Ger­hard Mad­aus: Lehr­buch der bio­lo­gi­schen Heil­mit­tel. Ver­lag Georg Thie­me, Leip­zig, 1938
(Ori­gi­nal, voll­stän­dig erhal­ten) – bei eBay zu ver­kau­fenRezen­si­on 1938, Archiv der Pharmazie

Bellis perennis – Seite 2 von 4 – Monographie Madaus

Lehr­buch der bio­lo­gi­schen Heilmittel
Mono­gra­phie Bel­lis peren­nis (Sei­te 2 von 4)
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Botanisches:

Die klei­ne, in Euro­pa und Asi­en ein­hei­mi­sche, in Nord­ame­ri­ka und auf Neu­see­land ein­ge­bür­ger­te, bis 15 cm hohe, aus­dau­ern­de Pflan­ze besitzt einen rasen­bil­den­den Wur­zel­stock und spa­tel­för­mi­ge, zu einer grund­stän­di­gen Rosette ver­ei­nig­te Laub­blät­ter. Die ein­zel­ste­hen­den Blü­ten­köp­fe tra­gen zwit­te­ri­ge, gel­be, röh­ren­för­mi­ge Schei­ben­blü­ten und wei­ße, an der Spit­ze oft röt­li­che, zun­gen­för­mi­ge weib­li­che Strah­len­blü­ten. Mit der Son­ne dreht sich das Blü­ten­köpf­chen im Tages­ver­lauf von Ost nach West. Ihre Frücht­chen kei­men nach Kin­zel im Dunk­len etwas bes­ser als im Licht. Die Pflan­ze bevor­zugt als Stand­ort frisch gebrann­te Wald­stel­len und Koh­len­mei­ler. Sie blüht das gan­ze Jahr hindurch.

Geschichtliches und Allgemeines:

Das Gän­se­blüm­chen war in der nór­di­schen Mytho­lo­gie der Göt­tin des Früh­lings und der Auf­er­ste­hung, der Ost­ara, geweiht und wur­de spä­ter im christ­li­chen Zeit­al­ter der Jung­frau Maria, aus deren Trä­nen es auf der Flucht nach Ägyp­ten ent­spros­sen sein soll, zuge­spro­chen. Im Mit­tel­al­ter war es ein belieb­tes Heil­mit­tel. L. Fuchs (1543) emp­fiehlt das “klei­ne Maß­li­eb­chen” als Wund­mit­tel und bei Poda­gra, Hüft­weh und Kropf. Nach Loni­ce­rus soll man, um zuzu­neh­men, die Blü­ten der Blu­me nüch­tern essen. Das Maß­li­eb­chen­was­ser rege die Eßlust an, sei gut für die Leber und gegen Fie­ber. Auch nennt er es als Mit­tel für Wun­den und Kno­chen­brü­che; vgl. auch Wir­kung. Die übri­gen Kräu­ter­bü­cher des Mit­tel­al­ters brin­gen ähn­li­che Anwendungsweisen.
Eine Zeit­lang galt das Gän­se­blüm­chen in Deutsch­land für schäd­lich, wahr­schein­lich weil es als Frucht­ab­trei­bungs­mit­tel ver­wen­det wur­de, und soll­te nach einer Ver­ord­nung von 1793 gänz­lich aus­ge­rot­tet wer­den. – Die jun­gen Blät­ter kön­nen im Früh­jahr als Kräu­ter­sa­lat geges­sen werden.