Fenchelöl, das durch Destillation mit Wasser aus Lützener (sächsischem), galizischem, mährischem, rumänischem Fenchelsamen gewonnene ätherische Ö (Ausbeute etwa 5 Proz.), ist farblos oder gelblich, riecht aromatisch, schmeckt zuerst bitter, kampferartig, dann süßlich gewürzhaft, spez. Gew. 0,965–0,975, löst sich in gleichen Teilen Alkohol von 90 Proz., wenig in Wasser, erstarrt bei 3–6°. Es besteht aus Anethol (50–60 Proz.), Pinen, Dipenten und bitter, kampferartig schmeckendem Fenchon C10H16O. Es dient zu Likören, Seifenparfüms, als blähungtreibendes Mittel und zur Beförderung der Milchabsonderung. Das bei der Destillation von Fenchelsamen mit Wasser erhaltene wässerige Destillat, Fenchelwasser (30 Teile von 1 Teil Samen), enthält wenig F. gelöst und wird als Augenwasser benutzt. Das Römershausensche Augenwasser besteht im wesentlichen aus einem an ätherischem Ö reichen, mit Wasser verdünntem Auszug von Fenchelsamen. Die Destillationsrückstände enthalten getrocknet 14–22 Proz. Protein und 12–18,5 Proz. Fett. Das Ö der in Südfrankreich angebauten Varietät des Fenchels (süßer, römischer Fenchel) enthält viel Anethol, kein Fenchon, ebenso das Ö des makedonischen Fenchels, das an Kohlenwasserstoffen Phellandren und Limonen enthält. Das Ö des wild wachsenden Bitterfenchels enthält hauptsächlich Phellandren und kein oder sehr wenig Anethol.
Quelle
Meyers Großes Konversations-Lexikon (Sechste Auflage). Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit mehr als 16,800 Abbildungen im Text und auf über 1500 Bildertafeln, Karten und Plänen sowie 160 Textbeilagen. Leipzig und Wien: Bibliographisches Institut, 1905–1909 (Infos).