Mus

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Mus (Rob, Roob, Rohob) ist der durch Abrau­chen ein­ge­dick­te Saft ver­schied­ner Bee­ren bis zur Dicke eines Extrakts. Oft wird der Annehm­lich­keit des Geschmacks wegen, oder um den Saft des­to geschwin­der zur gehö­ri­gen Kon­sis­tenz zu brin­gen, theils auch um ihn vor Gäh­rung zu schüt­zen, Zucker zuge­setzt. Die Bee­ren quetscht man in einem stei­ner­nen oder höl­zer­nen Mör­ser, und läßt die Mas­se etwa Tag und Nacht im Kel­ler ste­hen, ehe man den Saft aus­preßt, damit er sich des­to bes­ser von den schlei­mi­gen Thei­len tren­ne. And­re ver­lan­gen meh­re­re Tage zum Ste­hen im Kel­ler, damit sich der Saft vom Schlei­me tren­ne, und das fer­ti­ge Mus nicht das Ansehn der Mar­me­la­de bekom­me. Die flei­schi­gen Früch­te, die Tama­rin­den, Kir­schen, Pflau­men, pflegt man auch wohl in einen zin­ner­nen, oder stein­zeug­nen von außen beschlag­nen Kes­sel mit etwas Was­ser so lan­ge kochen zu las­sen, bis sie weich wer­den, reibt sie dann durch einen fein­lö­che-rich­ten, weiß­ble­cher­nen Durch­schlag oder ein Haar­sieb, und dickt das Durch­ge­rie­bne zum Niuse (Pul­pa) ein. Eben so ver­fährt man mit dem sammt den Samen aus den gespal­te­nen Kas­si­en­scho­ten mit dem Spa­tel aus­ge­sto­ße­nen Mar­ke, um es zum Kas­si­en­mu­se (Pul­pa Cas­siae) zu berei­ten. Gewöhn­lich wer­den bei Ver­fer­ti­gung des Tama­rin­den- und Kas­si­en­mu­ses glei­che Thei­le Zucker, des bes­sern Erhal­tens wegen, zugesetzt.

Alle kup­fer­nen und mes­sin­ge­nen Werk­zeu­ge und Gefä­ße müs­sen bei die­ser Arbeit sorg­fäl­tig ver­mie­den werden.

Den Musen der mehr schlei­mi­gen Mar­ke, dem aus den Ber­be­ritz­bee­ren, den Johan­nis­bee­ren, dem Flei­sche der Quit­ten u.s.w. gie­bt man den Namen der Gal­ler­ten, Sul­zen und Mar­me­la­den (Gela­ti­na Ribe­si-orum, Ber­be­r­um, Miva Cydo­niorum, Mar­mela­da ar-menia­corum.) Ihre Ver­fer­ti­gungs­art aber ist die­sel­be, und sie sind nichts ande­res, als mit Zucker berei­te­te Muse, die wegen ihrer schlei­mi­gen Beschaf­fen­heit ein zit­tern­des Ansehn haben, wenn man ein dün­nes Stück davon berührt.

Der Saft von Kir­schen, von Ber­be­ritz­bee­ren, und von Kreutz­dorn­bee­ren muß zu 12 gemes­se­nen Unzen gegen 16 Unzen Zucker, der Saft von den eini­ge Tage vor dem Aus­pres­sen ste­hen gelas­se­nen Quit­ten, der Saft von Maul­bee­ren, der eini­ge Wochen gestand­ne, und dann fil­trir­te Zitron­saft, der Erd­beer­saft, der Johan­nis­beer­saft, und der Hind­beer­saft muß zu 10 gemes­se­nen Unzen gegen 16 Unzen Zucker genom­men, und so der Rhob durch ein­ma­li­ges Auf­sie­den berei­tet werden.