Pflanzliche Aphrodisiaka: Mit “Phytos” gegen sexuelle Störungen

Sexu­el­le Stö­run­gen stel­len – trotz aller Frei­heit im Umgang mit dem The­ma “Sex” – heu­te nach wie vor ein gesell­schaft­li­ches Tabu­the­ma dar. Vor allem natür­lich für die­je­ni­gen, die davon betrof­fen sind. Und das sind mehr, als man den­ken mag: etwa ein Drit­tel aller Män­ner lei­den unter einer vor­zei­ti­gen Eja­ku­la­ti­on oder Erek­ti­ons­pro­ble­men, 30 – 50 Pro­zent aller Frau­en kla­gen über Schei­den­tro­cken­heit und Schmer­zen beim Geschlechtsverkehr.

Die Pflan­zen­heil­kun­de hat dazu eini­ges zu bie­ten. Hier eini­ge kur­ze Steck­brie­fe von den Pflan­zen, die in der Volks­heil­kun­de und Erfah­rungs­me­di­zin zur Behand­lung von Sexu­al­stö­run­gen zum Ein­satz gebracht werden.

Beispiel Nr. 1: Turnera diffusa, die Blätter der Damianapflanze

Tur­ne­ra dif­fu­sa wur­de schon vor hun­der­ten von Jah­ren von mexi­ka­ni­schen India­ner­stäm­men als Aphro­di­sia­kum genutzt. Die Blät­ter die­ser fremd­län­di­schen Pflan­ze – die von den India­nern ent­we­der als Tee auf­ge­brüht oder wie Tabak geraucht wur­den – ent­hal­ten neben äthe­ri­schen Ölen auch Bit­ter- und Gerb­stof­fe. Eine kla­re Zuord­nung der anre­gen­den, libi­do-stei­gern­den Wirk­sam­keit der Pflan­ze zu einem bestimm­ten Wirk­stoff war bis­her noch nicht mög­lich. In Deutsch­land fin­det Tur­ne­ra vor allem als Homöo­pa­thi­kum sei­ne Anwendung.

Wie jetzt in einer mul­ti­zen­tri­schen Pra­xis­stu­die gezeigt wur­de, kön­nen ver­schie­dens­ter sexu­el­le Stö­run­gen mit einer homöo­pa­thi­schen Zube­rei­tung von Tume­ra dif­fu­sa nor­ma­li­siert wer­den. Die Wirk­sam­keit des Homöo­pa­thi­kums wur­de von rund 99 Pro­zent der Ver­suchs­per­so­nen als “sehr gut” oder “gut” bezeich­net. Nach einem Behand­lungs­zeit­raum über zwei Mona­te ver­bes­ser­te sich signi­fi­kant die sexu­el­le Erleb­nis­fä­hig­keit der Teil­neh­mer. Das Ver­lan­gen und die Akti­vi­tät nah­men zu. Unter­schied­li­che Wir­kun­gen bei Män­nern oder Frau­en wur­den nicht beob­ach­tet: Das als Trop­fen und Tablet­ten erhält­li­che Homöo­pha­ti­kum ist bei bei­den Geschlech­tern glei­cher­ma­ßen hilf­reich. [1]

Beispiel Nr. 2: Yohimbin

Yohim­bin ist der Haupt­wirk­stoff (ein Alka­lo­id) eines in West­afri­ka und im Kon­go behei­ma­te­ten Bau­mes: des Yohim­be­bau­mes, Paus­i­nys­ta­lia yohim­ba (K. Schum.) Pierre. Das wei­ße Pul­ver, das aus der getrock­ne­ten Stamm- und Zweig­rin­de gewon­nen wird (es ent­hält Yohim­bin­hy­dro­chlo­rid), führt zu einer star­ken Gefäß­er­wei­te­rung und somit zu einer bes­se­ren Durch­blu­tung aller Orga­ne – ins­be­son­de­re im Lendenbereich.

Die Wirk­sam­keit von Yohim­bin ist nach wie vor umstrit­ten. Als uner­wünsch­te Neben­wir­kun­gen nach Ein­nah­me von Yohim­bin wur­den beschrie­ben: Schweiß­aus­brü­che, Schwin­del, Herz­klop­fen und Blutdrucksenkung.

Nicht ver­wen­det wer­den soll­te Yohim­bin bei: Erkran­kun­gen der Nie­re oder Leber; Hypo­to­nie und chro­ni­schen Herz­krank­hei­ten [2]

Beispiel 3: Die Ginsengwurzel

Panax Gings­eng C.A.Mey ist eine in Asi­en weit ver­brei­te­te Arz­nei­pflan­ze mit einer sehr alten Tra­di­ti­on. Sie gehört eigent­lich in die Grup­pe der pflanz­li­chen Toni­ka und Ger­ia­tri­ka, also der Mit­tel, die zu einer all­ge­mei­nen Leis­tungs­stei­ge­rung bei­tra­gen und vor­zei­ti­gen Alte­rungs­pro­zes­sen ent­ge­gen wir­ken sol­len. Dar­über hin­aus hat sich der Gin­seng aber auch als (heim­li­ches) Aphro­di­sia­kum eta­bliert – ver­mut­lich aus dem ein­fa­chen Grund: wenn die Leis­tungs­fä­hig­keit steigt, fühlt man sich vita­ler und damit auch potenter.

Dass die Leis­tungs­fä­hig­keit durch Gin­seng gestei­gert wer­den kann, geht auf eine Rei­he von gut unter­such­ten Inhalts­stof­fen zurück, dar­un­ter die sog. Gin­se­no­si­de. Außer­dem ist Gin­seng reich an essen­ti­el­len Ami­no­säu­ren, Mine­ral­stof­fen und Spurenelementen.

Hin­weis: Abhän­gig von der Art der Dro­gen­ver­ar­bei­tung nach der Ern­te unter­schei­det man Wei­ßen und Roten Gin­seng (es han­delt sich also nicht um zwei ver­schie­de­ne Species!):

Bei dem Wei­ßen Gin­seng wer­den die Wur­zeln frisch geern­tet, gewa­schen und in der Son­ne getrock­net. Beim Roten Gin­seng hin­ge­gen wer­den die Wur­zeln unmit­tel­bar nach der Ern­te – nach einem uralten Kon­ser­vie­rungs­ver­fah­ren – über zwei bis drei Stun­den mit hei­ßen Was­ser­dampf (120 – 130 grad) behan­delt und dann erst getrock­net. Durch die­se Pro­ze­dur erhal­ten die Wur­zeln ihr gla­sig, röt­li­ches Aussehen.

In Euro­pa wird Roter Gin­seng ent­we­der als Spis­su­mex­trakt (eine Art Sirup) oder als Tee ange­bo­ten. Wei­ßer Gin­seng ist in dem meis­ten Fäl­len in Form von Kap­seln, Dra­gees oder als Toni­kum (in Alko­hol gelöst) erhält­lich. [3]

Autor
• Rai­ner H. Buben­zer, Ber­li­ner Medi­zin­re­dak­ti­on – Medi­zin und Medi­en, Dezem­ber 2012.
Quel­len
1. Ver­bes­se­rung der sexu­el­len Erleb­nis­fä­hig­keit durch Tur­ne­ra dif­fu­sa, Der Baye­ri­sche Inter­nist, 5/​​01, 2001.
2. Stein­eg­ger, R. Hän­sel, Lehr­buch der Phar­ma­ko­lo­gie und Phy­to­phar­ma­zie, Sprin­­ger-Ver­­lag, Hei­del­berg, 1988.
3. Stein­eg­ger, R. Hän­sel, Lehr­buch der Phar­ma­ko­lo­gie und Phy­to­phar­ma­zie, Sprin­­ger-Ver­­lag, Hei­del­berg, 1988
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