Bergöl

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Berg­öl (Petro­le­um, ol. petrae). Man hat des­sen ver-schied­ne Gat­tun­gen. Das wei­ße (Naph­tha petro­lei) quillt aus schwar­zen, gel­ben und wei­ßen Thon­schich-ten in Per­si­en und Medi­en (vor­züg­lich in der Nähe von Scha­ma­chin, Baku, Der­bent), auch im Her­zog-thum Mode­na und auf der Insel Suma­tra, so auch zu Balds­bronn in Loth­rin­gen. Es ist von wei­ßer, was­ser­hel­ler Far­be, die leich­tes­te unter allen tropf­ba­ren Flüs­sig­kei­ten von 0, 708 spe­zi­fi­scher Schwe­re, sehr dünn und von durch­drin­gen­dem gewürz­haf­tem Wohl-geru­che, dem des rek­ti­fi­zir­ten Bern­stein­öls nicht unähn­lich. Schon in eini­ger Ent­fer­nung ent­zün­det es sich ver­mit­telst sei­ner Dunstat­mo­sphä­re, und brennt mit bläu­li­cher Far­be und dickem Rau­che; es geht in der Destil­la­ti­on mit Was­ser unver­än­dert über, löset sich weder in Wein­geist, noch fet­ten Oelen (ohne Zusatz eines Har­zes) auf, wohl aber in äthe­ri­schen Oelen und Vitriol­äther, ver­fliegt von einem damit getränk­ten wei­ßen Papie­re geschwind, ohne eine Spur von Fle­cken übrig zu las­sen, und ver­dickt sich an der frei­en Luft, wird brau­ner von Far­be und unan­ge­neh­mer von Geru­che; dann ensteht

Das gemei­ne Berg­öl (ol. petrae, petro­le­um), wel­ches zwar nicht an inne­rer Natur, wohl aber durch die dunk­le­re Far­be, die grös­se­re Schwe­re, die Dick­lich­keit und den unan­ge­neh­mern Geruch von dem fei­nen wei­ßen Berg­öl abweicht. Die­ses gel­be, gemei­nig­lich ins roth­bräun­li­che fal­len­de Berg­öl ist häu­fi­ger anzu­tref­fen: In Par­ma, Pia­zen­za, in Mode­na, vor­züg­lich am Ber­ge Chia­ro in Dal­ma­ti­en, Sici­li­en, in Frank­reich, Schott­land, der Schweiz, und hie und da in Deutsch­land quillt es aus der Erde und zwi­schen Stein­rit­zen hervor.

An der Luft und durch die Län­ge der Zeit wird das gemei­ne Berg­öl noch dun­kel­fär­bi­ger, stin­ken­der, zäher und schwe­rer; es wird mit einem Wor­te zu dem soge­nann­ten Berg­theer (petro­le­um nigrum, Mal­tha, cedria ter­restris), den man noch häu­fi­ger als jene fei­nern Berg­öle in der Erde und in Quel­len antrift. Zur letz­tern Sor­te gehört der in Eng­land gebräuch­li­che bar­ba­di­sche Theer, und das in Frank­reich gewöhn­li­che hui­le de Gabi­an, von dem Fle­cken die­ses Namens in Langue­d­ok, wo es gefun­den wird.

Die Berg­öle sind nie häu­fig in der Arz­nei gebraucht wor­den. Das schwar­ze oder den Berg­theer, hat man als ein wurmt­öden­des Mit­tel zu eini­gen Trop­fen inner­lich ange­wen­det, und als ein Haus­mit­tel in der Lun­gen­sucht gebraucht; es ist sehr hit­zig. Es wird größ­tent­heils nur von Vieh­ärz­ten gesucht.

Das gemei­ne Berg­öl ist äus­ser­lich in wäs­se­ri­ge Geschwüls­te, in Frost­beu­len, und in para­ly­thi­sche Glie­der mit Vort­heil ein­ge­rie­ben, und inner­lich gegen Lun­gen­sucht (all­zu hit­zig!) gegen den Band­wurm, und in der Blei­ko­lik ein­ge­ge­ben wor­den. Das fei­ne, wei­ße aber ist zu sel­ten, als daß es gehö­rig in Gebrauch hät­te gezo­gen wer­den kön­nen, wie­wohl es als Ner­ven erhe­ben­de, anthys­te­ri­sche und krampf­stil­len­de Arz­nei aller­dings sehr viel verspricht.

Die häu­fi­ge Ver­fäl­schung des gel­ben und fei­nern Berg­öls mit Ter­ben­thin­öl, erkennt man durch Wein­geist, den man damit schüt­telt. Die­ser nimmt das Ter­ben­thin­öl in sich, ohne das Berg­öl zu berüh­ren; man schei­det das Oel durch den Schei­de­trich­ter. Auf die­se Art wird es zugleich gerei­nigt, und es soll­te kein Berg­öl zum inner­li­chen Gebrau­che aus­ge­ge­ben wer­den, wel­ches auf die­se Art nicht gerei­nigt ist.