Myrrhe

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Myr­rhe (Myr­rha) ist ein Gum­mi­harz, wel­ches aus Egyp­ten, dem öst­li­chen Ufer des glück­li­chen Ara­bi­ens und dem Thei­le von Aethio­pi­en kommt, wel­ches an das rothe Meer stößt von einem der Nil­mi­mo­se im Aeu­ßern nahe kom­men­den Baume.

Wir erhal­ten sie in rund­li­chen, ecki­gen, nicht anein­an­der hän­gen­den Stü­cken von ver­schied­ner Grö­ße, zuwei­len grö­ße­re als eine Wall­nuß, oft klei­ne­re. Sowohl die bes­te Sor­te (Myr­rha elec­ta) als die gerin­ge, in Sor­ten (Myr­rha in sor­tis) besteht aus Stü­cken von ver­schied­ner Beschaf­fen­heit und Güte. Sie muß daher aus­ge­sucht wer­den. Die aus­ge­such­te äch­te (Myr­rha vera, pin­gu­is, rubra) ist von gleich­ar­tig roth­brau­ner, oder gilb­licht braun­ro­ther Far­be, ziem­lich durch­schei­nend, von unglei­cher Ober­flä­che, zer­brech­lich, hart, leicht, im Bru­che ungleich, und ziem­lich glän­zend, (bei grö­ßern Stü­cken inwen­dig mit krumm­li­nich­ten weiß­lich­ten Strei­fen besetzt) nicht schwer zer­reib­lich, von star­kem, gewürz­haft bal­sa­mi­schem, nicht wid­ri­gem (ange­zün­det aber, lieb­li­chem) Geru­che, und sehr bit­term, doch nicht unan­ge­neh­mem, erwär­mend aro­ma­ti­schem Geschma­cke. Am Lich­te brennt sie hell, schmelzt aber nicht. Der Wein­geist zieht etwa 1/​12 Harz her­aus, was sich durch Was­ser nie­der­schla­gen läßt. Die Ver­bin­dung mit Was­ser ist unvoll­kom­men. Mit Kam­pher gerie­ben wird sie zur wei­chen Masse.

Sie löst sich weder in aus­ge­preß­ten, noch in äthe­ri­schen Oelen auf; voll­kom­men aber in den ver­süß­ten Mine­ral­säu­ren, und dem wein­geis­ti­gen Sal­mi­ak­geis­te. In der wäs­se­ri­gen Destil­la­ti­on erhält man 1/​512 eines nach Fen­chel rie­chen­den, sehr bald sich ver­di­cken­den äthe­ri­schen Oels.

Sie besitzt stär­ken­de, erhit­zen­de, Blut­fluß erre­gen­de, fäul­niß­wid­ri­ge, trau­ma­ti­sche Kräf­te und ist heil­sam in Magen­schwä­che und Bleich­sucht von schlaf­fer Faser.

Beim Aus­le­sen ver­wirft man die schwar­zen undurch­sich­ti­gen (oder nur betrü­ge­risch durch Ein­wei­chung in Brannt­wein durch­schei­nend gemach­ten) schwe­ren, schwer­zer­brech­li­chen anein­an­der kle­ben­den – fer­ner die­je­ni­gen Stü­cken, wel­che einen frem­den wid­ri­gen Geschmack haben – und end­lich die­je­ni­gen, wel­che farb­los, durch­sich­tig und geschmack­los sind, gewöhn­lich ara­bi­sches oder Kirsch­gum­mi. Die ein­ge­misch­ten Stü­cken Bdel­li­um sind bräun­lich gelb, nicht zer­brech­lich, son­dern zähe und von weit gerin­ge­rer Bit­ter­keit; sie knis­tern an der Flam­me und sprit­zen klei­ne Thei­le umher.

Statt der ehe­ma­li­gen Berei­tung der zer­flos­se­nen Myr­rhe, oder des unei­gent­lich soge­nann­ten Myr­rhen­öls (Liqua­men Myrrhae, Liqu­or Myrrhae, Ole­um Myrrhae per deli­qui­um) durch Aus­füt­te­rung eines hart­ge­koch­ten Eies (an der Stel­le des her­aus­ge­nom­me­nen Dot­ters) mit Myr­rhen­pul­ver und Auf­hän­gen der bei­den zusam­men­ge­bund­nen Hälf­ten über eine Scha­le in einem Kel­ler, wo die rothe Flüs­sig­keit nach eini­ger Zeit her­ab­tröp­felt – läßt man bes­ser das Myr­rhen­pul­ver in acht Thei­len bis zum Sie­den erhitz­tem Was­ser (oder, bes­ser, Bie­re) auflösen.