Durchseihen

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Durch­sei­hen (Fil­tra­tio, Cola­tio), heißt eine mit fes­ten Thei­len gemisch­te Flüs­sig­keit durch einen gehö­rig dich­ten Stof, wor­auf die fes­ten Thei­le zurück­blei­ben, hell durch­lau­fen las­sen. So schei­det man Erden und Metall­kal­ke von über­flüs­si­ger Feuch­tig­keit, oder befrei­et Lau­gen von den trü­be machen­den, ein­ge­misch­ten Unreinigkeiten.

Die­se mecha­ni­sche Abson­de­rung mecha­nisch in Flüs­sig­kei­ten ver­brei­te­ter Kör­per geschieht mit­telst der Durch­sei­her (Fil­tra, Cola), wel­che von ver­schied­nen Stof­fen und ver­schied­ner Gestalt sind, je nach der Natur der durch­zu­sei­hen­den Flüssigkeit.

Sie müs­sen von einer Mate­rie seyn, die sich von der Flüs­sig­keit weder zer­fres­sen, noch auch angrei­fen läßt. So wer­den grau­es Lösch­pa­pier und schaaf­wol­le-nes Zeug von ätzen­den alka­li­schen und schwe­fel­le­be-rich­ten Lau­gen ange­grif­fen, und auf­ge­löst, die Lau­gen selbst aber ver­un­rei­nigt, wäh­rend Sei­he­zeu­ge von wei­ßem Druck­pa­pie­re, von Lein­wand und Baum­wol­le wenig oder nicht davon lei­den. Letz­te­re wer­den wie ers­te­re von mine­ra­li­schen Säu­ren zer­beizt, tau­gen also zu ihrer Durch­sei­hung nicht, und man muß sich dazu einer Schicht ganz rei­nen San­des, noch bes­ser aber, geglüh­ten, abge­lösch­ten und gepül­ver­ten Gla­ses, in glä­ser­ne Trich­ter gelegt, bedienen.

So wür­de es auch unschick­lich seyn, zur Abzie­hung der Feuch­tig­keit von theu­ern fei­nen Pul­vern, Kar­min, Ker­mes, auf­lös­li­chem Queck­sil­ber u.s.w. sich eines grö­ßern Fil­t­rums als des wei­ßen Druck­pa­piers zu bedienen.

Durch gan­ze dich­te Medi­ums, durch fes­tes Druck­pa­pier oder dich­te Lein­wand las­sen sich dick­li­che Flüs­sig­kei­ten, kon­zen­trir­te Salz­lau­gen, Zucker­säf­te u.s.w. nicht sei­hen, kaum wenn sie erwär­met sind; hie­zu müs­sen locke­re­re Stof­fe, Fla­nell, locke­re Lein­wand, locke­res Lösch­pa­pier u.s.w. genom­men werden.

Die Gestalt der Durch­sei­her ist am bes­ten spitzt-rich­ter­för­mig, um die Flüs­sig­keit durch ihre Schwe­re zu nöthi­gen, hin­durch zu flie­ßen. So fal­tet man das Fließ­pa­pier in Trich­ter­form, um die zu fil­tri­ren­de Feuch­tig­keit hin­ein zu gie­ßen, und stellt es ent­we­der vor sich auf ein hoh­les Gefäs (mit einem ein­ge­schob-nen Spän­chen oder Röhr­chen an der Sei­te, den Aus­tritt der Luft aus dem Gefä­se zu erleich­tern) oder in einen ähn­lich gestal­te­ten Fil­trirk­orb, oder in einen glä­ser­nen inwen­dig mit abwärts lau­fen­den Fur­chen ver­se­he­nen Trichter.

So ver­fer­tigt man zu grö­ßern Arbei­ten läng­lich­te, sehr spitz gestal­te­te Säcke aus wol­le­nen oder lei­ne­nen Zeu­gen, die soge­nann­ten Spitz­beu­tel oder Fil­trir­sä­cke (Mani­ca Hip­po­cra­tis), schließt die­se auch wohl in ble­cher­ne Trich­ter, mit einem Deckel ver­wahrt, ein, die Aus­damp­fung fei­ner Flüs­sig­kei­ten, fei­ner Essen­zen u.s.w. zu verhüten.

Nur die Durch­sei­hung gro­ßer Men­gen ganz dün­ner, leicht abflie­ßen­der, wäs­se­ri­ger Feuch­tig­kei­ten ver­rich­tet man auf brei­ten Tüchern in Räh­men (Ten­akel, Su-sten­ta­cu­lum) aus­ge­spannt.

And­re Sei­he­zeu­ge, als Baum­wol­le in glä­ser­ne Trich­ter gelegt, auf Net­ze aus­ge­brei­te­ten Hanf, Fil­trir­stei­ne, Stroh­schich­ten in Fäs­sern mit durch­lö­cher­tem Boden u.s.w. berüh­re ich nicht, weil ihr Nut­zen zu ein­sei­tig oder doch auf Arbei­ten ein­ge­schränkt ist, wel­che nicht unmit­tel­bar die Arz­nei­ver­fer­ti­gung betreffen.

Blos Flüs­sig­kei­ten, wel­che ihre Trüb­heit von selbst mit der Zeit zu Boden set­zen, las­sen sich was­ser­hell durch­sei­hen, nicht aber sol­che, deren trü­be Thei­le sich ihrer Fein­heit wegen nicht abset­zen, und gleich­sam im Zustan­de einer hal­ben Auf­lö­sung sind, z.B. Din­te, meh­re­re Dekok­te, Frucht­säf­te u.s.w. Sol­len die­se durch­sich­tig wer­den, so wer­den ande­re Vor­be­rei­tun­gen erfor­dert, die man im Arti­kel Abklä­ren nach­zu­se­hen hat.

Eini­ge Flüs­sig­kei­ten schei­den sich leich­ter von ihren trü­ben Thei­len, wenn man sie (im Fall es ohne Ver­än­de­rung ihrer Natur gesche­hen kann,) mehr oder weni­ger vor­her erhitzt.

Wenn trü­be Flüs­sig­kei­ten nicht aufs ers­te mal hell durch­lau­fen, so müs­sen sie meh­re­re male wie­der zurück auf das Fil­t­rum gegos­sen wer­den; indeß quel­len die Fasern des Durch­sei­hers immer mehr an, und nähern sich ein­an­der, oder es setzt sich eine Schicht trü­ber Thei­le dar­in fest, wel­che blos der hel­len Flüs­sig­keit das Durch­flie­ßen verstatten.