Kreterziste

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Kre­ter­zis­te, Cis­tus cre­ti­cus, L. [Bux­baum, Cent. 3. Tab. 64. Fig. 1.] mit spa­tel­för­mig eirun­den, gestiel­ten, ader­lo­sen, rau­hen Blät­tern und lan­zet­för­mi­gen Blu­men­deck­blät­tern, ein vier Schuh hoher Strauch, wel­cher auf den dür­ren, san­di­gen Anhö­hen auf Kan-dien, Zypern, Grie­chen­land und Syri­en eine dun­kel-pur­pur­ro­the, rosen­ar­ti­ge Blu­me trägt.

Das aus den Blät­tern und Aest­chen wie Ter­ben­thin-trop­fen aus­schwit­zen­de Harz wird in der hei­ßes­ten Jahrs­zeit bei wind­stil­lem Wet­ter der­ge­stalt gesam­melt, daß man mit einem Feu­er­we­del­ähn­li­chen Werk­zeu­ge, an dem die Zäh­ne aus einer dop­pel­ten Rei­he unge­gerb­ter leder­ner Riem­chen bestehen, dar­über hin­fährt, und das ange­han­ge­ne Harz mit einem Mes­ser abschabt.

Man erhält es aus Kan­di­en in kreis­för­mig gewun­de­ner Gestalt (gum­mi lada­num in tor­tis), oder als fin­ger­star­ke Stän­gel­chen. Es ist schwarz, hart, schwer, äußer­lich und auf dem Bru­che uneben und voll san­di­ger Flim­mer­chen, vor sich von gerin­gem, ange­zün­det aber von bal­sa­mi­schen, doch nicht Jeder­mann ange­neh­men Geru­che, und ohne Geschmack. Oele und Was­ser lösen nichts auf; der stärks­te Wein­geist löset es völ­lig auf, mit Zurück­las­sung einer gro­ßen Men­ge schwärz­li­chen eisen­hal­ti­gen San­des, der durch Win­de dar­auf geraeht oder mit Fleiß dazu gemischt wor­den, oft 3/​4 bis 5/​6 des Ganzen.

Die geis­ti­ge Tink­tur muß gold­gelb seyn; wird sie röther, so war das Harz mit andern verfälscht.

Dieß ist das gewöhn­li­che und theu­re­re. Man erhält wel­ches aus Spa­ni­en in der Gestalt der Lakritz­stan­gen; wei­cher ist das aus der Bar­ba­rei. Eine schmie­ri­ge, wohl­fei­le Sor­te (lada­num liqui­dum) kömmt aus Kanada.

Die bes­te Sor­te in Bla­sen oder Häu­ten in gro­ßen Mas­sen (ladan. in mas­sis, en pains) von schwarz­rot-her Far­be, von Kon­sis­tenz eines wei­chen Pflas­ters, von sehr ange­neh­mem Geruch und bit­ter­lich bal­sa­mi­schem ste­chen­dem Geschma­cke, ist in Wein­geis­te fast ganz auf­lös­lich, kömmt aber sehr sel­ten zu uns.

Unge­ach­tet man seit Jahr­hun­der­ten es auf obi­ge Art sam­melt und nicht mehr von den Haa­ren der unter den Sträu­chern wei­den­den Zie­gen abschabt, so nennt man doch noch die bes­se­re Sor­te davon im Han­del Lada­num e bar­ba, und ver­kauft das Pfund für 50 Stü­ber in Holland.

Es wird jetzt blos unter Räu­cher­pul­ver und unter die Ofen­mas­se zum Räu­chern genom­men; selt­ner zu den Fluß- und Kopf­pflas­tern oder Magen­pflas­tern. Die Alten brauch­ten die Tink­tur als eine Ner­ven ermun­tern­de, anti­ka­tarr­ha­li­sche, stär­ken­de Arz­nei, deren wir, so wie des gan­zen Har­zes, entüb­rigt seyn könnten.