Badkrautliebstöckel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Bad­kraut­lieb­stö­ckel, Ligusti­cum levi­sti­cum L. [Zornpl. med. T. 233.] mit viel­fa­chen Blät­tern, deren Blätt­chen gegen die Spit­ze zu ein­ge­schnit­ten sind; die­se bis sie­ben Schuh hohe Pflan­ze mit mehr­jäh­ri­ger Wur­zel ist auf Ita­li­ens und Frank­reichs Gebir­gen zu Hau­se, und trägt ihre dol­den­för­mi­ge Blu­me im Brach- und Heu­mo­na­te in unsern Gär­ten. Die gan­ze Pflan­ze ent­hält einen dem Panax­gum­mi ähn­li­chen Milchsaft.

Die Wur­zel (rad. levist.) ist einen Fuß lang, eines Dau­mens dick, in dicke Fasern zert­heilt, von aus­sen gelb oder gelb­braun, inwen­dig flei­schig und weiß, von schärf­li­chem, gewürz­haft hit­zi­gem, süß­li­chem Geschma­cke, und von beson­dern durch­drin­gend star­kem, eini­gen Per­so­nen lieb­li­chem, für And­re wid­ri­gem Geru­che. Sie ist einer der kräf­tigs­ten Thei­le der Pflan­ze, und am meis­ten mit dem gel­ben gum­mi­har­zi­gen Milch­saf­te ange­füllt. Sie hat 1/​123 an gel­ben äthe­ri­schem Oele gege­ben. Man sam­melt sie im Mai.

Am bewie­sen­sten ist es, daß sie anthys­te­ri­sche Tugen­den in ziem­lich hohem Gra­de besitzt, und im feuch­ten Asth­ma Diens­te leis­ten kann. Der hit­zi­gen Beschaf­fen­heit ihres äthe­ri­schen Oels wegen kann sie wohl zuwei­len die Monat­zeit wie­der her­ge­stellt, Blä­hungs­ko­li­ken ver­trie­ben und den Harn­ab­gang ver­stärkt haben, es gehört aber mehr Aus­wahl der Fäl­le dazu, sie hier­in zu gebrau­chen, als die unbe­stimm­ten Lob­sprü­che der Alten vor­aus zu set­zen schei­nen. Gegen Roth­lauf hat man sie als Räu­che­rung gebraucht.

Die gro­ßen, dun­kel­grü­nen Blät­ter (fol. levist.) sind von ähn­li­chem Geru­che, Geschma­cke und Kräf­ten, nur schwä­cher. Man braucht sie als Dampf­bad zur Erre­gung des Monat­flus­ses. Sie wer­den im Som­mer gesammelt.

Ehe­dem bewahr­te man die gros­sen, gefurch­ten, hoh­len Sten­gel (cau­les cavi ligusti­ci, Lieb­stö­ckel­röh­ren) auf, durch wel­che der gemei­ne Mann sei­ne Geträn­ke sog, um sich in Hals­weh, Hus­ten und Eng­brüs­tig­keit Erleich­te­rung zu verschaffen.

Die im August rei­fen­den Samen (sem. levist.) sind noch kräf­ti­ger und von noch hef­ti­germ Geru­che und Geschma­cke als die Wur­zel. Aus­ser den der gan­zen Pflan­ze eigent­hüm­li­chen Tugen­den hat man auch wurm­trei­ben­de Eigen­schaf­ten von ihr wahr­ge­nom­men. Sie sind etwas groß, von der einen Sei­te platt, geflü­gelt, eirund läng­licht, mit fünf erhab­nen Strei­fen gezeich­net, und haben ein spit­zi­ges Knöpf­chen am Ende.