Bei rheumatischen Erkrankungen, zum Beispiel Knie-Arthritis (eher entzündlich) oder ‑Arthrose (eher degenerativ), wendet jeder dritte Patient natur- oder komplementärmedizinische Verfahren an [1]. Meist wegen Wirkungslosigkeit der schulmedizinischen Behandlung oder unangenehmen Nebenwirkungen. In den USA werden dafür vor allem die Nahrungsergänzungsmittel Chondroitin (für Knorpelregeneration, Knorpelschutz) und Glukosamin (für Knorpelschutz, Entzündungslinderung) sowie entzündungshemmende Schmerzmittel verwendet [2]. Keine dieser Therapien ist Bestandteil irgenwelcher Behandlungs-Leitlinien der ärztlichen Fachgesellschaften, weshalb offenbar viele Patienten ihren behandelnden Ärzten nichts über die Einnahme dieser Produkte erzählen [1].
Ähnlich sieht es in Europa aus, wo neben den genannten Wirkstoffen auch gerne Heilpflanzen eingesetzt werden. Beispielsweise Borretschsamenöl (Boraginis officinalis oleum), Wilfords Dreiflügelfrucht (Tripterygium wilfordii), Hagebutte (Rosa canina), afrikanische Teufelskralle (Harpagophytum procumbens), Weidenrinde (Salicis cortex). Die viel empfohlene Ernährungstherapie (mediterrane Diät), Fasten, Wassertherapie (nach Prießnitz, Kneipp), das traditionelle Ansetzen von Blutegel, Akupunktur, Wärmebehandlung oder spezielle (asiatische) Bewegungstherapien kommen ebenfalls zum Einsatz, zeigen in wissenschaftlichen Studien aber keine einheitlich überzeugenden Ergebnisse [3]. Auch die Behandlung mit Weihrauch (Boswellia serrata) oder speziellen Extrakten aus Avocado- und Sojaöl bringt nur tendentiell erfreuliche Wirkungen [4].
Die Rheuma-Therapie mit Homöopathie oder den in Mitteleuropa häufig eingesetzten Schüßlersalzen wurde nur selten bis überhaupt nicht in wissenschaftlichen Studien geprüft. Dennoch schwören viele Patienten und Therapeuten darauf, auch auf den Einsatz von Kombinationspräparaten aus Schüßler-Biomineralsalzen („Schüssler-Bicomplexe“). Beispiel: Das DHU Bicomplexmittel 9 („Gicht- und Rheumatismusmittel“, PZN 0544906, in jeder Apotheke) ist das Hauptmittel bei akuten Entzündungen von Gelenken. Es enthält vier Schüßler-Mineralsalze: Ferrum phosphoricum D12, Natrium phosphoricum D6, Natrium sulfuricum D6 und Silicea D12. Die Bedeutungen der vier Schüsslersalze: Ferrum phosphoricum hilft im ersten Stadium der Gelenkentzündung: Bei Schwellungen des Gelenks mit Überwärmung und Rötung. Natrium phosphoricum neutralisiert Harnsäuren und unterstützt die Ausscheidungsorgane (wichtig vor allem auch bei Gicht). Natrium sulfuricum hilft bei der reibungslosen Ausleitung und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten und anderen belastenden Stoffen. Silicea löst die Harnsäure aus den Geweben und fördert die Entgiftung des Bindegewebes.
Autor
• Rainer H. Bubenzer, Gesundheitsberater, Berlin, Juni 2014.
Weitere Informationen
• Kaden M: Rheuma – Beweglichkeit herstellen ist am wichtigsten. Bicomplexe.Heilpflanzen-Welt.de, Berlin, 11. Juli 2011 (Volltext).
Quellen
[1] Cheung C, Geisler C, Sunneberg J: Complementary/alternative medicine use for arthritis by older women of urban-rural settings. J Am Assoc Nurse Pract. 2014 May;26(5):273–80 (DOI | PMID).
[2] Yang S, Dubé CE, Eaton CB, McAlindon TE, Lapane KL: Longitudinal use of complementary and alternative medicine among older adults with radiographic knee osteoarthritis. Clin Ther. 2013 Nov;35(11):1690–702 (DOI | PMID).
[3] Michalsen A: The role of complementary and alternative medicine (CAM) in rheumatology–it’s time for integrative medicine. J Rheumatol. 2013 May;40(5):547–9 (DOI | PMID).
[4] Cameron M1, Chrubasik S: Oral herbal therapies for treating osteoarthritis. Cochrane Database Syst Rev. 2014 May 22;5:CD002947 (DOI | PMID).