Feuer

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Feu­er ist eine Erschei­nung die aus dem Begrif­fe Licht und Wär­me zusam­men­ge­setzt ist, und ent­steht, wenn Din­ge, deren Ver­brenn­lich­keit wir aus Erfah­rung ken­nen, von einer nahen Flam­me, durch ange­brach­te Hit­ze, durch Rei­ben u.s.w. in den Stand gesetzt wer­den, sich mit dem Thei­le rei­ner Luft uns­rer Atmo­sphä­re zu ver­bin­den und zu zer­set­zen, das ist, mit hel­lem Schei­ne zu ver­bren­nen. Der Arz­nei­ver­fer­ti­ger bedient sich des Feu­ers häu­fig bei sei­nen Arbei­ten, um durch jenes all­ge­mei­ne und kräf­tigs­te aller Auf­lö­sungs­mit­tel, die Hit­ze, Kör­per zu tren­nen, oder Kör­per zusam­men zu set­zen (Wär­me). Die Anstalt, mit wel­cher er das Feu­er an die zu bear­bei­ten­den Sub­stan­zen anbringt, sind die ver­schied­nen Oefen (w.s.) In die­sen setzt er die Sub­stan­zen ent­we­der der unmit­tel­ba­ren Wir­kung des Feu­ers aus, z.B. bei eini­gen Kal­zi­na­tio­nen (w.s.), oder er son­dert die durch Hit­ze zu ver­än­dern­den Kör­per von der unmit­tel­ba­ren Berüh­rung der Flam­me mit­telst eines Gefä­ßes ab, wo-rinn er sie bear­bei­tet (Gefä­ße). Ob der aus den Brenn­ma­te­ria­li­en sich mit der rei­nen Luft zur Ent­ste­hung der Flam­me ver­ei­ni­gen­de Stoff den Nah­men Phlo­gis­ton, oder Koh­len­stoff oder einen andern Nah­men füh­ren sol­le, hier­über strei­tet sich die Phar­ma­zie nicht. Genug wenn man weiß, daß weder die ver-brenn­li­chen Kör­per vor sich (ohne Zugang der rei­nen Luft) in Flam­me gesetzt wer­den, noch auch die rei­ne Luft vor sich (ohne Zutritt eines Brenn­ma­te­ri­als) die Erschei­nung des Feu­ers, Licht und Wär­me, her­vor­brin­gen kön­nen; die­se bei­den (zur Ver­bren­nung bei­der­seits unent­behr­li­chen) Stof­fe hat noch kein sterb­li­ches Auge in rei­ner Gestalt gesehn. Ers­te­rer macht einen Theil der bis­her soge­nann­ten brenn­ba­ren Luft, letz­te­rer einen Theil der bis­her soge­nann­ten dephlo­gi-sti­sir­ten Luft aus. Jene ist näm­lich wie die­se eine schon zusam­men­ge­setz­te Sub­stanz, so wie die Che­mie über­haupt noch kei­ne ein­fa­che Sub­stanz durch die Sin­nen wahr­ge­nom­men hat, und sie sich blos durch Abs­trak­ti­on abge­son­dert und rein denkt, so gut sie kann.

Wenn man die­se zwei Luft­ar­ten unter gewis­sen Umstän­den zusam­men ver­bin­det, so ent­steht (wie man nun­meh­ro weiß) eine Zer­set­zung der­sel­ben in Feu­er und Was­ser, zwei Sub­stan­zen, deren jede wie­der­um nicht ein­fach, son­dern eben­falls zusam­men­ge­setzt ist.