Erscheinungsdatum Bundesanzeiger: 29.8.1992.,
Heftnummer: 162., ATC-Code: G04BC.,
Gesamt-Bewertung: NEGATIV.
Monographie BGA/BfArM (Kommission E)
Bezeichnung des Arzneimittels
Rubiae tinctorum radix; Krappwurzel.
Bestandteile des Arzneimittels
Krappwurzel, bestehend aus den getrockneten Wurzeln von Rubia tinctorum LINNÉ sowie deren Zubereitungen.
Die Droge enthält Lucidin.
Pharmakologische Eigenschaften,
Pharmakokinetik, Toxikologie
Bei Ratten führt orale Zugabe von Rubia-Frischwurzelverreibung (10% der Nahrung) zu einer Steinbildungshemmung von durch 3% CaC03 erzeugten Blasen- und Nierensteinen. Am Mikrolithenmodell am Kaninchen zeigte oral gegebener Krappwurzelextrakt (150–200 mg/kg KG) eine Hemmung der Kalzium-Oxalat-Kristallisation in der Niere.
Bei Fütterungsversuchen an Ratten erhöhte sich die Letalität. Darüberhinaus wurden in Fütterungsversuchen an Kaninchen hepatotoxische Effekte beobachtet. Genotoxische Effekte traten sowohl in bakteriellen Testsystemen als auch in Säugetierzelltesten auf.
Klinische Angaben
1. Anwendungsgebiete
a) Anwendungsgebiete als Aufbereitungsergebnis: Keine.
b) Beanspruchte Anwendungsgebiete mit Begründung ihrer negativen Bewertung:
– Nierensteine,
– Nierensteine lösend.
Auf Grund der Risiken und der nicht ausreichend belegten Wirksamkeit ist die Nutzen/Risiko-Bewertung negativ.
Risiken
Krappwurzel enthält Lucidin. Lucidin ist positiv in verschiedenen Bakterienstämmen im Ames-Test. Die Substanz induziert konzentrationsabhängig Genmutationen und DNS-Strangbrüche in V79-Zellen, wirkt transformierend im C3H/M2-Zelltransformationstest und ist positiv im DNA-Repairtest an Rattenhepatozyten. In vivo wurde eine deutliche kovalente Bindung von Lucidin an Rattenleber-DNA nachgewiesen. Somit liegt für Lucidin ein starker Verdacht vor mutagen und kanzerogen zu wirken.
Gesamtbeurteilung
Auf Grund des genotoxischen Risikos verbunden mit der Tatsache, dass die beanspruchten Indikationen eine Langzeittherapie möglicherweise erforderlich machen, sowie der nicht ausreichend belegten Wirksamkeit ist eine Therapie mit Krappwurzel nicht zu vertreten.
Hinweis
Nach Gabe von Krappwurzel wurde vereinzelt eine Rotfärbung von Harn, Speichel, Schweiß und Muttermilch beobachtet.