Foeniculum L.

Foe­ni­cu­lum L. (Fen­chel), Gat­tung der Umbel­li­fe­ren, ein- oder mehr­jäh­ri­ge, kah­le Kräu­ter mit gestreif­tem, ästi­gem Sten­gel, mehr­fach fie­der­tei­li­gen Blät­tern mit faden- oder bors­ten­för­mi­gen Zip­feln, hül­len­lo­sen Dol­den und Döld­chen, gel­ben Blü­ten und läng­li­chen, im Quer­schnitt fast kreis­run­den Früch­ten; drei bis vier Arten. Der gemei­ne F. (F. vul­ga­re Hill., F. capil­lace­um Gilib., F. offi­ci­na­le All.) ist aus­dau­ernd, hat einen 1–2 m hohen, zart gerill­ten, bereis­ten Sten­gel, drei- und mehr­fach spar­rig geteil­te Blät­ter und läng­lich-eiför­mi­ge, 8 mm lan­ge, bräun­li­che, grün­lich­gelb längs­strei­fi­ge Früch­te, wächst von den Azo­ren bis Kur­di­stan und Per­si­en, von Nord­afri­ka bis Ungarn und wird bei Nimes, in Gali­zi­en, Rumä­ni­en, Indi­en, Chi­na, Japan, bei uns in Sach­sen (zwi­schen Wei­ßen­fels und Lüt­zen), Fran­ken, Würt­tem­berg, auch in Böh­men, Mäh­ren, Polen kul­ti­viert. F. gedeiht am bes­ten auf fri­schem, leich­tem Mit­tel­bo­den in son­ni­ger Lage und ist sehr emp­find­lich gegen Frost. Man zieht in Süd­deutsch­land die jun­gen Pflan­zen auf Pflanz­bee­ten, ver­setzt sie im Juli, behan­delt sie wie Küm­mel und schnei­det sie im Herbs­te. Die Wur­zeln wer­den in käl­tern Gegen­den für den Win­ter gedeckt. In Mit­tel- und Nord­deutsch­land über­win­tert man die Wur­zeln in einer Gru­be zwi­schen Sand und ver­pflanzt sie im zwei­ten Jahr im Abstand von 30–35 cm. Die her­an­wach­sen­den Pflan­zen wer­den behackt und behäu­felt. Der Same ist zwei- bis drei­mal zu ern­ten, zuerst an den Hauptsten­geln, dann an den Ästen, indem man die rei­sen Dol­den sam­melt und schließ­lich die Sten­gel mit der Sichel abschnei­det, Man ern­tet von einem Hekt­ar 48 kg Samen und 96 kg Sten­gel. Letz­te­re wer­den gebrüht Rin­dern und Scha­fen als Fut­ter gege­ben. Der Same behält sei­ne Keim­fä­hig­keit zwei Jah­re. Er schmeckt süß gewür­zig, anis­ar­tig, riecht ange­nehm aro­ma­tisch und ent­hält viel äthe­ri­sches Ö. Er regt den Appe­tit etwas an und wird als blä­hung­trei­ben­des und beson­ders als Haus­mit­tel zur Beför­de­rung der Milch­ab­son­de­rung (mit sehr zwei­fel­haf­tem Erfolg) ange­wen­det. In Tirol u. Thü­rin­gen bäckt man F. in Brot. Man berei­tet aus dem Samen äthe­ri­sches Ö und das Fen­chel­was­ser. Römi­scher Fen­chel von F. dul­ce D. C., eine Varie­tät des vori­gen, in Süd­frank­reich, Ita­li­en, Mal­ta, ist 12 mm lang und oft stark gekrümmt, schmeckt etwas süßer und mil­der, wirkt aber wie unser Fen­chel. Sei­ne jun­gen, süßen Wur­zel­trie­be wer­den geges­sen. Die Früch­te des bei­ßen­den Fen­chels (F. pipe­r­itum Sweet.), von Kre­ta bis Assy­ri­en, sind scharf gewürz­haft, fast bei­ßend (Esels­fen­chel) und wer­den in Süd­ita­li­en als Gewürz benutzt. Fen­chel war Chi­ne­sen, Indern und Ägyp­tern wohl als Küchen­ge­würz bekannt, Dio­sko­ri­des gedenkt des als Zuspei­se die­nen­den Krau­tes und der Früch­te; bei uns fand er Ver­brei­tung durch die Ver­ord­nun­gen Karls d. Gr. und wur­de im Mit­tel­al­ter mehr geschätzt als Anis. Der Was­ser­fen­chel gehört der Gat­tung Oen­an­the an.

Quel­le
Mey­ers Gro­ßes Kon­­­ver­­­sa­­ti­ons-Lexi­­kon (Sechs­te Auf­la­ge). Ein Nach­schla­ge­werk des all­ge­mei­nen Wis­sens. Sechs­te, gänz­lich neu­be­ar­bei­te­te und ver­mehr­te Auf­la­ge. Mit mehr als 16,800 Abbil­dun­gen im Text und auf über 1500 Bil­der­ta­feln, Kar­ten und Plä­nen sowie 160 Text­bei­la­gen. Leip­zig und Wien: Biblio­gra­phi­sches Insti­tut, 1905–1909 (Infos).

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