Gummiharze

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Gum­mi­har­ze, (Gum­mi refi­nae) sind aus den Pflan­zen flie­ßen­de, oder aus­ge­preß­te, und ver­här­te­te Säf­te, in denen Harz und Gum­mi in ver­schied­nem Ver­hält­nis­se ver­bun­den sind. Die­se Ver­bin­dung ist zwar nicht so genau, daß völ­lig durch­sich­ti­ge Sub­stan­zen ent­stün­den (sie sind höchs­tens durch­schei­nend), aber doch so genau, daß weder Was­ser die gum­mi­ch­ten, noch der rei­ne Wein­geist das Harz abson­dert und völ­lig dar­aus in sich neh­men kön­nen, viel­mehr wird der wäs­se­ri­ge Auf­guß nur eine mil­chich­te oder trü­be Feuch­tig­keit, wor­in kein klei­ner Theil Harz fein zert­heilt und unscheid­bar schwimmt, die geis­ti­ge Essenz aber ist schwach, und gegen­t­heils mit gum­mi­ch­ten Thei­len beladen.

Da nun auf der eigent­li­chen Res­i­ne der Gum­mi­har­ze stets die jedes­ma­li­ge Arz­nei­kraft allein beruht (so sehr die meis­ten Aerz­te auch Arz­nei­kräf­te von dem Gum­mi dar­inn, wie­wohl ver­geb­lich, erwar­ten), so ist an der Tren­nung bei­der Bestandt­hei­le oft viel gele­gen. Das Gewächs­lau­gen­salz ist in Gesell­schaft des Wein­geis­tes sehr wirk­sam in Aus­zie­hung des Har­zes und Abschei­dung der erdich­ten und schlei­mi­gen Thei­le, wenn das gepül­ver­te Gum­mi­harz anfangs mit ersterm, dann mit letz­term gerie­ben wird; glei­che Kräf­te hat der geis­ti­ge Sal­mi­ak­geist. Nur daß die Pur­gir­har­ze hie­durch all­zu­sehr geän­dert wer­den und ihre abfüh­ren­den Eigen­schaf­ten ver­lie­ren. Mit Lau­gen­salz geschärf­tes Was­ser lie­fert von eini­gen Gum­mi­har­zen, z.B. der Gum­mi­gut­te, ziem­lich voll­komm­ne, aber wenn es Pur­gir­dro­quen sind, ihrer Abfüh­rungs­kraft beraub­te, Tink­tu­ren. Etwas ähn­li­ches thut die gebrann­te Bit­ter­salzer­de, wenn sie zuerst mit den Gum­mi­har­zen und dann mit Was­ser gerie­ben wird. Die­se Aen­de­rung der Arz­nei­kräf­te hat man von den mit den ver­süß­ten Säu­ren aus den Gum­mi­har­zen berei­te­ten Tink­tu­ren nicht zu befürch­ten; gleich­wohl sind sie zur Aus­zie­hung die­ser Har­ze unge­mein wirksam.

Eben so wenig hat man die­se Aen­de­rung der Arz­nei­kräf­te von den emul­sion­ar­ti­gen unvoll­komm­nen Auf­lö­sun­gen der Gum­mi­har­ze in rei­nem Was­ser, Essig, Bier, Wein u.s.w. zu erwarten.

Ver­dünn­ter Wein­geist (Brannt­wein) gie­bt ziem­lich gute, obgleich schwa­che Auf­lö­sun­gen eini­ger Gum­mi­har­ze, vor­züg­lich sol­cher, deren Harzt­hei­le kei­ne sehr zähe Beschaf­fen­heit haben, wie z.B. der Mohn­saft. Auch Schleimt­hei­le sind dar­inn aufgelöst.

Da die Gum­mi­har­ze leicht aus dem Was­ser, mit dem man sie durch Rei­ben zu ver­bin­den sucht, wie­der nie­der­fal­len, so kann man die Ver­ei­ni­gung inni­ger und bestän­di­ger machen durch vor­gän­gi­ges Abrei­ben die­ser Sub­stan­zen mit Eidot­ter; Tra­ganth­gum­mi thut etwas ähn­li­ches, das ara­bi­sche weniger.

Ver­schied­ne Gum­mi­har­ze haben ihre Wirk­sam­keit gro­ßent­heils von einer gewis­sen Men­ge äthe­ri­schen Oels, und bei eini­gen ist selbst das Harz bei der Hit­ze des kochen­den Was­sers zum Theil flüch­tig, daher ihre ehe­mals gebräuch­li­che Rei­ni­gung durch Auf­lö­sen in hei­ßem Essig, Durch­sei­hen und Abdamp­fen oft ihre gan­ze Kraft zer­stört und ganz ver­werf­lich ist.

Am bes­ten rei­nigt man sie zum innern Gebrau­che, indem man die reins­ten und fri­sches­ten Stü­cke her­aus sucht, die­se rei­nern Stü­cke, wenn sie von der zähern Art sind, einer Frost­käl­te aus­setzt, sie pül­vert, wo nö-thig sie­bet u.s.w. Die Rei­ni­gung des Gal­banums s. unter Mut­ter­harz­gal­ban.

Das Ver­hält­niß des Har­zes und Gummi’s in die­sen Sub­stan­zen ist sehr ver­schie­den. Mehr Harz als Gum­mi sol­len ent­hal­ten Euphor­bi­um, Gua­jak­harz, Gal­ba­num, Gum­mi­gut­te, Stin­ka­sant, Epheu­harz, La-danum und Sto­rax – etwa glei­che Thei­le von jedem das Gum­mi­am­mo­ni­ak, Opo­pa­nax, Skam­mo­ni­um ‑weni­ger Harz als Gum­mi das Bde­li­um, die Myr­the und das Saga­pen – am wenigs­ten Harz die Sar­ko­kol­le und das Kinogummi.

Das Ver­bin­dungs­mit­tel des Schleims und der Resi-ne in den Gum­mi­har­zen ist nicht genau bekannt. In den meis­ten Fäl­len scheint es ein gewächs­ar­ti­ges Neu­tral­salz, in eini­gen ein äthe­ri­sches, auch wohl ein fet­tes Oel zu seyn.