Lerchenfichte

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Ler­chen­fich­te, Pinus Larix, L. [Zorn, pl. med. tab. 89.] mit bün­del­wei­se ste­hen­den, wei­chen, ziem­lich stump­fen, abfal­len­den Blät­tern, und eiför­mig läng­lich­ten Zap­fen, wor­an die Deck­blätt­chen außer den eiför­mi­gen, am Ran­de rau­hen und zer­ris­se­nen Schup­pen her­vor­ra­gen, ein auf den hohen Gebir­gen von Euro­pa z.B. Böh­men, Schle­si­en, Kärn­then, Stei­er­mark, Tyrol u.s.w. ein­hei­mi­scher, schnell­wach­sen­der Baum, wel­cher Anfangs Aprils vor Aus­bruch der Blät­ter blüht.

Das aus den ange­bohr­ten oder ange­haue­nen Stäm­men durch die Rin­de flie­ßen­de wei­che Harz, (Ter­eb­in­thi­na lari­gna), wel­ches, da es nicht durch die Vene­tia­ner allein in den Han­del gebracht wird, unei­gent­lich vene­tia­ni­scher Ter­ben­thin (Ter­eb­in­thi­na vene­ta) genannt wird, sam­melt man jetzt am häu­figs­ten in Dau­phi­ne’, Savoy­en, Tyrol, so wie in der Gegend von Jägern­dorf und Teschen im öster­rei­chi­schen Schlesien.

Er hat die Dicke eines Sirups, ist sehr klar, durch­sich­tig, von weiß­li­cher, blaß­gel­ber Far­be, bei­ßend erhit­zen­dem, bit­ter­li­chem Geschma­cke und har­zi­gem, etwas zitro­n­ar­ti­gem, auf­fal­len­dem Geru­che. Er ist weni­ger scharf als der gemei­ne Ter­ben­thin (Kien­fich­te) und wenn er frisch ist, weni­ger zähe, als dieser.

Er besitzt, wie ähn­li­che Bal­sa­me, erhit­zen­de und rei­zend harn­trei­ben­de Kräf­te; daher sein behut­sa­mer inne­rer Gebrauch in der Gicht leu­ko­phleg­ma­ti­scher Per­so­nen, und in wäße­ri­gem Nach­trip­per, und sein äuße­rer als Klys­ti­er bei der Diar­rhöe der Lun­gen­süch­ti­gen, und in schlaf­fen Geschwü­ren als Reiz- und Stärkungsmittel.

In der wäs­se­ri­gen Destil­la­ti­on erhält man 1/​6 bis 1/​4 eines fei­nen, hel­len äthe­ri­schen Oels (Ol. ter­ebin-thinae, unrich­tig Spi­ri­tus ter­eb­in­thinae,) wel­ches noch­mals mit Was­ser über­ge­trie­ben Ol. ter­eb. aethe­re­umgenennt wird. Bei sei­nem innern Gebrau­che zu weni­gen Trop­fen gegen Gicht­be­schwer­den muß man auf sei­ne unge­mein erhit­zen­de Kraft Rück­sicht neh­men, so wie beim Gal­len­stein und der daher rüh­ren­den Gelb­sucht, wo es am bes­ten mit Vitriol­äther zu glei­chen Thei­len gege­ben wird. Aeu­ßer­lich wird es in Stich­wun­den der ver­letz­ten Seh­nen und Ner­ven mit gro­ßem Nut­zen warm ein­ge­gos­sen, so wie beim Amput­i­ren zum Blut­stil­len, zur Zert­hei­lung der Sack­ge­schwüls­te und Ueber­bei­ne, und zur Hem­mung des Brandes.

Die Blät­ter die­ses Baums schwit­zen zei­tig im Früh­lin­ge in süd­li­chen Gegen­den, eine Man­na (Man­na lari­cea, bri­gan­ti­na) in kori­an­der­gro­ßen Kör­nern aus, wel­che eine gerin­ge­re Abfüh­rungs­kraft als die gewöhn­li­che Man­na (Man­na­esche) besitzt, und fast nicht gebraucht wird.

In Ruß­land bedient man sich statt des ara­bi­schen Gum­mis des aus dem Innern des Stamm­hol­zes der Ler­chen­bäu­me, wenn sie bis auf das Mark ver­brannt wer­den, aus­schwit­zen­den Gum­mis (Gum­mi Oren-burgen­se), wel­ches auf die­se Art in den Ler­chen­wäl­dern der Ura­li­schen Gebir­ge gewon­nen wird, und daher bes­ser Ura­li­sches oder Ler­chen­gum­mi (Gum­mi Lari­cis, Ura­len­se) genannt wird. Es ist hart, röth­lich, mäßig durch­sich­tig, etwas weni­ger zähe als das ara­bi­sche, von Geschmack etwas har­zig, und doch völ­lig im Was­ser auf­lös­lich. Es soll zur Befes­ti­gung des Zahn­fleisches, als anti­s­kor­bu­ti­sches und als näh­ren­des Mit­tel Diens­te leis­ten, außer sei­ner Anwen­dung statt des ara­bi­schen Gummis.