Lackschildlaus

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Lack­schild­laus, Coc­cus Ficus, Gm. [Leder­mül­ler, mikr. Erg. tab. 30.] ein rothes, läng­licht­run­des Insekt mit zwei­bors­ti­gem Schwan­ze, zwölf Bauch­rin­gen und ästi­gen Fühl­fa­den, wel­ches in den gebir­gich­ten Gegen­den von Ben­ga­len zu bei­den Sei­ten des Gan­ges auf der Ficus indi­ca, L. und Ficus reli­gio­sa, L. selt­ner auf dem Rham­nus luju­ba L. wohnt, die wei­chen Aes­te die­ser Pflan­zen ganz besetzt, und den dar­aus geso­ge­nen Saft zu sei­nem Gehäu­se, d.i. zu rothen läng­lich­ten Zel­len ver­ar­bei­tet, wel­che, mit den Aes­ten abge­bro­chen, das Stock­lack (Lac­ca, Gum­mi Lac­cae in bacu­lis, in ramu­lis) lie­fern, wor­an sie als eine mehr oder weni­ger rothe, fast durch­sich­ti­ge, har­te, unebe­ne, löche­ri­ge Rin­de sit­zen, eine zwi­schen Gum­mi­harz und Wachs inne ste­hen­de Sub­stanz mit einer vort­re­f­li­chen, in kochen­dem Was­ser auf­lös­ba­ren Röthe ange­füllt, von schwa­chem, bit­ter­lich zusam­men­zie­hen­dem Geschma­cke, und vor sich geruch­los, auf Koh­len gewor­fen aber von ange­neh­men Geruche.

Von den Aes­ten abge­son­dert, viel­leicht auch schon eines Theils sei­ner Far­be beraubt, erscheint es unter dem Nah­men Kör­ner­lack (Gum­mi lac­cae in gra­nis.)

Ganzsei­nes Farb­we­sens durch Ein­wei­chen in war­men Was­ser beraubt und geschmol­zen, zu Tafeln aus­ge­zo­gen, erscheint das Schel­lack oder Tafel­lack (Gum­mi Lac­cae in tabu­lis, in mas­sis) ein brau­nes Pro­dukt, vom Ansehn des Spieß­glanz­gla­ses, wel­ches ganz im Wein­geis­te auf­lös­bar ist, von Was­ser aber nichts aus­zie­hen läßt, und in der Hit­ze schmilzt und einen Wohl­ge­ruch verbreitet.

Außer der nütz­li­chen Anwen­dung des Gum­mi­lacks zu Far­ben, zu Fir­nis­sen, Sie­gel­lack und Elek­tro­pho-ren hat man eini­ge Tink­tu­ren des­sel­ben, wozu aber alle­mahl Stock­lack oder wenigs­tens Kör­ner­lack anzu­wen­den ist, mit einer Alaun­auf­lö­sung berei­tet gegen skor­bu­ti­sches Zahn­fleisch, mit alka­li­sir­tem Wein­geis­te aber aus­ge­zo­gen bei Gicht, Was­ser­sucht und wei­ßem Flus­se (unnö­thi­ger­wei­se) gebraucht.

Am leich­tes­ten läßt sich das Tafel­lack in ver­süß­ten Geis­tern, in wei­nich­tem Sal­mi­ak­geis­te, in mit Wein­st­ein­sal­ze ver­misch­tem Wein­geis­te und in zer­flos­se­nem Wein­st­ein­sal­ze auflösen.