Sauerkleesalz

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Sau­er­klee­salz (Sal ace­to­sel­lae) ist ein unvoll­kom­me­nes über­sau­res Neu­tral­salz von sehr sau­erm Ge-schma­cke, in rhom­bo­ida­li­schen Blät­tern oder dru­sig krystal­li­sirt, wel­ches theils in der Schweitz vor­züg­lich an der Grän­ze im würt­em­ber­gi­schen Amte Tutt­lin­gen in schö­nen, gro­ßen, wei­ßen, sehr sau­ern Krystal­len, theils aber in etwas gilb­licht wei­ßen, klei­nern, min­der sau­ren Krystal­len im Thü­rin­gi­schen und am Har­ze berei­tet wird. Das thü­rin­gi­sche ist weit schwer­auf­lös­li-cher im Was­ser als das schwei­ze­ri­sche, lez­te­res soll sechs Thei­le, ers­te­res soll zwölf (ver­muth­lich nur acht) Thei­le sie­den­des Was­ser zur Auf­lö­sung ver­lan­gen; aus bei­den schießt das Salz beim Erkal­ten gro-ßent­heils wie­der an. Die­se grö­ße­re Auf­lös­bar­keit des schwei­ze­ri­schen beruht auf dem grö­ßern Ver­hält­niß an Säu­re, die es vor dem thü­rin­gi­schen vor­aus hat, in einem Ver­hält­nis­se wie 9 zu 7. Das schwei­ze­ri­sche ent­hält etwa ein Drit­tel sei­nes Gewichts an Pota-schlau­gen­sal­ze, die übri­gen zwei Drit­tel sind theils Krystal­li­sa­ti­ons­was­ser, theils eine Säu­re, die mit der Zucker­säu­re übereinstimmt.

Das Sau­er­klee­salz wird gewöhn­lich berei­tet aus dem Saf­te des Sau­er­klee­lu­jel, Oxa­l­is Ace­to­sel­la[Zorn, pl. med. tab. 9] mit drei­fa­chen Blät­tern, deren Blätt­chen umge­kehrt herz­för­mig und harig sind, und mit ein­blüt­hi­gen Sten­geln, ein nied­ri­ges Kraut mit peren­ni­ren­der gezahn­ter Wur­zel in moo­sich­ten, gebür­gich­ten Nadel­wäl­dern und in schat­tich­ten Zäu­nen, wel­ches im Aprill und Mai ein­zel­ne wei­ße und etwas röth­li­che Blu­men trägt, und des­sen ange­nehm und stark sau­er schme­cken­den Sten­gel und Blät­ter (Hb. Ace­to­sel­lae, Alle­lu­jae, Luju­lae) auch zuwei­len arz­nei­lich im aus­ge­preß­ten Saf­te, im Auf­gus­se und in der Kon­ser­ve in Ent­zün­dungs- und Gal­len­fie­bern, zu Früh­lings­ku­ren als Abfüh­rungs­mit­tel und im Schar­bock gebraucht wor­den sind.

Doch kann das Sau­er­klee­salz auch aus dem Sprin­glu­jel, Oxa­l­is cor­ni­cu­la­ta L. [Flor, dan. tab. 873] mit schirm­ar­ti­gen Blu­men­stie­len, ästi­gem aus­ge­s­preit­z­tem Sten­gel und Blät­tern, wel­che am Sten­gel wech­selswei­se ste­hen, einem höchs­tens zwei Schuh hohem Som­mer­ge­wäch­se unter dem Unkrau­te in Gemüß­gär­ten, mit gel­ben klei­nen im Juny erschei­nen­den Blu­men – berei­tet wer­den, so wie es aus dem Nick­lu­jel, Oxa­l­is cer­nua, L. [Thunb. de oxal. tab. 2]auf dem Vor­ge­bir­ge der guten Hoff­nung berei­tet wird, und in ältern Zei­ten aus dem Saf­te des Sau­er­amp­fers (w.s.) ver­fer­tigt wor­den ist, von glei­chen Eigen­schaf­ten, obgleich in gerin­ge­rer Men­ge unter dem Nah­men des Sauerampfersalzes.

Um das Sau­er­klee­salz aus die­sen Pflan­zen, vor­züg­lich aus dem Sau­er­klee­lu­jeln (wel­cher 1/​320 sei­nes Gewichts an die­sem Sal­ze geben soll, nach genau­ern Pro­ben aber wenigs­tens noch ein­mahl so viel ent­hält) zu ver­fer­ti­gen, wird das fri­sche Kraut in höl­zer­nen Mör­seln zer­stampft, und der aus­ge­preß­te Saft so lan­ge hin­ge­stellt, bis er durch­sich­tig gewor­den, dann zur Sirups­di­cke (bis zum vier­ten Thei­le) abge­dampft, und nach Ein­wer­fung eini­ger wohl­krystal­li­sir­ten Sau-erklee­salz­krystal­le, so lan­ge im Kel­ler hin­ge­stellt, bis ein gehö­ri­ger Anschuß erfolgt ist, wel­cher durch aber-mah­li­ges Auf­lö­sen, Kochen mit Koh­len­pul­ver, Abklä­ren mit Eiweiß, und Krystal­li­si­ren zum wei­ßen Sau­er­klee­sal­ze gerei­nigt wer­den muß. Ver­muth­lich beruht die Wei­ße, so wie der grö­ße­re Ant­heil an Säu­re im schwei­ze­ri­schen und schwä­bi­schen Sau­er­klee­sal­ze, und daher sei­ne beträcht­li­che­re Leicht­auf­lös­lich­keit auf vor­züg­li­che­ren Hand­grif­fen bei der Berei­tung, (ver­muth­lich einer län­gern Frist beim Krystal­li­si­ren) nicht auf einer grö­ßern Güte der Pflan­ze. Die Mut­ter­lau­ge vom hin­läng­lich zum ers­ten Mah­le aus­krystal­li-sir­ten Sal­ze gie­bt kei­nen Anschuß mehr bei fer­nerm Ein­sie­den, ob sie wohl noch sehr sau­er schmeckt.

Sei­ne Ver­fäl­schung mit Wein­stein­säu­re ent­deckt man an dem bränz­lich­ten Wein­stein­spi­ri­tus­ge­ru­che, den lez­te­re in der Hit­ze von sich gie­bt, wäh­rend der Dampf von äch­tem Sau­er­klee­sal­ze eine krystal­li­sir­ba-re Säu­re in der trock­nen Destil­la­ti­on unter Knis­tern und Schmel­zen über­ge­hen läßt, die nichts Bränz­lich­tes ver­räth. Die Nach­küns­te­lung aus Vitriol­wein­stein mit Vir­ti­ol­säu­re über­sät­tigt läßt beim Ein­tröp­feln des Blei­es­sigs ein Präci­pi­tat fal­len, wel­ches nicht wie das von rei­nem Sau­er­klee­sal­ze in rei­ner Sal­pe­ter­säu­re auf­lös­bar ist, und hin­ter­läßt nach dem Glü­hen Vitriol­wein­stein und kein mil­des Laugensalz.

Das Sau­er­klee­salz gie­bt ein vor­züg­li­ches, Hit­ze dämp­fen­des, und nicht, wie Sal­pe­ter, schwä­chen­des Mit­tel in Gal­len­fie­bern ab, zu 10 bis 15 Gran auf die Gabe, und lie­fert ein ange­neh­mes Limo­na­den­pul­ver mit Zitron­öl und Zucker in einem Ver­hält­nis­se wie 30 zu 1 und 480 zusam­men­ge­rie­ben. Mit der Auf­lö­sung des­sel­ben in kochen­dem Was­ser pflegt man Din­ten-und Eisen­rost­fle­cke aus Wäsche und aus Büchern zu til­gen, und sie dient sehr wohl, um die ver­schied­nen Trink- und Koch­was­ser auf Kalk­er­de zu prü­fen, wel­che hart genannt wer­den, wenn jene Auf­lö­sung sie weiß trübt.