Brechwein (Vinum antimoniale, Vinum emeticum), ein sehr altes Mittel, eine Spießglanzauflösung in dem sauern Theile eines bestimmten Weines.
In alten Zeiten bereitete man ihn unter dem Namen aqua benedicta Rulandiund vinum benedictum, entweder daß man Spießglanzglas oder Spießglanzsafran 24 Stunden mit 32 Theilen weißem Franzweine diger-irte, oder nur 12 Stunden mit 16 Theilen dergleichen Weins. Nach Verfluß dieser Zeit wird das Helle des antimonialischen Weins durch Druckpapier geseihet.
Huxhams Spießglanztinktur ist nur schwächer, sonst nicht verschieden. Er nimmt spanischen weißen Xeres- oder Maderawein 24 Unzen, erwärmt ihn, thut Eine Unze fein gepülvertes Spießglanzglas dazu, läßt die Mischung 10 bis 12 Tage stehen, rührt sie zuweilen um, und seihet die Flüssigkeit durch Papier.
Auch hier bleibt es, wie bei dem Rulandschen Brechweine, unbestimmt, wie viel sich Spießglanz-theile im Weine aufgelöst haben, weil die verschied-nen Jahrwüchse aller Weine und ihre nicht gleichförmige Gährung eine verschiedne Menge Säure in denselben bewirken.
Hiezu kömmt die allgemein bestätigte Beobachtung, daß die Brechweine bei der Aufbewahrung mit der Zeit den größten Theil ihres Spießglanzgehalts als ein weißes Pulver fallen lassen, und so immer unkräftiger und unzuverlässiger werden.
Man kann es also keinem Arzte verdenken, wenn er statt dieser unsichern Bereitung bei jedesmaliger Er-forderniß in jeder Unze spanischem oder französi-chem Weine drei Gran krystallisirten Brechweinstein auf der Stelle auflösen läßt.
Zehn bis funfzig Tropfen dieser Auflösung, so wie des frischbereiteten Huxhamischen Brechweins, erregen verschiedne Ausleerungen, vorzüglich Schweiß und Harn, eine stärkere Gabe purgiert, und drei bis vier Quentchen bringen starkes Erbrechen hervor.