Befunde der experimentellen und klinischen Pharmakologie
Anti-Ermüdungswirkung / Leistungssteigerung
Antiermüdungswirkung/Leistungssteigerung. In-vitro-Untersuchungen. An Hirnschnitten von Kaninchen wurde die Wirkung eines wäßrig-alkoholischen Ginsengwurzelextrakts (s.→ Zubereitung 3) auf den Energiemetabolismus untersucht [57]. Dem Versuchsmedium wurden 23 oder 46 μg/mL des Extrakts zugesetzt. Nach 1 h Inkubationszeit wurden eine signifikant gesteigerte Glucoseaufnahme (Kontrollen: 5,18 ± 0,09 mg/g Frischgewebe; Zubereitung 3: 23 μg/mL: 6,43 ± 0,13 mg/g; 46 μg/mL: 6,98 ± 0,13 mg/g; jeweils p 0,0005) sowie signifikant verringerte Lactatspiegel (Kontrollen: 3,26 ± 0,02 mg/g, Zubereitung 3: 23 μg/mL: 1,14 ± 0,016 mg/g; 46 μg/mL: 0,804 ± 0,014 mg/g; jeweils p 0,0005) und Pyruvatspiegel (Kontrollen: 0,488 ± 0,01 mg/g, Zubereitung 3: 23 μg/mL: 0,281 ± 0,009 mg/g; 46 μg/mL: 0,208 ± 0,01 mg/g; jeweils p 0,0005) bestimmt. Dabei erwiesen sich auch die Ergebnisse der mit zwei verschiedenen Extraktkonzentrationen durchgeführten Untersuchungen als signifikant unterschiedlich (p 0,005). In-vivo-Untersuchungen. Tierversuche:
Bei Ratten wurde im Schwimmversuch nach i. p. Verabreichung von 20 mg/kg KG eines Ginsengwurzelextrakts (15 g pulv. Ginsengwurzel wiederholt extrahiert mit MeOH, evaporiert auf 750 mg, eingesetzte Lösung: 5 mg Extrakt/1 mL Kochsalzlösung) 1 h vor Beginn des Schwimmtests der Muskelglykogengehalt und das adrenale Cholesterol untersucht [58]. Nach 3stündigem Schwimmen war der adrenale Cholesterolverlust in der Ginsenggruppe um 21% geringer als der in der Kontrollgruppe (statistisch nicht signifikant). Der Muskelglykogenverbrauch verminderte sich nach Ginsengverabreichung signifikant (p 0,01). Nach 1,5stündigem Schwimmen wurde in der Ginsenggruppe ein um 39% höherer, nach 3stündigem Schwimmen ein um 115% höherer Muskelglykogengehalt gemessen als in der Kontrollgruppe. Nach 2 × 20 mg/kg KG i. p. eines Ginsengwurzelextrakts (10 g pulv. Ginsengwurzel 5mal extrahiert mit 30 mL MeOH, evaporiert auf ca. 600 mg, eingestellter Extrakt: 10 mg/mL Kochsalzlösung) wiesen Ratten im Schwimmversuch (nach 30 min bzw. 60 min) einen signifikant erhöhten Serumglucosespiegel (30 min: Kontrollgruppe: 3,8 ± 0,05 mmol/L, Ginsenggruppe: 6,6 ± 0,3 mmol/L; p 0,01) bei signifikant geringeren Konzentrationen an zirkulierendem Lactat (30 und 60 min: Ginsenggruppe: Milchsäuregehalt im Plasma entsprach dem zuvor in Ruhe gemessenen Spiegel von ca. 2 ± 0,5 mmol/L; Kontrollgruppe: 30 min: 4 ± 0,6 mmol/L, 60 min: 6,1 ± 1,3 mmol/L; p 0,05), an Pyruvat (60 min: Kontrollgruppe: 0,27 ± 0,05 mmol/L, Ginsenggruppe: 0,14± 0,03 mmol/L; p 0,05) und an freien Fettsäuren (30 min: Kontrollgruppe: 0,41 ± 0,04 mmol/L, Ginsenggruppe: 0,28 ±0,05 mmol/L; p 0,05) auf als die Tiere in der Kontrollgruppe [59].
Mäuse, denen 180 bis 200 mg/kg KG/Tag eines wäßrig-alkoholischen Ginsengextrakts (10 mL entspr. 1500 mg getrockneter Wurzel, keine weiteren Angaben) über einen Zeitraum von 8 bis 10 Tagen im Trinkwasser sowie zusätzlich einmalig (250 mg/kg KG i. p.) 30 bis 60 min vor Versuchsbeginn gegeben wurde, erwiesen sich im Schwimmversuch im Vergleich zu den Kontrolltieren als signifikant ausdauernder [40]. Dieser Antiermüdungseffekt war besonders deutlich bei den männlichen Tieren (Männchen: p 0,001, Weibchen: p 0,05), die bereits in der Kontrollgruppe durch ein von den weiblichen Tieren unterschiedliches Schwimmverhalten auffielen. Während die männlichen Tiere der Kontrollgruppe zunächst kraftvoller schwammen, waren die weiblichen Ratten in der Lage, über einen längeren Zeitraum zu schwimmen (Kontrollmännchen: 269 min, 7,6% Überlebende; Kontrollweibchen: 338 min, 24,2% Überlebende). In der Ginsenggruppe war ein ausgeglichenes, gesteigertes Leistungsvermögen beider Geschlechter zu beobachten (Männchen: 377 min, 53% Überlebende; Weibchen: 394 min, 52% Überlebende). Ebenfalls in Schwimmversuchen wurde der Einfluß der einmaligen Verabreichung eines wäßrig-alkoholischen, auf ca. 10% Gesamtginsenoside eingestellten Ginsengextrakts (keine weiteren Angaben) auf die körperliche Leistungsfähigkeit bei Mäusen untersucht [39]. Die Schwimmzeiten bis zur Erschöpfung in der Versuchsgruppe verlängerten sich signifikant (p 0,05) bei Verabreichung von 7,5 mg Ginsengextrakt/kg KG i. p. (Kontrollgruppe: 522 s, Ginsenggruppe: 1028 s). Zudem verringerte sich die α-Hydroxybutyratdehydrogenase-Aktivität (Kontrollgruppe: 789,8 mU/mg, Ginsenggruppe: 618,1 mU/mg, p 0,05) sowie der Lactatspiegel im Quadrizepsmuskel (keine Werte angegeben). Bei einer subakuten p. o. Verabreichung von 37,5 mg Extrakt/kg KG über 15 Tage konnte ebenfalls eine signifikante Verlängerung der Erschöpfungszeit von 558 auf 790 s gezeigt werden (p 0,05). Isolierte Panaxoside verbesserten im Klettertest am sich bewegenden Seil die Leistungsfähigkeit bei Mäusen [31]. Die Panaxoside wurden den Tieren über Magensonden 30 min vor Untersuchungsbeginn zugeführt. Eine Auswertung der Ergebnisse erfolgte über die Darstellung von “stimulant units – SUA33″. 1 SUA33 entspricht der Dosis, bei der die Versuchstiere eine um 33% verlängerte Aktivitätsphase bis zur Ermüdung im Vergleich zu Kontrolltieren zeigen. Panaxosid A (entspr. Ginsenosid Rg1): 3183 SUA 33/g; Panaxosid C (entspr. Rd): 6600 SUA33/g; Panaxosid D (entspr. Rc): 4300 SUA33/g; Panaxosid E (entspr. Rb 1, Rb2): 940 SUA33 /g; Panaxosid F (entspr. Ra): 645 SUA 33/g.
Im Schwimmversuch wurde bei Mäusen die Wirkung der p. o. Applikation verschiedener Fraktionen eines methanolischen, nicht näher definierten Ginsengextrakts (etherlösliche, saure Fraktion, n ‑BuOH-lösliche, glykosidische Fraktion: jeweils 200 mg/kg KG/Tag für 3 Tage) sowie daraus gereinigter Substanzen (Maltol, Salicylsäure, Vanillinsäure: jeweils 10 mg/kg KG/Tag für 3 Tage) untersucht [16]. In allen Fällen wurde eine signifikant verlängerte Schwimmzeit im Vergleich zur Kontrollgruppe gemessen (Ether-Fraktion: 65%; n-BuOH-Fraktion: 33%; Maltol: 51%; Salicylsäure: 56%; Vanillinsäure: 48%; jeweils p 0,001). Die Gabe hochgereinigter Ginsenoside hatte keinen Einfluß auf die körperliche Leistungsfähigkeit. Perorale Gabe von 20 mg/kg KG/Tag für 3 Tage eines mit EtOH-Wasser ausgezogenen Trockenextrakts (5:1) verbesserte bei konditionierten männlichen Ratten die Merkfähigkeit [ 60]. Der Anteil richtiger Reaktionen auf einen akustischen Reiz (Vermeidung eines elektrischen Schlages) wurde signifikant auf etwa 90% (Kontrolle ca. 50%, p 0,001) erhöht. Auch das Lernvermögen soll signifikant verbessert worden sein. Diese Wirkung ist anhand der vorgelegten Angaben jedoch nicht nachvollziehbar. Bei einer Dosierung von 100 mg Extrakt/kg KG/Tag über den gleichen Zeitraum war dagegen eine deutlich verschlechterte Merkfähigkeit zu beobachten. Die Wirkung peritonealer Injektionen von 30, 50 und 200 mg Extrakt/kg KG/Tag über den Zeitraum von 5 Tagen auf das Niveau der biogenen Amine, auf die Adenylatcyclase- und die Phosphodiesterase-Aktivität sowie das cAMP-Niveau im Rattengehirn wurde ebenfalls untersucht. Eine signifikante Zunahme von Dopamin und Noradrenalin (p 0,05), eine signifikante Verminderung von Serotonin im Hirnstamm (p 0,05) sowie eine signifikante Zunahme von Serotonin im Cortex (p 0,05) wurden mitgeteilt. Bei Ratten, denen 30 mg Extrakt/kg KG/Tag für 5 Tage p. o. verabreicht worden waren, wurde der Übergang von 1 h nach der letzten Ginsenggabe i. v. in die Schwanzvene injizierten 14C ‑D, L‑Phenylalanins in das Gehirn nach 15, 30 bzw. 60 min scintimetrisch gemessen. In allen Gruppen war die Radioaktivität im Gehirn gegenüber der in den unbehandelten Kontrollen signifikant erhöht (p 0,05) [60].
Der Einfluß der Langzeit-Administration eines mit 50%igem EtOH ausgezogenen Ginsengwurzelextrakts (eingeengt und gelöst in Kochsalzlösung, keine weiteren Angaben) auf den GABA-Metabolismus und den Catecholaminspiegel des Mäusegehirns wurde untersucht [61]. Den Tieren wurden über einen Zeitraum von 52 Tagen p. o. 30 oder 150 mg Extrakt/kg KG/Tag verabreicht. Bei einer Dosierung von 150 mg/kg KG wurden signifikant erhöhte Aktivitäten der Glutamat-Decarboxylase und der GABA-Transaminase gemessen (jeweils p 0,001). Der Catecholaminspiegel im Hypothalamus wurde durch die Ginsengapplikation jedoch nicht signifikant beeinflußt. Unter Anwendung der Methode der aktiven Zweiwegfluchtreaktion wurde der Einfluß des gereinigten Ginsenosids Rg2 und Cyproheptadin (CYP) auf das Erlernen und das Gedächtnis von Ratten untersucht. Die Bewertung erfolgte mittels der Fluchtrate und/oder der Fluchtlatenzzeit [62]. Eine akute Dosis CYP (1 mg/kg KG i. p.) 30 min vor dem Training verabreicht, beeinträchtigte signifikant (p 0,01) das 3tägige Erlernen und das 48-h-Gedächtnis, indem es die Fluchtrate von 87,9 ± 2,1% bzw. 75,8 ± 4,9% (Kontrollgruppe: Kochsalzverabreichung) auf 55,8 ± 9,6 bzw. 53,4 ± 8,4 reduzierte. Wurde CYP unmittelbar nach Beendigung des Trainings und 30 min vor dem Experiment verabreicht, beeinträchtigte es das 24-h-Gedächtnis und das Abrufen des 48-h-Gedächtnisses, in dem es die Rate von 86,7 ± 1,7% bzw. 93,3 ± 2,7% auf 55,0 ± 5,5% bzw. 60,0 ± 6,8% reduzierte (jeweils p 0,01). Die Fluchtlatenzzeit wurde nach 24 h von 3,0 ± 0,3 s auf 3,6±0,4 s und nach 48 h von 1,6±0,2 s auf 2,4 ± 0,2 s verlängert. Wiederholte Verabreichung des Ginsenosids Rg 2 (20 mg/kg KG i. p., 2mal täglich, ab dem 2. Tag vor Trainingsbeginn sowie 30 min vor jedem Training, im Fall der Gedächtnistests zusätzlich unmittelbar nach dem Training) verbesserte die CYP-induzierten Defizite, indem es zum einen die Fluchtrate beim 3tägigen Erlernen von 55,8 ± 9,6% auf 80,8 ± 4,2% (p 0,05), beim 48-h-Gedächtnis von 53,4 ± 8,4% auf 60,0 ± 8,2% (p 0,05) sowie beim 24-h-Gedächtnis von 55,0 ± 5,5% auf 88,3±2,5% (p 0,01) erhöhte und zum anderen die Fluchtlatenzzeit signifikant erniedrigte (48-h-Gedächtnis: CYP-Gruppe: 2,4 ± 0,2 s, CYP+Rg 2-Gruppe: 1,6±0,2 s, p 0,05; 24-h-Gedächtnis: CYP-Gruppe: 3,6 ± 0,4 s, CYP+Rg 2-Gruppe: 1,8 ± 0,1 s, p 0,01). Klinische Studien: In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 60 Versuchspersonen (30 männlich, 30 weiblich, 22 bis 80 Jahre) wurde die Wirkung einer Ginsengverabreichung (Zubereitung 3, 200 mg/Tag) über den Zeitraum von 12 Wochen auf die psychophysische Leistungsfähigkeit der Probanden und auf subjektive Parameter (Allgemeinbefinden, Stimmung, Konzentration, Gedächtnis, Schlafverhalten, u. a. Selbsteinschätzungsparameter) untersucht [63]. Die visuelle und die auditive Reaktionszeit wurden bei 81,6% der Probanden in der Verumgruppe (16,7% in der Placebogruppe), die beidhändige Koordination bei 74,4% (16,6% in der Placebogruppe) und die im Treppen-Test ermittelte körperliche Leistungsfähigkeit (Registrierung des O2 ‑Verbrauchs über 15 min bei Belastung) bei 97% der Verumprobanden (30% in der Placebogruppe) nach 12wöchiger Behandlungszeit signifikant verbessert. Die ebenfalls über den Sauerstoffverbrauch ermittelte Erholungszeit nach Belastung verkürzte sich in der Verumgruppe bei 97% der Probanden, in der Placebogruppe bei 33,3%. Der Effekt auf das Allgemeinbefinden und die übrigen Selbsteinschätzungsparameter wurde ebenfalls als positiv bewertet. Keine Wirkung zeigte die Ginsengverabreichung auf die Stimmung der Probanden und die optische Fusionsschwelle.
In einer weiteren Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 120 Probanden (60 männlich, 60 weiblich) im Alter von 30 bis 60 Jahren führte die 12wöchige Einnahme eines Ginsengextrakts (Zubereitung 3, 200 mg/Tag) in der Gruppe der 40- bis 50jährigen zu einer signifikanten Verbesserung der visuellen und auditiven Reaktionszeit (RZ) (Männer: Verkürzung der akustischen RZ um 17%, p = 0,001, Verkürzung der optischen RZ um 18%, p = 0,01; Frauen: Verkürzung der akustischen RZ um 11%, p = 0,01, Verkürzung der optischen RZ um 10%, p = 0,001) [64]. Die Lungenfunktionsparameter wie Vitalkapazität, Sekundenkapazität, maximaler Exspirationsfluß und Atemgrenzwert (bei 40 bis 60 Jahre alten Frauen: p = 0,05; übrige Gruppen: p = 0,01 bis p = 0,001) sowie alle Kriterien des Selbsteinschätzungstests (bei 30- bis 39jährigen Männern nicht signifikant; übrige Gruppen: p = 0,01 bis p = 0,001) wurden in den Verumgruppen signifikant verbessert. Auf die Geschlechtshormonspiegel (LH, FSH, Testosteron, Estradiol) hatte die Ginsengverabreichung keinen Einfluß.
30 männlichen, in zwei Gruppen eingeteilten Spitzensportlern (18 bis 31 Jahre; Sportarten: Karate, Ringen, Boxen) wurden im Rahmen einer Doppelblindstudie (ohne Placebokontrolle) über 9 Wochen jeweils 200 mg/Tag zweier Ginsengextrakte mit unterschiedlichen Ginsenosidgehalten (1. Zubereitung 3 mit 4% Ginsenosiden; 2. Zubereitung 3 mit 7% Ginsenosiden) verabreicht [65]. Untersucht wurden unter ergometrischer Belastung etwaige Effekte der Ginsengmedikation auf die aerobe Arbeitskapazität, auf die Serumlactatkonzentration und auf die Herzfrequenz. Für beide Ginsengextrakte konnte im Vergleich zu den Werten vor Behandlungsbeginn eine signifikante Vergrößerung der aeroben Arbeitskapazität (V O2: 1. +17%, 2. +20%), eine signifikante Verminderung des Serumlactatspiegels (2 min nach Belastung: 1. ‑45%, 2. ‑36%, 20 min nach Belastung: 1. ‑62%, 2. ‑42%) sowie eine allgemeine Leistungssteigerung mit verkürzter Erholungszeit nach Belastung (signifikante Senkung der Herzfrequenz nach 8minütiger Belastung: 1. ‑13%, 2. ‑10%; 2 min nach Belastung: 1. und 2. ‑13%; 3 min nach Belastung: 1. ‑17%, 2. ‑14%; 4 min nach Belastung: 1. ‑18%, 2. ‑19%; 5 min nach Belastung: 1. ‑13%, 2. ‑17%) nachgewiesen werden. Ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Extrakten konnte nicht gezeigt werden. Da eine Placebokontrollgruppe fehlt, kann der Anteil eines möglichen Trainingseffektes nicht beurteilt werden.
In einer anderen Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie wurde 30 durchtrainierten männlichen Sportlern (19 bis 31 Jahre, Sportarten: Karte, Ringen, Boxen) Ginsengextrakt (Zubereitung 3, 200 mg/Tag, mit 7% Ginsenosiden) über einen Zeitraum von 9 Wochen verabreicht [66]. Entsprechend den Ergebnissen in der zuletzt beschriebenen Studie wurde auch in dieser Studie eine signifikante Verbesserung der aeroben Arbeitskapazität (V: Ginsenggruppe: +21%, Placebogruppe: unverändert; p 0,01) sowie eine signifikante Verringerung des Serumlactatspiegels (2 min nach Belastung: Ginsenggruppe: – 34%, Placebogruppe: – 4%; p 0,001) und der Herzfrequenz (nach 8minütiger Belastung: Ginsenggruppe: –10%, Placebogruppe: unverändert; p 0,001) dargestellt. Ein Effekt auf den Testosteron- und den LH-Spiegel wurde nicht nachgewiesen. Eine weitere Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie beschäftigte sich neben der Wirkung der Ginsengmedikation auf die körperliche Leistungsfähigkeit während der Einnahme auch mit der Dauer des Effekts nach Absetzen der Behandlung. 28 männliche Sportler (20 bis 30 Jahre) nahmen über einen Zeitraum von 9 Wochen 200 mg Ginsengextrakt/Tag (Zubereitung 3, eingestellt auf 4%igen Ginsenosidgehalt) zu sich [67]. In der 9. Behandlungswoche wurde eine signifikante Vergrößerung der Sauerstoffaufnahmekapazität nach ergometrischer Belastung (Ginsenggruppe: +17%, Placebogruppe: unverändert; p 0,01), die bis 3 Wochen nach Absetzen der Medikation zu beobachten war, sowie eine signifikante Erniedrigung der Herzfrequenz bei Ergometerbelastung (Ginsenggruppe: –10%, Placebogruppe: unverändert; p 0,001) bestimmt. Während der Behandlungsphase wurde auch die Lungenfunktion, gemessen anhand der Parameter forciertes expiratorisches 1‑Sekundenvolumen (FEV1) und forcierte Vitalkapazität (FVC), positiv beeinflußt (FEV 1: Verumgruppe: 4785±479 mL, Placebogruppe: 4379±452 mL, p 0,01; FVC: Verumgruppe: 5827 ±477 mL, Placebogruppe: 5379 ±722 mL, p 0,05). Die Lungenfunktionsverbesserung war 3 Wochen nach der Behandlungsphase noch in vollem Umfang, im Fall der FVC mit sogar noch größerer Signifikanz meßbar (p 0,001). Auch die Reaktionszeit auf optische Reize wurde nach 9 Wochen in der Ginsenggruppe im Vergleich zur Placebogruppe signifikant (p 0,01) von 26,31 ±3,24 s auf 24,91±2,83 s verkürzt (Placebogruppe: Erhöhung von 26,2 auf 27,7 s). In der 3. Woche nach Absetzen der Medikation war in der Verumgruppe mit 24,51±3,49 s versus Placebogruppe mit 29,03 ±2,84 s die Differenz noch signifikant. In der 7. Woche nach Therapieende hatten sich die Werte wieder den Ausgangswerten angenähert. Eine p. o. Verabreichung von 3 × 70 mg eines nicht näher definierten Ginsengextraktes (2 × 70 mg am Vortag der Untersuchung, 1 × 70 mg am Morgen des Untersuchungstages) führte bei einer Untersuchung der körperlichen Leistungsfähigkeit in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie bei 10 männlichen Sportlern (17 bis 31 Jahre) unter ergometrischer Belastung zur signifikanten Verbesserung der maximalen anaeroben körperlichen Leistung (unbehandelte Kontrollgruppe: 0%; Placebogruppe: 7%, p 0,05; Verumgruppe: 14%, p 0,01) und zu einer signifikanten Verringerung der Serumlactatkonzentration (unbehandelte Kontrollgruppe: 96,8 ± 35,5 mg/100 mL; Placebogruppe: 92,3 ± 30,7 mg/100 mL; Verumgruppe: 83,2 ± 20,6 mg/100 mL) [68]. Die Ginsengverabreichung hatte in dieser Studie keinen Einfluß auf die Lungenleistung oder den Sauerstoffverbrauch.
Effekte auf die psychophysische und die kognitive Leistung sowie auf das Allgemeinbefinden und die Stimmung wurden in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit Cross-over-Design an 50 Probanden im Alter von durchschnittlich 60 Jahren (etwa zur Hälfte Männer und Frauen) untersucht [69]. Für 10 Tage wurden den Versuchspersonen der Verumgruppe 1,5 g roter Ginsengwurzel/Tag (keine exakteren Angaben) verabreicht, den Probanden der Kontrollgruppe Placebo (Phase A). Nach einer 3wöchigen “washout”-Phase wurde für 10 Tage die jeweils andere Medikation verabreicht (Phase B). Gezeigt wurde eine signifikante Verbesserung in den psychophysischen Leistungstests (“Tapping” Test: +12,28 taps; visuelle Reaktionszeit: –8,15 s; auditive Reaktionszeit: – 4,33 s) nach Ginsengverabreichung. Kognitive Funktionen, die Stimmung, das Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit wurden nicht signifikant beeinflußt.
Bei Verabreichung eines Ginsengwurzelextrakts (Zubereitung 3, 2 × 100 mg/Tag) an 32 männliche Studenten (inhomogene Gruppe, 20 bis 24 Jahre) für 12 Wochen im Rahmen einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie wurde eine signifikante (p 0,05) Verbesserung der Leistung im mentalen Arithmetiktest gefunden [70]. In diesem Test sollte abgeschätzt werden, ob die Summe von vier zweistelligen, aus einer randomisierten Ziffernreihe stammenden Zahlen einen geraden oder einen ungeraden Wert ergibt. Bestimmt wurden durchschnittlich in jeweils 10 Durchgängen vor der Behandlung in der Placebogruppe und in der Ginsenggruppe 0,45 ±0,12 bzw. 0,49 ±0,17 richtige Antworten/s, nach der Behandlung in der Placebogruppe 0,45 ±0,17 und in der Verumgruppe 0,61 ±0,24 richtige Antworten/s. Darüber hinaus wurden die Aufmerksamkeit, die Denkfähigkeit sowie die auditorische Reaktionszeit der Probanden der Verumgruppe verbessert. Die Werte erreichten jedoch kein Signifikanzniveau. Andere Parameter der psychischen sowie der psychomotrischen Funktionen wurden nicht beeinflußt.
In einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 60 Bewohnern eines Altersheims (10 männlich, 50 weiblich) im Durchschnittsalter von 71,5 Jahren wurde die Wirkung einer Ginsengmedikation auf die psychische und die psychophysische Leistung sowie das psychosoziale Verhalten untersucht [71]. Den Probanden wurde Ginsengwurzelpulver in Kapseln (Zubereitung 5: 2 × 350 mg/Tag) über einen Zeitraum von 100 Tagen gegeben. Festgestellt wurde nach Abschluß der Behandlung eine signifikante Steigerung der Leistung (p 0,005) und der Arbeitsgenauigkeit (p 0,01), des Merkgedächtnisses sowie des Koordinations- und Vorstellungsvermögens (p 0,025) in der Verumgruppe. Darüber hinaus war die Schaffensfreude (p 0,025) signifikant erhöht sowie die Fähigkeit zu klarer, deutlicher Ausdrucksweise (p 0,025) signifikant gesteigert. Neurotische Tendenzen (z. B. Schlaflosigkeit, Schwindel, Herzklopfen, Nervosität) wurden in der Verumgruppe signifikant reduziert (p 0,025). Eine signifikante, positive Beeinflussung der Einstellung zu sich selbst und zu anderen Menschen (soziale Resonanz, “Durchlässigkeit”, soziale Potenz) wurde ebenfalls in der Verumgruppe beobachtet (p 0,025). Das Abstraktionsvermögen und die verbale Begriffsbildung wurden nicht beeinflußt. Die positive Wirkung der Langzeitgabe hielt bis zum 50. Tag nach Absetzen der Medikation an. Da die psychologischen Untersuchungsparameter unzureichend validiert sind, bedürfen die Ergebnisse einer Überprüfung.
Monographie Panax Ginseng radix Teil 0: Panax, Teil 1: Panax ginseng C.A. MEY., Teil 2: Ginseng radix (Ginsengwurzel), Teil 3: Adaptogene Effekte, Teil 4: Physikalische Stressoren, Teil 5: Chemische Stressoren, Teil 6: Biologische Stressoren, Teil 7: Anti-Ermüdungswirkung / Leistungssteigerung, Teil 8: Literatur