oder Kom­plett-Gebis­sen beinhal­ten. Die moder­ne Zahn­me­di­zin bemüht sich heu­te grund­sätz­lich um die maxi­ma­le lan­ge Erhal­tung des eige­nen Gebis­ses. Doch manch­mal müs­sen Zäh­ne auch gezo­gen und voll­kom­men ersetzt wer­den. Der­ar­ti­ge Ein­grif­fe in den Kör­per sind – um auf den Foch’schen Grund­satz “an jedem Zahn hängt ein Mensch” – genau zu über­le­gen auch hin­sicht­lich der mög­li­chen Fol­gen auf den Gesamt­or­ga­nis­mus. Die Inter­na­tio­na­le Gesell­schaft für ganz­heit­li­che Zahn­Me­di­zin e.V. (GZM) bie­tet Pati­en­ten an in ihrer Umge­bung ganz­heit­lich arbei­ten­de Zahn­ärz­te und /​ oder ‑Zahn­la­bo­re zu fin­den, um Behand­lun­gen im ganz­heit­li­chen Sin­ne zu erhal­ten. Eben­so kön­nen sich Pati­en­ten mit gesund­heit­li­chen Stö­run­gen oder chro­ni­sche Erkran­kun­gen an den Ver­ein wen­den, um kom­pe­ten­te zahn­ärzt­li­che Ansprech­part­ner in ihrer spe­zi­el­len Situa­ti­on zu bekommen.

Zahnpflege in Pflegeheimen nicht gewährleistet

Der Zahn­pfle­ge im Alter müss­te wegen der Kom­ple­xi­tät eigent­lich ein eige­ner Arti­kel gewid­met wer­den. Denn die Zahn­pfle­ge im Alter hat zahl­lo­se Her­aus­for­de­run­gen. Implan­ta­te und (Teil-)Gebisse bei­spiels­wei­se benö­ti­gen beson­de­re Pfle­ge. Gründ­li­che Bera­tung wie das Zei­gen der Anwen­dun­gen durch Pro­phy­la­xe-Mit­ar­bei­ter kann kos­ten­spa­rend sein. Denn wenn Voll-Gebis­se bei­spiels­wei­se in die viel­um­wor­be­ne “Core­ga Tabs”-Lösung gelan­gen, kön­nen die Metall-Antei­le des Gebis­ses Scha­den neh­men. “Wenn Sie ein ver­stopf­tes Rohr zuhau­se haben, kön­nen sie auch die­ses Pro­dukt ein­wer­fen und haben im Nu wie­der einen frei­en Abfluss”, so erklärt Foch mit iro­ni­schem Unter­ton. Hin­zu kommt, dass älte­re Men­schen manch­mal nicht mehr den rich­ti­gen “Biss” haben, um aus­rei­chend zu kau­en. Ein wei­te­res Pro­blem kön­nen im Alter die zahl­rei­chen Erkran­kun­gen dar­stel­len. Bei­spiels­wei­se durch Medi­ka­men­ten-Ein­nah­men kann die Zusam­men­set­zung des Spei­chels ver­än­dert und damit die Mund­flo­ra (Zusam­men­set­zung der Bak­te­ri­en im Mund­raum) geschä­digt wer­den. “Beson­de­res sorg­fäl­ti­ge Zahn- und Mund­pfle­ge wird im Alter nötig”, betont Foch. Doch alte Men­schen kön­nen manch­mal zum Bei­spiel wegen kör­per­li­chen Ein­schrän­kun­gen eine eige­ne Zahn- und Mund­pfle­ge nicht mehr leis­ten. “Die Zahn­pfle­ge bei alten Men­schen ist ein heik­les The­ma”, sagt Foch, “das gilt ins­be­son­de­re auch für Men­schen in Pfle­ge­hei­men. Die Meis­ten sind nicht mehr in der Lage, sich sel­ber die Zäh­ne zu put­zen. Und die Pfle­ger haben dafür kei­ne Zeit”. Des­halb emp­fiehlt die Zahn­ärz­tin nahen Ver­wand­ten und Bekann­ten sich der Zahn­pfle­ge wäh­rend des Besu­ches anzu­neh­men – wenn dies von den zu Pfle­gen­den gewünscht ist. Vor- und Umsicht vor­aus­ge­setzt, wer­den die Betrof­fe­nen dank­bar für die Mund­hy­gie­ne sein. “Die Deut­sche Gesell­schaft für Zahn-Mund- und Kie­fer­heil­kun­de und die Bun­des­zahn­ärz­te­kam­mer haben die Pro­ble­ma­tik erkannt und seit eini­gen Jah­ren einen beson­de­ren Focus auf die Alters­zahn­heil­kun­de gelegt. In die­sem Bereich gibt es sehr viel zu tun”.

Allgemeine Informationen

- Die Kran­ken­kas­sen in Deutsch­land bie­ten unter­schied­li­che Ser­­vice-Ange­­bo­­te rund um den Zahn­erhalt an. Es ist durch­aus loh­nens­wert, sich von der eige­nen Kran­ken­kas­se bera­ten zu las­sen. Um bei­spiels­wei­se zumin­dest einen all­jähr­li­chen Zahn­­arzt-Besuch von den Ver­si­cher­ten zu errei­chen, wirbt die die All­ge­mei­ne Orts­kran­ken­kas­se (AOK) mit Bonus­hef­ten. Der all­jähr­li­che Besuch des Zahn­arz­tes durch Erwach­se­ne wird durch sei­nen Stem­pel doku­men­tiert. Ist zum Bei­spiel eine Zahn­fül­lung oder Zahn­ersatz nötig, führt ein lücken­los geführ­tes Bonus­heft zu pro­zen­tua­len Kos­ten­be­tei­li­gun­gen durch die AOK.

- Die Bun­des­zahn­ärz­te­kam­mer bie­tet auf ihrer Web­site zahl­rei­che Pati­en­ten­bro­schü­ren an. The­men wie Mund­hy­gie­ne, Pro­phy­la­xe bei Kin­dern, zahn­ärzt­li­che Ver­sor­gung Zuhau­se (Pfle­ge­si­tua­ti­on) oder Tipps für chro­ni­sche Krebs-Erkran­­kun­­gen und die Ver­sor­gung der Zäh­ne sind abruf­bar (direk­ter Link)- Das Buch “Gesund beginnt im Mund” beschäf­tigt sich nicht nur mit den Zäh­nen, son­dern der Mund­höh­le und ihren Aus­wir­kun­gen auf den gan­zen Men­schen. Das Buch ist lesens­wert und gut ver­ständ­lich geschrie­ben. Es erläu­tert, was Atmen, Sau­gen, Kau­en und Schlu­cken für tat­säch­li­che, rela­tiv unbe­kann­te Bedeu­tun­gen haben. Wel­che Aus­wir­kun­gen Fehl­funk­tio­nen des Mun­des (und Zäh­ne) auf den Kör­per haben kön­nen. Auch Übun­gen zum Ver­än­dern und Ver­bes­sern des Mund­rau­mes wer­den gelie­fert. Der Autor ist Lehr­be­auf­trag­ter und prak­ti­zie­ren­der Kie­fer­or­tho­pä­de, der sich der ganz­heit­li­chen Zahn­me­di­zin ver­schrie­ben hat.

Huber­tus von Treu­en­fels: Gesund beginnt im Mund. Knau­er Ver­lag, Mün­chen, 2017 (direk­te Bestel­lung ama­zon)

Manuelle Funktionsdiagnostik

Auf der Gren­ze zwi­schen natur­heil­­kun­d­­lich-gan­z­hei­t­­li­cher Zahn­heil­kun­de und Schul-Zahn­­me­­di­­zin befin­det sich das wich­ti­ge Dia­gno­se­ver­fah­ren der “manu­el­len Funk­ti­ons­dia­gnos­tik”. Hier­mit ver­su­chen ent­spre­chend qua­li­fi­zier­te Zahn­ärz­te die Ursa­chen für die vie­len mög­li­chen kör­per­li­chen Fol­­ge-Sym­­p­to­­me und Fern­wir­kun­gen einer gestör­ten Kau­funk­ti­on her­aus­zu­fin­den (“kra­nio­man­di­bu­lä­re Dysfunktion”/CMD, “tem­po­ro­man­di­bu­lä­re Dysfunktion”/TMD). Das kön­nen chro­ni­sche Kopf­schmer­zen, Migrä­ne, Tin­ni­tus, Schwin­del, Herz­rhyth­mus­stö­run­gen, Brust­schmer­zen, Schluck­be­schwer­den, Schlaf­pro­ble­me und ande­res mehr sein. Die ein­fühl­sa­me manu­el­le Unter­su­chung von Kopf und Kau­ap­pa­rat zeigt bei vie­len Pati­en­ten rasch die eigent­li­chen Ursa­chen ihrer chro­ni­schen Beschwer­den im Kau­ap­pa­rat. Manch­mal rei­chen dann ein­fachs­te Kor­rek­tu­ren an den Zäh­nen oder indi­vi­du­el­le Auf­biss­schie­nen aus, um die Beschwer­den bald zu been­den. Aus natur­me­di­zi­ni­scher Sicht beein­dru­ckend ist die Rück­kehr vie­ler sehr mecha­nis­tisch aus­ge­bil­de­ter Zahn­me­di­zi­ner zu der ursprüng­lichs­ten aller ärzt­li­chen Tätig­kei­ten – der Be-Han­d­­lung, also zu dem Ein­satz der eige­nen Sin­ne und Hän­de bei der The­ra­pie ihrer Patienten.

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, MIH

Seit­dem die Kari­es bei Kin­dern all­mäh­lich zurück­ge­gan­gen ist, brei­ten­sich fast epi­de­misch die soge­nann­ten “Kreidezähne”(Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, MIH) in Deutsch­land aus. Jedes­zehn­te Kind ist betrof­fen [1], mache Fach­ge­sell­schaf­ten spre­chen sogar­von 30 Pro­zent und nen­nen die MIH eine “neue Volks­krank­heit” [2]. Die­be­trof­fe­nen Zäh­ne ver­än­dern ihre Far­be (von klei­nen creme­far­be­nen über­grö­ßer wer­den­de brau­ne und gelb-brau­­ne bis hin zu gro­ßen gel­b­­lich-brau­­nen Area­len im gesam­ten Zahn­be­reich. Zudem ist der Schmelz­die­ser Zäh­ne wei­cher und porö­ser. Das führt häu­fig zum Abplat­zen der­be­trof­fe­nen Area­le schon früh beim Zahn­durch­bruch. MIH-Zäh­­ne sin­doft­mals stark tem­­pe­ra­­tur- und berüh­rungs­emp­find­lich. Dadurch wer­den­all­täg­li­che Akti­vi­tä­ten wie Zäh­ne­put­zen oder Essen und Trin­ken­schmerz­haft. Dies führt auch dazu, dass MIH-Zäh­­ne deut­lich­ka­ri­es­an­fäl­li­ger sind als gesun­de Zäh­ne und meist schon früh­zei­tig­zahn­ärzt­lich behan­delt wer­den müs­sen. Die Ursa­che ist bis heu­te ein­Rät­sel, auch für die meis­ten Natur­me­di­zi­ner. Ange­schul­digt wer­den­all­ge­gen­wär­ti­ge Kunst­­­stoff-Weich­­ma­cher (Bis­phe­no­le), Antibiotika,Erkrankungen oder Vital­stoff­man­gel. Da es kei­ne Vor­beu­gung der Seu­che­gibt, beschränkt sich die Behand­lung der­zeit auf Repa­ra­tur von­Zahn­schä­den oder sogar das Zie­hen von Zäh­nen. Bei Erwach­se­nen hilft auch die Über­kro­nung betrof­fe­ner Zähne.

Quel­len:
[1] Petrou MA, Gira­ki M, Bis­sar AR, Wem­pe C, Schä­fer M, Schiff­ner U,Beikler T, Schul­te AG, Spli­eth CH: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation(MIH): Prä­va­lenz und The­ra­pie­be­darf in Deutsch­land. Dtsch Zahn­ärztl Z.2014;69:647–50 (direk­ter Link).
[2] Pres­se­kon­fe­renz “Deut­sche Gesell­schaft für Präventivzahnmedizin”(DGPZM): Neue Volks­krank­heit: MIH hat Kari­es in bestimm­ten Alters­grup­pen­schon über­holt. Ber­lin, 24. Mai 2018 (direk­ter Link).

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