Nilmimose

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Nil­mi­mo­se, Mimo­sa nilo­ti­ca, L. [Black­well, herb, tab. 377.]mit abste­hen­den Sta­cheln in den Win­keln der Blät­ter, mit dop­pelt gefie­der­ten Blät­tern, deren äußers­tes Paar mit Drü­sen unter­schie­den ist, und mit gestiel­ten kugel­run­den Blu­men­äh­ren, ein in Aegyp­ten und dem stei­nich­ten Ara­bi­en ein­hei­mi­scher, gro­ßer Baum.

Aus den dick­li­chen, grün­brau­nen, unrei­fen Scho­ten wird in den lybi­schen Wüs­ten der Saft aus­ge­preßt, lang­sam zum Extrak­te ver­dickt und in rund­li­chen, in einer dün­nen Bla­se ein­ge­schlos­se­nen Stü­cken, zu vier bis acht Unzen schwer, aus Aegyp­ten über Mar­seil­le nach Euro­pa ver­schickt (Suc­cus Aca­ciae verae, f. aegyp­ti­a­cae). Aeu­ßer­lich ist er schwärz­licht, inwen­dig röth­lich und röth­lich gelb, sehr hart, aber nicht dür­re, von einem nicht unan­ge­neh­men, Anfangs herb zusam­men­zie­hen­den, nach­ge­hends süß­li­chen Ge-schma­cke und ohne Geruch. Er zer­fließt im Mun­de, löset sich fast ohne Rück­bleib­sel im Was­ser und nur eini­ger­ma­ßen im Wein­geis­te auf. Er muß zähe, im Bru­che glän­zend, inwen­dig von hel­ler Far­be seyn und leicht auf der Zun­ge zer­ge­hen; der inwen­dig schwar­ze, leicht zer­reib­li­che, bränz­licht rie­chen­de, mit Sand und Unrei­nig­kei­ten ver­misch­te taugt nicht. So wenig er auch in Deutsch­land gebraucht wird, so könn­te er doch, wie bei den Aegyp­tern, in Blut­flüs­sen und Magen­schwä­che zu einem hal­ben bis gan­zen Skru­pel gute Diens­te thun.

Ein and­res Pro­dukt die­ses und ähn­li­cher Bäu­me ist das ara­bi­sche Gum­mi (Gum­mi ara­bicum, Sera­pio­nis), wel­ches von selbst aus der Rin­de, wie das Gum­mi aus unsern Kirsch­bäu­men dringt. Es besteht aus rund­li­chen, wall­nuß­gro­ßen, äußer­lich runz­lich­ten, und durch­sich­ti­gen Stü­cken, von hel­le­rer oder dunk­le­rer Far­be, und im Bru­che glän­zend, ohne Geruch und von blos schlei­mi­gem Geschma­cke. Wir erhal­ten es von Cai­ro über Mar­seil­le und Livor­no; je dun­kel­far­bi­ger die Stü­cken sind, des­to ver­werf­li­cher sind sie. Ein Theil des ara­bi­schen Gum­mis gie­bt sechs Thei­len Was­ser, wor­in es auf­ge­lö­set wor­den, die Dicke eines Sirups, und die­ser kla­re Gum­mi­schleim gie­bt ein gutes Zwi­schen­mit­tel ab, die aus­ge­preß­ten Oele (im Ver­hält­nis­se von vier Thei­len Oel zu Einem Thei­le Gum­mi), die aus­ge­preß­ten Oele, die natür­li­chen Bal­sa­me, den Kam­pher, die Har­ze, die Gum­mi­har­ze, und die thie­r­i­schen Fet­te mit Was­ser gleich­för­mig, emul­sion­ar­tig misch­bar zu machen. Selbst das Queck­sil­ber wird von einem dop­pel­ten Gewich­te Gum­mi, durch Rei­ben auf eini­ge Zeit mit Was­ser misch­bar gemacht, wel­ches bei der Berei­tung all­mäh­lich zuge­tröp­felt wird (Merc. gum­mos­us Ple­nckii). Doch schickt sich das Tra­ganth­gum­mi bes­ser zu letz­te­rer Mischung, die aber in jedem Fal­le nach kur­zer Zeit das Metall wie­der absetzt.

Das ara­bi­sche Gum­mi ent­hält 21/​100 Zucker­säu­re, durch Sie­den mit Sal­pe­ter­säu­re scheid­bar; es schlägt das Queck­sil­ber aus der Sal­pe­ter­säu­re nie­der, ver­mischt sich nicht mit Wein­geist, außer in har­zi­gen oder äthe­risch öli­gen Gum­mi­schlei­m­emul­sio­nen und nur in klei­ner Men­ge, und wird aus den Emul­sio­nen durch Lau­gen­sal­ze in fes­ter Gestalt nie­der­ge­schla­gen; in, Was­ser löset es sich zu jedem erdenk­li­chen Ver­hält­nis­se auf, und im Feu­er blä­het es sich auf, sprit-zelt, und glimmt, ohne Flam­me zu zeigen.

Sei­ne Nahr­haf­tig­keit ist zwei­fel­haft, wenigs­tens äußerst gering; als Arz­nei ist es schmei­di­gend und wickelt Schär­fen aller Art ein, im Magen, von oben ein­ge­nom­men, und in den Gedär­men, als Klystir eingespritzt.