Gummiammoniak

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Gum­mi­am­mo­ni­ak, ein Gum­mi­harz, wel­ches, wie es scheint, aus dem Innern von Afri­ka (aus dem Rei­che Bar­ka?) über Alex­an­dri­en durch die Tür­ken und aus Ost­in­di­en zu uns kommt, ver­muth­lich von einer dol­den­tra­gen­den Pflanze.

Man erhält es in gro­ßen Mas­sen aus einer gelb­li­chen Sub­stanz mit röth­li­chen und milch­wei­ßen, man­del­gro­ßen ein­ge­misch­ten Stück­chen zusammengesetzt.

Besteht die Mas­se fast ganz aus sol­chen, nur zusam­men­ge­kleb­ten, trock­nen man­del­för­mi­gen Kör­nern (Gum­mi ammo­nia­cum in gra­nis, in lacrymis), so hält man es für das bes­te; äußer­lich wird es aber doch von der Luft röthlich.

Je grö­ßer und weiß­li­cher die Kör­ner sind, des­to bes­ser ist das Gum­mi­harz. Es ist von auf­fal­len­dem, dem Mut­ter­har­ze ähn­li­chem, doch weni­ger unan­ge­neh­mem, gleich­sam aus Biber­geil und Knob­lauch gemisch­tem Geru­che, und einem anfangs süß­li­chen, hin-ten­nach aber ekel­haft bit­ter­li­chem Geschma­cke, läßt sich von der Hand­wär­me erwei­chen, wird durchs Kne­ten weiß­li­cher, und klebt dann an den Fin­gern; es schmilzt leicht im Löf­fel, schäumt und ent­zün­det sich dann.

Blos bei star­ker Käl­te wird es brü­chig und läßt sich pül­vern; hat man hie­zu die weiß­li­chen Stück­chen aus­ge­le­sen, so ent­steht das gerei­nig­te Ammo­ni­ak­gum­mi (G. ammo­nia­cum depur­a­tum) weit voll­komm­ner, als wenn das Prä­pa­rat nach alter Art durch Auf­lö­sen, Fil-tri­ren und Wie­der­ein­di­cken müh­sam zube­rei­tet wird.

Weder Was­ser noch Wein­geist lösen die Hälf­te davon auf, so genau ist Gum­mi und Harz in die­ser Sub­stanz ver­bun­den, doch ist die geis­ti­ge Tink­tur weit kräf­ti­ger als die wäs­se­ri­ge. Am voll­kom­mens­ten wird es von den ver­süß­ten Geis­tern und der ver­ei­nig­ten Kraft des Lau­gen­sal­zes und des Wein­geis­tes auf-gelö­set. Durch Rei­ben wird es in Wein, Bier und Essig zur trü­ben Mischung auf­ge­löst. Bei der feuch­ten Destil­la­ti­on geht fast nichts riech­ba­res und kein äthe­ri­sches Oel über.

Die schlech­te­re Sor­te in Kuchen (G. ammon. in pane) ist mit Sand und andern frem­den Kör­pern ver­mischt, und blos zum äußer­li­chen Gebrauche.

Dieß Gum­mi­harz beför­dert und erregt den Aus­wurf des Schleims und des Eiters aus der Brust, und ist dann vort­heil­haft in allen Fäl­len, wo die­ser erreg­te Reitz zuläs­sig ist. Eben so soll es die Gefä­ße des Unter­lei­bes von Schleim­ver­stop­fun­gen befrei­en; in stär­ke­rer Gabe öff­net es den Leib. Im Beinf­ra­se soll es inner­lich genom­men Diens­te leis­ten. Aeu­ßer­lich auf­ge­legt, zert­heilt es zuwei­len kal­te Geschwüls­te und Ge-lenk­stei­fig­kei­ten, selbst Sack­ge­schwüls­te, und beför­dert zögern­de Eite­run­gen am bes­ten mit Essig erweicht. Im Kopf­g­rin­de wird es mit Nut­zen auf­ge­legt, wenn die Krus­te vor­her abge­weicht ist.