Glattbingel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Glatt­bin­gel, Mer­cu­ria­lis annua, L. [Zorn pl. med. Tab. 103. 104.] mit arm­ar­tig get­heil­tem Sten­gel, glat­ten Blät­tern und ähren­för­mi­gen Blüt­hen, ein Fuß hohes Som­mer­ge­wächs, wel­ches an schat­ti­gen Stel­len ange­bau­ter Gegen­den im July und August sei­ne grün­li­chen Blu­men trägt.

So wohl das Kraut der weib­li­chen Pflan­ze (hb. mer­cu­ria­lis foe­mi­nae), als das der männ­li­chen (hb. mer­cur. maris), hat frisch einen betäu­ben­den, stin­ken­den Geruch, und einen unan­ge­neh­men, etwas sal-zicht bit­ter­li­chen Geschmack, und ist von den Alten als ein Monat­zeit trei­ben­des und laxi­ren­des Mit­tel sowohl inner­lich als in Klysti­ren und Mut­ter­zäpf­chen ver­ord­net wor­den. Man zähl­te es unter die fünf erwei­chen­den Kräuter.

Wenn das Trock­nen die­ses saf­ti­gen Krau­tes nicht alle sei­ne Kräf­te hin­weg nimmt (wie doch wahr­schein­lich ist), so scheint es aller­dings als ein betäu­ben­des Mit­tel ansehn­li­che Wir­kun­gen haben zu kön­nen, aber wel­che? ist noch nicht ent­schie­den, und bis dahin sein Gebrauch zwei­deu­tig. Die Alten schei­nen es meis­tent­heils frisch gebraucht zu haben; durchs Kochen weiß man, daß sei­ne arz­nei­li­chen Kräf­te verschwinden.