Gartenfeigenbaum

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Gar­ten­fei­gen­baum, Ficus Cari­ca, L. [Zorn pl. med. Tab. 479.] mit drei­lap­pi­gen, unten rau­hen Blät­tern, und glat­ten, gewun­de­nen, mit einem Nabel ver­seh­nen Frucht­bo­den, ein in den süd­li­chen und west­li­chen Gegen­den von Euro­pa, in Asi­en und den grie­chi­schen Inseln ein­hei­mi­scher, und daselbst ziem­lich hoher Baum, der in unsern Gär­ten nur klein bleibt.

Die in den hei­ßen Län­dern wohl gereif­ten und an der Son­ne getrock­ne­ten Fei­gen (cari­cae, ficus) kom­men in Kist­chen ein­ge­packt zu uns. Es sind eigent­lich die flei­schi­gen Frucht­bö­den die­ses Baums, wel­che die Blüt­hen inner­halb ver­schlie­ßen und an den grö­ßern Aes­ten zum Vor­schein kommen.

Man hat gewöhn­lich drei­er­lei Sor­ten im Han­del, näm­lich die Smyr­ni­schen, wel­che groß, gelb und rund, die Genue­si­schen, wel­che groß, gelb und läng­licht, und die von Mar­seil­le, wel­che nicht groß, aber gelb, rund, und von ange­neh­mem, süßem Geschma­cke sind. So wie sich die Fei­gen über­haupt nicht lan­ge hal­ten, so hal­ten sich letz­te­re am wenigs­ten; nur etwa ein Jahr lang. Sie sind einer Ver­derb­niß unter­wor­fen, wobei sich die Ober­flä­che mit einem Zucker­stau­be über­zieht, wie bei den Dat­teln, und jemehr die­ser Ueber­zug zunimmt, des­to geschmack­lo­ser wird das Fleisch, und bitterlich.

Man muß des­halb die wei­chen, kleb­ri­gen, süßen, äußer­lich mit kei­nem Zucker­stau­be über­zo­gnen, son­dern durch­schei­nen­den Fei­gen (cari­cae pin­gues) wäh­len.

Die aus der Levan­te kom­men­den sind durch den Strich einer Art Gal­lin­sek­ten (Cynips pse­nes, L.) zur geschwin­dern Rei­fe gebracht (Kapri­fi­ka­ti­on) und im Ofen gedörrt, und des­halb trock­ner und weni­ger ange­nehm und süß von Geschmacke.

Die klein geschnit­te­nen Fei­gen lösen sich in hei­ßem Was­ser fast gänz­lich zu einem süßen Schlei­me auf, und man hat ihnen daher eine näh­ren­de, Schär­fe ein­hül­len­de, schmei­di­gen­de und erwei­chen­de Kraft zugeschrieben.