Biene

Hahnemanns Apothekerlexikon
vorheriges KapitelZurückInhaltsverzeichnisWeiternächstes Kapitel

Bie­ne, Apis mel­li­fi­ca L. Sie ist kurz­haa­rig, das Brust­stück grau, der Hin­ter­leib schwarz­braun, die Hin­ter­schen­kel sind mit Haa­ren besetzt und nach innen der Que­e­re nach gestreift. Es ist bekannt, in wel­cher gro­ßen Gesell­schaft, die aus einem eier­le­gen­den gro­ßen Weib­chen, dem Wei­sel, aus sehr vie­len geschlecht­lo­sen Arbeits­bie­nen und aus Männ­chen oder Dro­nen besteht, die­se Insek­ten leben, wie die letz­tern blos zur Befruch­tung der Eier die­nen, die mit einem Sta­chel ver­se­he­nen Arbeits­bie­nen aber aus dem vom Blu­men­stau­be gesam­mel­ten Wach­se ihre sechs-eiti­gen Zel­len bau­en, ihren Unter­halts­vor­rath an Honig aus den Nek­ta­ri­en der Blu­men dahin­ein tra­gen, und alle Rit­zen und Fugen ihres Gebäu­des mit einer zähen Mas­se, Stopf­wachs genannt, ver­kle­ben, wel­che sie von Blu­men­knos­pen und har­zi­gen Baum­äs­ten auf­zu­su­chen wissen.

Der Honig (mel) ist eine dick­li­che, kleb­ri­ge Sub­stanz von sehr süßem, etwas schärf lichem Geschma­cke, und erqui­cken­dem Wohl­ge­ru­che, wel­che aus Extrak­tiv­stof­fe und wah­rem Zucker besteht, sich sehr leicht in Was­ser, doch auch in Wein­geis­te auf­löst, und etwas ent­zünd­lich ist.

Am liebs­ten wählt man zum innern Gebrau­che den aus dem neu­er­lichst berei­te­ten wei­ßen Waben von selbst aus­flie­ßen­den, den man Jung­fer­ho­nig (mel vir­gi­ne­um) nennt, von wei­ßer oder weiß­gilb­li­cher Far­be, vom bes­ten Geru­che und Geschma­cke, und mit wei­ßen Zucker­kör­nern ange­füllt. Den aus dem Wach­se gepreß­ten bräun­li­chern Honig bestimmt man am liebs­ten zum äus­sern Gebrauche.

So sehr man den eigent­lich aus der Stadt Lacour-bie­re zu zie­hen­den, har­ten, wei­ßen nar­bon­ni­schen, nach Ros­ma­rin, Feld­küm­mel und Dos­ten rie­chen­den und den Litt­haui­schen (Lippitz­ho­nig) nach Lin­den-blü­t­he rie­chen­den, vor­zieht, so sehr flieht man den aus den stin­ken­den Blu­men (dem Bär­lauch u.s.w.) gesammelten.

Da sich ein guter Honig in wenig Was­ser zur Durch­sich­tig­keit auf­löst, so kann man sei­ne Ver­fäl­schung mit Meh­le dadurch erken­nen, indem sich letz­te­res aus der wäs­se­ri­gen Auf­lö­sung niedersenkt.

Er hat seit undenk­li­chen Zei­ten ein gutes schmei-digen­des, Leib eröf­nen­des äus­se­res und inne­res Arz­nei­mit­tel abgegeben.

Das Wachs (cera), -ein har­tes Pflan­zen­öl, – ist die Mas­se, wel­che die Arbeits­bie­nen an den obern Schen­kel ihrer Hin­ter­fü­ße geklebt, nach Hau­se tra­gen, dann fres­sen, und nach einer vor­gäng­li­chen Art von Ver­dau­ung, zwi­schen den sechs Gelen­ken ihres Hin­ter­lei­bes durch­ge­schwitzt, zu Zel­len verarbeiten.

Wenn die­se Waben durch Aus­pres­sen ihren Honig von sich gege­ben haben, so wer­den sie mit Was­ser auf­ge­kocht; das ölar­tig oben schwim­men­de Wachs aber in Schei­ben gegos­sen, auch wohl noch durch ver-schied­ne Vor­rich­tun­gen weiß gemacht und gebleicht.

Das ers­te­re oder gel­be Wachs (cera fla­va) ist am bes­ten von hoher Far­be, leicht zer­brech­lich, wohl­rie­chend, und unschmack­haft, und hängt sich beim Kau­en nicht an die Zäh­ne. Har­zi­ge Bei­mi­schun­gen zieht der Wein­geist aus; bei­gemisch­te Erde oder Erbs­mehl nimmt man beim Schmel­zen des Wach­ses wahr, letz­te­res schon am stren­gen Geschmacke.

Das gebleich­te wei­ße Wachs (cera alba), wel­ches von dem natür­lich wei­ßen der neu­er­lichst berei­te­ten Waben, das man Jung­fer­wachs nennt, gar nicht ver­schie­den ist, muß hell, durch­schei­nend, hart, ohne Geschmack und Geruch seyn, und sich beim Kau­en nicht an die Zäh­ne hän­gen. Das mit Talg ver­fälsch­te ist nicht so brü­chig, der Talg schmeckt und riecht vor, und eine kaus­ti­sche alka­li­sche Lau­ge löset im Kochen letz­te­res auf, so daß das ölar­tig dar­über schwim­men­de wei­ße Wachs unauf­ge­löst bleibt.

Was­ser löset vom Wach­se nichts auf, der Wein­geist zieht die gel­be Far­be aus, und der Aether zert­heilt es größ­tent­heils nur in eine trü­be Flüssigkeit.

Das Wachs dient zu Sal­ben, Cera­ten und Pflas­tern, denen es Kon­sis­tenz gie­bt, und ihre erwei­chen­de Wir­kung ver­meh­ren hilft. Wachs­öl bränz­lich­te Oele.

Die braun­gelb­li­che zähe, nach Sto­rax rie­chen­de Mate­rie aus den Bie­nen­stö­cken, wel­che wie oben erin­nert, Stopf­wachs (auch Vor­wachs, Bie­nen­harz, Bie­nen­kütt, Pro­po­lis) genennt wird, nahm man sonst zu Eiter beför­dern­den Pflas­tern und Sal­ben, ließ sie auch wohl über Koh­len schmel­zen, und den Dampf davon beim chro­ni­schen Hus­ten ein­ziehn. Jetzt ist sie aus­ser Gebrauche.

In altern Zei­ten hat man sogar die getrock­ne­ten und gepül­ver­ten Bie­nen (apes prae­pa­ra­tae) als ein harn­trei­ben­des Mit­tel inner­lich gegeben.