Botanisches:
Beinwell ist eine kräftige, bis zu 1,50 m hohe ausdauernde Staude. Die dicke, spindelförmige Wurzel ist mehr oder weniger ästig. Sie ist außen schwarz (Name!), innen weiß und enthält viel Schleim. In getrocknetem Zustande ist sie von hornartiger Beschaffenheit. Der von unten an ästige Stengel ist mit großen, lang herablaufenden Blättern besetzt. Die unteren sind eiförmig bis länglichlanzettlich, die oberen lanzettlich und wie alle grünen Teile der Pflanze rauhhaarig-borstig. Die trüb-purpurnen oder violetten Blüten bilden langgestielte, überhängende Doppelwickel. Der unten verwachsene Kelch ist fünfzipflig, die zylindrisch-glockige Krone mit fünf zurückgekrümmten Zähnen trägt im Innern fünf pfriemliche Schuppen, sie ist 12–16 mm lang. Früchtchen schwarz, zu vier in einem Kelche. Die Pflanze ist feuchtigkeitsbedürftig und wird durch Düngung begünstigt. Durch Entwässerung wie auch durch Beschattung kann die Pflanze nach und nach vertrieben werden. Sie wächst an Bachufern, mit Vorliebe in Streuwiesen. Blütezeit: Mai bis Juni. Heimat: Europa.
Geschichtliches und Allgemeines:
Im Altertum wurde das Symphytum officinale als ein Heilmittel bei Bluthusten, Wunden, Geschwüren und Knochenbrüchen gerühmt. Allerdings steht es nicht fest, ob das “Symphytum” des Dioskurides mit unserer Wallwurz identisch ist. Er schreibt, daß die Wurzeln fein gestoßen und getrunken gut für Blutspeien und innere Abszesse seien und als Umschlag frische Wunden verklebten. Wie groß die zusammenziehende Eigenschaft der Pflanze nach der Meinung der Alten gewesen sein soll, zeigt deutlich eine Anekdote, die Heschtetterus zu berichten weiß: “Spaßmacher ließen einen Bauern Muskatwein, in den sie Symphytum getan hatten, trinken. Seine Kehle zog sich so sehr zusammen, daß er nicht einmal mehr seinen Speichel hinunterschlucken konnte.” – In den alten englischen Kräuterbüchern findet Symphytum häufig als Mittel gegen Wunden und Geschwüre, auch sogar kankerösen Charakters, Erwähnung und ist auch noch in der heutigen englischen Volksmedizin bekannt. Außerdem wird Symphytum dort als blutreinigendes Gemüse wie Spinat gern gegessen. In Lettland bestreicht man akut auftretende Ekzeme mit der Wurzel. In der russischen Volksmedizin wird die Wurzel bei Knochenbrüchen benutzt, worauf auch der Name “zywokost”, der nach Demitsch mit “knochenheilend” zu übersetzen ist, hinweist. Als Viehfutter soll es zur Erhöhung des Milchertrages dienlich sein und bei Pferden ein schönes, glattes Fell hervorrufen. Auch soll es ebenfalls in der Tierkunde innerlich und äußerlich angewandt ein geschätztes Mittel bei Wunden und Knochenverletzungen sein. Die älteren Blätter werden gelegentlich zum Strecken des Tabaks verwendet.