Ger­hard Mad­aus: Lehr­buch der bio­lo­gi­schen Heil­mit­tel. Ver­lag Georg Thie­me, Leip­zig, 1938
(Ori­gi­nal, voll­stän­dig erhal­ten) – bei eBay zu ver­kau­fenRezen­si­on 1938, Archiv der Pharmazie

Santalum album – Seite 3 von 4 – Monographie Madaus

Lehr­buch der bio­lo­gi­schen Heilmittel
Mono­gra­phie San­talum album (Sei­te 3 von 4)
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Wirkung

Schon Para­cel­sus1 erwähnt die heil­kräf­ti­ge Wir­kung des Sandelholzes,
das von Loni­ce­rus2 als “alle Flüs­se stop­fend”, herz‑, magen- und leber­stär­kend, blut­rei­ni­gend, durst- und hit­ze­wid­rig beschrie­ben wird.
Tho­mas John­son3 rühmt sei­ne Wir­kung gegen Ent­zün­dun­gen, Migrä­ne und Herzstörungen.
Nach v. Hal­ler4 – der per­sön­lich nicht viel von der Wirk­sam­keit des San­del­hol­zes hält – wird es als leber­eröff­nen­des und küh­len­des Mit­tel verabreicht.
Als völ­lig unwirk­sam wird das Wei­ße San­del­holz von Hecker5 bezeich­net, der das Gel­be zu den schwa­chen aro­ma­tisch-bit­te­ren Sub­stan­zen rechnet.
Ihnen allen ist die Anwen­dung gegen Gonor­rhöe noch unbe­kannt. Erst nach der Ein­füh­rung des San­del­öles (um 1850) in den euro­päi­schen Heil­mit­tel­schatz taucht die Indi­ka­ti­on Gonor­rhöe auf, und Kobert6 sah Heil­erfol­ge durch San­del­öl bei Pati­en­ten, die die ande­ren Bal­sa­mi­ka ver­geb­lich genom­men hat­ten; er nennt es auch bei Cys­ti­tis recht empfehlenswert.
In der ame­ri­ka­ni­schen Medi­zin fin­det es bei chro­ni­scher Bron­chi­tis und Gonor­rhöe Anwen­dung7.
Die­ses äthe­ri­sche Öl mit dem Haupt­be­stand­teil San­ta­lol (einem Alko­hol) ist zu 2–6% im Wei­ßen San­del­holz ent­hal­ten8. Es greift die Nie­ren an9 und ver­ur­sacht gas­troen­teri­ti­sche Erschei­nun­gen und Haut­aus­schlä­ge10.
So beob­ach­te­te Jul­li­en11 ein schmerz­haft jucken­des Ery­the­ma urti­ca­tum, Let­zel12 star­kes Durst­ge­fühl und Ruc­tus. Auch Druck und Bren­nen im Magen, Dys­pep­sie, Diar­rhöe, schmerz­haf­tes Uri­nie­ren, sogar Häma­tu­rie kön­nen auf­tre­ten13.
San­del­öl wirkt diure­tisch, setzt aber gesun­de Nie­ren vor­aus, weil sonst aku­te paren­chy­ma­tö­se Nephri­tis ent­ste­hen kann14.
Das Wachs­tum von Strep­to­kok­ken wird durch San­del­holz­öl gehemmt15; auch bei Sta­phy­lo­kok­ken­in­fek­ti­on ist es wirk­sam16.
Die Heil­kraft bei Gonor­rhöe soll auf einer Beschrän­kung des Aus­flus­ses und einer Mil­de­rung der Schmerz­haf­tig­keit der Ure­thra beru­hen17 (infol­ge Ruhig­stel­lung der glat­ten Mus­ku­la­tur der Harn­we­ge18, auch wird die Schleim­haut fort­wäh­rend in dem durch San­talum anti­sep­tisch gemach­ten Urin geba­det19.
In Indi­en wird das gepul­ver­te Holz häu­fig als Kata­plas­ma bei Ent­zün­dun­gen und Haut­krank­hei­ten gebraucht20.
Klop­pen­burg-Vers­teegh21 gibt auch noch ver­schie­de­ne Anwen­dun­gen für San­talum album in Indi­en an. Außer bei vene­ri­schen Krank­hei­ten wird es inner­lich haupt­säch­lich bei Ruhr, Darm­ent­zün­dun­gen, hef­ti­gen Durch­fäl­len mit Abgang von Schleim­haut­fet­zen und ‑häut­chen ange­wandt. Bei die­sen Krank­hei­ten gilt es als eins der wich­tigs­ten Heil­mit­tel. Wei­ter setzt der Ein­ge­bo­re­ne den Ziga­ret­ten Holz­schnitz­chen von San­talum album zu und gebraucht die­se als Asth­ma­zi­ga­ret­ten. Die Ein­ge­bo­re­nen Javas waschen die Lei­chen mit einer Tee­ab­ko­chung von San­talum album.