Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 19.7.1994.,
Heftnummer: 133., ATC-Code: C10AF.
Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
Bestandteile des Arzneimittels
Phospholipide aus Sojabohnen, bestehend aus dem aus Samen von Glycine max (LINNÉ) MERRILL gewonnenen, angereicherten Extrakt mit 73–79% (3‑sn Phosphatidyl) ‑cholin.
Der Extrakt enthält weiterhin
Phosphatidylethanolamin max. – 7%
Phosphatidylinosit – <0,5%
Öle – 2–6%
Vitamin E 0,2–0,5%
Die angegebenen Spannweiten beinhalten bereits Produktions- Analysenschwankungen.Analyseschwankungen
Pharmakologische Eigenschaften, Pharmakokinetik, Toxikologie
Phospholipid-Extrakt aus Sojabohnen besteht im Mittel zu 76% aus Phosphatidylcholin (PC) und fast ausschließlich aus Phosphoglyceriden, wobei unter den Fettsäuren Linolsäure (18:2) vorherrscht. Der Bedarf an Phospholipiden als dem Hauptbestandteil aller Zellmembranen wird zum großen Teil durch die Nahrung (0,5 bis 3 g/Tag je nach Nahrungszusammensetzung) und zum kleineren Teil durch Neusynthese in der Leber gedeckt. Ein Mangel an Phospholipiden kommt allenfalls bei chronischer parenteraler Ernährung vor.
Unter den pharmakodynamischen Eigenschaften sind “hepatoprotektive” Wirkungen in zahlreichen experimentellen Modellen einer akuten Leberschädigung berichtet worden, z.B. Schädigungen durch Ethanol, Allylalkohol, Tetrachlorkohlenstoff, Paracetamol und Galactosamin. Ferner wurde in chronischen Modellen (Ethanol, Thioacetamid, organischen Lösungsmitteln) auch eine Hemmung der Steatose und Fibrose gesehen. Als Wirkprinzipien wurden eine beschleunigte Regeneration und Stabilisierung von Membranen, eine Hemmung der Lipidperoxidation und der Kollagensynthese angenommen.
Zur Pharmakokinetik von oral applizierten Phospholipiden liegen tierexperimentelle Untersuchungen vor, in denen Phosphatidylcholin verwendet wurde, das an einem Fettsäurerest (in Position 1 oder 2), am Cholin oder am Phosphor radioaktiv markiert war. Durch die unterschiedliche Markierung konnte die Pharmakokinetik von Phosphatidylcholin bzw. seiner markierten Substitute aufgeklärt werden. Phospholipid wird schon im Darm zu Lyso-Phosphatidylcholin abgebaut und überwiegend in dieser Form absorbiert. In der Darmwand erfolgt z.T. eine Resynthese zu Phospholipid, das dann über Lymphbahnen in die Zirkulation gelangt, z.T. wird Lyso-Phosphatidylcholin in der Leber zu Fettsäuren, Cholin und Glyzerin-3-phoshat abgebaut. Im Plasma sind Phosphatidylcholin und andere Phosphoglyceride fest an Lipoproteine und/oder an Albumin gebunden. Phosphatidylcholin und die anderen Phosphatglyceride werden hauptsächlich durch eine Reihe so genannter Phospholipasen abgebaut, wobei u.a. freie Fettsäuren, Cholin und glyzerinhaltige Metaboliten entstehen, die wiederum zur Resynthese von Phosphatidylcholin in der Leber und in anderen Organen verwendet werden. Die verabreichten “Phospholipide aus Sojabohnen mit 73–79% (3‑sn Phosphatidyl) ‑cholin” dürften zum größten Teil in Form ihrer Metaboliten innerhalb von einigen Stunden in die körpereigenen Phospholipide integriert werden. Die Ausscheidung entspricht der Exkretion der körpereigenen Phospholipide bzw. ihrer Metaboliten.
Toxikologie
Bis zu einer Dosis von 10 g/kg KG ist Phosphatidylcholin bei Maus und Ratte, bis zu 4,5 g/kg KG beim Kaninchen nach i.v., i. p. und oraler Einmalapplikation untoxisch. Die No-effect-Dosis nach 48-wöchiger oraler Verabreichung an der Ratte liegt bei > 3750 mg/kg KG/Tag. nach wiederholter i.v. Applikation über 12 Wochen liegt die niedrigste toxische Dosis systemisch zwischen 0,1 und 1 g/kg KG und lokal > 1,0 g/kg KG bei der Ratte sowie nach 4‑wöchiger Applikation beim Hund > 0,1 g/kg KG.
Bis zu 3750 mg/kg KG wurden an Muttertieren, Embryonen oder Jungtieren keine pathologischen reproduktionstoxischen Befunde erhoben. Die niedrigste teratogen-embryotoxische Tagesdosis liegt bei Ratten nach oraler und i. v.-Applikation > 1 g/kg KG, bei Kaninchen nach oraler Gabe > 1 g/kg KG und i. v. Applikation bei 0,5 g/kg KG. in verschiedenen In-vitro-Testsystemen konnte kein mutagenes Potential festgestellt werden. Untersuchungen zur Kanzerogenität liegen nicht vor.
Klinische Angaben
1. Anwendungsgebiete
Leichtere Formen von Hypercholesterinämien, sofern Diät und andere nichtmedikamentöse Maßnahmen (z.B. körperliches Training und Gewichtsabnahme) alleine eine ungenügende Wirkung zeigen.
Zur Verbesserung des subjektiven Beschwerdebildes, wie Appetitlosigkeit, Druckgefühl im rechten Oberbauch bei toxisch-nutritiven Leberschäden und bei chronischer Hepatitis.
Hinweis:
Voraussetzung für die Therapie bei chronischen Leberschäden ist die Erkennung und Vermeidung der Noxe, bei alkoholbedingten Leberschäden Alkoholabstinenz. Bei chronischer Hepatitis ist die adjuvante Therapie mit Phospholipiden aus Sojabohnen nur gerechtfertigt, wenn eine Verbesserung der Befindlichkeit unter der Therapie erkennbar ist.
2. Gegenanzeigen
Keine bekannt.
3. Nebenwirkungen
Selten gastrointestinale Beschwerden in Form von Magenbeschwerden, weichem Stuhl und Diarrhoe.
4. Besondere Vorsichtshinweise für den Gebrauch:
Keine bekannt.
5. Verwendung bei Schwangerschaft und Laktation
Keine Einschränkungen bekannt.
6. Medikamentöse und sonstige Wechselwirkungen
Keine bekannt.
7. Dosierung und Art der Anwendung
Soweit nicht anders verordnet:
Tagesdosis:
1,5–2,7 g Phospholipide aus Sojabohnen mit 73–79% (3‑sn Phosphatidyl)-cholin zum Einnehmen.
8. Überdosierung
Keine bekannt.
9. Besondere Warnungen
Keine bekannt.
10 Auswirkungen auf Kraftfahrer und die Bedienung von Maschinen
Keine bekannt.