Es wird oft behauptet, daß im 18. Jahrhundert die Alchemie dort angekommen ist, wo die Astrologie schon war, nämlich im Schattenreich der Wissenschaften. Zwar sank Alchemie immer mehr zum Schimpfwort herab, da sie als “Goldmacherei” jede Würde verloren zu haben schien. Aber selbst wenn manche Tätigkeiten oder einzelne Scharlatane einen Berufsstand in Misskredit bringen, können die grundlegenden Idee im Verborgenen weiter wirken. Sie taten dies schon bei Newton, der den alchemistischen Grundsatz “Was unten ist so, ist so wie das, was oben ist” genutzt hat und der dadurch auf die Idee kam, daß für den fallenden Apfel auf der Erde (unten) und den kreisenden Mond am Himmel (oben) dieselben Gesetze gelten [3]. Im übrigen hat Newton mindestens zwölf Jahre lang mehrere Wochen im Jahr in seinem Laboratorium die Rezepte und theoretischen Vorgaben der Alchemisten ausprobiert und dann zu verbessern versucht (er muss dabei stark toxische Substanzen verwendet haben, vor allem Blei und Quecksilber, die seiner Gesundheit nachhaltig geschadet haben.).
Die alchemistischen Ideen wirkten besonders nachhaltig bei Gregor Mendel, auch wenn dies keiner seiner heutigen Verehrer zur Kenntnis nimmt. Vermutlich haben die meisten von ihnen seine Originaltexte nicht gelesen. Würden sie dies tun, könnten sie erfahren, daß der Mönch aus Brünn gar zwar nicht gefunden hat, was in der offiziellen Sprache der Lehrbücher die Gesetze der Vererbung genannt wird. Bei seinen Versuchen hatte Mendel nämlich etwas anderes im Sinn. De facto hat er die Verwandlung einer Pflanze untersucht und beschrieben. Es ging Mendel auch um “Hybriden” und “Bastarde”, konzeptionell ging es ihm aber vor allem darum, eine alchemistische Frage zu beantworten, und zwar die Frage, wie in den Erbsen die eigene Natur in eine fremde verwandelt wird, wie ihre Farbe und ihre Form verändert werden kann. Ihn interessierte dabei, was zeitlos war und sich gerade nicht entwickelte. Dies nannte er die Stammform der Pflanzen, und alle seine Daten sollten mit aller Genauigkeit zeigen, daß sämtliche Varianten immer die Neigung haben, zu diesem für die Ewigkeit geschaffenen Zustand zurückzukehren.