[1] Tatsächlich haben Chemiker des 20. Jahrhunderts – zum Beispiel Otto Hahn oder Ernest Rutherford – von moderner Alchemie gesprochen, nachdem sie verstanden hatten, wie Elemente durch Beschuss mit Neutronen umgewandelt werden können.
[2] Der Begriff “Alchemie” stammt offenbar aus dem Arabischen: al-kimiya. Das Präfix: al- ist der bestimmte Artikel; unklar bleibt die Bedeutung des Wortstamms. Die lateinische Fassung lautet: alkimia, alchimia. In der Literatur werden drei Möglichkeiten genannt: Ägyptisch: keme, chemi, “die schwarze Erde”, griechisch: chemeia “gießen (flüssiges Metall)” sowie hebräisch: ki mija “was von Gott ist”.
[3] Dieser alchemistische Leitsatz geht auf den mythischen Begründer der Alchemie zurück, der unter dem namen Hermes Trismegistos geführt wird. Drei Schriften werden ihm zugeschrieben; eine trägt den Titel “Tabula Smaragdina”, und hier findet sich der zitierte Satz.
[4] Das Buch ist 1998 im Frankfurter Campus Verlag erschienen; es hat einen Untertitel, der deswegen interessant ist, weil der deutsche Verlag aus dem klaren italienischen Original Uomini e idee che la scienza non ha capito – also etwa “Menschen und Ideen, die von der Wissenschaft nicht verstanden wurden” – eine irreführende Botschaft gezaubert hat: Geniale Außenseiter, die die Wissenschaft blamiert haben, steht jetzt auf dem Buchumschlag, mit dem sich der Verlag nur selbst blamiert und ein gutes Buch in ein schlechtes Licht rückt.
[5] di Trocchio, Federico: Newtons Koffer. Frankfurt 1998.
[6] Vgl. dazu meine Bücher Die aufschimmernde Nachtseite der Wissenschaft (Lengwil 1995) und An der Grenzen des Denkens (Freiburg 2000).
7 Portmann, Adolf: Vom Lebendigen. Frankfurt 1971.
[8] Niehenke, Peter: Astrologie. Stuttgart 1994, S. 11.
[9] Das Lexikon ist von Udo Becker verfasst worden (Freiburg, 1997).
[10] Zitiert nach: Arasse, Daniel: Leonardo da Vinci. Köln 1999, S. 74.
[11] Lovelock, James: Gaia. Oxford 1995 (zum ersten Mal 1979 publiziert).
[12] Griechische Sagen, erzählt von Wolfgang Schadewaldt. Frankfurt 1956, S. 21f.
Ergänzende Anmerkungen Heilpflanzen-Welt.de
[a] Ernst P. Fischer
Die andere Bildung – Was man von den Naturwissenschaften wissen sollte
464 Seiten, € 9,95, ISBN: 3548364489.
Kostenfreie Lieferung durch Amazon
Autoren-Website: www.epfischer.com
Das Buch: Im Selbstverständnis vieler Wissenschaftler ist die Wissenschaft selbst eine gesichts- und geschichtslose Entität, die in immerwährender Reproduktion ihrer fleißigen Aktivität mehr und mehr aufeinander aufbauende Erkenntnisse über unsere Welt herstellt. Die Geschichte nicht nur der Medizin zeigt, dass diese Auffassung zwar der Entmoralisierung der Wissenschaft Vorschub leistet, aber inhaltlich grundfalsch ist. Wissenschaftsgeschichte ist deshalb eine Notwendigkeit, menschliche Geschichte und Entwicklung überhaupt und den Menschen als in der Zeit agierendes Wesen mit Verantwortung zu begreifen. Wichtig ist hierbei aber nicht das in aktuellen Fernsehshows abgefragte Partikularwissen, sondern das Verständnis und die Erkenntnis der Entwicklungen, die zu dem heutigen Stand von Wissenschaft und hiervon abhängigen Technologien geführt haben. Diese Einweisung in diese “andere Bildung” gelingt dem Biologen und Wissenschaftshistoriker in einer ungewöhnlichen, anregenden und lesenswerten Weise. Anders als viele Autoren, die dem Publikum moderne Wissenschaft vorstellen möchten, ist das Werk Fischers keine Selbstdarstellung des eigenen Wissens oder ihrer überragenden Beherrschung der komplizierten Fachterminologie, sondern eine erzählende Reise durch viele Wissenschaftsgebiete (z. B. Atomphysik oder eben die Alchemie) und Themen (z. B. “Was ist Leben?”). Neben dem Vergnügen, in Fischer einen kreativen und unterhaltsamen Reisebegleiter durch die Geschichte der Wissenschaft zu haben, bietet sein Werk – mit häufiger Bezugnahme auch auf humanistisch-literarische Bildungsinhalte – viele relevante Fingerzeige auf zentrale Fragen des Menschseins, und trägt somit zu der nie enden wollenden Aufgabe menschlicher Aufklärung bei. Das Team von Heilpflanzen-Welt.de bedankt sich – auch im namen der Website-Besucher – bei Ernst P. Fischer dafür, dass er uns den Essay “Die Aktualität der Alchemie und die Hartnäckigkeit der Astrologie” zur Verfügung gestellt hat (bb).
[b] Vorspiele der Wissenschaft. – Glaubt ihr denn, daß die Wissenschaften entstanden und groß geworden wären, wenn ihnen nicht die Zauberer, Alchimisten, Astrologen und Hexen vorangelaufen wären als die, welche mit ihren Verheißungen und Vorspiegelungen erst Durst, Hunger und Wohlgeschmack an verborgenen und verbotenen Mächten schaffen mußten? Ja, daß unendlich mehr hat verheißen werden müssen, als je erfüllt werden kann, damit überhaupt etwas im Reiche der Erkenntnis sich erfülle? – Vielleicht erscheint in gleicher Weise, wie uns sich hier Vorspiele und Vorübungen der Wissenschaft darstellen, die durchaus nicht als solche geübt und empfunden wurden, auch irgendeinem fernen Zeitalter die gesamte Religion als Übung und Vorspiel: vielleicht könnte sie das seltsame Mittel dazu gewesen sein, daß einmal einzelne Menschen die ganze Selbstgenügsamkeit eines Gottes und alle seine Kraft der Selbsterlösung genießen können. Ja! – darf man fragen – würde denn der Mensch überhaupt ohne jene religiöse Schule und Vorgeschichte es gelernt haben, nach sich Hunger und Durst zu spüren und aus sich Sattheit und Fülle zu nehmen? Mußte Prometheus erst wähnen, das Licht gestohlen zu haben und dafür büßen – um endlich zu entdecken, daß er das Licht geschaffen habe, indem er nach dem Lichte begehrte, und daß nicht nur der Mensch, sondern auch der Gott das Werk seiner Hände und Ton in seinen Händen gewesen sei? Alles nur Bilder des Bildners? – ebenso wie der Wahn, der Diebstahl, der Kaukasus, der Geier und die ganze tragische Prometheia aller Erkennenden?
Quelle: Friedrich Nietzsche – Die fröhliche Wissenschaft (“la gaya scienza”), Erstdruck: Chemnitz 1882.
[c] Quelle: Johann Wolfgang Goethe – Faust – Der Tragödie zweiter Teil
Entstanden zwischen 1825 und 1831, erste Entwürfe bereits um 1800. Erstdruck in: Werke, Stuttgart u. Tübingen (Cotta) 1832. Uraufführung am 4.4.1854 in Hamburg, Uraufführung beider Teile am 6. u. 7.5.1876 in Weimar.
Lustgarten […]
KANZLER, der langsam herankommt.
Beglückt genug in meinen alten Tagen. -
So hört und schaut das schicksalschwere Blatt,
Das alles Weh in Wohl verwandelt hat.
Er liest. “Zu wissen sei es jedem, der’s begehrt:
Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.
Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.
Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz,
Sogleich gehoben, diene zum Ersatz.”
KAISER. Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug!
Wer fälschte hier des Kaisers namenszug?
Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?
SCHATZMEISTER. Erinnre dich! hast selbst es unterschrieben;
Erst heute nacht. Du standst als großer Pan,
Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran:
“Gewähre dir das hohe Festvergnügen,
Des Volkes Heil, mit wenig Federzügen.”
Du zogst sie rein, dann ward’s in dieser Nacht
Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht.
Damit die Wohltat allen gleich gedeihe,
So stempelten wir gleich die ganze Reihe,
Zehn, Dreißig, Funfzig, Hundert sind parat.
Ihr denkt euch nicht, wie wohl’s dem Volke tat.
Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt,
Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt!
Obschon dein name längst die Welt beglückt,
Man hat ihn nie so freundlich angeblickt.
Das Alphabet ist nun erst überzählig,
In diesem Zeichen wird nun jeder selig.
KAISER. Und meinen Leuten gilt’s für gutes Gold?
Dem Heer, dem Hofe gnügt’s zu vollem Sold?
So sehr mich’s wundert, muß ich’s gelten lassen.
MARSCHALK. Unmöglich wär’s, die Flüchtigen einzufassen;
Mit Blitzeswink zerstreute sich’s im Lauf.
Die Wechslerbänke stehen sperrig auf:
Man honoriert daselbst ein jedes Blatt
Durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt.
Nun geht’s von da zum Fleischer, Bäcker, Schenken;
Die halbe Welt scheint nur an Schmaus zu denken,
Wenn sich die andre neu in Kleidern bläht.
Der Krämer schneidet aus, der Schneider näht.
Bei “Hoch dem Kaiser!” sprudelt’s in den Kellern,
Dort kocht’s und brät’s und klappert mit den Tellern.
MEPHISTOPHELES.
Wer die Terrassen einsam abspaziert,
Gewahrt die Schönste, herrlich aufgeziert,
Ein Aug’ verdeckt vom stolzen Pfauenwedel,
Sie schmunzelt uns und blickt nach solcher Schedel;
Und hurt’ger als durch Witz und Redekunst
Vermittelt sich die reichste Liebesgunst.
Man wird sich nicht mit Börs’ und Beutel plagen,
Ein Blättchen ist im Busen leicht zu tragen,
Mit Liebesbrieflein paart’s bequem sich hier.
Der Priester trägt’s andächtig im Brevier,
Und der Soldat, um rascher sich zu wenden,
Erleichtert schnell den Gürtel seiner Lenden.
Die Majestät verzeihe, wenn ins Kleine
Das hohe Werk ich zu erniedern scheine.
FAUST. Das Übermaß der Schätze, das, erstarrt,
In deinen Landen tief im Boden harrt,
Liegt ungenutzt. Der weiteste Gedanke
Ist solchen Reichtums kümmerlichste Schranke;
Die Phantasie, in ihrem höchsten Flug,
Sie strengt sich an und tut sich nie genug.
Doch fassen Geister, würdig, tief zu schauen,
Zum Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen.
MEPHISTOPHELES. Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt,
Ist so bequem, man weiß doch, was man hat;
Man braucht nicht erst zu markten, noch zu tauschen,
Kann sich nach Lust in Lieb’ und Wein berauschen.
Will man Metall, ein Wechsler ist bereit,
Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit.
Pokal und Kette wird verauktioniert,
Und das Papier, sogleich amortisiert,
Beschämt den Zweifler, der uns frech verhöhnt.
Man will nichts anders, ist daran gewöhnt.
So bleibt von nun an allen Kaiserlanden
An Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden.
KAISER. Das hohe Wohl verdankt euch unser Reich;
Wo möglich sei der Lohn dem Dienste gleich.
Vertraut sei euch des Reiches innrer Boden,
Ihr seid der Schätze würdigste Kustoden.
Ihr kennt den weiten, wohlverwahrten Hort,
Und wenn man gräbt, so sei’s auf euer Wort.
Vereint euch nun, ihr Meister unsres Schatzes,
Erfüllt mit Lust die Würden eures Platzes,
Wo mit der obern sich die Unterwelt,
In Einigkeit beglückt, zusammenstellt.
SCHATZMEISTER. Soll zwischen uns kein fernster Zwist sich regen,
Ich liebe mir den Zaubrer zum Kollegen.
[…]
[d] Encyclopédie de Diderot et d’Alembert, 1751–1765: ALCHIMIE, s. f. est la chimie la plus subtile par laquelle on fait des opérations de Chimie extraordinaires, qui exécutent plus promptement les mêmes choses que la nature est long-tems à produire; comme lorsqu’avec du mercure & du soufre seulement, on fait en peu d’heures une matiere solide & rouge, qu’on nomme cinabre, & qui est toute semblable au cinabre natif, que la nature met des années & même des siecles à produire. Les opérations de l’alchimie ont quelque chose d’admirable & de mystérieux; il faut remarquer que lorsque ces opérations sont devenues plus connues, elles perdent leur merveilleux, & elles sont mises au nombre des opérations de la chimie ordinaire, comme y ont été mises celles du lilium, de la panacée, du kermès, de l’émétique, de la teinture de l’écarlate, &c. & suivant la façon dont sont ordinairement traitées les choses humaines, la chimie use avec ingratitude des avantages qu’elle a reçûs de l’alchimie : l’alchimie est maltraitée dans la plûpart des livres de chimie. Le mot alchimie est composé de la préposition al qui est arabe, & qui exprime sublime ou par excellence, & de chimie, dont nous donnerons la définition en son lieu; de sorte que alchimie, suivant la force du mot, signifie la chimie sublime, la chimie par excellence. Les antiquaires ne conviennent pas entr’eux de l’origine ni de l’ancienneté de l’alchimie. Si on en croit quelques histoires fabuleuses, elle étoit dès le tems de Noé : il y en a même eu qui ont prétendu qu’Adam savoit de l’alchimie. Pour ce qui regarde l’antiquité de cette science, on n’en trouve aucune apparence dans les anciens auteurs, soit Medecins, soit Philosophes, soit Poëtes, depuis Homere, jusqu’à quatre cens ans après Jesus-Christ. Le premier auteur qui parle de faire de l’or, est Zozime, qui vivoit vers le commencement du cinquieme siecle. Il a composé en grec un livre sur l’art divin de faire de l’or & de l’argent. C’est un manuscrit qui est à la bibliotheque du Roi. Cet ouvrage donne lieu de juger que lorsqu’il a été écrit, il y avoit déjà long-tems que la Chimie étoit cultivée, puisqu’elle avoit déjà fait ce progrès. Il n’est point parlé du remede universel, qui est l’objet principal de l’Alchimie, avant Geher, auteur arabe, qui vivoit dans le septieme siecle. Suidas prétend que si on ne trouve point de monument plus ancien de l’Alchimie, c’est que l’empereur Dioclétien fit brûler tous les livres des anciens Egyptiens, & que c’étoient ces livres qui contenoient les mysteres de l’Alchimie. Kirker assûre que la théorie de la pierre philosophale est expliquée au long dans la table d’Hermès, & que les anciens Egyptiens n’ignoroient point cet art. On sait que l’empereur Caligula fit des essais pour tirer de l’or de l’orpiment. Ce fait est rapporté par Pline, Hist. nat. chap. jv. liv. XXXIII. Cette opération n’a pû se faire sans des connoissances de Chimie, supérieures à celles qui suffisent dans la plûpart des arts, & des expériences pour lesquelles on employe le feu. Au reste le monde est si ancien, & il s’y est fait tant de révolutions, qu’il ne reste point de monumens certains de l’état où étoient les Sciences dans les tems qui ont précédé les vingt derniers siecles : je n’en rapporterai qu’un exemple. La Musique a été portée dans un certain tems chez les Grecs à un haut point de perfection; elle étoit si fort au-dessus de la nôtre, à en juger par ses effets, que nous avons peine à le comprendre; & on ne manqueroit pas de le révoquer en doute, si cela n’étoit bien prouvé par l’attention singuliere qu’on sait que le gouvernement des Grecs y donnoit, & par le témoignage de plusieurs auteurs contemporains & dignes de foi. Voyez An ad sanitatem musice, de M. Malouin. A Paris, chez Quillau, rue Galande. Il se peut aussi que la Chimie ait de même été portée à un si haut point de perfection, qu’elle ait pû faire des choses que nous ne pouvons faire aujourd’hui, & que nous ne comprenons pas comment il seroit possible que l’on exécutât. C’est la Chimie ainsi perfectionnée, qu’on a nommée Alchimie. Cette science, comme toutes les autres, a péri dans certains tems, & il n’en est resté que le nom. Dans la suite, ceux qui ont eu du goût pour l’Alchimie, se sont tout-d’un-coup mis à faire les opérations dans lesquelles la renommée apprend que l’Alchimie réussissoit; ils ont ainsi cherché l’inconnu sans passer par le connu : ils n’ont point commencé par la Chimie, sans laquelle on ne peut devenir alchimiste que par hasard. Ce qui s’oppose encore fort au progrès de cette science, c’est que les Chimistes, c’est-à-dire ceux qui travaillent par principes, croyent que l’Alchimie est une science imaginaire à laquelle ils ne doivent pas s’appliquer; & les Alchimistes au contraire croyent que la Chimie n’est pas la route qu’ils doivent tenir. La vie d’un homme, un siecle même, n’est pas suffisant pour perfectionner la Chimie; on peut dire que le tems où a vécu Beker, est celui où a commencé notre Chimie. Elle s’est ensuite perfectionnée du tems de Stahl, & on y a encore bien ajoûté depuis; cependant elle est vraisemblablement fort éloignée du terme où elle a été autrefois. Les principaux auteurs d’Alchimie sont Geber, le Moine, Bacon, Ripley, Lulle, Jean le Hollandois, & Isaac le Hollandois, Basile Valentin, Paracelse, Van Zuchten, Sendigovius, &c. (M)