Kohle

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Koh­le (Car­bo), eine ehe­mals blos als Brenn­ma­te­ri­al (Feu­er­ma­te­ri­al) in der Phar­ma­zie geach­te­te, durch Lowitz aber zu einem der schätz­bars­ten che­mi­schen Ver­bes­se­rungs­mit­tel vie­ler arz­nei­li­chen Stof­fe erho­be­ne Substanz.

Die wohl geglüh­te Holz­koh­le macht als Pul­ver bei­gemischt die dun­kel­far­bi­gen, zähen Oele, die Salz­flüs­sig­kei­ten und Mut­ter­lau­gen (mit Aus­nah­me derer mit her­vor­ste­chen­dem Lau­gen­sal­ze) durch Diges­ti­on hell­far­big und dünn (Ent­fär­bung, Essig­al­ko­hol, Potasch­essig­s­alz, Wein­stein) und krystal­li­sir­bar, den sau­ren sub­li­mir­ba­ren Säu­ren ent­zieht sie die gel­be Far­be in der Sub­li­ma­ti­on, den geis­ti­gen Flüs­sig­kei­ten (mit Aus­nah­me des schwef­lich­ten Vitriol­äthers) benimmt sie den frem­den Geruch durch Schüt­teln und bei der Destil­la­ti­on, und dient zum bes­ten Fil­trir­mit­tel für zähe trü­be Flüs­sig­kei­ten, die durch das mit Koh­len­pul­ver ange­füll­te Fil­t­rum geschwin­der und hel­ler durch­lau­fen. Aet­zen­den Lau­gen­sal­zen gie­bt man ihre Luft­säu­re durch Schmel­zen mit Koh­len­staub wie­der. Das stin­ken­de Was­ser wird, damit geschüt­telt, wie­der frisch.

Der Nut­zen der Holz­koh­len in der Arz­nei­kunst scheint von gro­ßem Belan­ge zu seyn. Sicher ist es, daß sie den fau­len Geschwü­ren den Gestank beneh­men, so wie zum Aus­spü­len des Mun­des und Abrei­ben der Zäh­ne gebraucht, den stin­ken­den Odem til­gen, wenn er aus den innern Thei­len des Mun­des ent­steht. In Faul­fie­bern hat man sie mit schnel­lem Erfol­ge inner­lich gebraucht, und ich sahe von zwei Quent­chen Koh­le täg­lich, den Stuhl­gang eines Ruhr­kran­ken sei­nen Gestank völ­lig ver­lie­ren. Soll­ten die Alten wohl so Unrecht gehabt haben, eini­ge koh­lich­te Sub­stan­zen als Arz­nei­en zu ver­ord­nen. Am bes­ten wird sie noch glü­hend gepül­vert, und sogleich unter eine Flüs­sig­keit oder Saft gerüh­ret, zum inner­li­chen Gebrau­che zubereitet.