Gerbermyrte

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Ger­ber­myr­te, Myr­tus com­mu­nis, L. [Zorn pl. med. Tab. 169.] mit ein­zel­nen Blu­men und zwei­blät­te­ri­ger Hül­le, ein in Asi­en, Afri­ka und dem süd­li­chern Euro­pa ein­hei­mi­scher Baum uns­rer Gär­ten, wovon die klei­ne­re Spiel­art, die taren­ti­ni­sche (myr­tus minor, myrt. comm. taren­ti­na) mit buchs­baum­ähn­li­chen Blät­tern und rund­li­chen Bee­ren, und die ita­lie­ni­sche (myr­tus mai­or, myr­tus comm. ita­li­ca) mit eirund lan­zet­för­mi­gen, gespitz­ten Blät­tern und gera­den Zwei­gen ohne Unter­schied offi­zi­nell gewe­sen sind.

Die Blät­ter (fol. myr­ti) besit­zen frisch einen star­ken, tro­cken aber einen schwa­chen Wohl­ge­ruch, und einen ange­neh­men, mus­ka­ten­nuß­ähn­li­chen, aro­ma­ti­schen und frisch noch einen zusam­men­zie­hen­den, zuletzt bit­ter­li­chen Geschmack.

Die Illy­ri­er bedie­nen sich ihrer zum Gar­ma­chen des Leders. Sie geben ein wohl­rie­chen­des destil­lir­tes Schön­heits­was­ser (Eau d’an­ge) und 1/​1280 eines grün­li­chen, wohl­rie­chen­den äthe­ri­schen Oels. Man bedien­te sich ehe­dem der Myr­ten­blät­ter zur innern und äußern Stär­kung nicht ohne Nut­zen gegen Bauch­flüs­se, wei­ßen Fluß, fau­lich­tes Zahn­fleisch und stin­ken­den Schweiß unter der Ach­sel und an den Füßen (letz­te­res nicht ohne Gefahr).

Zu glei­chem Behu­fe, so wie zur Stär­kung des Magens und der schar­bo­cki­gen Mund­fäu­le die­nen die blau­schwar­zen Bee­ren (bac­cae myr­ti, myr­ta, myr­ti, myr­til­li), wel­che gleich­falls von gutem Geru­che und gewürz­haf­tem, etwas zusam­men­zie­hen­dem, ange­neh­mem Geschma­cke sind. Sie dien­ten in alten Zei­ten als Ragout­ge­würz. Man bekömmt sie getrock­net aus Italien.

Dem, ver­muth­lich vom Stich eines (ver­muth­lich Gall-) Insekts, erzeug­ten Aus­wuchs (myrt­idanum) an den ältern Zwei­gen, schrieb man sonst adstrin­gi­ren­de Wir­kun­gen zu.