Lehrbuch der biologischen Heilmittel

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
In erster Linie wird das Mittel bei Leberleiden, insbesondere Leberanschoppungen und Ikterus, ferner bei Milzbeschwerden, als Cholagogum, auch bei Cholelithiasis, bei Nephropathien, Hämorrhoidalleiden und Hypochondrie verordnet.
Bewährt hat es sich auch bei Magenleiden, namentlich bei Magenverschleimung, Magendruck, Obstipation und Appetitlosigkeit.
Seltener wird Cichorium bei Hysterie, Schwerhörigkeit und Rheuma genannt. ÃuÃerlich können die Blätter bei Erysipel und Geschwüren Verwendung finden. Cichorium wird sehr viel im Teegemisch, u. a. mit Juniperus, Taraxacum, Fumaria und Carduus marianus gegeben.
Schematische Darstellung der Häufigkeit der Anwendung von:

Angewandter Pflanzenteil:
Wohl an allen Stellen des Schrifttums werden von Cichorium die Wurzeln als verwendeter Pflanzenteil bezeichnet. Fast ebenso oft findet man auch die Verwendung des Krautes bestätigt, z. B. bei Dioskurides, v. Haller, Geiger, Osiander u. a. Daà auch die Blüten Verwendung finden, bestätigen die Angaben von Lonicerus, v. Haller, Geiger, Mertes, Dinand, F. Müller und Bohn.
Es dürfte sich empfehlen, die ganze blühende Pflanze mit Wurzel zur Herstellung der Arzneimittel zu gebrauchen, da das Glykosid Cichoriin nur in den Blüten (vgl. auch Wirkung) enthalten ist. Hiernach richtet sich auch die Herstellung des “Teep”. Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Frische Wurzel (§ 3).
Dosierung:
Ãbliche Dosis:
30–90 g des Saftes in kleinen Portionen tagsüber genommen (Dinand);
1 Teelöffel voll (= 6 g) der Wurzel zum heiÃen Infus täglich.
1 Teelöffel voll der Frischpflanzenverreibung “Teep” dreimal täglich.
(Die “Teep”-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt.)
In der Homöopathie:
à bis dil. D 2.
Maximaldosis:
Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Bei Hepatopathien:
Rp.:
(= Wegwartenwurzel)
D.s.: 1 Teelöffel voll zum heiÃen Infus mit 2 Glas Wasser, tagsüber trinken
Bei Leberanschoppung, Gelbsucht und Hypochondrie (nach Finsterwalder):
Rp.:
(= Wegwartenkraut mit Wurzel)
Hb. Hepaticae
(= Leberblümchenkraut)
Fruct. Juniperi
(= Wacholderbeeren)
Flor. Gnaphalii aren.
(= Blüten der Sandstrohblume)
Rad. Taraxaci
(= Löwenzahnwurzel)
(= Erdrauchkraut)
M.f. species.
D.s.: 3 Teelöffel auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis etwa -.90 RM.
Als Blutreinigungsmittel, bei Leber- und Hämorrhoidalleiden (nach Friedrich):
Rp.:
Succi Rad. Cichorii rec. expr.
125
D.s.: 3–4 Löffel in 1 Tasse Milch oder Fleischbrühe.
O.P. Flasche mit etwa 125 g 1.09 RM.
Zur Blutreinigung und als Diuretikum (nach Kneipp):
Rp.:
Rad. Taraxaci
(= Löwenzahnwurzel)
(= Wegwartenwurzel)
M.f. species.
D.s.: 1 Teelöffel auf 1 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.46 RM.
Bei Gallensteinen (nach Reuter):
Rp.:
Hb. c. rad. Cichorii
(= Wegwartenkraut mit Wurzel)
Hb. Equiseti
(= Schachtelhalmkraut)
Hb. Millefolii
(= Schafgarbenkraut)
(= Johanniskraut)
M.f. species.
D.s.: 3 Teelöffel auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.79 RM.
Fußnoten:
1 Hippokrates Sämtl. Werke, übers. v. Fuchs, 1895, I, S. 330.
2 Dioskurides, Arzneimittellehre, übers. v. Berendes, 1902, S. 344.
3 Paracelsus Sämtl. Werke, herausgegeb. v. Aschner, 1926, III, S. 405, 466, 443.
4 Matthiolus, Kreuterbuch, 1563, S. 150 ff.
5 Bock, Kreutterbuch.
6 Lonicerus, Kreuterbuch, 1626, S. 170 D.
7 v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 406.
8 Hecker, Prakt. Arzneimittell., 1814, I, S. 221.
9 Geiger, Handb. d. Pharmazie, 1839, II, S. 841.
10 Osiander, Volksarzneymittel, 1829, S. 95.
11 Friedrich, Sammlg. v. Volksarzneimitteln, 1845, S. 29.
12 Barton and Castle, British flora medica, 1877, S. 374.
13 Mertes, 300 Heilpflanzen, S. 34.
14 Buchheister u. Ottersbach, Handb. d. Drogistenpraxis, S. 146.
15 Leclerc, Précis de Phytothérapie, 1927.
16 Schulz, Vorlesungen über Wirkg. u. Anwdg. d. dtsch. Arzneipfl., 1929, S. 258.
17 Ferd. Müller, Das groÃe illustrierte Kräuterbuch, 1924, S. 176.
18 Ritter, M., Anleit. z. prakt. Gebrauch v. M. Ritters photodyn. Pflanzenpräp., 1928, S. 18.
19 Bohn, Heilwerte heim. Pflanzen, 1920, S. 76.
20 F. Grabe u. E. Heide, Klin. Wschr. 1935, Nr. 1, S. 22.
21 Wehmer, Pflanzenstoffe, 1931, II, S. 1269.
22 Teezubereitung von Cichorium (Radix): Der im Verhältnis 1 : 10 heià angesetzte Tee gibt einen Extraktgehalt von 5,4% gegenüber 4,5% bei kalter Zubereitung. Die entsprechenden Aschenrückstände des Extraktes sind 0,26 und 0,24%. Die Peroxydasereaktion tritt auch in der kalten Zubereitung nur spurenweise ein. 1 Teelöffel voll wiegt 6 g. Der im Verhältnis 1 : 50 hergestellte Tee ist trinkbar und scheint bei heiÃer Zubereitung markanter zu schmecken. Im Hinblick auf den Extraktgehalt empfiehlt es sich, den Tee heià unter Verwendung von etwa ½ Teelöffel voll auf 1 Teeglas anzusetzen.