Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 25.11.1993.,
Heftnummer: 221., ATC-Code: A06AB.
Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
Bezeichnung des Arzneimittels
Rhamni cathartici fructus; Kreuzdornbeeren.
Wirksame Bestandteile
Kreuzdornbeeren, bestehend aus den getrockneten reifen Früchten von Rhamnus catharticus LINNÉ sowie deren Zubereitungen in wirksamer.
Dosierung
Die Droge enthält Anthranoide, überwiegend vom Emodin-Typ.
Pharmakologische Eigenschaften, Pharmakokinetik, Toxikologie
1,8‑Dihydroxyanthracenderivate haben einen laxierenden Effekt. Dieser beruht vorwiegend auf einer Beeinflussung der Colonmotilität im Sinne einer Hemmung der stationären und einer Stimulierung der propulsiven Kontraktionen. Daraus resultieren eine beschleunigte Darmpassage und auf Grund der verkürzten Kontaktzeit eine Verminderung der Flüssigkeitsresorption. Zusätzlich werden durch eine Stimulierung der aktiven Chloridsekretion Wasser und Elektrolyse sezerniert.
Systematische Untersuchungen zur Kinetik von Zubereitungen aus Kreuzdornbeeren fehlen,- jedoch ist davon auszugehen, dass die in der Droge enthaltenen Aglyka bereits im oberen Dünndarm resorbiert werden. Die β‑glykosidisch gebundenen Glykoside sind Prodrugs, die im oberen Magen-Darm-Trakt weder gespalten noch resorbiert worden. Sie werden im Dickdarm durch bakterielle Enzyme zu Anthronen abgebaut. Anthrone sind der laxative Metabolit.
Aktive Metaboliten anderer Anthranoide, wie Rhein, gehen in geringen Mengen in die Muttermilch über. Eine laxierende Wirkung bei gestillten Säuglingen wurde nicht beobachtet. Tierexperimentell ist die Plazentagängigkeit von Rhein äußerst gering.
Drogenzubereitungen besitzen, vermutlich auf Grund des Gehaltes an Aglyka, eine höhere Allgemeintoxizität als die reinen Glykoside. Untersuchungen zur Genotoxizität der Droge bzw. von Drogenzubereitungen liegen nicht vor. Für Aloe-Emodin, Emodin, Physcion und Chrysophanol liegen teilweise positive Befunde vor. Zur Kanzerogenität liegen keine Untersuchungen vor.
Klinische Angaben
1. Anwendungsgebiete
Obstipation.
2. Gegenanzeigen
Darmverschluß, akut-entzündliche Erkrankungen des Darmes, z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Appendizitis; abdominale Schmerzen unbekannter Ursache. Kinder unter 12 Jahren.
Schwangerschaft.
3. Nebenwirkungen:
In Einzelfällen krampfartige Magen-Darm-Beschwerden. In diesen Fällen ist eine Dosisreduktion erforderlich.
Bei chronischem Gebrauch/Mißbrauch: Elektrolytverluste, insbesondere Kaliumverluste, Albuminurie und Hämaturie; Pigmenteinlagerungen in die Darmschleimhaut (Pseudomelanosis coli), die jedoch harmlos ist und sich nach Absetzen der Droge in der Regel zurückbildet. der Kaliumverlust kann zu Störungen der Herzfunktion und zu Muskelschwäche führen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Herzglykosiden, Diuretika und Nebennierenrindensteroiden.
4. Besondere Vorsichtshinweise für den Gebrauch:
Stimulierende Abführmittel dürfen ohne ärztlichen Rat nicht über längere Zeiträume (mehr als 1–2 Wochen) eingenommen werden.
5. Verwendung bei Schwangerschaft und Laktation
Auf Grund unzureichender toxikologischer Untersuchungen nicht anzuwenden während der Schwangerschaft und Stillzeit.
6. Medikamentöse und sonstige Wechselwirkungen
Bei chronischem Gebrauch/Mißbrauch durch Kaliummangel Verstärkung der Herzglykosidwirkung sowie eine Beeinflussung der Wirkung von Antiarrhythmika möglich. Kaliumverluste können mit Kombination von Thiaziddiuretika, Nebennierenrindensteroiden und Süßholzwurzel verstärkt werden.
7. Dosierung und Art der Anwendung
Soweit nicht anders verordnet:
20–30 mg Hydroxyanthracenderivate/Tag, berechnet als Glucofrangulin A.
Die individuell richtige Dosierung ist die Geringste, die erforderlich ist um einen weichgeformten Stuhl zu erhalten.
Art der Anwendung
Zerkleinerte Droge für Aufgüsse, Abkochungen, Kaltmazerate oder Elixiere. Flüssige oder feste Darreichungsformen ausschließlich zur Einnahme.
Hinweis:
Die Darreichungsform sollte auch eine geringere als die übliche Tagesdosis erlauben.
8. Überdosierung
Elektrolyt- und flüssigkeitsbilanzierende Maßnahmen.
9. Besondere Warnungen
Eine über die kurzdauernde Anwendung hinausgehende Einnahme stimulierender Abführmittel kann zu einer Verstärkung der Darmträgheit führen.
Das Präparat sollte nur dann eingesetzt werden, wenn durch eine Ernährungsumstellung oder Quellstoffpräparate kein therapeutischer Effekt zu erzielen ist.
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