Bernstein

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Bern­stein, (Suc­cinum, Elec­trum, Cara­be) eine bekann­te har­te zer­brech­li­che durch­sich­ti­ge oder durch­schei­nen­de Sub­stanz von weiß­gelb­li­cher bis dun­kel-rother Far­be, von ebe­nem glän­zen­dem Bru­che, von unmerk­li­chem Geschma­cke und gerin­gem Geru­che, wel­che gerie­ben leich­te Kör­per elek­trisch an sich zieht und dann ange­nehm riecht, noch ange­neh­mer aber, wenn er über Feu­er in Fluß geräth, wel­ches bei 550° Fahr. geschieht, oder wenn er ange­zün­det wird, da er dann mit weiß­li­cher Far­be brennt, und einen weiß­gel­ben Rauch von sehr lieb­li­chem, erqui­cken­dem Geru­che ver­brei­tet. Sei­ne spe­zi­fi­sche Schwe­re ist gering 1, 065 bis 1, 000.

Die meis­te Men­ge Bern­stein fin­det man in Preu­ßen am kuri­schen und fri­schen Haf­fe, wo er gewöhn­lich mit klei­nen Net­zen aus dem Mee­re gefischt wird. Doch fin­det man auch voll­kom­men schö­nen, obwohl sel­ten, in Alaunflötzgebirgen.

Was­ser, Oele und Lau­gen­sal­ze lösen nichts, Wein­geist aber sehr wenig davon auf. Von der Wir­kung des Aethers ist man noch nicht über­zeugt. Blos die Bal­sa­me und die Vitri­ol­säu­re lösen ihn auf.

Mit ver­dünn­ter Sal­pe­ter­säu­re gekocht, oder über Feu­er bis zur Schwär­ze gerös­tet, wird er in Wein­geist auflöslich.

Die vor­nehms­ten Pro­duk­te von der Destil­la­ti­on des Bern­steins sind Oel und eine eig­ne Säu­re, das Bernsteinsalz.

Um bei­des zu erlan­gen, legt man in den Rever­be­ri-rofen eine beschla­ge­ne Retor­te ein, wel­che einen wei­ten kur­zen Hals hat, und mit klei­nen Abgän­gen von Bern­stein­stü­cken zum drit­ten Thei­le ange­füllt ist. Man küt­tet einen Vor­stoß, und an die­sen eine recht geräum­li­che Vor­la­ge an, wor­in das hal­be Gewicht des ange­wen­de­ten Bern­steins an Was­ser vor­ge­schla­gen ist, und ver­klebt die Fugen bis auf eine klei­ne Oef-nung zur Aus­las­sung der elas­ti­schen Dämp­fe. Man gie­bt all­mäh­li­ges und stu­fen­wei­se ver­stärk­tes Feu­er, läßt die Wäs­se­rig­keit und das gel­be Oel über­ge­hen, und ver­stärkt, wenn das sau­re Salz sich in Blu­men anzu­le­gen beginnt, das Feu­er immer mehr, bis zuletzt auch das schwar­ze Oel her­über geht. In die­ser letz­ten Zeit muß das Löchel­chen zur Aus­las­sung der Dämp­fe oft eröf­net werden.

Man erhält z^2! Oel, und etwa 3-~Salz.

Die wäs­se­ri­ge Feuch­tig­keit in der Vor­la­ge, wel­che sau­res Salz auf­ge­löst ent­hält, wird durch den Schei­de­trich­ter von dem über­ge­gan­ge­nen Bern­stein­öle (ol. suc­ci­ni) geschie­den, und das Salz dar­aus durch Abrau­chen und Krystal­li­si­ren gewon­nen. Die gro­ben Oelt­hei­le son­dert man am bes­ten davon, wenn es mit drei Thei­len kalk­frei­em Tho­ne gemischt, noch­mals sub­li­mirt wird. Nach been­dig­ter Destil­la­ti­on bleibt in der Retor­te eine braun­schwar­ze löche­ri­ge Mas­se zurück, wel­che den Namen Colo­pho­ni­um, Caput mor­tu­um suc­ci­ni führt, sich größ­tent­heils in Wein­geist auf­löst, und zur arz­nei­li­chen Bern­stein­tink­tur, so wie auch zu Feu­er­fir­nis­sen gebraucht wird.