Botanisches:
Der Knoblauch treibt einen bis 1 m hohen Stengel, der federkieldick und stielrund ist, und wie die ganze Pflanze kahl. Er ist unten von den röhrigen Blattscheiden umkleidet und trägt darüber meist fünf lineale, lang zugespitzte, lauchgrüne Blätter, die seicht rinnig, unterwärts gekielt und ganzrandig sind. Im oberen Teil ist der Stengel unbeblättert und trägt an der Spitze die Blütendolde, die von einer sehr lang zugespitzten, weißen Blütenscheide umhüllt ist. Die Dolde besteht aus 25–30 eirunden Brutzwiebelchen, zwischen denen nur wenige kleine, langgestielte Blüten und häutige Deckblättchen stehen. Die lanzettlichen Blumenblätter sind spitz, weißlich und glattkielig. Die Blüten bleiben fast immer steril. Der Blütenschaft entspringt aus einer kleinen Hauptzwiebel, die von mehreren, fast gleichgroßen Tochterzwiebeln (den sogenannten Knoblauchzehen) umgeben ist. Die Zwiebeln sind von weißen, häutigen Schalen umhüllt, so daß eine fast faustgroße Gesamtzwiebel gebildet wird.
Die Pflanze, die wild auf Sizilien und im Mittelmeergebiet vorkommt, ist als Küchengewächs überall kultiviert. Es besteht noch Unklarheit, ob die in Deutschland kultivierte Pflanze der stark wirkenden im Mittelmeergebiet gewachsenen gleichwertig ist. Blütezeit: Juli bis August.
Geschichtliches und Allgemeines:
Aus den Untersuchungen von vielen Forschern geht hervor, daß der Knoblauch eine uralte Kulturpflanze ist. Schon in der altindischen Medizin gehörte der Knoblauch zu den geschätzten Arzneimitteln. Er wurde als umstimmendes Tonikum bei einer ganzen Reihe von Krankheiten genannt, so bei Hautleiden, Appetitlosigkeit, Dyspepsie, Husten, Magerkeit, Rheumatismus, Unterleibsschmerzen, Milzvergrößerung, Hämorrhoiden usw. Die sechste Formel im Bowler-Manuskript (zit. nach Orzechowski und Schreiber) lautet: “Nachdem einer Kuh drei Nächte lang das Gras entzogen worden ist, kann sie mit einem Teil Knoblauchstauden und zwei Teilen Gras gefüttert werden. Danach kann jeder Brahmane ihre Milch, dicke Milch und klare Butter, auch Buttermilch gebrauchen, und hierdurch von jeder Art von Unwohlsein befreit, wird er sich glücklich fühlen.” Auch im alten Ägypten hat der Knoblauch, wie bildliche Darstellungen und Gräberfunde zeigen, eine große Rolle, besonders in der Volksnahrung, gespielt. In Virgils II. Idylle quetscht Thestylis Quendel und Knoblauch aus für die Schnitter, damit sie, in der Mittagsonne ruhend, nach dem Genuß von Knoblauchsaft sicher vor Schlangen seien. Plinius erzählt, daß die Ägypter unter Anrufung von Knoblauch und Zwiebel ihre Eide leisteten; also galten diese Pflanzen als heilig. Auch bei den Römern und Griechen wurde der Knoblauch als Gewürz gebraucht, überhaupt spielt er im Süden auch heute noch eine größere Rolle als im Norden. Vom Knoblauch heißt es in “de victu acutorum” von Hippokrates “er errege Blähungen, Hitze um die Brust, Schwere im Kopf, Beängstigungen und vermehre jeden vorhandenen Schmerz, doch habe er das Gute, die Urinabsonderung zu vermehren.” (An diesem Ausspruch ist vieles richtig.) Dioskurides hat ihn sehr ausführlich als Heilpflanze behandelt. Besonders empfiehlt er ihn als ein gutes Mittel gegen den Schlangenbiß (mit Wein getrunken) und gegen den Biß des tollen Hundes (äußerlich aufgelegt), nennt ihn aber auch als ein wurmtreibendes und diuretisches Mittel. Mit Salz und Öl soll er Hautausschlag heilen, mit Honig Flechten, Leberflecke und Aussatz vertreiben. Galenus faßt die guten Eigenschaften des Knoblauchs zusammen, indem er ihn den Theriak des Bauern nennt. Weinmann (1737) berichtet, daß der Knoblauch im Altertum den Soldaten als Mittel galt, sich zu kräftigen und den Mut zu erhöhen.
In Deutschland muß er schon lange vor Besitzergreifung Galliens und Germaniens durch die Römer bekannt gewesen sein, wofür die Bezeichnung “Lauch” als ein gemeingermanisches Wort spricht. Hoops (Waldb. 1905, S. 643) weist auf eine Verwendung des Lauchs (Knoblauchs?) zu diagnostischen Zwecken in der nordischen Wundheilkunde des 11. Jahrhunderts hin, wovon in der Sage König Olafs des Heiligen berichtet wird. “Nach der Schlacht bei Stiklarstadi am 31. August 1030 begaben sich einige verwundeten Krieger zu einer in der Nähe wohnenden heilkundigen Frau, um sich von ihr die Wunden verbinden zu lassen. Nachdem sie die Wunden gereinigt hatte, gab sie ihnen Knoblauch und andere Kräuter zu essen, um durch den Lauchgeruch zu erkennen, ob die Wunde in den Unterleib eingedrungen sei oder nicht.” Wie die meisten Pflanzen, die einen starken Geruch haben, galt der Knoblauch als dämonenabwehrendes Mittel. So heißt es in der älteren Edda im Liede von Sigrdrifa: “Die Füllung segne vor Gefahr Dich zu schützen / Und lege Lauch in den Trank.” Konrad von Meggenberg nennt ihn in seinem “Buch der Natur” den Theriak der Bauern, der die Brust und Stimme stärke, die Verdauungstätigkeit des Magens kräftige und die üble Wirkung schädlicher Getränke im Magen verhindere.
Noch heute wird der Knoblauch viel verwendet, z. B. gegen Zahnweh, und im Züricher Oberlande geben die Hebammen den in Milch gesottenen Knoblauch als wehenförderndes Mittel. In Bulgarien ißt man den jungen Knoblauch roh, und zwar von dem Stengel zur Zwiebel, was angeblich gesünder sein soll. Auch benutzt man gewisse Pasten als Brotaufstrich, die aus gemahlenen Nüssen, etwas Öl und geriebenem Knoblauch bestehen. In der Provence wird Knoblauchbutter gelegentlich zum Essen serviert, diese nennt man Ailloli. Als Sympathiemittel wird er hauptsächlich gegen Gelbsucht gebraucht, und zwar nicht nur in Europa, sondern selbst auf Kuba.
Die Anbauflächen von Allium sativum werden anscheinend von Würmern und Kerfen gemieden.