„Ich habe in einer großen Presseorgan gelesen, dass die Wirkung von Schüßlersalzen wissenschaftlich nicht belegt sei. Zudem seien die Präparate völlig wirkungslos. Stimmt das wirklich?“, so oder so ähnlich fragen immer wieder verunsicherte Anwenderinnen und Anwender.
Die schnelle Antwort darauf lautet: 1. Es stimmt, dass es keinen wissenschaftlichen Wirkungsbeleg für Schüßlersalze in großen klinischen Studien zu ausgewählten Krankheiten gibt. 2. Es stimmt allerdings nicht, dass die Schüßlersalze – ob als Einzel- oder als Kombinationspräparat eingenommen – wirkungslos sind. Das biochemische Heilverfahren nach Schüßler gibt es seit rund 140 Jahren – alle AnwenderInnen der Biomineralsalze nach Schüßler müssten sich also hinsichtlich der Wirkung an sich selbst getäuscht haben.
Die längere Antwort auf die berechtigen Einwände von Skeptikern beginnt bei Wilhelm Heinrich Schüßler (1821–1898), dem Entwickler des biochemischen Heilverfahrens. Obwohl eigentlich der homöopathischen Medizin nach Samuel Hahnemann (1755–1843) zugetan, überzeugten ihn auch manche Beobachtungen der jungen naturwissenschaftlichen Medizin („Schulmedizin“). Beispielsweise die chemischen Analysen, die nach dem vollständigen Verbrennen von Leichenteilen Aufschluss über den Mineralstoffgehalt von Körpergeweben und Organen des Menschen gaben. Nach Schüßlers Auffassung legten sie nahe, dass bestimmte Krankheiten mit einem „Mangel“ bestimmter Mineralstoffe assoziiert seien. Als Behandlung schlug Schüßler vor, kranken Patienten eben diese Mineralstoffe hochverdünnt zu verordnen. Nach seiner Auffassung seien zudem nur 12 der im Körper vorkommenden Salze für die Behandlung der meisten Erkrankungen nötig.
Schüßler-Salze nur Placebo?
Dies ist aus heutiger Sicht blanker Unsinn! Nur in seltenen Fällen, vor allem in der Notfallmedizin, führt ein Mineralstoffmangel zu erheblichen Krankheitsbeschwerden. Zum Beispiel zu einem akut lebensbedrohlichen Kalium-Mangel (Hypokaliämie), der bei schwerem Erbrechen und Durchfall oder unter Behandlung mit bestimmten Bluthochdruck-Mittel möglich ist. Solch ein Mineralstoffmangel kann durch eine Blutuntersuchung einfach festgestellt werden (gab es zu Schüßlers Zeiten noch nicht …). Und durch die Gabe korrekt dosierter Mineralsalze zügig wieder ausgeglichen werden (und nicht durch besonders hoch verdünnte, „potenzierte“ Präparate!). Kurzum: Die meisten Gesundheitsprobleme sind chronische Krankheiten und diese werden nicht durch irgendeinen Mineralstoffmangel verursacht.
Und genau jetzt wird es interessant: Wenn das Mineralstoff-Mangel-Konzept völliger Unsinn ist (in einer normalen Mahlzeit sind hundertmal mehr Mineralstoffe enthalten als in vielen Packungen Schüßler-Salzen!), warum funktioniert ihre Anwendung dann trotzdem oftmals? Die Skeptiker sagen, „ja … das beruht auf vor allem auf lebhafter Einbildung, quasi Selbst-Hypnose, also nur ein Placebo-Effekt“. Übrigens: Das wäre ja nicht schlecht, denn wirkstofffreie Präparate, also Placebos, haben oftmals bessere Effekte als die Wirkstoffe, mit denen sie in Studien verglichen werden. Weswegen die Bundesärztekammer ihren Mitgliedern aktiv empfiehlt, Placebos in der täglichen Arztpraxis einzusetzen (Bundesärztekammer (Hrsg.): Placebo in der Medizin. Ärzteverlag, Köln, 2011).
Biochemie nach Schüßler ist eine Krankheits-Typologie
Aber so einfach ist es nicht: Schüßler-Salze wirken vielleicht auch infolge eines Placebo-Effektes, also wegen der Hoffnung auf Linderung langwieriger chronischer Leiden. Vermutlich gibt es aber noch mindestens eine weitere Erklärung: Diese beruht auf der alten und auch in der wissenschaftlichen Medizin nicht infrage gestellten Beobachtung, dass die Zahl der großen, der „Volks“-Krankheiten sehr begrenzt ist. Werden Menschen krank, entwickeln sie immer wieder ähnliche, typische Beschwerdebilder (Syndrome). Diese Grundtypen von Beschwerdemustern, die immer wiederkehren, sagen oft nur wenig über eine spezifische Krankheit oder Ursache aus. Beispielsweise Fieber, Durchfall, Bluthochdruck, Knochenbrüche oder Depression. Hinzu kommt, dass Menschen individuell zu bestimmten Erkrankungen oder eben Beschwerdemustern neigen und zu anderen nicht, was seit alters her „Krankheits-Anfälligkeit“ oder „Disposition“ genannt wird.
Schüßler hat vor 130 Jahren, ohne es vermutlich genau zu wissen, solche Grundtypen von dispositionellen Krankheits- oder Beschwerdemustern beschrieben. Als Homöopath kannte er zudem bereits die wichtigen Grundtypen von Erkrankungsneigungen, die schon Hahnemann beschrieben hatte (z. B. Psora, Sykose und andere „Miasmen“). Und er kannte dessen Auffassung, dass akute Erkrankungen auf Dauer nicht erfolgreich zu therapieren sind, wenn die tieferliegende Grundstörung nicht erfolgreich behandelt wird. Die 12 Schüßler-Salze entsprechen somit 12 typischen gesundheitlichen Grundstörungen bzw. Krankheitsdispositionen.
DHU-Bicomplexe: Arzneimittelkompositionen für die Gegenwart
Ihre Anwendung erfolgt nicht nach homöopathischen Regeln (= Ähnlichkeitsprinzip, Repertorisierung). Und auch nicht nach modernen naturwissenschaftlichen Regeln (= Ausgleich von labormedizinisch festgestellter Mangelsituationen). Sondern sie erfolgt einerseits nach grundlegenden Beschwerdetypen (eher in Hinsicht auf chronische Störungen) und andererseits nach symptomatischen Charakteristika akuter Krankheiten. Hierzu liegen heute zahllose Vorschläge zur korrekten Mittelsuche vor (Antlitzdiagnostik, indikationsbezogene Vorschläge etc.) Die biochemische Mittelwahl ist nicht wirklich einfach, wie schon Dr. August Meyer 1926 schreibt:
… Die biochemischen Mittel sind nun zwar keine Volksheilmittel in dem Sinne, daß bei ihrer Anwendung der Arzt überflüssig wäre; so gering die Zahl der biochemischen Mittel ist, so schwierig ist oft ihre richtige Auswahl und Anwendung am Krankenbette, und es bedarf dazu großer Erfahrung in der Krankenbehandlung und eines reichen medizinischen Wissens …
(Meyer A: Die Biochemie Dr. med. Schüßlers und ihre Anwendung in Krankheitsfällen). Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg, 1926)
Da die Anwendung der 12 Salze für medizinische Laien nicht so einfach ist, erscheint die Arbeit des Berliner Arztes und langjährigen Anwenders der Biochemie nach Schüßler, Konrad Grams (1878–1947), besonders wertvoll. In seiner Funktion als Schulmediziner und als biochemischer Naturarzt fasste Grams die verschiedenen Biomineralsalze nach Schüßler in 30 Kombinationspräparate zusammen, mit denen einfach und zügig bestimmte häufige Gesundheits-Störungen behandelbar sind. Ohne auf irgendeine komplexe oder undurchschaubare Typenlehre angewiesen zu sein. Die 30 Schüßler-Komplexmittel nach Konrad Grams heißen beispielsweise „Hautmittel“, „Hustenmittel“ oder „Kräftigungsmittel“. Sie werden seit Jahrzehnten von einer Schar treuer AnwenderInnen zur Gesundheitspflege genutzt und stehen als unter dem Namen DHU-Bicomplexe Nr. 1 bis Nr. 30 in jeder Apotheke zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es hier bei bicomplexe.heilpflanzen-welt.de.
Autor
• Rainer H. Bubenzer, Gesundheitsberater, Berlin, Januar 2015.