Viele naturheilkundliche Verfahren heutiger Zeit sind entweder schon in grauer Vorzeit entstanden (zum Beispiel die Behandlung mit „Heilerden“ wie der „Terra sigillata“ im Römischen Reich gegen Sodbrennen). Oder sie sind im Umfeld von gesellschaftkritischen Lebensreform-Bewegungen des 19. Jahrhunderts entstanden (zum Beispiel die Naturheilkunde mit Wassertherapie, Bewegungtherapie, Diätetik und ordnenden Lebensstil-Veränderungen). Aus dem Gefühl heraus, dass die industrielle Ernährung dem gesundheitsinteressierten Menschen der Neuzeit viele pflanzliche Vitalstoffe vorenthält, wurden damals auch die Pflanzen-Frischsäfte entwickelt. Dies interessierte auch Dr. Konrad Grams (1878–1947), der als homöopathischer Arzt Anfang des 20. Jahrhunderts die Bicomplexmittel entwickelt hatte. In einem 1930 erschienen Büchlein „Trinke – und genese durch – Pflanzen-Frischsäfte. Praktische Winke zur Gesund- und Jung-Erhaltung durch flüssige Heil-Kräuter und ‑Gemüse“ (von Dr. Hans Hansen, Prana-Verlag, Pfullingen, 1930) hat Grams in seinem Vorwort einige kritische Anmerkungen gemacht. Diese zeigen, dass damals viele Ärzte der pflanzlichen Ernährung und Rohkostverwendung gegenüber zwar sehr offen waren, aber auch deren mögliche Begrenzungen kannten.
Es ist im Interesse der Volksgesundheit mit Freuden zu begrüßen, dass sich jetzt schon viele Ärzte mit der vegetarischen Diät, der Rohkost und der Früchtekost beschäftigen und ihren Patienten verordnen. Im Volke gewinnt die Roh- und Früchtekost immer mehr Anhänger durch die sichtbaren Erfolge in gesundheitlicher Hinsicht.
Den meisten Menschen wird es wohl nicht möglich sein, plötzlich zur Roh- oder Früchtekost überzugehen, wenn sie sich ihr Leben lang mit Fleischkost ernährt haben. Viele würden hierbei zusammenbrechen und die Rohkost – die sie Hungerkost nennen – einfach ablehnen. Da die Natur nur langsame Übergänge kennt, ist eine so plötzliche und krasse Diätänderung ohne schwere gesundheitliche Störungen oft nicht möglich.
Die Wirksamkeit der Roh- und Früchtekost liegt in ihrem Reichtum an Mineralsalzen und Vitaminen. Diese wirksamen Bestandteile sind in den Pflanzenrohsäften aber in einer für den Körper leicht ausnehmbaren Form vorhanden. Der tägliche Genuss der Pflanzenrohsäfte gleicht daher den Mangel an Nährsalzen und Vitaminen der üblichen Kost aus und bildet so eine wertvolle Ergänzung der täglichen Nahrung. Außerdem erleichtern die Pflanzen-Rohsäfte den Übergang zur vegetarischen und Rohkost.
Die Pflanzenrohsäfte stellen übrigens durch ihren Mineralsalzgehalt flüssige biochemische Komplexmittel dar, die durch Zuführung der Mineralsalze der Gesunderhaltung dienen und günstige heilende Wirkungen bei allen Krankheiten ausüben. Ich möchte hier nicht unterlassen, auf die biochemischen Komplexmittel hinzuweisen (näheres hierüber in: Handbuch der Komplex-Biochemie. Von Dr. med. Konrad Grams).
Grams vertritt hier also noch den Standpunkt von Wilhelm Heinrich Schüßler und dessen Zeitgenossen, dass Krankheit und Gesundheit wesentlich von Mangelsituationen und deren therapeutischem Ausgleich abhängen (was ohne Frage oftmals richtig ist). Die fast 100 Jahre gemachten Erfahrungen mit den 30 DHU-Bicomplexmitteln zeigen heute aber, dass es noch weitere Wirkmechanismen geben muss. Diese hängen, wie bereits in anderen Newslettern von mir angedeutet (zum Beispiel „Ist der Mensch eine Maschine oder nicht?“, September 2013), mit einer tiefer reichenden Anregung der Selbstheilungskräfte durch homöopathisch potenzierte Schüsslersalz-Kombinationen zusammen.
Autor
• Rainer H. Bubenzer, Gesundheitsberater, Berlin, Februar 2016.