Makro-Mikro-Kosmos

Auf­fäl­li­ge Him­mel­kör­per mit den bekann­ten Tierkreiszeichen
Die Abbil­dung zeigt den Blick auf den Ster­nen­him­mel im Herbst, wie er von der nörd­li­chen Hemi­sphä­re aus sicht­bar ist. Die Bil­der des Tier­kreis­zei­chens sind deut­lich aus­zu­ma­chen. Sie lie­gen auf der Linie, die als Eklip­tik bezeich­net wird. Sie ver­steht, wer sich zuerst klar­macht, daß die Nord-Süd-Ach­se der Erde nicht senk­recht zur Umlauf­bahn um die Son­ne steht, son­dern geneigt ist (um rund 23,5 Grad). Nun denkt man sich eine Him­mels­sphä­re mit der Erde als Mit­tel­punkt, und fragt sich dann, wo an die­sem Fir­ma­ment die Son­ne ihren Jah­res­lauf anzei­gen wür­de. Unser Tages­ge­stirn ver­schiebt sich jeden Tag um etwa ein Grad nach Osten, und zwar ent­lang der Eklip­tik. Übri­gens gäbe es kei­ne Jah­res­zei­ten, wenn die Äqua­tor­ebe­ne der Erde iden­tisch mit der Ebe­ne wäre, die durch den Umlauf der Erde um die Son­ne festliegt.
Die namen der Stern­bil­der soll­te man nicht gering schät­zen, denn wie geist­reich die Grie­chen bei der Benen­nung vor­ge­gan­gen sind und wie wun­der­bar sie das Fir­ma­ment damit bevöl­kert und für Men­schen anspre­chend gemacht haben, zeigt die Phan­ta­sie­lo­sig­keit, mit der die den Grie­chen unzu­gäng­li­chen Stern­kon­stel­la­tio­nen des Süd­him­mels in der Neu­zeit benannt wur­den: “Pen­del, Uhr, Mikro­skop, Tele­skop, Tri­an­gel, Win­kel­maß, Brust­wehr, Luft­pum­pe, Rhom­bi­sches Netz, Kom­pass, Zir­kel, Oktant – von dem gro­ßen christ­li­chen Zei­chen, dem Kreuz des Südens, abge­se­hen, meist namen und Bil­der aus der Instru­men­ten­welt des Mathe­ma­ti­kers, Geo­me­ters, Nau­ti­kers, das heißt des Gelehr­ten, der nach dem Zeit­al­ter der Ent­de­ckun­gen im 17., beson­ders aber des 18. Jahr­hun­derts aus einer nüch­ter­nen tech­ni­schen Welt den Bil­dern da oben ihre namen gab.” [12]

Ein zen­tra­ler Gedan­ke der Astro­lo­gie ist die Annah­me einer Ana­lo­gie bzw. einer Par­al­le­li­tät zwi­schen der gro­ßen und der klei­nen Welt. Ihr gilt der Mensch als Mikro­kos­mos, der die Welt als Makro­kos­mos “spie­gelt”, wie es zum Bei­spiel in einem Lexi­kon der Astro­lo­gie heißt [9]. Die­se Vor­stel­lung spielt aller­dings nicht nur in astro­lo­gi­schen Zusam­men­hän­gen eine Rol­le. Sie hat zum Bei­spiel Leo­nar­do da Vin­ci sehr gut gefal­len, der ein­mal um 1492 – also dem Jahr, in dem Colum­bus unter­wegs nach Ame­ri­ka war – als Auf­takt für ein dann unge­schrie­ben geblie­be­nes “Trak­tat über das Was­ser” fol­gen­de Ideen kon­zi­piert hat: [10]

“Der Mensch wur­de von den Alten eine Welt im Klei­nen [Mikro­kos­mos] genannt. Gewiss ist die­se Bezeich­nung recht tref­fend, denn da der Mensch aus Erde, Was­ser, Luft und Feu­er zusam­men­ge­setzt ist, gleicht ihm die­ser Erdenkör­per. Wie der Mensch die Kno­chen als Stüt­zen und Gerüst des Flei­sches in sich hat, so hat die Welt das Gestein als Stüt­zen der Erde. Wie der Mensch in sich den Blut­see hat, wo die Lun­ge beim Atmen zunimmt und abnimmt, so hat der Kör­per der Erde sein Welt­meer, das auch alle sechs Stun­den abnimmt und zunimmt mit dem Atmen der Welt. […] Da die Welt von ewi­gem Bestand ist, fin­det dort kei­ne Bewe­gung statt, und da kei­ne Bewe­gung statt­fin­det, sind die Seh­nen nicht nötig. Aber in allen ande­ren Din­gen sind sie [der Mensch und die Welt] ein­an­der sehr ähnlich.”

Die Bedeu­tung der Astro­lo­gie wird hier eben­so deut­lich wie die Nähe zu der Gaia-Hypo­the­se, die in der Erde einen gro­ßen Orga­nis­mus sieht und das Leben auf unse­rem Pla­ne­ten dazu rech­net [11]. Das Ver­hält­nis von Mikro- und Makro-Kos­mos scheint mir weni­ger wie ein Spie­gel denn wie ein Fens­ter zu sein, durch das wir sowohl in den Men­schen als auch in den Kos­mos sehen kön­nen. Es ist ein Fens­ter, das nach innen und nach außen geht, und wir haben die Mög­lich­keit, in bei­de Rich­tun­gen zu blicken.

Die ver­setz­ten Bil­der am Himmel

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