Kupfer

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Kup­fer (Cup­rum, Venus), ein bekann­tes, rothes, zähes, ziem­lich klin­gen­des, und gerie­ben wid­rig rie­chen­des und schme­cken­des Metall von 8, 876 Schwe­re, wel­ches erst im Weiß­glü­hen bei etwa 1450° Fahr, schmilzt.

Wäh­rend dem Glü­hen wird es beim Zugan­ge der Luft mit röth­lich­grau­en Schup­pen bedeckt, ein halb-ver­kal­tes Kup­fer, wel­ches man Kup­fer­a­sche oder Kup­fer­ham­mer­schlag (squa­ma aeris, cinis aeris, aes ustum) nennt; von der Kup­fer­blü­t­he der Alten (flo­res aeris) wenig ver­schie­den. Man hat dieß Prä­pa­rat ehe­dem äußer­lich zur Rei­ni­gung und Trock­nung alter Geschwü­re, sel­ten gegen Was­ser­sucht inner­lich ange­wen­det. Der Kup­fer­ham­mer­schlag löset sich leich­ter im Ammo­ni­ak­lau­gen­sal­ze und in Säu­ren, nament­lich in der Vitri­ol­säu­re, als das metal­li­sche Kup­fer, auf.

Auf sei­ner Ober­flä­che ros­tet das Kup­fer durch Ein­wir­kung einer feuch­ten Luft, und es ent­steht ein grü­ner, immer mit etwas Luft­säu­re ver­bund­ner Kalk, der Kup­fer­rost, Aeru­go, der Alten, statt des­sen man in neu­ern Zei­ten, zum Theil unter glei­chem Namen (aeru­go, viri­de aeris) den Grün­span, einen durch Dämp­fe der Essig­säu­re zer­fres­se­nen, mit einem gro­ßen Ant­hei­le essig­sauren Kup­fer­sal­zes ver­bund­nen, blau­grü­nen Kup­fer­kalk anwen­det, größ­tent­heils nur zu äuße­ren Mit­teln, zu Sal­ben und Pflas­tern, um zu rei­ni­gen, zu rei­zen und aus­zu­trock­nen. In Gäh­rung begrif­fe­ne Wein­tres­tern wer­den bei Mont­pel­lier, woher wir ihn ziehn, mit Kup­fer­ble­chen geschich­tet, und nach eini­ger Zeit der ange­leg­te Grün­span abge­scha­det. Er muß tro­cken, schwer zer­brech­lich, leb­haft grün, und ohne schwar­ze oder wei­ße Fle­cken seyn.

Voll­kom­men mit Essig­säu­re ver­bun­den, bil­det er das Kup­fer­es­sig­s­alz, den krystal­li­sir­ten Grün­span (crystal­li viri­dis aeris), sonst auch unrich­tig destil­lir-ter Grün­span (flo­res viri­dis aeris) genannt. Die­ses dun­kel­grü­ne ins Bläu­li­che fal­len­de, in fünf Thei­len sie­den­dem Was­ser auf­lös­li­che, in kal­tem aber sehr schwer auf­lös­li­che Salz, in gro­ßen rhom­bo­ida­li­schen Krystal­len, wird zwar gewöhn­lich durch Auf­lö­sung des Grün­spans in destil­lir­tem Essi­ge, Abrau­chung die­ser Auf­lö­sung zur Sirups­di­cke und all­mäh­li­che vier­zehn­tä­gi­ge Krystal­li­sa­ti­on bei 120° Fahr. berei­tet, kann aber auch durch Ver­mi­schung einer Auf­lö­sung von 480 Thei­len Kup­fer­vi­tri­ol mit einer Auf­lö­sung von 617 Thei­len Blei­zu­cker, Ein­di­ckung und all­mäh-lige Krystal­li­si­rung der kla­ren dun­kel­grü­nen Flüs­sig­keit in glei­cher Wär­me erhal­ten wer­den. Die Krystal­len schme­cken her­be, und äußerst ekel­haft metal­lisch, und ver­wit­tern an der frei­en Luft mit einem grü­nen Beschla­ge an ihrer Ober­flä­che. Ihre Anwen­dung ist zwar größ­tent­heils nur zu Far­ben; doch berei­tet man ehe­dem die kon­zen­trir­tes­te Essig­säu­re dar­aus durch Destil­la­ti­on, die man Grün­span­g­eist (spi­ri­tus vene­ris, aeru­gi­nis) nann­te, Essig­al­ko­hol. Außer­dem haben sie fast noch kei­ne Anwen­dung in der Arz­nei gefunden.

Unter die andern arz­nei­li­chen Auf­lö­sun­gen des Kup­fers in Säu­ren kann man die Kup­fer­sal­mi­ak­blu­men (flo­res salis ammo­nia­ci vene­rei, ens vene­ris) rech­nen, wel­che durch Sub­li­ma­ti­on eines Gemi­sches von acht Unzen Sal­mi­ak und einem Quent­chen Kup­fer­a­sche ent­ste­hen; sie sind aus Sal­mi­ak und Kup­fer­koch­sal­ze zusam­men gesetzt. Eine wäs­se­ri­ge Auf­lö­sung davon ist von Boerhave’s Tinc­tu­ra coe­ru­lea anti­epi­lep­ti­cawenig oder nicht verschieden.

Nicht weni­ger gehört hie­her die geis­ti­ge Auf­lö­sung des Kup­fer­koch­sal­zes, unter dem Namen Tinc­tu­ra vene­ris Helue­tiibekannt. Man läßt eine hal­be Unze Kup­fer­vi­tri­ol und eine Unze Sal­mi­ak, bei­de gepül­vert in einem hei­ßen Schmelz­tie­gel bei gelin­dem Feu­er so weit zer­ge­hen, daß die umge­rühr­te Mas­se schwarz­grün wer­de, die man, noch warm, pül­vert und mit geis­ti­gem Sal­mi­ak­geis­te das koch­sal­zi­ge Kup­fer zu einer blau­en Tink­tur aus­zieht, die der Erfin­der zu 3 bis 10 Trop­fen in Fall­sucht, Wür­mern, Rachi­tis und andern Kach­e­x­ien rühmt.

Den Kup­fer­vi­tri­ol (vitrio­lum cup­ri, vitr. de Cypro, vitr. coe­ru­le­um) könn­te man zwar durch Auf­lö­sung des Kup­fers in kochen­dem Vitriol­öle berei­ten, man erhält ihn aber weit wohl­fei­ler im Han­del aus Fabri­ken, wor­in alte Kup­fer­ble­che in einer Art von Back­öfen roth glü­hend gemacht, mit Schwe­fel bestreut und dann im Was­ser abge­löscht wer­den, wel­ches den Kup­fer­vi­tri­ol aus dem eben ent­stand­nen geschwe­fel­ten Kup­fer (aes ustum) auf­lö­set und nach gehö­ri­ger, wie­der­hol­ter Anschwän­ge­rung ein­ge­sot­ten und zum Anschie­ßen gebracht wird, s. II. Th. des Labo­rant im Gro­ßen. Er krystal­li­sirt in schön blau­en, plat­ten, sechs­sei­ti­gen schief abge­stutz­ten Pris­men, löset sich bei 50° Fahr. in Was­ser auf in einem Ver­hält­nis­se wie 124 zu 480, bei 50° Reaum. wie 300 zu 480, beim Koch­punk­te aber sehr leicht, ver­wit­tert mit der Zeit auf sei­ner Ober­flä­che ein wenig mit einem weiß­lichtem Beschla­ge, und schmeckt zusam­men­zie­hend, äußerst ekel, metal­lisch und fres­send. Außer sei­ner Anwen­dung in Fär­be­rei­en, zu Feu­er­far­ben und zur Din­te, hat man ihn auch in der Arz­nei zu einem Vier­tel Gran (mehr oder weni­ger) in Auf­lö­sung zu brau­chen in neu­ern Zei­ten ange­fan­gen gegen Epi­lep­sie, Wahn­sinn, Hypo­chon­drie, Hys­te­rie, Was­ser­sucht und ande­re Kachexien.

Er macht sehr schnel­le, aber bald vor­über­ge­hen­de, erschüt­tern­de Uebel­kei­ten, erregt den Harn, und stellt den Ton der ers­ten Wege wie­der her.

An der Auf­lö­sung des Kup­fers in luft­saurem flüch­ti­gen Lau­gen­sal­ze (Ammo­ni­ak­sauer­luft­sal­ze) dem ammo­nia­ka­li­schen Kup­fer (Cup­rum ammo­nia­cum), neh­men bei­de, die Luft­säu­re und das Ammo­ni­ak­lau­gen­salz, glei­chen Ant­heil, indem die­ses leicht­auf­lös­li-che Kup­fer­salz weder von der Luft­säu­re allein (die nur in ein Was­ser fast unauf­lös­li­ches blau­es Salz mit Kup­fer bil­det) noch vom flüch­ti­gen Lau­gen­sal­ze allein ent­ste­hen könn­te, da die­ses im rein ätzen­den Zustan­de gar kei­ne Kraft hat, Kup­fer oder sei­ne Kal­ke auf­zu­lö­sen. Es erscheint in sehr dun­kel­blau­en spat­för-migen, vier­sei­ti­gen Krystal­len, mit dach­för­mi­gen End­spit­zen; sie ver­wit­tern an der Luft zu einem grün­li­chen Pul­ver, wel­ches ein luft­saures Kup­fer ist. Am reins­ten ver­fer­tigt man die­ses Salz, indem man einen rei­nen Kup­fer­kalk, z.B. das Braun­schwei­ger Grün, oder die Kup­fer­a­sche, in einer kon­zen­trir­ten Auf­lö­sung des flüch­ti­gen Sal­mi­ak­sal­zes (luft­sauren Ammo­ni­ak­lau­gen­sal­zes) Tag und Nacht im Kal­ten bei öfte­rem Umschüt­teln auf­lö­sen läßt bis zur Sät­ti­gung, zu der Auf­lö­sung aber höchst rek­ti­fi­zir­ten Wein­geist mischt, wel­cher die Krystal­li­sa­ti­on des Sal­zes beschleu­nigt. Dieß thut man aber gewöhn­lich nicht, son­dern gießt zu einer Auf­lö­sung von zwei Unzen Kup­fer­vi­tri­ol in sechs Unzen sie­den­dem Was­ser so lan­ge Sal­mi­ak­geist, bis nicht nur der Kup­fer­kalk nie­der­ge­schla­gen, son­dern auch zur him­mel­blau­en hel­len Tink­tur wie­der auf­ge­löst wor­den, die man dann bei der gelin­des­ten Wär­me im flachs­ten Geschir­re zur Tro­cken­heit abdampft, die him­mel­blaue Krus­te aber gepül­vert in ver­schlos­se­nen Glä­sern auf­be­wah­ret. Eini­ge ver­mi­schen gera­de­zu zwei Quent­chen blau­en Vitri­ol mit drei Quent­chen flüch­ti­gem Sal­mi­ak­sal­ze durch Rei­ben im Mör­sel, bis das Auf­brau­sen vor­über und die Mas­se viol­blau gewor­den; die­se wird in Fließ­pa­pier gewi­ckelt, bei gelin­der Wär­me auf einem Stück Krei­de getrock­net und in einer ver­stopf­ten Fla­sche aufgehoben.

Man ver­ord­net nicht viel über einen vier­tel Gran auf die Gabe in Fall­sucht und andern Zuckun­gen, in hart­nä­cki­gen Wech­sel­fie­dern, in der Was­ser­sucht u.s.w.

Weis­manns ant­epi­lep­ti­sches Salz ist ganz das­sel­be; selbst Boerhave’s Tink­tur wider die Fall­sucht und oben ange­zeig­te Tinc­tu­ra vene­ris Helue­tiigehört zum Theil hieher.

Da das so sehr berühm­te blaue Was­ser (aqua sap-phi­ri­na) wei­ter nichts als eine wäs­se­ri­ge Auf­lö­sung des Ammo­ni­ak­kup­fers, mit etwas unbe­deu­ten­dem Kalk­koch­sal­ze ver­bun­den, ist, aber nach allen bis­he­ri­gen Vor­schrif­ten berei­tet, sehr ungleich aus­fal­len muß, so wür­de man wohl thun, acht Gran rei­nes krystal­li­sir­tes Ammo­ni­ak­kup­fer in vier Unzen destil­lir-tem Was­ser auf­zu­lö­sen, und so ein immer gleich stark wir­ken­des Mit­tel erhal­ten. Die Edin­bur­ger las­sen vier Gran Grün­span, zwei Skru­pel Sal­mi­ak und acht Unzen Kalk­was­ser ver­mischt (im offe­nen Gefä­ße, damit die Luft­säu­re aus der Luft ange­zo­gen wer­de) Tag und Nacht ste­hen, ehe sie das blaue Was­ser durch­sei­hen. Es ist ein rei­ni­gen­des, trock­nen­des Mit­tel für Wun­den und Geschwüre.

Unter den Kup­fer­er­zen hat man sich des Berg­grüns (Cup­rum viri­de L.), w.s., und des Berg­b­laus (Cup­rum cup­ri­go L.), w.s., wohl schwer­lich je zur Arz­nei; immer nur zu Far­ben bedient. Indes­sen hat man eine kal­k­er­di­ge Abart des letz­tern, den hell­blau­en, etwas grü­nen Arme­nier­stein (Lapis arme­ni­us, Cup­rum arme­nus, L.) in ältern Zei­ten im Wahn­sinn, im vier­tä­gi­gen Fie­ber, auch wohl in schlaf­süch­ti­gen Beschwer­den und in Schlag­flüs­sen ange­wen­det; aber in viel zu gro­ßen gefähr­li­chen Gaben.

Da das Kup­fer eine in der kleins­ten Men­ge schon so hef­tig wir­ken­de Sub­stanz ist, in grö­ße­rer Men­ge aber in den Kör­per gebracht die gefähr­lichs­ten und töd­lichs­ten Zufäl­le erregt, so sieht man leicht, wie behut­sam sein Gebrauch zu Koch­ge­schir­ren ein­ge­rich­tet wer­den müs­se. Am bes­ten ist es, sich ihrer gar nicht zur Berei­tung inne­rer Arz­nei­en zu bedie­nen Abdampf­scha­len und Koch­ge­schir­re. Selbst die mit rei­nem Berg­zin­ne und Sal­mi­ak ver­zin­ne­ten (wozu man jedoch die Kup­fer­schmie­de nicht leicht brin­gen kann, da sie gewöhn­lich ein Drit­tel oder auch die Hälf­te Blei dar­un­ter neh­men), selbst die­se sind nicht sehr zu emp­feh­len, da sich die nur im min­des­ten salz­haf­ten Flüs­sig­kei­ten durch die klei­nen, selbst in dem bes­ten Ueber­zu­ge mit Zinn noch vor­hand­nen Oeff-nun­gen ein­schlei­chen und das dazwi­schen lie­gen­de Kup­fer anfres­sen. Auch des­halb tau­gen die Ver­zin­nun­gen nicht viel, weil sie durchs Rei­ni­gen der Geschir­re so leicht hin­weg­ge­wischt wer­den, indem sie sel­ten dicker als ein Blatt Papier sind.

Um aus­zu­mit­teln, ob in eine Flüs­sig­keit Kup­fer ge-rathen sei, dient die Diges­ti­on der ver­däch­ti­gen Mate­rie mit mil­dem Sal­mi­ak­geis­te und Fil­tra­ti­on der Flüs­sig­keit. Es ent­steht eine blaue Far­be, wenn die­ses Metall zuge­gen war; soll­te aber die eig­ne dunk­le Far­be des ver­däch­ti­gen Kör­pers die Wahr­neh­mung die­ser blau­en Far­be hin­dern, so kann man die zu unter­su­chen­de Sub­stanz vor­her glü­hen, ehe man sie mit Sal­mi­ak­geist über­gießt; oder, wenn auch durchs Glü­hen die dunk­le Far­be nicht ver­schwin­det, die Mas­se mit Vitri­ol­säu­re diger­i­ren und in die fil­trir­te Flüs­sig­keit einen blan­ken Eisen­stab stel­len, wor­an sich das Kup­fer, wenn wel­ches vor­han­den ist, anleget.

Auf­ge­lös­te und ver­dünn­te Schwe­fel­le­bern sind nebst fet­ti­gen Sub­stan­zen und vie­ler Milch die Gegen­gif­te des Kupfers.