Ger­hard Mad­aus: Lehr­buch der bio­lo­gi­schen Heil­mit­tel. Ver­lag Georg Thie­me, Leip­zig, 1938
(Ori­gi­nal, voll­stän­dig erhal­ten) – bei eBay zu ver­kau­fenRezen­si­on 1938, Archiv der Pharmazie

Asa foetida – Seite 2 von 4 – Monographie Madaus

Lehr­buch der bio­lo­gi­schen Heilmittel
Mono­gra­phie Asa foet­ida (Sei­te 2 von 4)
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Botanisches:

Die in den Stein- und Salz­wüs­ten Per­si­ens und Afgha­ni­stans hei­mi­sche, bis 3 m hohe Pflan­ze hat kräf­tig ent­wi­ckel­te Wur­zeln und sehr gro­ße Blät­ter. Die in reich ver­zweig­ten Dol­den ste­hen­den Blü­ten mit gel­ben Kron­blät­tern sind poly­gam, die der Haupt­dol­de zwitt­rig, die der Sei­ten­dol­den männ­lich. Sie ent­wi­ckeln einen unan­ge­neh­men Geruch.

Geschichtliches und Allgemeines:

Asa foet­ida oder Asant wur­de im Alter­tum viel als Heil­mit­tel und Gewürz gebraucht und ist unter dem Namen “Hin­gu” öfters in den Sans­krit­schrif­ten, z. B. auch von Sus­ru­ta, erwähnt wor­den. Ob das Sil­phion der Grie­chen und der Laser (von der Stamm­pflan­ze Laser­pi­ti­um) der Römer mit der heu­te benütz­ten Dro­ge Asa foet­ida iden­tisch ist, war in den letz­ten Jahr­hun­der­ten eine viel umstrit­te­ne Fra­ge, die eine umfang­rei­che Lite­ra­tur in Anspruch genom­men hat. Dio­s­ku­r­i­des beschreibt unter “Sil­phion” zwei ver­schie­de­ne Pflan­zen: die eine stam­me aus Kyre­ne und sei äußerst wohl­schme­ckend und wohl­rie­chend, die ande­re, die aus Arme­ni­en und Medi­en kom­me, habe dage­gen einen sehr unan­ge­neh­men Geruch und sei von schwä­che­rer Wir­kung als die ers­te. Nach der all­ge­mei­nen Ansicht ist die letz­te­re wohl Feru­la asa foet­ida, Stin­ka­sant, der in Per­si­en wach­sen­de Strauch, wel­cher das Gum­mi­harz Asa foet­ida lie­fert. Das kyrenei­sche Syl­phion war von größ­ter natio­na­ler und medi­zi­ni­scher Bedeu­tung, da jeder Teil der Pflan­ze einen hohen Wert hat­te. Pli­ni­us bezeich­net die Pflan­ze als so sel­ten, daß der Saft mit Sil­ber­dena­ren auf­ge­wo­gen wur­de. Die Anwen­dung nicht nur des Saf­tes, son­dern fast aller ande­ren Tei­le der Pflan­ze in der Medi­zin war eine sehr aus­ge­dehn­te: so wur­de sie gegen Zahn­schmer­zen, Hei­ser­keit, Brust­fell­ent­zün­dung, Gelb­sucht, Was­ser­sucht, Starr­krampf, Magen­krank­hei­ten, Krämp­fe usw. benützt. Die Ara­ber kann­ten jeden­falls unse­ren Stin­ka­sant, sie hiel­ten ihn für den Laser der Alten und wie­der­ho­len fast alles, was die Grie­chen von ihrem Sil­phion sag­ten. Wie der Per­ser Ali Istakhri aus Ista­kir (10. Jahrh. n. Chr.) erzählt, wur­de die Pflan­ze häu­fig in der Wüs­te zwi­schen Sistan und Makran gefun­den und vom Volk als Gewürz gebraucht. Die Moham­me­da­ner und die Hin­dus gebrau­chen sie noch heu­te haupt­säch­lich mit Hül­sen­früch­ten als Gewürz, gewöhn­lich wird aber Knob­lauch bevorzugt.
Im 13. Jahr­hun­dert betrach­te­ten die “Phy­si­ci­ans of Myddfai” in Wales Asa foet­ida als ein Mit­tel, wel­ches jeder Arzt ken­nen und gebrau­chen müs­se. In einem Zoll­ta­rif aus dem Jah­re 1305 von Pisa wird der Asant als Ein­fuhr­ar­ti­kel erwähnt, wel­cher von Aden aus über das Rote Meer in den Mit­tel­meer­han­del gelangte.
Als Räu­cher­mit­tel wird Asa foet­ida auch in der Tier­me­di­zin gegen Lun­gen­wür­mer gebraucht. Bei Wür­mern des Geflü­gels wird auch eine Mischung von Asa foet­ida und gepul­ver­ter Enzi­an­wur­zel (0,48 g am Tage) in Kuchen geba­cken zu dem­sel­ben Zwe­cke gegeben.
Die Gewin­nung des Gum­mi­har­zes geschieht dadurch, daß man Schei­ben des Wur­zel­kop­fes weg­schnei­det und das an der Schnitt­wun­de aus­tre­ten­de Harz nach etwa einem Monat abkratzt. – Häu­ser, in denen Früch­te der Feru­la asa foet­ida lagern, sol­len von Mäu­sen gemie­den werden.