Benzoestorax

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Ben­zoes­to­rax, Styrax ben­zo­in Murr. [Dryan-der phi­los. trans. Vol. 77. Tab. 12.] mit läng­lich­ten zuge­spitz­ten, auf der untern Sei­te fil­zi­gen Blät­tern und zusam­men­ge­setz­ten, den Blät­tern an Län­ge gleich kom­men­den Trau­ben, ein auf der Insel Suma­tra häu­fig wach­sen­der Baum, aus wel­chem das Ben­zoeharz nach vor­gän­gi­gen Ein­schnit­ten in den Stamm, wo die Aes­te ent­ste­hen, her­aus fließt. Jeder Baum gie­bt etwa drei Pfund.

Die Ben­zoe (gum­mi ben­zoes) kömmt in gro­ßen Stü­cken zu uns, an deren Ober­flä­che man noch die Ein­drü­cke der Rohr­mat­ten bemerkt. Sie ist ein trock-nes, har­tes, leicht zwi­schen den Hän­den zer­brech­li­ches Harz von bräun­lich rother, ins Grün­li­che fal­len­der Far­be, wel­ches inwen­dig mit hel­lern und dunk­lern Fle­cken und Stück­chen durch­webt, durch­schei­nend von süß­lich­tem, har­zig bal­sa­mi­schem Geschma­cke, und vor sich von gerin­gem, gerie­ben aber, oder ange­zün­det, von durch­drin­gend ange­neh­men, bal­sa­mi­schem Geru­che ist. Wenn die Ben­zoe recht schön und mit weiß­lich­ten durch­schei­nen­den Fle­cken und Kör­nern durch­webt ist, wel­che wie zer­broch­ne Man­deln aus­se­hen, so nennt man sie ben­zoe amyg­da­lo­ides. Die gro­ßen, weni­ger durch­sich­ti­gen, unrei­nen Stü­cke wer­den unrei­ne Ben­zoe (ben­zoe in sor­tis) genannt.

Sie schmilzt in der Hit­ze, und legt Blu­men von sau­rer Natur in der Nähe an.

Die Ben­zoe löset sich geschwind im Aether und fast farbelos auf. Der Wein­geist löset sie gänz­lich zu einer Essenz von gelb­röth­li­cher Far­be, von schärf­li­chem, süß­li­chem und gelind bal­sa­mi­schem Ge-schma­cke auf, wel­che hin­zu­ge­gos­se­nes Was­ser milch­far­big trübt – und so das bekann­te Schön­heits­mit­tel die Jung­fer­milch (lac vir­gi­nis) bil­det. Weder in destil­lir­ten, noch aus­ge­preß­ten Oelen wird etwas aufgelöst.

Mit Was­ser ohne Sie­de­hit­ze diger­irt, wird dar­aus zwar kein Harz, aber doch der größ­te Theil des dar­in befind­li­chen sau­ren Sal­zes, nach Lewis 1/​10 bis 1/​8 der dazu genom­me­nen Ben­zoe aus­ge­zo­gen, auch bei der Destil­la­ti­on die­ses Har­zes mit Was­ser gehet die­ses sau­re Salz mit dem Was­ser, doch nur zum Theil über, ohne Beglei­tung des äthe­ri­schen Oels der Ben­zoe, wel­ches bei die­ser Hit­ze noch nicht auf­stei­gen kann. Der Rest kann des­halb in bei­den Fäl­len noch zu Räu­cher­pul­vern genutzt wer­den, wel­ches bei den andern Abschei­dungs­ar­ten nicht so gut angeht.

Die­ses sau­re Salz wird Ben­zoe­blu­men (flor. ben-zoes) genannt, weil man es gewöhn­lich durch eine Art Sub­li­ma­ti­on aus dem Ben­zoehar­ze schei­det, und zwar auf ver­schied­ne Art. Am ältes­ten ist die Vor­rich­tung, daß man die grob gepül­ver­te Ben­zoe in einen im Sand­ba­de ste­hen­den Topf schüt­tet, und eine hohe, kegel­för­mi­ge Papier­dü­te (am bes­ten von dich­tem, wei­ßem Schreib­pa­pie­re) der­ge­stalt dar­über stürzt, daß der wei­te Theil der­sel­ben über den obern Theil des Topfs noch etwas her­ab­stei­ge, und hier an den­sel­ben rings­um ange­bun­den wer­de. Man gie­bt anfangs jäh-lin­ges Feu­er, bis die Ben­zoe zu schmel­zen anfan­gen will; dann ver­min­dert man es schnell um etwas, und erhält es so mäsig, daß zwar die Blu­men bis zu Ende auf­zu­stei­gen fort­fah­ren, aber nur wenig von dem Oele mit in die Höhe gehe. Nach andert­halb Stun­den nimmt man den Papier­ke­gel ab, wel­cher inwen­dig mit weiß­li­chen glän­zend spie­si­gen Krystal­len, den Ben-zoe­blu­men, ange­fül­let ist. Man bin­det einen neu­en Papier­ke­gel dar­über, und wie­der­holt dieß so oft, bis kei­ne Blu­men mehr auf­stei­gen wol­len, oder die bei er-höhe­tem Feu­er noch auf­stei­gen­den gelb oder bräun­lich sind.

Auf glei­che Wei­se erhält man dieß Salz (eilf bis zwölf Quent­chen aus dem Pfun­de), wenn man nach Bau­me’ das Ben­zoe­pul­ver in einer nicht all­zu tie­fen Scha­le aus­brei­tet, und in eine dar­über gestürz­te Scha­le (an den Fugen ver­klebt) das Salz aus dem Sand­ba­de destil­lirt; und eben so gut, wenn man den Boden eines Topfs (nach Ber­gi­us) damit anfüllt, einen andern Topf dar­über stürzt, die Fuge ver­klebt, und bei gemä­sig­tem Feu­er sublimirt.

Selbst die trock­ne Destil­la­ti­on der Ben­zoe aus einer Retor­te bei gelin­dem Feu­er ist hie­von eben nicht ver­schie­den. Man nimmt, wenn das Oel über­zu­stei­gen beginnt, die wachs­ähn­li­che gel­be Salz­mas­se aus dem Retor­ten­hal­se und der Vor­la­ge, löset sie in kochen­dem Was­ser auf, fil­trirt sie, und läßt das Salz zu na-del­för­mi­gen Krystal­len im Kal­ten anschießen.

Aber ver­schie­den hie­von ist Schee­lens Erfin­dung, (wodurch man wenigs­tens eben so viel und ein viel wei­ße­res und rein­li­che­res Salz erhält,) wenn man ein aus vier Unzen frisch gelösch­tem Kal­ke mit acht bis neun Pfund Was­ser berei­te­tes Kalk­was­ser all­mäh­lig unter ein Pfund fein gepül­ver­te Ben­zoe rührt, das Gemisch unter ste­tem Umrüh­ren eine hal­be Stun­de gelind kochen läßt, die Lau­ge eine Stun­de hin­setzt, das Kla­re abgießt, und den Rest noch mit acht Pfun­den Was­ser kocht, das Kla­re dann zu dem vori­gen gießt, und den Rest auf dem Sei­he­pa­pie­re noch mit hei­ßem Was­ser aus­süßt. Dann kocht man die ver­misch­ten kla­ren Lau­gen bis auf zwei Pfund ein, seiht sie durch, und tröp­felt in einem Kol­ben so lan­ge Salz­säu­re hin­zu, bis die Flüs­sig­keit sau­er schmeckt. Das hier von der Kalk­er­de geschied­ne Ben­zoe­salz fällt zu Boden, und man läßt es nach eini­gem Abwa­schen mit Was­ser zum Gebrau­che trock­nen. Will man hier die pul­verich­te Gestalt des Ben­zoe­sal­zes in die spie­sich­te der Blu­men umän­dern, so löset man es in kochen­dem Was­ser auf, und läßt es nach vor­gän­gi­ger Durch­sei­hung im Kal­ten anschie­ßen. So erhält man 12 bis 14 Quent­chen des­sel­ben aus dem Pfun­de Benzoe.

Die­ses durch Nie­der­schlag ver­fer­tig­te Salz ist von Oelt­hei­len ziem­lich frei, und riecht vor sich nicht so stark, als das durch die Sub­li­ma­ti­on berei­te­te; aber letz­te­res kann durch öfte­rers Auf­lö­sen, Sub­li­mi­ren u.s.w. in einer ein­zi­gen Ope­ra­ti­on aber durch Sub­li­ma­ti­on mit glei­chen Thei­len fei­nen Koh­len­pul­vers eben so geruch­los werden.

Die Ben­zoe­blu­men sind das wesent­li­che sau­re flüch­ti­ge Salz der Ben­zoe. Es besteht aus glän­zen­den sil­ber­farb­nen, nadel­för­mi­gen Krystal­len von süß­li­chem, bal­sa­mi­schem, schärf­li­chem Geschma­cke, löset sich in 24 Thei­len sie­den­dem, bei 50° Fah­renh. aber in 500 Thei­len Was­ser, dage­gen aber im Wein­geis­te, selbst in der Käl­te leicht auf, und bil­det mit Lau­gen­sal­zen, süß­licht schme­cken­de, meist spie­si­ge Krystal­len besond­rer neu­tral­sal­zi­ger Art. Es geht in der Hit­ze unter wei­ßen, Nie­sen und Hus­ten erre­gen­den Dämp­fen fort, ent­zün­det sich an der Flam­me, und brennt ohne Rück­stand ab.

Die Blu­men wer­den zu 6 bis 15 Gran in der schlei­mi­gen Eng­brüs­tig­keit inner­lich ver­ord­net. Auch etwas krampf­stil­len­des und ner­ven­stär­ken­des hat man an ihnen bemerkt.

Das bei der Destil­la­ti­on der Ben­zoe über­ge­hen­de bränz­lich­te Oel (ol. ben­zoes), wel­ches einen nicht unan­ge­neh­men Geruch besitzt, hat man ehe­dem in der schlei­mi­gen Eng­brüs­tig­keit, gegen Zahn­schmer­zen u.s.w. verordnet.

Das Ben­zoeharz selbst wird fast blos zum Wohl­ge­ruch oder als stär­ken­de und zert­hei­len­de Räu­che­rung gebraucht.

Die mit Was­ser getrüb­te Ben­zoe­tink­tur (lac vir­gi-nis) wird zum Waschen der Kup­fer­fle­cken des Gesichts gebraucht.