Monographie Ginseng radix (Ginsengwurzel), Teil 2

Radix ginsengBefun­de der expe­ri­men­tel­len Pharmakologie

Ginseng radix (Ginsengwurzel)

Syn­ony­me: Radix ginseng

Sons­ti­ge Bezeich­nun­gen: dt.: Chi­ne­si­sche (Ame­ri­ka­ni­sche) Gin­seng­wur­zel, Kraft­wur­zel, Lebens­ver­län­ge­rungs­wur­zel, Panax­wur­zel, Sam­wur­zel, Schin­seng­wur­zel, Wei­ßer Gin­seng; engl.: Chi­ne­se phy­sic, five fin­gers root, rive lea­ved panax root, gin­seng root, tar­tar root; frz.: Gin­seng, man­dra­go­re coré­en­ne, raci­ne de gin­seng chi­nois; chi­ne­sisch: Rens­hen; japa­nisch: Nin­sin; korea­nisch: San-Sam; pol.: Zen-Szen; russ.: Zen-Szen; tsch.: Vse­hoj pravy.

Mono­gra­phien­samm­lun­gen: Gin­seng radix – DAB 10 ; Radix gin­seng – ÖAB 90; Gin­seng radix – Helv VII; Gin­seng radix – ChinP IX; Gin­seng – Jap XI; Panax – BHP 83

Defi­ni­ti­on der Dro­ge: Die getrock­ne­ten Wurzeln.

Stamm­pflan­zen: Panax gin­seng C. A. MEY. Anm.: Das rus­si­sche Arz­nei­buch (Ross 9) beinhal­tet die Mono­gra­phie “Radix gin­seng”, all­ge­mein bekannt als Sibi­ri­scher oder Rus­si­scher Gin­seng. Bei der Stamm­pflan­ze die­ser Dro­ge han­delt es sich jedoch um kei­ne Spe­ci­es der Gat­tung Panax, son­dern um Eleu­thero­coc­cus sen­ti­co­sus, eine eben­falls zur Fami­lie der Ara­li­aceae gehö­ren­de Pflan­ze [4], s.→ Gat­tung Eleu­thero­coc­cus.

Her­kunft: Sel­te­ner Samm­lung aus Wild­be­stän­den in Chi­na. Vor­wie­gend stammt die Dro­ge aus Kul­tu­ren in Nord­chi­na, der Man­dschu­rei, Süd­ko­rea und Japan. Die Haupt­märk­te für die Gin­seng­wur­zel befin­den sich in Shang­hai und Hong­kong. Die Kul­tur erfor­dert einen gro­ßen Auf­wand an Pfle­ge und Zeit. Ein Jahr nach der Saat auf tro­cke­nem Lehm- oder Ton­bo­den wer­den die kräf­tigs­ten Pflan­zen in die Plan­ta­ge umge­pflanzt. Die Pflan­zen müs­sen in Böden kul­ti­viert wer­den, in denen min­des­tens 10 bis 15 Jah­re kei­ne Gins­eng­pflan­zen auf­ge­zo­gen wur­den, um Wur­zel­fäul­nis zu ver­hin­dern [5]. Dar­über hin­aus müs­sen sie lau­fend vor Son­ne und Schäd­lin­gen geschützt sowie gut und dif­fe­ren­ziert gedüngt wer­den [116]. Die Wur­zeln wer­den erst im 4. bis 7. Jahr geern­tet [117].

Gewin­nung: Die Wur­zeln von 4 bis 7 Jah­re alten Pflan­zen wer­den im Herbst aus­ge­gra­ben und gerei­nigt. Vor der Trock­nung in der Son­ne wer­den die dün­nen Enden von Haupt- und Neben­wur­zeln abge­schnit­ten. Die abge­schnit­te­nen Tei­le wer­den als “slen­der tails” bezeich­net und bil­den ein eige­nes Han­dels­pro­dukt [6]. Abhän­gig von der Art der Dro­gen­ver­ar­bei­tung unter­schei­det man zwei Han­dels­sor­ten, den Wei­ßen und den Roten Gin­seng. Der Rote Gin­seng hat im euro­päi­schen Raum kei­ne wesent­li­che Bedeu­tung, ist aber in Chi­na und Japan offi­zi­nell [117, 118].

Wei­ßer Gin­seng (Sheng­hais­hen): Die frisch geern­te­ten Wur­zeln wer­den gewa­schen und fei­ne Sei­ten­wur­zeln ent­fernt. Anschlie­ßend wer­den die Wur­zeln geschält, einem Bleich­pro­zeß mit SO2 unter­zo­gen und dann an der Son­ne oder auch künst­lich bei 100 bis 200 °C getrock­net [6]. Die “Gin­seng­scha­le” besteht aus der Peri­derm­schicht und bil­det eben­falls ein eige­nes Han­dels­pro­dukt (Jin-pi oder San-pi in Japan) [7]. Durch Abbin­den und Bie­gen wer­den die Wur­zeln oft in eine men­schen­ähn­li­che Gestalt gebracht [6].

Roter Gin­seng (Hong­shen): Die geern­te­ten Wur­zeln wer­den noch frisch mit Was­ser­dampf von 120 bis 130 °C 2 bis 3 h lang behan­delt und danach getrock­net. Lit. [118] beschreibt eine kur­ze Ver­weil­dau­er der Wur­zel in kochen­dem Was­ser. Nach dem Trock­nen sind die Wur­zeln horn­ar­tig, durch­sich­tig und röt­lich [ 117]. Die Farb­ent­wick­lung ist auf die bei der Was­ser­dampf­be­hand­lung ablau­fen­de Mail­lard-Reak­ti­on (Reak­ti­on zwi­schen redu­zie­ren­den Zuckern und Ami­no­säu­ren) zurück­zu­füh­ren [ 6].

Han­dels­sor­ten: Neben den zwei Haupt­han­dels­sor­ten, dem Wei­ßen und dem Roten Gin­seng (s. → Gewin­nung), wer­den 4 wei­te­re Gin­sengs­or­ten, die nach ihren Her­kunfts­län­dern unter­schie­den wer­den, gehan­delt: Chi­ne­si­scher wil­der und kul­ti­vier­ter Gin­seng sowie korea­ni­scher und japa­ni­scher Gin­seng. Die am meis­ten geschätz­te, oft sehr hoch bezahl­te Wur­zel des in Chi­na wild­wach­sen­den Panax gin­seng ist sehr schwer zu bekom­men. Die Sor­ten aus Korea und der Man­dschu­rei wer­den eben­falls sehr hoch bewer­tet. Weni­ger im Wert ste­hen die japa­ni­schen Sor­ten [116].

Schnitt­dro­ge: Geschmack. Schwach wür­zig, anfangs leicht bit­ter, dann süß­lich, etwas schlei­mig. Geruch. Schwach, eigenartig.

Makro­sko­pi­sches Bild. Das Aus­se­hen der Han­dels­wa­re vari­iert oft stark [8]. Spin­del­för­mi­ge Wur­zeln, zumeist 3,5 bis 20 cm lang, oben 0,5 bis 2,5 cm dick, nach unten ver­schmä­lert und häu­fig gegen die Spit­ze hin gekrümmt; im obe­ren Teil quer­run­ze­lig und von der Mit­te an oft zwei- oder mehr­fach ver­zweigt; oben mit kopf­ar­tig abge­setz­tem, ring­för­mig genarb­tem Sproß­rest. Bis 3 mm star­ke Rin­de, hell­bräun­lich-gelb bis gelb­lich-weiß mit klei­nen ver­streu­ten oran­ge­ro­ten Harz­be­häl­tern; Ober­flä­che der Wur­zel von längs ver­lau­fen­den Run­zeln bedeckt und im obe­ren Teil mehr oder weni­ger deut­lich gerin­gelt. Hart und sprö­de, nicht fase­rig bre­chen­de Wur­zel, meh­li­ger, weiß­lich­gel­ber Quer­schnitt mit bräun­lich­gel­bem Kam­bi­um­ring [119 , 120].

Mor­pho­lo­gisch-ana­to­mi­sche Merk­ma­le der Dro­ge geben kei­nen Auf­schluß über die Her­kunft. Zu beob­ach­ten­de Unter­schie­de sind oft nicht art­be­dingt, son­dern wahr­schein­lich auf das unter­schied­li­che Alter der unter­such­ten Dro­gen zurück­zu­füh­ren [8]. Wäh­rend die Form des Roten Gin­seng gegen­über der des unge­brüh­ten Gin­seng kaum ver­än­dert ist, ist die Längs- und Quer­rin­ge­lung teil­wei­se nicht mehr so stark wie bei der unge­brüh­ten Ware vor­han­den [116]. Mikro­sko­pi­sches Bild. Wur­zel­quer­schnitt: Mehr­schich­ti­ges, dünn­wan­di­ges Kork­ge­we­be. Phel­lo­derm aus weni­gen Lagen schma­ler, tan­gen­ti­al gestreck­ter, dick­wan­di­ger Zel­len. Locke­res Rin­den­ge­we­be mit gro­ßen luft­er­füll­ten Inter­zel­lu­lar­räu­men und zahl­rei­chen, vom umge­ben­den Gewe­be sich abhe­ben­den, zer­streut ange­ord­ne­ten Exkret­gän­gen mit gelb­bräun­li­chem Inhalt, deren Durch­mes­ser von außen nach innen abnimmt, ver­lau­fen in der Nähe des Kam­bi­ums fast ring­för­mig; dünn­wan­di­ge Paren­chym­zel­len der Rin­de in der Nähe des Kam­bi­ums rund­lich-poly­go­nal, nach außen zuneh­mend schma­ler und tan­gen­ti­al gestreckt; im Kam­bi­um unter­schei­den sich brei­te Mark­strah­len deut­lich vom Gefäß­teil; im Zen­trum pri­mä­res Holz. Im gan­zen Wur­zel­quer­schnitt kei­ne Skle­ren­chym­fa­sern und Stein­zel­len; Gefä­ße sind die ein­zi­gen ver­holz­ten Ele­men­te. Schma­le radia­le Strah­len aus zer­drück­ten Siebröh­ren­grup­pen in der inne­ren Rin­de; im Xylem strah­li­ge Anord­nung der 15 bis 45 μm wei­ten Gefä­ße, dazwi­schen­lie­gen­de keil­för­mi­ge, unter­schied­lich wei­te Mark­strah­len aus dünn­wan­di­gen, poly­go­na­len, gleich­för­mi­gen Zel­len. Rin­de und Holz ent­hal­ten zahl­rei­che Cal­ci­um­oxal­at­dru­sen, gele­gent­lich auch klei­ne Ein­zel­kris­tal­le; in der äuße­ren Rin­de beson­ders vie­le gro­ße Dru­sen. Gesam­tes Paren­chym dicht gefüllt mit Stär­ke, 4 bis 10 μm gro­ße, rund­li­che, sel­te­ner ecki­ge Ein­zel­kör­ner, ver­ein­zelt zusam­men­ge­setzt [ 119, 120].

Bei Dro­gen japa­ni­scher Her­kunft sind ver­holz­te Skle­reiden nach­weis­bar. Der Rote (gebrüh­te) Gin­seng zeigt den­sel­ben his­to­lo­gi­schen Auf­bau mit Aus­nah­me der ver­quol­le­nen Stär­ke [116].

Pul­ver­dro­ge: Makro­sko­pi­sches Bild. Mikro­skop. Bild Gelb­li­ches Pul­ver aus über­wie­gend dünn­wan­di­gem, farb­lo­sem Paren­chym, zahl­rei­chen ein­fa­chen und zusam­men­ge­setz­ten Stär­ke­kör­nern, 40 bis 50 μm gro­ßen Cal­ci­um­oxal­at­dru­sen; Frag­men­te der Sekret­gän­ge mit gelb­brau­nen Sekret­klum­pen, Bruch­stü­cke der 15 bis 45 μm wei­ten Netz‑, Trep­pen- und Spi­ral­ge­fä­ße, dünn­wan­di­ge Kork­fet­zen, wenig dick­wan­di­ges, farb­lo­ses Phel­lo­derm, kei­ne Skle­ren­chym­fa­sern [ 119, 120].

Verfälschungen/​Verwechslungen: Absicht­li­che Ver­fäl­schun­gen des “ech­ten korea­ni­schen Gin­sengs” kom­men mit Wur­zeln ver­wand­ter Panax-Spe­ci­es [6], aber auch mit Arten ande­rer Gat­tun­gen vor: Panax japo­nicus C. A. MEY., P. notogin­seng (BURK.) F. H. CHEN., Panax quin­que­fo­li­us  L., P. ses­si­li­florum PLANCH. [ 6], Ade­no­pho­ra ver­ti­cil­la­ta FISCH., Ange­li­ca poly­cla­da  FRANCH., Cam­pa­nu­la glau­ca THUNB., Cam­pa­nu­moea pilo­su­la  FRANCH., Gynura pin­na­ti­fi­da DC., Phy­te­u­ma japo­nicum  MIQ., Pla­ty­c­o­don gran­di­florum BENTH. et HOOK., Reh­man­nia chi­nen­sis FISCH. et MEY. und Sopho­ra angusti­fo­lia SIEB. et ZUCC [9].

Die Ersatz­mit­tel der chi­ne­si­schen Medi­zi­ner unter­schei­den sich auf­fäl­lig von der Gin­seng­wur­zel und kom­men daher als Ver­fäl­schun­gen nicht in Betracht. Als Ersatz­mit­tel sind vor­ge­schla­gen: Apo­cy­num juven­tas LOUR., Ara­lia edu­lis SIEB. et ZUCC., Bark­hau­sia repens SPRENG., Bata­tas edu­lis CHOISY, Cara­ga­na fla­va POIR., Dio­scorea sati­va L., Kaem­pheria sca­po­sa BENTH. et HOOK., Ophio­po­gon japo­nicus KER- GAWL., Par­dan­thus chi­nen­sis  KER- GAWL., Robi­nia ama­ra LOUR., Sauss­u­rea are­na­ria MAX., Sium nin­si L [ 9]. In der ehe­ma­li­gen Sowjet­uni­on ist als Ersatz­dro­ge Eleu­thero­coc­cus (syn. Acan­tho­pa­nax) sen­ti­co­sus im Han­del [10].

Min­der­qua­li­tä­ten: Qua­li­täts­un­ter­schie­de erge­ben sich sowohl auf­grund der ver­schie­de­nen Her­kunfts­län­der der Dro­ge (s. → Han­dels­sor­ten), als auch durch unter­schied­li­ches Alter, ver­schie­de­ne Grö­ßen und Gewich­te sowie die Neben­wur­zel­an­zahl der Dro­gen [9]. Obwohl laut Arz­nei­bü­chern (s. → Defi­ni­ti­on der Dro­ge) die gesam­te Wur­zel als Dro­ge zuge­las­sen ist, befin­den sich viel­fach ledig­lich die Haupt­wur­zeln mit eini­gen grö­ße­ren Neben­wur­zeln im Han­del. Die fei­nen Enden der Neben­wur­zeln sowie die Haar­wur­zeln wer­den ent­fernt (s. → Gewin­nung). Auch das Schä­len der Wur­zeln vor der Trock­nung (s. → Gewin­nung, Wei­ßer Gin­seng) ist in kei­nem der genann­ten Arz­nei­bü­cher erwähnt. Anzu­mer­ken ist, daß bei­de Ver­ar­bei­tungs­ver­fah­ren eher zu einem Qua­li­täts­ver­lust der Dro­ge füh­ren, da gin­se­no­sid­hal­ti­ge Wur­zel­tei­le ent­fernt wer­den (s. → Inhaltsstoffe).

Inhalts­stof­fe: Nach­wei­se für die kul­ti­vier­te Dro­ge (Wur­zel von Panax gin­seng C. A. MEY.).
Tri­ter­pens­a­po­nine. Die Kon­zen­tra­ti­on der Gin­se­no­si­de (= Pana­xo­si­de) hängt vom Anbau­ge­biet, vom Alter der Pflan­ze und den unter­such­ten Wur­zel­tei­len ab. Bei ver­gleich­ba­rem Pflan­zen­wuchs steigt der Gesamtgin­se­no­sid­ge­halt der Wur­zeln aus japa­ni­schen Anbau­ge­bie­ten zwi­schen dem 4. und 5. Jahr von 275 mg auf 373 mg, bei Wur­zeln korea­ni­scher Her­kunft von 148 mg auf 770 mg an (HPLC-Bestim­mung). Vom 5. bis zum 6. Jahr steigt der Gin­se­no­sid­ge­halt weni­ger aus­ge­prägt an [11]. Über HPLC bestimm­ter Gin­se­no­sid­ge­halt für im Han­del befind­li­che Gin­seng­wur­zeln (ca. 6 Jah­re alt): Gesamt­wur­zel: 0,8 bis 6,1%, Haupt­wur­zel: 0,7 bis 1,8%, Neben­wur­zeln: 1,5 bis 2,9%, Haar- (Faser-) Wur­zeln: 6,8 bis 8,6% [12], teil­wei­se bis 12% [10]. Der Gin­se­no­sid­ge­halt dif­fe­riert auch in den unter­schied­li­chen Wur­zel­ge­we­ben. Über GC bestimm­ter Gin­se­no­sid­ge­halt (Haupt­wur­zel, 6 Jah­re alt, in Japan kul­ti­viert): Peri­derm: 2,4%, Cor­tex: 7%, Xylem: 0% [7].

Agly­ka über­wie­gend tetra­cy­cli­scher Damma­ran­typ: 20 (S)-Pro­to­pa­na­xa­di­ol: Ra (ca. 0,05%), Rb1 (0,15 bis 1,2%), Rb2 (0,06 bis 0,8%), Rc (0,1 bis 1,2%) und Rd (0,04 bis 0,7%); 20 (S)-Pro­to­pa­na­xa­tri­ol: Re (0,15 bis 1,5%), Rf (ca. 0,05%), Rg1 (0,22 bis 0,66%), Rg2 (0,02%) und Rh1 (ca. 0,004%); [12, 13] teils pen­t­a­cy­cli­scher Ole­a­nol­säu­re­typ: Gin­se­no­sid Ro (0,05 bis 0,2%) [116]. Die Ver­tei­lung der Ein­zelginse­no­si­de in der Wur­zel ist unein­heit­lich: [12] Haupt­wur­zel: Domi­nan­tes Gin­se­no­sid Rg1; Haar­wur­zeln: Domi­nan­tes Gin­se­no­sid Rb1. Wei­te­re Gin­se­no­si­de lie­gen im Gegen­satz zu den genann­ten Hauptgin­se­no­si­den nur in Spu­ren vor [ 13]. Zwi­schen wild gewach­se­nem und kul­ti­vier­tem Gin­seng wur­den kei­ne Unter­schie­de in bezug auf Gehalt und Spek­trum der Gin­se­no­si­de fest­ge­stellt [14].

Äthe­ri­sches Öl. 0,05%; Ses­qui­ter­pe­ne: β ‑Ele­men, Ere­mo­phi­len; Poly­ace­tyl­e­ne: Hep­ta­deca-1-en- 4,6‑diin‑3,9‑diol, Pana­xy­dol, Pana­xy­nol (= Fal­ca­ri­nol), Pana­xy­tri­ol (= Fal­carin­tri­ol)–> [13, 15, 16, 17].

Phe­n­o­li­sche Sub­stan­zen. Sali­cy­la­te, Vanil­lin­säu­re [ 16].
Pep­ti­do­gly­ka­ne. Syn. Pana­xa­ne, s. Lit. [ 18-21]

Die Inhalts­stof­fe des Wei­ßen und Roten Gin­seng unter­schei­den sich nicht wesent­lich. Gerin­ge Dif­fe­ren­zen sind im Gin­se­no­sid­ver­tei­lungs­mus­ter zu beob­ach­ten [6, 13, 22].

Iden­ti­tät: Das DAB 10 beschreibt 2 Identitätsprüfungen:

1. DC-Unter­su­chung zum Nach­weis der Gin­se­no­si­de Rg1, Re, Rc und Rb1 DAB 10:

- Unter­su­chungs­lsg.: 1 g pulv. Dro­ge wird 15 min lang mit 70% MeOH (V/​ V) unter Rück­fluß­küh­lung gekocht und nach dem Abküh­len abfiltriert;

- Refe­renz­lsg.: Je 5 mg Aescin, Amyg­da­lin bzw. Arbu­tin in 1 mL MeOH gelöst;

- Sorp­ti­ons­mit­tel: Kie­sel­gel G;

- FM: Ethylacetat‑H2O‑Butanol (2,5+5+10);

- Detek­ti­on: Besprü­hen mit Anis­al­de­hyd-Reagenz, Erhit­zen für 10 min auf 105 bis 110 °C; Aus­wer­tung im Vis;

- Aus­wer­tung: Zwi­schen der brau­nen Zone des Arbu­tins und der brau­nen Zone des Amyg­da­lins lie­gen die Zonen der grau­vio­lett ange­färb­ten Gin­se­no­si­de Rg1 und Re. Das eben­falls grau­vio­lett ange­färb­te Rb1 befin­det sich etwa auf glei­cher Höhe wie die graue Aescin­zo­ne der Refe­renz­lö­sung. Zwi­schen den Zonen der Gin­se­no­si­de Rb1 und Re lie­gen wei­te­re, schwä­cher her­vor­tre­ten­de Zonen, die unters­te ent­spricht dem Gin­se­no­sid Rc. Im unte­ren Drit­tel des Chro­ma­to­gramms sind wei­te­re Zonen erkennbar.

2. Eine Farb­re­ak­ti­ons­prü­fung mit 96%iger Schwe­fel­säu­re DAB 10:

5 mg pulv. Dro­ge wer­den in einem Uhren­glas mit 0,1 mL Schwe­fel­säu­re gemischt. Nach 1 bis 2 min erscheint eine rot­brau­ne Fär­bung, die sich in 15 bis 20 min nach Rot­vio­lett ändert. Die Unter­su­chung soll den Aus­schluß ande­rer Panax-Arten ermög­li­chen. Wur­zeln von Panax quin­que­fo­li­us geben die­se Farb­re­ak­ti­on nicht [ 23].

Das ÖAB 90 ber­schreibt 3 Identitätsprüfungen:

1. Der Stär­ke­an­teil der Wur­zel wird durch die Blau­fär­bung des Wur­zel­quer­schnitts nach Auf­trop­fen von Iod­lö­sung dargestellt.

2. Die Gin­se­no­si­de wer­den durch die Rot­fär­bung des Wur­zel­quer­schnitts nach Auf­trop­fen von konz. Schwe­fel­säu­re dargestellt.

3. DC des metha­no­li­schen Dro­gen­ex­trakts zum Nach­weis von Ginsenosiden:

- Unter­su­chungs­lsg.: 5 g pulv. Dro­ge wer­den 35 min unter Rück­fluß­küh­lung mit 100 mL MeOH erhitzt. Nach dem Erkal­ten wird fil­triert und der Rück­stand mit 10 mL MeOH nach­ge­wa­schen; anschl. wird nach dem Abdamp­fen des LM der Rück­stand in 50 mL Was­ser auf­ge­nom­men; es fol­gen wei­te­re Rei­ni­gungs­schrit­te unter Ein­satz orga­ni­scher LM; der so erhal­te­ne Rück­stand wird in MeOH auf­ge­nom­men und stellt nach der Fil­tra­ti­on die Unter­su­chungs­lsg. dar;

- Sorp­ti­ons­mit­tel: Kie­sel­gel 60 F254;

- FM: Butanol‑H2O‑Essigsäure konz. (5+4+1);

- Detek­ti­on: Besprü­hen mit verd. Schwe­fel­säu­re, Erhit­zen für 10 min auf 100 °C; Aus­wer­tung im Vis und/​oder im UV 366 nm;

- Aus­wer­tung: Im Chro­ma­to­gramm sind im Vis etwa 9 inten­siv vio­lett bis grau­vio­lett gefärb­te Zonen erkenn­bar, die im Bereich der Rf-Wer­te von 0,15 bis 0,75 lie­gen. Im UV fluo­res­zie­ren die Zonen inten­siv gelb bis orange.

Helv VII beschreibt 2 Identitätsprüfungen:

1. Farb­re­ak­ti­on der pulv. in Metha­nol gelös­ten und anschl. bis zur Trock­ne ein­ge­dampf­ten Dro­ge nach Zusatz von Anti­mon (III)chloridlsg.; nach Ein­damp­fen des Gemi­sches färbt sich der Rück­stand purpurrot.

2. DC zum Nach­weis von Gin­se­no­si­den: Ana­log DAB 10.
Im ChinP IX wer­den neben der mor­pho­lo­gisch-mikro­sko­pi­schen Betrach­tung der Pul­ver­dro­ge 4 che­mi­sche Iden­ti­täts­prü­fun­gen beschrieben:

1. Farb­re­ak­ti­on der zunächst in Etha­nol gelös­ten, anschl. ein­ge­dampf­ten gepul­ver­ten Dro­ge nach Zusatz einer gesät­tig­ten Anti­mon (III)chloridlsg. in Chlo­ro­form. Nach Ein­damp­fen zur Trock­ne erscheint der Rück­stand vio­lett gefärbt.

2. Farb­re­ak­ti­on nach Betrop­fen des Wur­zel­quer­schnitts mit Iod­lö­sung, Dunkelblaufärbung.

3. Farb­re­ak­ti­on der mit Essig­säu­re­an­hy­drid ver­setz­ten, im Was­ser­bad erwärm­ten und anschl. fil­trier­ten, pulv. Dro­ge nach Unter­schich­tung mit Schwe­fel­säu­re. An der Grenz­flä­che der bei­den Flüs­sig­kei­ten ent­wi­ckelt sich eine rot­brau­ne, spä­ter nach Dun­kel­braun über­ge­hen­de Färbung.

4. DC zum Nach­weis von Ginsenosiden:

- Unter­su­chungs­lsg.: 0,2 g der pulv. Dro­ge wer­den mit 1 bis 3 Trop­fen H2O ver­setzt. Nach Zuga­be von 2 mL was­ser­ge­sät­tig­tem Buta­nol wird die Pro­be homo­gen durch­mischt und 48 h bei Raum­temp. ste­hen­ge­las­sen. Nach Abzen­tri­fu­ga­ti­on wird der Über­stand mit der drei­fa­chen Men­ge buta­nol­ge­sät­tig­tem H 2O ver­setzt, geschüt­telt und zur Pha­sen­tren­nung ste­hen­ge­las­sen. Die obe­re Pha­se stellt die Unter­su­chungs­lsg. dar;

- Refe­renz­lsg.: Je 2,5 mg Gin­se­no­sid Rg1, Rc und Ro in 1 mL Etha­nol gelöst; Sorp­ti­ons­mit­tel: Kie­sel­gel G;

- FM: Buta­nol-Ethyl­ace­tat‑H2O (4+1+5);

- Detek­ti­on: Besprü­hen mit 10%iger Schwe­fel­säu­relsg., Erhit­zen auf 105 °C für 15 min; Aus­wer­tung im Vis;
– Aus­wer­tung: Auf den Spu­ren von Unter­su­chungs- und Ver­gleichslsg. müs­sen auf glei­cher Höhe je ein Fleck der­sel­ben Fär­bung erkenn­bar sein.

Art und Men­gen­ver­hält­nis­se der Sapo­nine erlau­ben Rück­schlüs­se auf eine Ver­ar­bei­tung min­der­wer­ti­ger oder ver­fälsch­ter Gin­seng­dro­gen. Neben den beschrie­be­nen Metho­den der ver­schie­de­nen Arz­nei­bü­cher kann mit Hil­fe von HPLC-Unter­su­chun­gen [13] zum Gin­se­no­sid-Ver­tei­lungs­mus­ter eine Unter­schei­dung zwi­schen Rotem und Wei­ßem Gin­seng sowie eine Kenn­zeich­nung even­tu­ell ver­wen­de­ter ande­rer Panax-Arten vor­ge­nom­men wer­den. Den Wur­zeln von P. notogin­seng und Panax quin­que­fo­li­us feh­len die Gin­se­no­si­de Ra und Rb2 , der Gehalt an Rb1 ist dage­gen sehr hoch. Bei P. notogin­seng über­wiegt im Gin­se­no­sid­ge­misch das Gin­se­no­sid Rg1, das Ole­a­nol­säu­re­s­a­po­nin Ro fehlt völ­lig. P. japo­nicus ent­hält ca. 20% Sapo­nine. Bei die­sen han­delt es sich aber nur zum Teil um Sapo­nine vom Damma­ran­typ, der Haupt­teil ent­fällt auf Ole­a­nol­säu­re­gly­ko­si­de, z. B. auf das Gin­se­no­sid Ro (5,4%) [ 6].

Rein­heit: Dro­ge.

- Frem­de Bestand­tei­le: Der Anteil an Sten­geln und sons­ti­gen frem­den Bei­men­gun­gen darf einen Wert von 2,0% nicht über­schrei­ten DAB 10, ChinP IX, Jap XI.

- Trock­nungs­ver­lust: Höchs­tens 12% DAB 10.

- Asche: Höchs­tens 8,0% DAB 10; höchs­tens 4% ÖAB 90; höchs­tens 5% BHP 83; für den Wei­ßen Gin­seng höchs­tens 4,2%, für den Roten Gin­seng 4,5% ChinP IX; höchs­tens 4,2% Jap XI.

- Sul­fa­ta­sche: Höchs­tens 12% Helv VII.

- Salz­säu­re­un­lös­li­che Asche: Höchs­tens 1,0% DAB 10 ; höchs­tens 2,0% BHP 83.

- In ver­dünn­tem Alko­hol lös­li­che Bestand­tei­le (Extrakt­ge­halt): Min­des­tens 14% ÖAB 90, Jap XI; für den Wei­ßen Gin­seng min­des­tens 14%, für den Roten Gin­seng min­des­tens 18% ChinP IX.

- Pes­ti­zid­rück­stän­de: Es gibt bis heu­te in den Arz­nei­bü­chern für Dro­gen weder eine Pes­ti­zid-Höchst­men­gen­re­ge­lung, noch Richt­wer­te für toxi­sche Schwer­me­tal­le oder Anga­ben über Maxi­mal­wer­te für Keim­zah­len [24]. Als Grund­la­ge für die Beur­tei­lung ermit­tel­ter Pes­ti­zid­men­gen in Dro­gen und Dro­gen­zu­be­rei­tun­gen kann die Ver­ord­nung über Höchst­men­gen an Pflan­zen­schutz- und sons­ti­gen Mit­teln sowie ande­ren Schäd­lings­be­kämp­fungs­mit­teln in oder auf Lebens­mit­teln und Tabak­er­zeug­nis­sen vom 24. Juni 1982, inkl. Ergän­zun­gen (Pflan­zen­schutz­mit­tel-Höchst­men­gen­ver­ord­nung – PHmV) her­an­ge­zo­gen wer­den [25]. Die Ver­ord­nung ent­hält Höchst­men­gen­an­ga­ben für eine Rei­he gebräuch­li­cher Pes­ti­zi­de in Tees und tee­ähn­li­chen Erzeug­nis­sen bzw. in Gewür­zen. Es han­delt sich hier­bei also um Wer­te, die sich auf ver­gleich­ba­re Arz­nei­mit­tel durch­aus über­tra­gen las­sen. Das Risi­ko bei der Ver­wen­dung von Arz­nei­pflan­zen­zu­be­rei­tun­gen gegen­über dem von Lebens­mit­teln ist aller­dings im all­ge­mei­nen redu­ziert (z. B. durch Pes­ti­zid­ab­rei­che­rung bei Extraktionsschritten).

Anfang der 70er Jah­re wur­den in Dro­gen aus asia­ti­schen Län­dern (Japan, Chi­na und Korea) zum Teil beträcht­li­che Kon­zen­tra­tio­nen an Orga­nochlor-Ver­bin­dun­gen gefun­den. Unter­su­chun­gen von Gin­seng­wur­zeln (Wei­ßer Gin­seng) aus Korea erga­ben damals z. B. 0,2 bis 1,2 mg/​kg α-HCH, 0,1 bis 1,6 mg/​kg β-HCH und 0,1 bis 1,4 mg/​kg γ-HCH [26]. Mit­te der 70er Jah­re trat in Korea jedoch ein Gesetz in Kraft, das den Gebrauch von Pes­ti­zi­den zur Gin­seng­kul­ti­vie­rung zum Teil ver­bot (z. B. Quin­to­zen, Endo­sul­fan und Cap­tan) [27]. Neue­re Unter­su­chun­gen zei­gen, daß sich die frü­he­re Rück­stands­si­tua­ti­on bei den Orga­nochlor-Ver­bin­dun­gen wesent­lich gebes­sert hat [25, 26]. Wäh­rend bei 1982 im Han­del befind­li­chen Gin­seng­wur­zeln [24] 3 von 5 im Pes­ti­zid­ge­halt über den in der PHmV erlaub­ten Men­gen (kei­ne genaue­ren Anga­ben) lagen, lie­ßen sich bei Gin­seng­wur­zeln süd­ko­rea­ni­schen Ursprungs, die 1985 unter­sucht wur­den [26], ledig­lich weit unter den Grenz­wer­ten lie­gen­de Pes­ti­zid­spu­ren bestim­men (α-HCH: 0,009 bis 0,048 mg/​kg; β-HCH: 0,031 bis 0,074 mg/​kg; γ-HCH: 0 bis 0,014 mg/​kg; Heptachlore­p­oxid: 0,007 bis 0,045 mg/​kg; HCB: 0,007 bis 0,022 mg/​kg). Die Autoren fol­gern dar­aus, daß auf­grund der gerin­gen Kon­zen­tra­tio­nen die Rück­stän­de nicht von einer Behand­lung beim Anbau des unter­such­ten Mate­ri­als, son­dern von der Kon­ta­mi­na­ti­on des Bodens aus frü­he­ren Behand­lun­gen stamm­ten. Aller­dings ent­hiel­ten die Gin­seng-Mus­ter 0,34 bis 1,18 mg/​kg des Fun­gi­zids Quin­to­zen. Bei Zugrun­de­le­gung der PHmV ist die nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 für Tee, tee­ähn­li­che Erzeug­nis­se und Gewür­ze gel­ten­de Höchst­men­ge von 0,3 mg/​kg in 2 Fäl­len über­schrit­ten (Anga­ben des BGA: Streu­brei­te von 35% (= 0,1 mg/​kg), auch für pflanz­li­che Lebens­mit­tel akzep­tiert). Die­se Über­schrei­tung wur­de jedoch von den Autoren auf­grund der sehr nied­ri­gen Grenz­wer­te der PHmV als nicht bedenk­lich eingestuft.

Gehalt: Min­destgin­se­no­sid­ge­halt: Berech­net als Gin­se­no­sid Rg 1: 1,5% DAB 10; 2,0% Helv VII.

Gehalts­be­stim­mung: Gin­se­no­sid­be­stim­mung nach DAB 10 , Helv VII: 1 g pulv. Dro­ge wird mit 50%igem MeOH (V/​V) ver­setzt und 1 h lang im Was­ser­bad unter Rück­fluß erhitzt. Nach dem Abküh­len wird mit 50%igem MeOH auf die ursprüng­li­che Mas­se ergänzt. Durch Zen­tri­fu­gie­ren wird der Rück­stand abge­trennt und die abde­kan­tier­te Lsg. bei höchs­tens 60 °C zur Tro­cke­ne ein­ge­engt. Der Rück­stand wird in 0,1 M Salz­säu­re gelöst, in einen Schei­de­trich­ter über­führt und 2mal mit 0,1 M Salz­säu­re nach­ge­spült. Die ver­ei­nig­ten salz­sauren Lsg. wer­den 3mal mit der obe­ren Pha­se einer Mischung von 1‑Butanol, Chlo­ro­form und 0,1 N Salz­säu­re aus­ge­schüt­telt, wobei die Absetz­zeit min­des­tens 15 min betra­gen muß. Nach der drit­ten Aus­schüt­te­lung wird die salz­säu­re­hal­ti­ge unte­re Pha­se ver­wor­fen. Die ver­ei­nig­ten org. Pha­sen wer­den anschlie­ßend 2mal mit der Unter­pha­se der oben genann­ten Mischung aus­ge­schüt­telt. Anschl. wird die Unter­pha­se ver­wor­fen und die org. Pha­se im Vaku­um bei max. 60 °C zur Tro­cke­ne ein­ge­engt. Der Rück­stand wird in Essig­säu­re 98% gelöst und über ein Papier­fil­ter fil­triert, wobei die ers­ten 20 mL des Fil­trats ver­wor­fen werden.

Zur pho­to­me­tri­schen Bestim­mung der Gin­se­no­si­de wird 1 mL der essig­sauren Gesamts­apo­nin­lö­sung mit 4 mL Essig­säu­re-Schwe­fel­säu­re-Reagenz ver­setzt. Als Kom­pen­sa­ti­ons­lö­sung wird 1 mL Essig­säu­re 98% mit 4 mL des genann­ten Reagenz ver­mischt. Die Ansät­ze wer­den gemischt und 25 min lang im Was­ser­bad bei 60 °C erwärmt. Nach Abküh­len unter flie­ßen­dem Was­ser auf Raum­temp. wird die Absorp­ti­on der Unter­su­chungs­lsg. bei 520 nm gegen die Kom­pen­sa­ti­ons­lö­sung gemes­sen. Die Berech­nung des Gehalts an Gesamtgin­se­no­si­den, berech­net als Gin­se­no­sid Rg1, erfolgt mit Hil­fe fol­gen­der For­mel: % Ginsenoside =
A  = gemes­se­ne Absorption
m1 = Mas­se des Zen­tri­fu­gats in g
m2 = Gesamt­ein­waa­ge pul­ve­ri­sier­te Dro­ge in g
Quan­ti­ta­ti­ve Gin­se­no­sid­be­stim­mun­gen kön­nen auch mit­tels DC, GC sowie HPLC-Tren­nun­gen durch­ge­führt wer­den [6, 11, 28, 29].

Bei der DC wer­den die zu unter­su­chen­den Extrak­te auf Kie­sel­gel­plat­ten auf­ge­ge­ben und mit ver­schie­de­nen Fließ­mit­teln ent­wi­ckelt. Nach Besprü­hen der Plat­ten mit Schwe­fel­säu­re­re­agenz kön­nen sie mit Hil­fe eines Den­si­to­me­ters aus­ge­wer­tet wer­den (z. B.: Dual­wa­ve­length TLC zig-zag-scan­ner, Wel­len­län­gen λ S525 nm, λR760 nm) [29].


Zusam­men­fas­sen­de Dar­stel­lung der Trenn­ergeb­nis­se von 4, mit ver­schie­de­nen Fließ­mit­teln durch­ge­führ­ten DC eines Gin­se­no­sid­ge­mi­sches. FM: A BuOH-Ethyl­ace­tat‑H2O (4+1+5), B CHCl 3-MeOH‑H 2O (65+35+10), C CHCl3-MeOH-Ethyl­ace­tat‑H2O (2+2+4+1), D CHCl3-BuOH-MeOH‑H2O (4+8+3+4). Aus Lit. [29]

Nach­tei­lig im Ver­gleich zur → HPLC (s. u.) ist die gerin­ge­re Trenn­schär­fe der DC sowie metho­disch beding­te Unre­gel­mä­ßig­kei­ten, wie z. B. die unter­schied­li­che Dicke der Kie­sel­gel­plat­ten, die schwer stan­dar­di­sier­ba­re Pro­ben­auf­ga­be, die unein­heit­li­che Spot­schär­fe und die damit ver­bun­de­ne, rela­tiv unprä­zi­se den­si­to­me­tri­sche Aus­wer­tung, die eine Repro­du­zier­bar­keit der über die DC erziel­ten Ergeb­nis­se erschweren.

Die GC-Metho­de bestimmt die Gin­se­no­si­de nach der Hydro­ly­se als Pana­xa­dio­le und Pana­xa­trio­le. Da die Hydro­ly­se zu den Agly­ka nicht quan­ti­ta­tiv ver­läuft, erhält man unzu­ver­läs­si­ge und zu nied­ri­ge Meß­ergeb­nis­se [ 12].

Bei der in Lit. [28] beschrie­be­nen HPLC-Tren­nung (sta­tio­nä­re Pha­se: μ-Bonda­pak C 18-Rever­sed-Pha­se-Säu­le; mobi­le Pha­se: Ace­to­ni­tril-Was­ser-Gra­di­ent) und Bestim­mung wird die Kon­zen­tra­ti­on der Ein­zel­stof­fe in Elua­ten UV-spek­tro­sko­pisch bei 203 nm gemes­sen. Lit. [12] beschreibt eine ähn­li­che HPLC-Metho­de (sta­tio­nä­re Pha­se: Nucle­osil C 18; mobi­le Pha­se: Ace­to­ni­tril-Was­ser-Gra­di­ent), die durch die Ver­wen­dung der Nucle­osil-C18-Säu­le eine grö­ße­re Trenn­schär­fe ermög­licht. Eine noch bes­se­re Peak­t­ren­nung kann durch die Ver­wen­dung einer Sphe­r­i­sorb-NH2-Trenn­säu­le erzielt wer­den (s. → HPLC-Chro­ma­to­gramm). Auch hier­bei erfolgt wie schon bei Lit. [12, 28] die Tren­nung und Bestim­mung der Gin­se­no­si­de mit­tels Ace­to­ni­tril-Was­ser-Gra­di­en­ten­pro­gram­men in einem ein­zi­gen Chro­ma­to­gra­phie­schritt. Vor der eigent­li­chen Chro­ma­to­gra­phie wer­den die bei der Extrak­ti­on der Wur­zeln mit­ex­tra­hier­ten Stof­fe (haupt­säch­lich Mono‑, Di- und Oli­gos­ac­cha­ri­de), die bei der HPLC-Bestim­mung der Gin­se­no­si­de stö­ren wür­den, mit Hil­fe einer C18 ‑Fest­pha­sen­ex­trak­ti­on ent­fernt. Als Refe­renz­sub­stan­zen wer­den die als Hauptgin­se­no­si­de bezeich­ne­ten sie­ben Sapo­nine Rb1, Rb2 , Rc, Rd, Re, Rf, Rg1 ver­wen­det, da wei­te­re Reins­a­po­nine bis­her im Han­del nicht erhält­lich sind. Die HPLC-Metho­de ist zur Zeit die zur Gin­se­no­sid­be­stim­mung spe­zi­fischs­te und damit geeig­nets­te Metho­de [ 12].

Lage­rung: Vor Licht geschützt DAB 10; vor Licht geschützt, in gut schlie­ßen­den Behält­nis­sen ÖAB 90; vor Licht und Feuch­tig­keit geschützt Helv VII; kühl und tro­cken in dicht schlie­ßen­den Gefä­ßen lagern, vor Insek­ten­fraß schüt­zen ChinP IX.

Zube­rei­tun­gen: Zube­rei­tung 1. Tro­cken­ex­trakt (Ver­hält­nis Dro­ge : Extrakt = 4:1), her­ge­stellt aus dem Pri­mär­ex­trakt von getrock­ne­ten Gin­seng­wur­zeln durch Extrak­ti­on mit 30% (m/​m) Etha­nol bei 25 bis 30 °C mit einem Min­dest­ge­samtgin­se­no­sid­ge­halt von 6%, berech­net als Gin­se­no­sid Rg1 (z. B. ent­hal­ten in Ardey® aktiv Pas­til­len, Orga­plas­ma ® Dragées).

Zube­rei­tung 2. Tro­cken­ex­trakt (Ver­hält­nis Dro­ge : Extrakt = 4:1), her­ge­stellt aus dem Pri­mär­ex­trakt von getrock­ne­ten Gin­seng­wur­zeln durch Extrak­ti­on mit 30% (m/​ m) Etha­nol bei 25 bis 30 °C mit einem Min­dest­ge­samtgin­se­no­sid­ge­halt von 6%, berech­net als Gin­se­no­sid Rg1 (z. B. ent­hal­ten in Tai Gin­seng® Pas­til­len for­te, Sola­gut­tae® Gin­seng Kap­seln N, Korea Gin­seng Toni­kum extra stark).

Zube­rei­tung 3. Tro­cken­ex­trakt (Ver­hält­nis Dro­ge : Extrakt = 5:1), her­ge­stellt aus dem Pri­mär­ex­trakt von getrock­ne­ten Gin­seng­wur­zeln durch Extrak­ti­on mit 30% (V/​ V) Etha­nol und ein­ge­stellt auf einen Gesamtgin­se­no­sid­ge­halt von 4% (3,8 bis 4,2%) (z. B. ent­hal­ten in Ginsa­na® Gin­seng Tonic Liqui­dum, Ginsa­na®Gin­seng Kap­seln, Ginsa­na® Gin­seng Tabs, Ger­ia­tric Phar­ma­ton® Kapseln).

Zube­rei­tung 4. Gin­seng­wur­zel-Tink­tur, her­ge­stellt mit­tels Etha­nol 50% (Ver­hält­nis Dro­ge : Extrakt = 1:2,5) (z. B. ent­hal­ten in Tai Gin­seng® Tonikum).

Zube­rei­tung 5. Pul­ver aus getrock­ne­ten Gin­seng­wur­zeln (z. B. ent­hal­ten in Tai Gin­seng® Dra­gées, Kumsan Gin­seng Kapseln).

Ver­wen­dung: Kos­me­tik. Die Dro­ge fin­det auch Ver­wen­dung in der Kos­me­tik­in­dus­trie als Zusatz zu Haar­wäs­sern, Sham­poos, Gesichts­cremes etc [105, 106].

Haushalt/​Gewürze. Von der Lebens­mit­tel­in­dus­trie wer­den Gin­seng­mar­me­la­den und gin­seng­hal­ti­ges Kon­fekt [ 107] im Han­del angeboten.

Gesetz­li­che Bestim­mun­gen: Offi­zi­el­le Mono­gra­phien. Auf­be­rei­tungs­mo­no­gra­phie der Kom­mis­si­on E am BGA “Gin­seng radix (Gin­seng­wur­zel)” [76].

Wir­kun­gen: Über Wir­kun­gen der Gin­seng­dro­ge und ihrer Inhalts­stof­fe exis­tiert eine kaum über­schau­ba­re Fül­le von meh­re­ren hun­dert Ori­gi­na­lia und Über­sichts­ar­ti­keln. Um den­noch eine gewis­se Über­sicht­lich­keit zu gewähr­leis­ten, wird die im fol­gen­den beschrie­be­ne Aus­wahl an Unter­su­chun­gen den zwei umfas­sends­ten, gut beleg­ten Berei­chen “adap­to­ge­ne Wir­kun­gen” und “Antiermüdungswirkung/​Leistungssteigerung” zuge­ord­net. Falls im Text nichts ande­res erwähnt ist, han­delt es sich bei den genann­ten Extrak­ten (z. B. Zube­rei­tung 3, s. → Zube­rei­tun­gen), Frak­tio­nen oder gerei­nig­ten Sub­stan­zen um Prä­pa­ra­tio­nen des “Wei­ßen Gin­sengs” aus Panax gin­seng C. A. MEY.

Befun­de der expe­ri­men­tel­len Phar­ma­ko­lo­gie: Adap­to­ge­ne Effekte

Befun­de der expe­ri­men­tel­len Phar­ma­ko­lo­gie: Phy­si­ka­li­sche Stressoren

Befun­de der expe­ri­men­tel­len Phar­ma­ko­lo­gie: Che­mi­sche Stressoren

Befun­de der expe­ri­men­tel­len Phar­ma­ko­lo­gie: Bio­lo­gi­sche Stressoren

Befun­de der expe­ri­men­tel­len und kli­ni­schen Phar­ma­ko­lo­gie: Anti-Ermü­dungs­wir­kun­g/­Leis­tungs­stei­ge­rung

Resorp­ti­on: Die Resorp­ti­on iso­lier­ter Gin­se­no­si­de wur­de an ver­schie­de­nen Tier­mo­del­len unter­sucht [15]. Nach p. o. Ver­ab­rei­chung von Tri­ti­um-mar­kier­tem Gin­se­no­sid Rg 1 an Mäu­se wur­den etwa 30% der Radio­ak­ti­vi­tät rela­tiv schnell resor­biert. Nach 1 h konn­te eine Ver­tei­lung der Radio­ak­ti­vi­tät im Kör­per dar­ge­stellt wer­den, die der – mit Aus­nah­me des Gas­tro­in­testi­nal­trakts – nach i. v. Appli­ka­ti­on (1 /​3 der p. o. ver­ab­reich­ten Dosis) nach 20 min ent­sprach [72]. Bei Rat­ten, denen 100 mg/​kg KG Gin­se­no­sid Rg1 p. o. ver­ab­reicht wor­den waren, wur­den 150 min nach Appli­ka­ti­on ca. 10 μg Rg 1/​g (mL) in Gewe­be- und Serum­pro­ben nach­ge­wie­sen [73]. Für das Gin­se­no­sid Rb 2 wur­de nach p. o. Appli­ka­ti­on (500 mg) an Kanin­chen kei­ne Resorp­ti­on fest­ge­stellt [74].

Ver­tei­lung: Nach i. v. sowie nach p. o. Appli­ka­ti­on des radio­ak­tiv mar­kier­ten Gin­se­no­sids Rg1 an Mäu­se konn­te nach kur­zer Zeit (i. v. Appli­ka­ti­on nach 5 min; p. o. Appli­ka­ti­on nach 1 h) Radio­ak­ti­vi­tät im gan­zen Kör­per (Ganz­kör­per­au­to­ra­dio­gra­phie), mit Aus­nah­me des Gehirns (Blut-Hirn-Schran­ke) nach­ge­wie­sen wer­den. Für das Pro­to­pa­na­xa­di­ol-Gly­ko­sid Rb1 wur­de nach i. v. Injek­ti­on bei Mini­schwei­nen [75] und Kanin­chen [74] ein klei­ne­res VVol. als bei den Gin­se­no­si­den der Tri­ol-Rei­he (z. B. Rg 1) gezeigt. Außer­dem zeich­nen sich Gin­se­no­si­de der Diol-Rei­he durch eine höhe­re Plas­ma­pro­te­in­bin­dungs­ka­pa­zi­tät als die Gin­se­no­si­de der Tri­ol-Rei­he aus (Pro­to­pa­na­xa­di­ol-Gly­ko­sid: 99%; Pro­to­pa­na­xa­tri­ol-Gly­ko­sid: 33%).

Eli­mi­na­ti­on: Das Pro­to­pa­na­xa­di­ol-Gly­ko­sid Rb1 zeig­te nach i. v. Injek­ti­on bei Mini­schwei­nen [75] und Kanin­chen [74] eine län­ge­re Eli­mi­nie­rungs-HWZ sowie eine nied­ri­ge­re Ganz­kör­per-Cle­arance als die Pro­to­pa­na­xa­tri­ol-Gly­ko­si­de (z. B. Rg1). Die­se Ergeb­nis­se kor­re­lie­ren mit der o. a. höhe­ren Plas­ma­pro­te­in­bin­dungs­ka­pa­zi­tät der Gin­se­no­si­de der Diol-Rei­he im Ver­gleich zu denen der Tri­ol-Rei­he. Die Aus­schei­dung bei­der Gin­se­no­si­de erfolgt über Urin und Faeces [72].

Anwen­dungs­ge­bie­te: Als Toni­kum zur Stär­kung und Kräf­ti­gung bei Müdig­keits- und Schwä­che­ge­fühl, nach­las­sen­der Leis­tungs- und Kon­zen­tra­ti­ons­fä­hig­keit sowie in der Rekon­va­les­zenz [76].

Dosie­rung und Art der Anwen­dung: Dro­ge. Zer­klei­ner­te Dro­ge für Tee­auf­güs­se, Dro­gen­pul­ver sowie gale­ni­sche Zube­rei­tun­gen zum Ein­neh­men; Tages­do­sis: 1 bis 2 g Dro­ge [76].

Uner­wünsch­te Wir­kun­gen: Kei­ne bekannt [76]. Ver­öf­fent­li­chun­gen zu Gin­seng-Neben­wir­kun­gen erschei­nen seit eini­gen Jah­ren in der inter­na­tio­na­len Lite­ra­tur. Es han­delt sich hier­bei jedoch meist um Über­sichts­ar­ti­kel, Kurz­kom­men­ta­re oder Leser­brie­fe, in denen Bezug genom­men wird auf eini­ge Ein­zel­fall­be­rich­te, auf eine in Aus­tra­li­en durch­ge­führ­te Pilot­stu­die sowie auf zwei offe­ne kli­ni­sche Stu­di­en in den USA [34]. Fest­ge­stellt wur­den fol­gen­de Neben­wir­kun­gen: Mast­ody­nie [77, 78], Stei­ge­rung der sexu­el­len Erreg­bar­keit [77], estro­ge­ne Effek­te bei Frau­en nach der Meno­pau­se [79, 80], Blut­hoch­druck allein oder in Ver­bin­dung mit Ver­wirrt­heit und Kon­zen­tra­ti­ons­un­fä­hig­keit [81]. Im Rah­men der aus­tra­li­schen Pilot­stu­die [82] tra­ten bei zwei Pro­ban­den nach der Ein­nah­me von Gin­seng­kap­seln Durch­fäl­le und bei einer wei­te­ren Per­son Schlaf­lo­sig­keit auf. Die ange­führ­ten Neben­wir­kungs­mel­dun­gen stam­men fast alle aus Län­dern wie den USA, Groß­bri­tan­ni­en und Aus­tra­li­en, in denen Gin­seng nicht als Arz­nei­pflan­ze ange­se­hen wird, son­dern zu den Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln (“health food”) zählt. Die in die­sen Län­dern ver­trie­be­nen Gins­eng­pro­duk­te unter­lie­gen folg­lich dort nicht der arz­nei­mit­tel­recht­li­chen Kon­trol­le, auch Dosie­rungs­an­wei­sun­gen müs­sen nicht dekla­riert sein [83]. Für eini­ge die­ser “Ginseng“produkte wur­den bereits Dro­gen­ver­fäl­schun­gen und Zumi­schun­gen poten­ti­ell toxi­schen Pflan­zen­ma­te­ri­als bzw. stark wir­ken­der Arz­nei­stof­fe nach­ge­wie­sen [84-89]. Ande­re “Ginseng“präparate ent­hiel­ten sogar über­haupt kei­ne Gin­se­no­si­de [86, 87, 89, 90, 91]. Die o. a. Begleit­erschei­nun­gen der “Ginseng“medikation sind daher nicht sicher der Dro­ge zuzu­ord­nen und bedür­fen der Über­prü­fung. Detail­lier­te Aus­füh­run­gen in Lit. [ 10]

Gegenanzeigen/​Anwendungsbeschränkungen: Nicht bekannt [76].

Wech­sel­wir­kun­gen: Nicht bekannt [76].
In einer ame­ri­ka­ni­schen und einer kana­di­schen Fall­stu­die wur­de über Wech­sel­wir­kung zwi­schen gin­seng­hal­ti­gen Health-food-Pro­duk­ten (s.→ Uner­wünsch­te Wir­kun­gen) und dem MAO-Hem­mer Phen­el­zin berich­tet [92, 93]. Schlaf­lo­sig­keit, Kopf­schmer­zen und Zitt­rig­keit wur­den beschrie­ben. Die Aus­sa­ge der Berich­te ist auf­grund der unkla­ren Zusam­men­set­zung der ver­wen­de­ten Pro­duk­te jedoch zweifelhaft.

Volks­tüm­li­che Anwen­dun­gen und ande­re Anwen­dungs­ge­bie­te: Die Gin­seng­wur­zel stammt aus der ost­asia­ti­schen Medi­zin, wo die Dro­ge seit Jahr­tau­sen­den zur Stär­kung bei Schwä­che­zu­stän­den aller Art indi­ziert ist: Bei all­ge­mei­ner Kör­per­schwä­che und dro­hen­dem Kol­laps, kal­ten Glied­ma­ßen, ver­min­der­tem Appe­tit, Schwä­chung und Abma­ge­rung nach lan­ger Krank­heit, Angst­zu­stän­den mit Herz­klop­fen und Schlaf­lo­sig­keit, Impo­tenz und Unfrucht­bar­keit der Frau, Herz­ver­sa­gen und car­dio­ge­nem Schock [117].

Bei Neur­asthe­nie, Neur­al­gie, Schlaf­lo­sig­keit, Hypo­to­nie, depres­si­ven Zustän­den auf­grund sexu­el­ler Unzu­läng­lich­keit [121].

Die Wirk­sam­keit bei den Indi­ka­ti­ons­ge­bie­ten, die über die unter “Anwen­dungs­ge­bie­te” genann­ten Indi­ka­tio­nen hin­aus­ge­hen, ist nicht aus­rei­chend belegt. Es lie­gen hier­zu weder kli­ni­sche Stu­di­en noch hin­rei­chend doku­men­tier­tes Erfah­rungs­ma­te­ri­al vor.

Dosie­rung und Art der Anwen­dung: Dro­ge. Getrock­ne­te Wur­zel oder Decoct, 3mal täg­lich [117]. Tages­do­sis: 3 bis 9 g; [117] 1 bis 2 g [121].

Aku­te Toxi­zi­tät: Tier. Die ein­ma­li­ge p. o. Ver­ab­rei­chung eines Gin­seng­ex­trakts (Zube­rei­tung 3) 2000 mg/​kg KG an Mini­schwei­ne zeig­te kei­nen toxi­schen Effekt [94]. Unter­sucht wur­den die Sterb­lich­keit und der Gesund­heits­zu­stand (Kör­per­ge­wicht, häma­to­lo­gi­sche und bio­che­mi­sche Blut­pa­ra­me­ter) der Tie­re. Die sub­aku­te Füt­te­rung von Rat­ten mit 4000 mg/​kg KG/​Tag des genann­ten Extrakts über 20 Tage erbrach­te kei­ne Ver­än­de­run­gen des Blut­bilds sowie der his­to­lo­gi­schen Organ­struk­tur [94].

Chro­ni­sche Toxi­zi­tät: Mensch. In offe­nen kli­ni­schen Stu­di­en [84, 97, 98] wur­den nach län­ge­rer Anwen­dung von hohen täg­li­chen Dosen (bis zu 15 g) ins­be­son­de­re Blut­hoch­druck, häu­fig in Zusam­men­hang mit Ner­vo­si­tät, Schlaf­lo­sig­keit, Haut­er­schei­nun­gen und mor­gend­li­cher Diar­rhoe regis­triert. Für die­sen Sym­pto­men­kom­plex wur­de der Begriff “Gin­seng Abu­se Syn­dro­me” geprägt. Die Ergeb­nis­se die­ser Stu­di­en sind jedoch auf­grund des man­gel­haf­ten Stu­di­en­de­signs (feh­len­de Infor­ma­tio­nen über Pro­ban­den; brei­tes Spek­trum an “Ginseng“produkten ohne Anga­ben zur Zusam­men­set­zung: Wur­zeln, Tees, Kap­seln, Tablet­ten, Extrak­te; kei­ne Dosie­rungs­be­schrän­kun­gen) und der feh­len­den Kon­trol­len nicht geeig­net, die Exis­tenz eines “Gin­seng Abu­se Syn­dro­mes” zu beweisen.

Tier. Bei Füt­te­rung eines wäß­rig-alko­ho­li­schen Gin­seng­wur­zel­ex­trakts (Zube­rei­tung 3: 1,5 bis 15 mg/​kg KG/​Tag über 3 Mona­te) an Bea­gle-Hun­de konn­ten kei­ne patho­lo­gisch oder toxi­ko­lo­gisch rele­van­ten oph­thal­mo­lo­gi­schen, häma­to­lo­gi­schen und kli­nisch-che­mi­schen Ver­än­de­run­gen gezeigt wer­den. Die Fut­ter­auf­nah­me, das Kör­per­ge­wicht sowie die abso­lu­ten und rela­ti­ven Organ­ge­wich­te wur­den nicht beein­flußt [ 95].

Rat­ten, denen mit dem Fut­ter Pul­ver von rotem Gin­seng (bis zu 0,25% der Nah­rung) über einen Zeit­raum von 1 bis 6 Mona­ten gege­ben wur­de, zeig­ten eben­falls kei­ne Beein­flus­sun­gen des Wachs­tums oder ver­schie­de­ner Organ­ge­wich­te. Die unter­such­ten Blut­pa­ra­me­ter ver­än­der­ten sich nicht signi­fi­kant. His­topa­tho­lo­gi­sche Ver­än­de­run­gen wur­den nicht beob­ach­tet [96].

Muta­ge­ni­tät: Im Hepa­to­cy­ten-DNA-repair-test wur­de kei­ne Geno­to­xi­zi­tät des unter­such­ten Gin­seng­ex­trakts (Zube­rei­tung 3), des ent­spre­chen­den gin­se­no­sid­frei­en Extrakts, der Gesamtgin­se­no­si­de und des Gin­se­no­sids Rg1 fest­ge­stellt [94]. Die bei­den Extrak­te sowie die Gesamts­apon­in­frak­ti­on zeig­ten in der höchs­ten ein­ge­setz­ten Kon­zen­tra­ti­on von 10 mg/​mL (unter­such­te Kon­zen­tra­tio­nen: 0,1 bis 10 mg/​mL) cyto­to­xi­sche Aktivität.

Extrak­te (Extrak­ti­ons­mit­tel: Was­ser, Ethyl­ace­tat) aus rotem Gins­eng­pul­ver zeig­ten im Ames-Test (Sal­mo­nella typhi­mu­ri­um TA 98 und TA 100, S‑9-Mix) sowie im “V79-Chi­ne­se-hams­ter-cell-test” in allen unter­such­ten Kon­zen­tra­tio­nen (wäß­ri­ger Extrakt: 0,004 bis 0,1 g Wur­zel­äqui­va­lent, Ethyl­ace­tat-Extrakt: 0,01 bis 1 g Wur­zel­äqui­va­lent) kei­ne muta­ge­ne Wir­kung [99].

Repro­duk­ti­ons­to­xi­zi­tät: Bei chro­ni­scher Füt­te­rung von Gin­seng­wur­zel­pul­ver an Rat­ten (bis zu 0,25% in der Nah­rung) über einen Zeit­raum von 6 Mona­ten konn­te kein tera­to­ge­ner Effekt auf die F1- und F2-Gene­ra­ti­on beob­ach­tet wer­den [96]. Auch bei Füt­te­rung von 15 mg/​kg KG/​Tag eines Gin­seng­ex­trakts (Zube­rei­tung 3) über meh­re­re Wochen (Beginn 3 Wochen vor Befruch­tung) an Rat­ten wur­de kein Ein­fluß auf die Lak­ta­ti­on der Mut­ter­tie­re oder auf den Nach­wuchs fest­ge­stellt [100]. Tera­to­ge­ni­täts­un­ter­su­chun­gen wur­den auch an den Feten von Rat­ten und Kanin­chen, deren Mut­ter­tie­ren Gin­seng­ex­trakt (→ Zube­rei­tung 3) ver­ab­reicht wor­den war (Rat­ten: 40 mg/​kg KG p. o. vom 1. bis zum 15. Tag nach Befruch­tung; Kanin­chen: 20 mg/​kg KG p. o. vom 7. bis zum 15. Tag nach Befruch­tung) durch­ge­führt. Die Feten (Schnitt­ent­bin­dung am 21. Tag bei den Rat­ten und am 27. Tag bei den Kanin­chen) zeig­ten in bei­den Fäl­len kei­ne Anoma­lien in ihrer Ent­wick­lung [95].

Toxi­ko­lo­gi­sche Daten: LD-Wer­te. LD50 ‑Wer­te einer neu­tra­len Sapo­nin­roh­frak­ti­on (Haupt­kom­po­nen­ten: Rb1 , Rb2, Rc): Maus 500 bis 910 mg/​kg KG i. p.; [101, 102, 103] 367 mg/​kg KG i. v.; [101] >5000 mg/​kg KG p. o. [101].

LD50-Wer­te einer neu­tra­len Sapon­in­frak­ti­on (Haupt­kom­po­nen­ten: Rb und Rc): Maus ca. 500 mg/​kg KG i. p. [102].

LD-Wer­te einer nicht näher defi­nier­ten lipophi­len Frak­ti­on: Maus 2000 bis 3000 mg/​kg KG i. p. [ 102].

LD50-Wer­te einer pola­ren Frak­ti­on (mit Rg2 und Rg3 und als Haupt­kom­po­nen­te Rg1): Maus 500 bis 1000 mg/​kg KG i. p [ 102].

LD50-Wer­te gerei­nig­ter Gin­se­no­si­de: Maus, i. p., Rg 1: 1250 mg/​kg KG, Rf: 1340 mg/​kg KG, Re: 405 mg/​kg KG, Rd: 324 mg/​kg KG, Rc: 410 mg/​kg KG, Rb1: 1110 mg/​kg KG, Rb2 : 305 mg/​kg KG [104].


Mono­gra­phie Panax Gin­seng radix Teil 0: Panax, Teil 1: Panax gin­seng C.A. MEY., Teil 2: Gin­seng radix (Gin­seng­wur­zel), Teil 3: Adap­to­ge­ne Effek­te, Teil 4: Phy­si­ka­li­sche Stres­so­ren, Teil 5: Che­mi­sche Stres­so­ren, Teil 6: Bio­lo­gi­sche Stres­so­ren, Teil 7: Anti-Ermü­dungs­wir­kung /​ Leis­tungs­stei­ge­rung, Teil 8: Literatur

Bild­nach­weis
• Man­fred Schüt­ze (pixelio.de, 89946).
Zitiert nach
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