Koschenillschildlaus

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Koschen­ill­schild­laus, Coc­cus Cac­ti, L. [Dege­er, Ins. 6. Tab. 80. Fig. 12–14] ein in Mexi­ko, vor­züg­lich in Mes­tek von den India­nern, jetzt aber auch in Spa­ni­en auf den Blät­tern des Cac­tus cochi­nil­li­fer. L. (w.s.) gezo­ge­nes Insekt, wel­ches sich durch Que­er­run­zeln über den Leib, dop­pel­te Sei­ten­rän­der an dem Rücken, kur­ze schwar­ze Füße, pur­pur­ro­then Bauch, und pfrie­men­för­mi­ge kur­ze Fühl­fa­den aus­zeich­net, und wovon nur das Männ­chen Flü­gel hat.

Die mit Hit­ze get­öd­te­ten, und getrock­ne­ten Insek­ten, die Koschen­il­le (coc­cio­nella, coc­ci­nil­la), kom­men in sehr gro­ßer Men­ge zu uns, als das vor­züg­lichs­te Mate­ri­al zur kar­me­sin­ro­then Far­be. Um die theu­re rothe Far­be, den Kar­min (car­mi­num), der in Apo­the­ken nicht selbst ver­fer­tigt wird, zu berei­ten, gie­bt man die Vor­schrift, eine Unze (wohl gewa­sche­ne) fein zer­rie­be­ne Koschen­il­le nebst einem Quent­chen Wein­stein­rahm zu sechs Pfun­den kochen­dem, destil­lir­tem Was­ser in einem zin­ner­nen Kes­sel zu thun, es noch fünf bis sechs Minu­ten sie­ben zu las­sen, ein Quent­chen gepül­ver­ten römi­schen Alaun dazu zu schüt­ten, es noch ein Paar Male auf­wal­len zu las­sen, und nun das Flüs­si­ge durch fei­ne Lein­wand zu gie­ßen in zu bede­cken­de Zucker­glä­ser, wo sich mit der Zeit der Kar­min nie­der­setzt, den man trock­net. Die größ­te Rein­lich­keit, viel­leicht auch noch and­re geheim gehal­te­ne Vor­keh­run­gen und Ingre­di­en­zi­en (die Chou­an-kör­ner und die Autour­rin­de?) mögen zur ein­träg­li­chen Berei­tung die­ser vort­re­f­li­chen Far­be gehö­ren, deren man sich zur Röt­hung eini­ger Arz­nei­mit­tel, vor­züg­lich der Zahn­pul­ver in der Apo­the­ke bedient.

Die dabei übrig geblie­be­ne Koschen­il­le mit der übri­gen Kar­min­lau­ge nebst andert­halb Unzen Pota-schlau­gen­sal­ze eine hal­be Stun­de gekocht, und die fil­trir­te Brü­he mit fünf Unzen auf­ge­lö­se­tem Alaun nie­der­ge­schla­gen, aus­ge­süßt, und getrock­net, gie­bt das Flo­ren­ti­ner­lack (lac­ca flo­ren­ti­na).

Die Koschen­il­le selbst, deren Geschmack etwas bei­ßend, bit­ter­lich und zusam­men­zie­hend ist, ward nie häu­fig als Arz­nei gebraucht. Mit eini­ger Wahr­schein­lich­keit schreibt man ihr Harn trei­ben­de Kräf­te zu; die Schweiß trei­ben­den und Herz stär­ken­den schei­nen blos auf Ein­bil­dung zu beru­hen. Sie dient zur Fär­bung eini­ger flüs­si­gen Arzneien.