Palmöl

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Palm­öl (Ole­um palmae, Ole­um de Sene­ga). Obgleich aus den Ker­nen der Früch­te meh­re­rer pal­men­ar­ti­gen Bäu­me Oele die­ser Art gewon­nen wer­den, z.B. aus denen der Elaeis Gui­neensis, L. [Jacq. stirp. amer. pict. tab. 257.] und meh­re­rer im Sys­te­me noch nicht genau geord­ne­ten ähn­li­chen Bäu­me, selbst denen der Dat­tel­pal­me, so ist es doch gewiß, daß das unter uns bekann­te Palm­öl größ­tent­heils ein wah­res Kokos­nuß­öl (Ol. Calip­pi?) ist aus dem Ker­ne der über­rei­fen Früch­te der Cocos nuci­fera L. [Iac­qu. stirp. amer. pict. tab. 253.] ohne Sta­cheln, mit gefie­der­ten Blät­tern, deren Blätt­chen zurück­ge­schla­gen und schwerd­för­mig sind, und mit an bei­den Enden gena­bel­ten Früch­ten, eines fast in allen Welt­t­hei­len, zwi­schen den Wen­de­zir­keln woh­nen­den, sehr hohen, ein ansehn­li­ches Alter errei­chen­den Gewäch­ses. Aus die­sem fet­ti­gen Ker­ne (zu wel­chem der in den weni­ger rei­fen Kokos­nüs­sen vor­hand­ne süße Saft, die Kokos­milch, mit der Zeit ver­här­tet) wird ein farb­lo­ses, ge-ruch- und geschmack­lo­ses, dün­nes, dem Man­del­öle ähn­li­ches, in unsern Gegen­den aber nicht bekann­tes, eben nicht halt­ba­res, und weni­ger geschätz­tes Oel durch Aus­ko­chen, ein vor­züg­li­che­res aber, das eigent­li­che Palm­öl uns­rer Apo­the­ken durch Aus­pres­sen gewon­nen. Die­ses ist in fri­schem Zustan­de von sal­ben­ar­ti­ger Kon­sis­tenz, pome­ranz­gel­ber Far­be, süß­lich­tem Geschma­cke, und einem der Wur­zel des Flo­ren­ti­nerschwer­tels ähneln­den Geruche.

Sei­ne selt­ne Anwen­dung ist, äußer­lich ein­ge­rie­ben, zur Lin­de­rung der Frost­beu­len, zur Vert­hei­lung gich­t­i­scher Kno­ten, und Erwei­chung ver­här­te­ter Thei­le, wor­in es jedoch nichts vor andern Fet­ten vor­aus zu haben scheint. Emp­feh­lens­wert­her ist sein Gebrauch zu ana­to­mi­schen Ein­sprit­zun­gen, ent­we­der vor sich in der Wär­me flüs­sig gemacht, oder mit einem Drit­tel Wachs ver­setzt. Man bringt es aus Afri­ka und dem süd­li­chen Jamaika.

Bei guter Auf­be­wah­rung im Kal­ten und in ver­schlos­se­nen Gefä­ßen erhält es sich vie­le Jah­re frisch und frei von Ran­zig­keit; im gegen­sei­ti­gen Fal­le ver­liert es sei­nen guten Geruch und wird weiß.

Es ist sel­ten ächt; oft erhält man dafür ein künst­li­ches Gemisch aus Baum­öl und Wachs, oder aus Schwei­ne­fett und Ham­mel­talg zusam­men­ge­setzt, dem man die Far­be mit Kur­ku­me, und den Geruch mit der Wur­zel des Flo­ren­ti­nerschwer­tels gege­ben. Ein sol­ches löset sich nicht, wie das äch­te Palm­öl, hell in Vitriol­äther auf, son­dern bil­det ein dickes, undurch­sich­ti­ges Gemisch. Das äch­te ver­liert, an die Luft gestellt, bald sei­ne gel­be Far­be, wel­ches bei einem sol­chen nach­ge­küns­tel­ten nicht geschieht. Wenn das äch­te an der Luft sei­ne Far­be ver­lo­ren hat, soll es wie­der gelb wer­den, wenn man es über Feu­er geschmol­zen hat.