Monographie Ginseng radix (Ginsengwurzel), Teil 7

Radix ginsengBefun­de der expe­ri­men­tel­len und kli­ni­schen Pharmakologie

Anti-Ermüdungswirkung /​ Leistungssteigerung

Antiermüdungswirkung/​Leistungssteigerung. In-vitro-Unter­su­chun­gen. An Hirn­schnit­ten von Kanin­chen wur­de die Wir­kung eines wäß­rig-alko­ho­li­schen Gin­seng­wur­zel­ex­trakts (s.→ Zube­rei­tung 3) auf den Ener­gie­me­ta­bo­lis­mus unter­sucht [57]. Dem Ver­suchs­me­di­um wur­den 23 oder 46 μg/​mL des Extrakts zuge­setzt. Nach 1 h Inku­ba­ti­ons­zeit wur­den eine signi­fi­kant gestei­ger­te Glu­co­se­auf­nah­me (Kon­trol­len: 5,18 ± 0,09 mg/​g Frisch­ge­we­be; Zube­rei­tung 3: 23 μg/​mL: 6,43 ± 0,13 mg/​g; 46 μg/​mL: 6,98 ± 0,13 mg/​g; jeweils p  0,0005) sowie signi­fi­kant ver­rin­ger­te Lac­tat­spie­gel (Kon­trol­len: 3,26 ± 0,02 mg/​g, Zube­rei­tung 3: 23 μg/​mL: 1,14 ± 0,016 mg/​g; 46 μg/​mL: 0,804 ± 0,014 mg/​g; jeweils p  0,0005) und Pyru­vat­spie­gel (Kon­trol­len: 0,488 ± 0,01 mg/​g, Zube­rei­tung 3: 23 μg/​mL: 0,281 ± 0,009 mg/​g; 46 μg/​mL: 0,208 ± 0,01 mg/​g; jeweils p  0,0005) bestimmt. Dabei erwie­sen sich auch die Ergeb­nis­se der mit zwei ver­schie­de­nen Extrakt­kon­zen­tra­tio­nen durch­ge­führ­ten Unter­su­chun­gen als signi­fi­kant unter­schied­lich (p  0,005). In-vivo-Unter­su­chun­gen. Tierversuche:

Bei Rat­ten wur­de im Schwimm­ver­such nach i. p. Ver­ab­rei­chung von 20 mg/​kg KG eines Gin­seng­wur­zel­ex­trakts (15 g pulv. Gin­seng­wur­zel wie­der­holt extra­hiert mit MeOH, eva­po­riert auf 750 mg, ein­ge­setz­te Lösung: 5 mg Extrakt/​1 mL Koch­salz­lö­sung) 1 h vor Beginn des Schwimm­tests der Mus­kel­gly­ko­gen­ge­halt und das adre­na­le Cho­le­ste­rol unter­sucht [58]. Nach 3stündigem Schwim­men war der adre­na­le Cho­le­ste­rol­ver­lust in der Gin­seng­grup­pe um 21% gerin­ger als der in der Kon­troll­grup­pe (sta­tis­tisch nicht signi­fi­kant). Der Mus­kel­gly­ko­gen­ver­brauch ver­min­der­te sich nach Gin­seng­ver­ab­rei­chung signi­fi­kant (p  0,01). Nach 1,5stündigem Schwim­men wur­de in der Gin­seng­grup­pe ein um 39% höhe­rer, nach 3stündigem Schwim­men ein um 115% höhe­rer Mus­kel­gly­ko­gen­ge­halt gemes­sen als in der Kon­troll­grup­pe. Nach 2 × 20 mg/​kg KG i. p. eines Gin­seng­wur­zel­ex­trakts (10 g pulv. Gin­seng­wur­zel 5mal extra­hiert mit 30 mL MeOH, eva­po­riert auf ca. 600 mg, ein­ge­stell­ter Extrakt: 10 mg/​mL Koch­salz­lö­sung) wie­sen Rat­ten im Schwimm­ver­such (nach 30 min bzw. 60 min) einen signi­fi­kant erhöh­ten Serum­glu­co­se­spie­gel (30 min: Kon­troll­grup­pe: 3,8 ± 0,05 mmol/​L, Gin­seng­grup­pe: 6,6 ± 0,3 mmol/​L; p  0,01) bei signi­fi­kant gerin­ge­ren Kon­zen­tra­tio­nen an zir­ku­lie­ren­dem Lac­tat (30 und 60 min: Gin­seng­grup­pe: Milch­säu­re­ge­halt im Plas­ma ent­sprach dem zuvor in Ruhe gemes­se­nen Spie­gel von ca. 2 ± 0,5 mmol/​L; Kon­troll­grup­pe: 30 min: 4 ± 0,6 mmol/​L, 60 min: 6,1 ± 1,3 mmol/​L; p  0,05), an Pyru­vat (60 min: Kon­troll­grup­pe: 0,27 ± 0,05 mmol/​L, Gin­seng­grup­pe: 0,14± 0,03 mmol/​L; p  0,05) und an frei­en Fett­säu­ren (30 min: Kon­troll­grup­pe: 0,41 ± 0,04 mmol/​L, Gin­seng­grup­pe: 0,28 ±0,05 mmol/​L; p  0,05) auf als die Tie­re in der Kon­troll­grup­pe [59].

Mäu­se, denen 180 bis 200 mg/​kg KG/​Tag eines wäß­rig-alko­ho­li­schen Gin­seng­ex­trakts (10 mL entspr. 1500 mg getrock­ne­ter Wur­zel, kei­ne wei­te­ren Anga­ben) über einen Zeit­raum von 8 bis 10 Tagen im Trink­was­ser sowie zusätz­lich ein­ma­lig (250 mg/​kg KG i. p.) 30 bis 60 min vor Ver­suchs­be­ginn gege­ben wur­de, erwie­sen sich im Schwimm­ver­such im Ver­gleich zu den Kon­troll­tie­ren als signi­fi­kant aus­dau­ern­der [40]. Die­ser Antier­mü­dungs­ef­fekt war beson­ders deut­lich bei den männ­li­chen Tie­ren (Männ­chen: p  0,001, Weib­chen: p  0,05), die bereits in der Kon­troll­grup­pe durch ein von den weib­li­chen Tie­ren unter­schied­li­ches Schwimm­ver­hal­ten auf­fie­len. Wäh­rend die männ­li­chen Tie­re der Kon­troll­grup­pe zunächst kraft­vol­ler schwam­men, waren die weib­li­chen Rat­ten in der Lage, über einen län­ge­ren Zeit­raum zu schwim­men (Kon­troll­männ­chen: 269 min, 7,6% Über­le­ben­de; Kon­troll­weib­chen: 338 min, 24,2% Über­le­ben­de). In der Gin­seng­grup­pe war ein aus­ge­gli­che­nes, gestei­ger­tes Leis­tungs­ver­mö­gen bei­der Geschlech­ter zu beob­ach­ten (Männ­chen: 377 min, 53% Über­le­ben­de; Weib­chen: 394 min, 52% Über­le­ben­de). Eben­falls in Schwimm­ver­su­chen wur­de der Ein­fluß der ein­ma­li­gen Ver­ab­rei­chung eines wäß­rig-alko­ho­li­schen, auf ca. 10% Gesamtgin­se­no­si­de ein­ge­stell­ten Gin­seng­ex­trakts (kei­ne wei­te­ren Anga­ben) auf die kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit bei Mäu­sen unter­sucht [39]. Die Schwimm­zei­ten bis zur Erschöp­fung in der Ver­suchs­grup­pe ver­län­ger­ten sich signi­fi­kant (p  0,05) bei Ver­ab­rei­chung von 7,5 mg Ginsengextrakt/​kg KG i. p. (Kon­troll­grup­pe: 522 s, Gin­seng­grup­pe: 1028 s). Zudem ver­rin­ger­te sich die α-Hydro­xy­bu­ty­rat­de­hy­dro­ge­na­se-Akti­vi­tät (Kon­troll­grup­pe: 789,8 mU/​mg, Gin­seng­grup­pe: 618,1 mU/​mg, p  0,05) sowie der Lac­tat­spie­gel im Qua­dri­zeps­mus­kel (kei­ne Wer­te ange­ge­ben). Bei einer sub­aku­ten p. o. Ver­ab­rei­chung von 37,5 mg Extrakt/​kg KG über 15 Tage konn­te eben­falls eine signi­fi­kan­te Ver­län­ge­rung der Erschöp­fungs­zeit von 558 auf 790 s gezeigt wer­den (p  0,05). Iso­lier­te Pana­xo­si­de ver­bes­ser­ten im Klet­ter­test am sich bewe­gen­den Seil die Leis­tungs­fä­hig­keit bei Mäu­sen [31]. Die Pana­xo­si­de wur­den den Tie­ren über Magen­son­den 30 min vor Unter­su­chungs­be­ginn zuge­führt. Eine Aus­wer­tung der Ergeb­nis­se erfolg­te über die Dar­stel­lung von “sti­mu­lant units – SUA33″. 1 SUA33 ent­spricht der Dosis, bei der die Ver­suchs­tie­re eine um 33% ver­län­ger­te Akti­vi­täts­pha­se bis zur Ermü­dung im Ver­gleich zu Kon­troll­tie­ren zei­gen. Pana­xo­sid A (entspr. Gin­se­no­sid Rg1): 3183 SUA 33/​g; Pana­xo­sid C (entspr. Rd): 6600 SUA33/​g; Pana­xo­sid D (entspr. Rc): 4300 SUA33/​g; Pana­xo­sid E (entspr. Rb 1, Rb2): 940 SUA33 /​g; Pana­xo­sid F (entspr. Ra): 645 SUA 33/​g.

Im Schwimm­ver­such wur­de bei Mäu­sen die Wir­kung der p. o. Appli­ka­ti­on ver­schie­de­ner Frak­tio­nen eines metha­no­li­schen, nicht näher defi­nier­ten Gin­seng­ex­trakts (ether­lös­li­che, sau­re Frak­ti­on, n ‑BuOH-lös­li­che, gly­ko­si­di­sche Frak­ti­on: jeweils 200 mg/​kg KG/​Tag für 3 Tage) sowie dar­aus gerei­nig­ter Sub­stan­zen (Mal­tol, Sali­cyl­säu­re, Vanil­lin­säu­re: jeweils 10 mg/​kg KG/​Tag für 3 Tage) unter­sucht [16]. In allen Fäl­len wur­de eine signi­fi­kant ver­län­ger­te Schwimm­zeit im Ver­gleich zur Kon­troll­grup­pe gemes­sen (Ether-Frak­ti­on: 65%; n-BuOH-Frak­ti­on: 33%; Mal­tol: 51%; Sali­cyl­säu­re: 56%; Vanil­lin­säu­re: 48%; jeweils p  0,001). Die Gabe hoch­ge­r­ei­nig­ter Gin­se­no­si­de hat­te kei­nen Ein­fluß auf die kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit. Per­ora­le Gabe von 20 mg/​kg KG/​Tag für 3 Tage eines mit EtOH-Was­ser aus­ge­zo­ge­nen Tro­cken­ex­trakts (5:1) ver­bes­ser­te bei kon­di­tio­nier­ten männ­li­chen Rat­ten die Merk­fä­hig­keit [ 60]. Der Anteil rich­ti­ger Reak­tio­nen auf einen akus­ti­schen Reiz (Ver­mei­dung eines elek­tri­schen Schla­ges) wur­de signi­fi­kant auf etwa 90% (Kon­trol­le ca. 50%, p  0,001) erhöht. Auch das Lern­ver­mö­gen soll signi­fi­kant ver­bes­sert wor­den sein. Die­se Wir­kung ist anhand der vor­ge­leg­ten Anga­ben jedoch nicht nach­voll­zieh­bar. Bei einer Dosie­rung von 100 mg Extrakt/​kg KG/​Tag über den glei­chen Zeit­raum war dage­gen eine deut­lich ver­schlech­ter­te Merk­fä­hig­keit zu beob­ach­ten. Die Wir­kung peri­to­nea­ler Injek­tio­nen von 30, 50 und 200 mg Extrakt/​kg KG/​Tag über den Zeit­raum von 5 Tagen auf das Niveau der bio­ge­nen Ami­ne, auf die Ade­ny­lat­cy­cla­se- und die Phos­pho­dies­ter­ase-Akti­vi­tät sowie das cAMP-Niveau im Rat­ten­ge­hirn wur­de eben­falls unter­sucht. Eine signi­fi­kan­te Zunah­me von Dopa­min und Nor­ad­re­na­lin (p  0,05), eine signi­fi­kan­te Ver­min­de­rung von Sero­to­nin im Hirn­stamm (p  0,05) sowie eine signi­fi­kan­te Zunah­me von Sero­to­nin im Cor­tex (p  0,05) wur­den mit­ge­teilt. Bei Rat­ten, denen 30 mg Extrakt/​kg KG/​Tag für 5 Tage p. o. ver­ab­reicht wor­den waren, wur­de der Über­gang von 1 h nach der letz­ten Gin­seng­ga­be i. v. in die Schwanz­ve­ne inji­zier­ten 14C ‑D, L‑Phenylalanins in das Gehirn nach 15, 30 bzw. 60 min scin­ti­me­trisch gemes­sen. In allen Grup­pen war die Radio­ak­ti­vi­tät im Gehirn gegen­über der in den unbe­han­del­ten Kon­trol­len signi­fi­kant erhöht (p  0,05) [60].

Der Ein­fluß der Lang­zeit-Admi­nis­tra­ti­on eines mit 50%igem EtOH aus­ge­zo­ge­nen Gin­seng­wur­zel­ex­trakts (ein­ge­engt und gelöst in Koch­salz­lö­sung, kei­ne wei­te­ren Anga­ben) auf den GABA-Meta­bo­lis­mus und den Cat­echo­lamin­spie­gel des Mäu­se­ge­hirns wur­de unter­sucht [61]. Den Tie­ren wur­den über einen Zeit­raum von 52 Tagen p. o. 30 oder 150 mg Extrakt/​kg KG/​Tag ver­ab­reicht. Bei einer Dosie­rung von 150 mg/​kg KG wur­den signi­fi­kant erhöh­te Akti­vi­tä­ten der Glut­amat-Decar­boxyla­se und der GABA-Tran­sami­na­se gemes­sen (jeweils p  0,001). Der Cat­echo­lamin­spie­gel im Hypo­tha­la­mus wur­de durch die Gin­seng­ap­pli­ka­ti­on jedoch nicht signi­fi­kant beein­flußt. Unter Anwen­dung der Metho­de der akti­ven Zwei­weg­flucht­re­ak­ti­on wur­de der Ein­fluß des gerei­nig­ten Gin­se­no­sids Rg2 und Cypro­hep­ta­din (CYP) auf das Erler­nen und das Gedächt­nis von Rat­ten unter­sucht. Die Bewer­tung erfolg­te mit­tels der Flucht­ra­te und/​oder der Flucht­la­tenz­zeit [62]. Eine aku­te Dosis CYP (1 mg/​kg KG i. p.) 30 min vor dem Trai­ning ver­ab­reicht, beein­träch­tig­te signi­fi­kant (p  0,01) das 3tägige Erler­nen und das 48-h-Gedächt­nis, indem es die Flucht­ra­te von 87,9 ± 2,1% bzw. 75,8 ± 4,9% (Kon­troll­grup­pe: Koch­salz­ver­ab­rei­chung) auf 55,8 ± 9,6 bzw. 53,4 ± 8,4 redu­zier­te. Wur­de CYP unmit­tel­bar nach Been­di­gung des Trai­nings und 30 min vor dem Expe­ri­ment ver­ab­reicht, beein­träch­tig­te es das 24-h-Gedächt­nis und das Abru­fen des 48-h-Gedächt­nis­ses, in dem es die Rate von 86,7 ± 1,7% bzw. 93,3 ± 2,7% auf 55,0 ± 5,5% bzw. 60,0 ± 6,8% redu­zier­te (jeweils p  0,01). Die Flucht­la­tenz­zeit wur­de nach 24 h von 3,0 ± 0,3 s auf 3,6±0,4 s und nach 48 h von 1,6±0,2 s auf 2,4 ± 0,2 s ver­län­gert. Wie­der­hol­te Ver­ab­rei­chung des Gin­se­no­sids Rg 2 (20 mg/​kg KG i. p., 2mal täg­lich, ab dem 2. Tag vor Trai­nings­be­ginn sowie 30 min vor jedem Trai­ning, im Fall der Gedächt­nis­tests zusätz­lich unmit­tel­bar nach dem Trai­ning) ver­bes­ser­te die CYP-indu­zier­ten Defi­zi­te, indem es zum einen die Flucht­ra­te beim 3tägigen Erler­nen von 55,8 ± 9,6% auf 80,8 ± 4,2% (p  0,05), beim 48-h-Gedächt­nis von 53,4 ± 8,4% auf 60,0 ± 8,2% (p  0,05) sowie beim 24-h-Gedächt­nis von 55,0 ± 5,5% auf 88,3±2,5% (p  0,01) erhöh­te und zum ande­ren die Flucht­la­tenz­zeit signi­fi­kant ernied­rig­te (48-h-Gedächt­nis: CYP-Grup­pe: 2,4 ± 0,2 s, CYP+Rg 2-Grup­pe: 1,6±0,2 s, p  0,05; 24-h-Gedächt­nis: CYP-Grup­pe: 3,6 ± 0,4 s, CYP+Rg 2-Grup­pe: 1,8 ± 0,1 s, p  0,01). Kli­ni­sche Stu­di­en: In einer Pla­ce­bo-kon­trol­lier­ten Dop­pel­blind­stu­die mit 60 Ver­suchs­per­so­nen (30 männ­lich, 30 weib­lich, 22 bis 80 Jah­re) wur­de die Wir­kung einer Gin­seng­ver­ab­rei­chung (Zube­rei­tung 3, 200 mg/​Tag) über den Zeit­raum von 12 Wochen auf die psy­cho­phy­si­sche Leis­tungs­fä­hig­keit der Pro­ban­den und auf sub­jek­ti­ve Para­me­ter (All­ge­mein­be­fin­den, Stim­mung, Kon­zen­tra­ti­on, Gedächt­nis, Schlaf­ver­hal­ten, u. a. Selbst­ein­schät­zungs­pa­ra­me­ter) unter­sucht [63]. Die visu­el­le und die audi­tive Reak­ti­ons­zeit wur­den bei 81,6% der Pro­ban­den in der Ver­um­grup­pe (16,7% in der Pla­ce­bo­grup­pe), die beid­hän­di­ge Koor­di­na­ti­on bei 74,4% (16,6% in der Pla­ce­bo­grup­pe) und die im Trep­pen-Test ermit­tel­te kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit (Regis­trie­rung des O2 ‑Ver­brauchs über 15 min bei Belas­tung) bei 97% der Ver­um­pro­ban­den (30% in der Pla­ce­bo­grup­pe) nach 12wöchiger Behand­lungs­zeit signi­fi­kant ver­bes­sert. Die eben­falls über den Sau­er­stoff­ver­brauch ermit­tel­te Erho­lungs­zeit nach Belas­tung ver­kürz­te sich in der Ver­um­grup­pe bei 97% der Pro­ban­den, in der Pla­ce­bo­grup­pe bei 33,3%. Der Effekt auf das All­ge­mein­be­fin­den und die übri­gen Selbst­ein­schät­zungs­pa­ra­me­ter wur­de eben­falls als posi­tiv bewer­tet. Kei­ne Wir­kung zeig­te die Gin­seng­ver­ab­rei­chung auf die Stim­mung der Pro­ban­den und die opti­sche Fusionsschwelle.

In einer wei­te­ren Pla­ce­bo-kon­trol­lier­ten Dop­pel­blind­stu­die mit 120 Pro­ban­den (60 männ­lich, 60 weib­lich) im Alter von 30 bis 60 Jah­ren führ­te die 12wöchige Ein­nah­me eines Gin­seng­ex­trakts (Zube­rei­tung 3, 200 mg/​Tag) in der Grup­pe der 40- bis 50jährigen zu einer signi­fi­kan­ten Ver­bes­se­rung der visu­el­len und audi­tiven Reak­ti­ons­zeit (RZ) (Män­ner: Ver­kür­zung der akus­ti­schen RZ um 17%, p = 0,001, Ver­kür­zung der opti­schen RZ um 18%, p = 0,01; Frau­en: Ver­kür­zung der akus­ti­schen RZ um 11%, p = 0,01, Ver­kür­zung der opti­schen RZ um 10%, p = 0,001) [64]. Die Lun­gen­funk­ti­ons­pa­ra­me­ter wie Vital­ka­pa­zi­tät, Sekun­den­ka­pa­zi­tät, maxi­ma­ler Exspi­ra­ti­ons­fluß und Atem­grenz­wert (bei 40 bis 60 Jah­re alten Frau­en: p = 0,05; übri­ge Grup­pen: p = 0,01 bis p = 0,001) sowie alle Kri­te­ri­en des Selbst­ein­schät­zungs­tests (bei 30- bis 39jährigen Män­nern nicht signi­fi­kant; übri­ge Grup­pen: p = 0,01 bis p = 0,001) wur­den in den Ver­um­grup­pen signi­fi­kant ver­bes­sert. Auf die Geschlechts­hor­mon­spie­gel (LH, FSH, Tes­to­ste­ron, Est­ra­di­ol) hat­te die Gin­seng­ver­ab­rei­chung kei­nen Einfluß.

30 männ­li­chen, in zwei Grup­pen ein­ge­teil­ten Spit­zen­sport­lern (18 bis 31 Jah­re; Sport­ar­ten: Kara­te, Rin­gen, Boxen) wur­den im Rah­men einer Dop­pel­blind­stu­die (ohne Pla­ce­bo­kon­trol­le) über 9 Wochen jeweils 200 mg/​Tag zwei­er Gin­seng­ex­trak­te mit unter­schied­li­chen Gin­se­no­sid­ge­hal­ten (1. Zube­rei­tung 3 mit 4% Gin­se­no­si­den; 2. Zube­rei­tung 3 mit 7% Gin­se­no­si­den) ver­ab­reicht [65]. Unter­sucht wur­den unter ergo­me­tri­scher Belas­tung etwa­ige Effek­te der Gin­seng­me­di­ka­ti­on auf die aero­be Arbeits­ka­pa­zi­tät, auf die Serum­lac­tat­kon­zen­tra­ti­on und auf die Herz­fre­quenz. Für bei­de Gin­seng­ex­trak­te konn­te im Ver­gleich zu den Wer­ten vor Behand­lungs­be­ginn eine signi­fi­kan­te Ver­grö­ße­rung der aero­ben Arbeits­ka­pa­zi­tät (V O2: 1. +17%, 2. +20%), eine signi­fi­kan­te Ver­min­de­rung des Serum­lac­tat­spie­gels (2 min nach Belas­tung: 1. ‑45%, 2. ‑36%, 20 min nach Belas­tung: 1. ‑62%, 2. ‑42%) sowie eine all­ge­mei­ne Leis­tungs­stei­ge­rung mit ver­kürz­ter Erho­lungs­zeit nach Belas­tung (signi­fi­kan­te Sen­kung der Herz­fre­quenz nach 8minütiger Belas­tung: 1. ‑13%, 2. ‑10%; 2 min nach Belas­tung: 1. und 2. ‑13%; 3 min nach Belas­tung: 1. ‑17%, 2. ‑14%; 4 min nach Belas­tung: 1. ‑18%, 2. ‑19%; 5 min nach Belas­tung: 1. ‑13%, 2. ‑17%) nach­ge­wie­sen wer­den. Ein signi­fi­kan­ter Unter­schied zwi­schen den bei­den Extrak­ten konn­te nicht gezeigt wer­den. Da eine Pla­ce­bo­kon­troll­grup­pe fehlt, kann der Anteil eines mög­li­chen Trai­nings­ef­fek­tes nicht beur­teilt werden.

In einer ande­ren Pla­ce­bo-kon­trol­lier­ten Dop­pel­blind­stu­die wur­de 30 durch­trai­nier­ten männ­li­chen Sport­lern (19 bis 31 Jah­re, Sport­ar­ten: Kar­te, Rin­gen, Boxen) Gin­seng­ex­trakt (Zube­rei­tung 3, 200 mg/​Tag, mit 7% Gin­se­no­si­den) über einen Zeit­raum von 9 Wochen ver­ab­reicht [66]. Ent­spre­chend den Ergeb­nis­sen in der zuletzt beschrie­be­nen Stu­die wur­de auch in die­ser Stu­die eine signi­fi­kan­te Ver­bes­se­rung der aero­ben Arbeits­ka­pa­zi­tät (V: Gin­seng­grup­pe: +21%, Pla­ce­bo­grup­pe: unver­än­dert; p  0,01) sowie eine signi­fi­kan­te Ver­rin­ge­rung des Serum­lac­tat­spie­gels (2 min nach Belas­tung: Gin­seng­grup­pe: – 34%, Pla­ce­bo­grup­pe: – 4%; p  0,001) und der Herz­fre­quenz (nach 8minütiger Belas­tung: Gin­seng­grup­pe: –10%, Pla­ce­bo­grup­pe: unver­än­dert; p  0,001) dar­ge­stellt. Ein Effekt auf den Tes­to­ste­ron- und den LH-Spie­gel wur­de nicht nach­ge­wie­sen. Eine wei­te­re Pla­ce­bo-kon­trol­lier­te Dop­pel­blind­stu­die beschäf­tig­te sich neben der Wir­kung der Gin­seng­me­di­ka­ti­on auf die kör­per­li­che Leis­tungs­fä­hig­keit wäh­rend der Ein­nah­me auch mit der Dau­er des Effekts nach Abset­zen der Behand­lung. 28 männ­li­che Sport­ler (20 bis 30 Jah­re) nah­men über einen Zeit­raum von 9 Wochen 200 mg Ginsengextrakt/​Tag (Zube­rei­tung 3, ein­ge­stellt auf 4%igen Gin­se­no­sid­ge­halt) zu sich [67]. In der 9. Behand­lungs­wo­che wur­de eine signi­fi­kan­te Ver­grö­ße­rung der Sau­er­stoff­auf­nah­me­ka­pa­zi­tät nach ergo­me­tri­scher Belas­tung (Gin­seng­grup­pe: +17%, Pla­ce­bo­grup­pe: unver­än­dert; p  0,01), die bis 3 Wochen nach Abset­zen der Medi­ka­ti­on zu beob­ach­ten war, sowie eine signi­fi­kan­te Ernied­ri­gung der Herz­fre­quenz bei Ergo­me­ter­be­las­tung (Gin­seng­grup­pe: –10%, Pla­ce­bo­grup­pe: unver­än­dert; p  0,001) bestimmt. Wäh­rend der Behand­lungs­pha­se wur­de auch die Lun­gen­funk­ti­on, gemes­sen anhand der Para­me­ter for­cier­tes expi­ra­to­ri­sches 1‑Sekundenvolumen (FEV1) und for­cier­te Vital­ka­pa­zi­tät (FVC), posi­tiv beein­flußt (FEV 1: Ver­um­grup­pe: 4785±479 mL, Pla­ce­bo­grup­pe: 4379±452 mL, p  0,01; FVC: Ver­um­grup­pe: 5827 ±477 mL, Pla­ce­bo­grup­pe: 5379 ±722 mL, p  0,05). Die Lun­gen­funk­ti­ons­ver­bes­se­rung war 3 Wochen nach der Behand­lungs­pha­se noch in vol­lem Umfang, im Fall der FVC mit sogar noch grö­ße­rer Signi­fi­kanz meß­bar (p  0,001). Auch die Reak­ti­ons­zeit auf opti­sche Rei­ze wur­de nach 9 Wochen in der Gin­seng­grup­pe im Ver­gleich zur Pla­ce­bo­grup­pe signi­fi­kant (p  0,01) von 26,31 ±3,24 s auf 24,91±2,83 s ver­kürzt (Pla­ce­bo­grup­pe: Erhö­hung von 26,2 auf 27,7 s). In der 3. Woche nach Abset­zen der Medi­ka­ti­on war in der Ver­um­grup­pe mit 24,51±3,49 s ver­sus Pla­ce­bo­grup­pe mit 29,03 ±2,84 s die Dif­fe­renz noch signi­fi­kant. In der 7. Woche nach The­ra­pie­en­de hat­ten sich die Wer­te wie­der den Aus­gangs­wer­ten ange­nä­hert. Eine p. o. Ver­ab­rei­chung von 3 × 70 mg eines nicht näher defi­nier­ten Gin­seng­ex­trak­tes (2 × 70 mg am Vor­tag der Unter­su­chung, 1 × 70 mg am Mor­gen des Unter­su­chungs­ta­ges) führ­te bei einer Unter­su­chung der kör­per­li­chen Leis­tungs­fä­hig­keit in einer Pla­ce­bo-kon­trol­lier­ten Dop­pel­blind­stu­die bei 10 männ­li­chen Sport­lern (17 bis 31 Jah­re) unter ergo­me­tri­scher Belas­tung zur signi­fi­kan­ten Ver­bes­se­rung der maxi­ma­len anae­ro­ben kör­per­li­chen Leis­tung (unbe­han­del­te Kon­troll­grup­pe: 0%; Pla­ce­bo­grup­pe: 7%, p  0,05; Ver­um­grup­pe: 14%, p  0,01) und zu einer signi­fi­kan­ten Ver­rin­ge­rung der Serum­lac­tat­kon­zen­tra­ti­on (unbe­han­del­te Kon­troll­grup­pe: 96,8 ± 35,5 mg/​100 mL; Pla­ce­bo­grup­pe: 92,3 ± 30,7 mg/​100 mL; Ver­um­grup­pe: 83,2 ± 20,6 mg/​100 mL) [68]. Die Gin­seng­ver­ab­rei­chung hat­te in die­ser Stu­die kei­nen Ein­fluß auf die Lun­gen­leis­tung oder den Sauerstoffverbrauch.

Effek­te auf die psy­cho­phy­si­sche und die kogni­ti­ve Leis­tung sowie auf das All­ge­mein­be­fin­den und die Stim­mung wur­den in einer Pla­ce­bo-kon­trol­lier­ten Dop­pel­blind­stu­die mit Cross-over-Design an 50 Pro­ban­den im Alter von durch­schnitt­lich 60 Jah­ren (etwa zur Hälf­te Män­ner und Frau­en) unter­sucht [69]. Für 10 Tage wur­den den Ver­suchs­per­so­nen der Ver­um­grup­pe 1,5 g roter Ginsengwurzel/​Tag (kei­ne exak­te­ren Anga­ben) ver­ab­reicht, den Pro­ban­den der Kon­troll­grup­pe Pla­ce­bo (Pha­se A). Nach einer 3wöchigen “washout”-Phase wur­de für 10 Tage die jeweils ande­re Medi­ka­ti­on ver­ab­reicht (Pha­se B). Gezeigt wur­de eine signi­fi­kan­te Ver­bes­se­rung in den psy­cho­phy­si­schen Leis­tungs­tests (“Tap­ping” Test: +12,28 taps; visu­el­le Reak­ti­ons­zeit: –8,15 s; audi­tive Reak­ti­ons­zeit: – 4,33 s) nach Gin­seng­ver­ab­rei­chung. Kogni­ti­ve Funk­tio­nen, die Stim­mung, das Wohl­be­fin­den und die all­ge­mei­ne Gesund­heit wur­den nicht signi­fi­kant beeinflußt.

Bei Ver­ab­rei­chung eines Gin­seng­wur­zel­ex­trakts (Zube­rei­tung 3, 2 × 100 mg/​Tag) an 32 männ­li­che Stu­den­ten (inho­mo­ge­ne Grup­pe, 20 bis 24 Jah­re) für 12 Wochen im Rah­men einer Pla­ce­bo-kon­trol­lier­ten Dop­pel­blind­stu­die wur­de eine signi­fi­kan­te (p  0,05) Ver­bes­se­rung der Leis­tung im men­ta­len Arith­me­tik­test gefun­den [70]. In die­sem Test soll­te abge­schätzt wer­den, ob die Sum­me von vier zwei­stel­li­gen, aus einer ran­do­mi­sier­ten Zif­fern­rei­he stam­men­den Zah­len einen gera­den oder einen unge­ra­den Wert ergibt. Bestimmt wur­den durch­schnitt­lich in jeweils 10 Durch­gän­gen vor der Behand­lung in der Pla­ce­bo­grup­pe und in der Gin­seng­grup­pe 0,45 ±0,12 bzw. 0,49 ±0,17 rich­ti­ge Antworten/​s, nach der Behand­lung in der Pla­ce­bo­grup­pe 0,45 ±0,17 und in der Ver­um­grup­pe 0,61 ±0,24 rich­ti­ge Antworten/​s. Dar­über hin­aus wur­den die Auf­merk­sam­keit, die Denk­fä­hig­keit sowie die audi­to­ri­sche Reak­ti­ons­zeit der Pro­ban­den der Ver­um­grup­pe ver­bes­sert. Die Wer­te erreich­ten jedoch kein Signi­fi­kanz­ni­veau. Ande­re Para­me­ter der psy­chi­schen sowie der psy­cho­mo­tri­schen Funk­tio­nen wur­den nicht beeinflußt.

In einer Pla­ce­bo-kon­trol­lier­ten Dop­pel­blind­stu­die mit 60 Bewoh­nern eines Alters­heims (10 männ­lich, 50 weib­lich) im Durch­schnitts­al­ter von 71,5 Jah­ren wur­de die Wir­kung einer Gin­seng­me­di­ka­ti­on auf die psy­chi­sche und die psy­cho­phy­si­sche Leis­tung sowie das psy­cho­so­zia­le Ver­hal­ten unter­sucht [71]. Den Pro­ban­den wur­de Gin­seng­wur­zel­pul­ver in Kap­seln (Zube­rei­tung 5: 2 × 350 mg/​Tag) über einen Zeit­raum von 100 Tagen gege­ben. Fest­ge­stellt wur­de nach Abschluß der Behand­lung eine signi­fi­kan­te Stei­ge­rung der Leis­tung (p 0,005) und der Arbeits­ge­nau­ig­keit (p  0,01), des Merk­ge­dächt­nis­ses sowie des Koor­di­na­ti­ons- und Vor­stel­lungs­ver­mö­gens (p  0,025) in der Ver­um­grup­pe. Dar­über hin­aus war die Schaf­fens­freu­de (p  0,025) signi­fi­kant erhöht sowie die Fähig­keit zu kla­rer, deut­li­cher Aus­drucks­wei­se (p  0,025) signi­fi­kant gestei­gert. Neu­ro­ti­sche Ten­den­zen (z. B. Schlaf­lo­sig­keit, Schwin­del, Herz­klop­fen, Ner­vo­si­tät) wur­den in der Ver­um­grup­pe signi­fi­kant redu­ziert (p  0,025). Eine signi­fi­kan­te, posi­ti­ve Beein­flus­sung der Ein­stel­lung zu sich selbst und zu ande­ren Men­schen (sozia­le Reso­nanz, “Durch­läs­sig­keit”, sozia­le Potenz) wur­de eben­falls in der Ver­um­grup­pe beob­ach­tet (p  0,025). Das Abs­trak­ti­ons­ver­mö­gen und die ver­ba­le Begriffs­bil­dung wur­den nicht beein­flußt. Die posi­ti­ve Wir­kung der Lang­zeit­ga­be hielt bis zum 50. Tag nach Abset­zen der Medi­ka­ti­on an. Da die psy­cho­lo­gi­schen Unter­su­chungs­pa­ra­me­ter unzu­rei­chend vali­diert sind, bedür­fen die Ergeb­nis­se einer Überprüfung. 


Mono­gra­phie Panax Gin­seng radix Teil 0: Panax, Teil 1: Panax gin­seng C.A. MEY., Teil 2: Gin­seng radix (Gin­seng­wur­zel), Teil 3: Adap­to­ge­ne Effek­te, Teil 4: Phy­si­ka­li­sche Stres­so­ren, Teil 5: Che­mi­sche Stres­so­ren, Teil 6: Bio­lo­gi­sche Stres­so­ren, Teil 7: Anti-Ermü­dungs­wir­kung /​ Leis­tungs­stei­ge­rung, Teil 8: Literatur

Bild­nach­weis
• Man­fred Schüt­ze (pixelio.de, 89946).
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