Loheiche

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Lohei­che, Quer­cus Robur, L. [Zorn, pl. med. tab. 518.] mit gestiel­ten, läng­lich­ten, nach vor­ne brei­tern Blät­tern mit spit­zi­gen, stumpf­wink­lich­ten Aus­schnit­ten, und mit fast stiel­lo­sen Früch­ten, ein bekann­ter, sehr ansehn­li­cher Baum uns­rer Wal­dun­gen, wel­cher im Mai grün­gelb­lich blüht.

Die Alten und Neu­ern haben sich der Eichen­rin­de (Cort. Quer­cus, unrich­tig Quer­ci) inner­lich, vor­züg­lich aber äußer­lich gegen Schlaff­heit der Faser mit gro­ßem Nut­zen bedient, und des kon­zen­trir­ten De-kokts als eines fast spe­zi­fi­schen äußer­li­chen Mit­tels im kal­ten Bran­de. Eben so der Blät­ter und der Eichel­kel­che (Fol. Cup­a­lae Quer­cus), wel­che alle-sammt eine gro­ße Men­ge adstrin­gi­ren­des Wesen und Gall­äp­fel­säu­re enthalten.

Die mehr bit­ter als zusam­men­zie­hend schme­cken­den Eicheln (Glan­des Quer­cus) sind roh als ein Haus­mit­tel wider den Roth­lauf inner­lich gebraucht wor­den, am meis­ten aber gelind gerös­tet und als Auf­guß wie Kaf­fee gebraucht, gegen die Ein­ge­wei­de­schwä­che und Abzeh­rung der Kin­der. Man will von der stär­ken­den Kraft die­ses Tran­kes selbst Drü­sen­ver­stop­fun­gen geho­ben gesehn haben.

Die durch den Stich eines Gal­lin­sekts, Cynips Quer­cus cali­cis[Burg­s­dorf, Schr. d.b. Nat. Fr. 4. tab. 1. 2.] an den Eichel­kel­chen der Lohei­che ent­stan­de­nen Aus­wüch­se, Knop­pern genannt, ent­hal­ten eine unge­mei­ne Men­ge zusam­men­zie­hen­des Wesen und die­nen zu einem vor­züg­li­chern Ger­be­mit­tel als selbst die gemah­le­ne Eichen­rin­de (Lohe) ist. Sie könn­ten, wie die Rin­de, als ein adstrin­gi­ren­des Arz­nei­mit­tel gebraucht wer­den. Man sam­melt sie in Poh­len, der Mol­dau, Ungarn und Böh­men von die­ser Eiche, wäh­rend die süd­li­chern Län­dern sie von Quer­cus Aegi­lopsund Quer-cus Cer­risneh­men.

Die Gall­äp­fel der Lohei­che sind groß, völ­lig rund, eben und sehr leicht; sie könn­ten, so wenig man sie ach­tet, doch zu glei­chem Behu­fe als die aus­län­di­schen von andern Eichen­ar­ten gesam­mel­ten (Gall­äp­fel) gebraucht wer­den, da sie glei­che Bestandt­hei­le enthalten.