Schokolatkakao

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Scho­ko­lat­ka­kao, Theo­broma Cacao, L. [Zorn, pl. med. tab. 308] mit ganz glatt­ran­di­gen Blät­tern, ein im süd­li­chen Ame­ri­ka ein­hei­mi­scher, an zwan­zig Fuß hoher Baum, wel­cher auf nie­derm feuch­tem Boden daselbst in gan­zen Wäl­dern gezo­gen wird und zwei Mahl im Jah­re blüht.

Die gro­ßen gur­ken­ähn­li­chen Früch­te, deren jeder Baum kaum drei­sig trägt, ent­hal­ten inner­halb eines säu­er­lich­sü­ßen Flei­sches etwa fünf und zwan­zig har­te, etwas zusam­men­ge­drück­te, läng­licht­run­de Samen­ker­ne (Kakao­boh­nen, Cacao, Nuces s. Nuclei Cacao), wovon man drei Haupt­sor­ten hat, deren Güte theils von der Abart des Bau­mes, theils aber und vor­züg­lich von der ver­schie­den­ar­ti­gen Rös­te abhängt, indem in den spa­ni­schen und den hol­län­di­schen Pflan­zun­gen die Kakao­ker­ne unter einem gewis­sen San­de, die in den fran­zö­si­schen Kolo­nien aber blos unter Rohr­blät­tern zum Schwit­zen gebracht werden.

Die bes­te ers­te Sor­te ist die Cara­gua­ka­kao (Cacao caraqi­le, Carac­cas, de Cara­gu­as) von den spa­ni­schen Besit­zun­gen, die man aus der Pro­vinz Vene­zue­la oder Nica­ra­gua in Neu­spa­ni­en bringt. Ob man sie gleich im Han­del, ihrer Grö­ße nach, in Groß- und Klein­ca­ra­gua eint­heilt, so ist doch die­se Kacao über­haupt mehr lang als dick, etwas platt von uneb­ner Ober­flä­che, und mit einem fei­nen dun­kel­grau­en San­de über­zo­gen, so wie auch die in den leder­nen Päcken, Zeron­nas, in denen sie ver­schickt wird, unter den Boh­nen befind­li­chen Kie­sel­stein­chen von gelb­brau­ner Far­be sind. Eini­ge set­zen ihnen die von Gua­ya­quil an die Seite.

Die zwei­te Sor­te ist die von den Hol­län­dern auf der Insel Ber­bice gebaue­te soge­nann­te Ber­bicer Kakao (Cacao de Ber­bice, Ber­bi­che, Bar­bi­che), wel­che rund­li­cher, klei­ner, von mehr ebe­ner und glat­ter Ober­flä­che als die cara­gui­sche und mit einem hell­grau­ern, glim­mer­ar­ti­gen Stau­be über­zo­gen sind; sie kömmt auch in leder­nen Säcken, über Hol­land, zu uns, es fin­den sich aber wenig oder kei­ne Kie­sel­stein­chen darunter.

Bei­de Sor­ten sind inwen­dig von vio­let­brau­ner Far­be, an Geschma­cke mit­tel­mä­sig bit­ter, und von stär­kerm ange­neh­mern Geschma­cke als die drit­te Sor­te von den fran­zö­si­schen Inseln. Zwar ist der Geschmack der Ber­bicer nicht so fein als der Cara­gui-schen, sie wer­den aber eben so gut als die­se, wenn sie drei bis vier Jahr auf einem tro­cke­nen Waa­ren­bo­den auf­ge­ho­ben wer­den. Bei­de gute Sor­ten sind zwar dem Anschei­ne nach in ihrem Gewe­be trock­ner, der Scho-kola­te­teig von ihnen aber wird fes­ter als von der drit­ten Sor­te, und sie geben auch mehr But­ter bei der Auspressung.

Die drit­te Sor­te, die fran­zö­si­sche Kakao von den Antil­len, von Mar­ti­ni­que, Cayenne und Dom­in­go ist weit wohl­fei­ler und gerin­ger an Güte. Die Boh­nen sind klei­ner und run­der als die Cara­gui­schen, von fei­ner und ebe­ner Ober­flä­che, ohne stau­bi­gen oder erdi­gen Ueber­zug. Gewöhn­lich ist sie hel­ler von Far­be und inner­halb röth­lich, von her­bem, bit­term Ge-schma­cke; doch gie­bt es auch unter ihr eine bes­se­re Sor­te äus­ser­lich von dunk­le­rer Far­be, und, wenn die Scha­le her­un­ter ist, dunkelbraun.

Die por­tu­gie­si­sche von Maran­haon (Cacao Marag­nan) hält man für die geringste.

Alle inwen­dig wei­ßen Boh­nen sind ver­dor­ben, der­glei­chen man unter, den Cara­gui­schen, damit vor­ge­nom­me­ner Have­rei wegen, nicht sel­ten antrifft. Der Wurm­stich scha­det ihnen aber nicht, da ihr Oel dadurch nicht ran­zigwird, wie bei andern ange­sto­che­nen öhlich­ten Samen der Fall ist.

Man bedient sich der Kakao theils zur Gewin­nung des Fet­tes dar­aus, der Kakao­but­ter, theils zur Berei­tung der Schokolate.

Zu bei­den Absich­ten wer­den die in einem weit­lö­che­ri­gen Sie­be gerei­nig­ten Boh­nen über dem frei­en Feu­er in einer Kaf­fet­rom­mel so schnell als mög­lich bis dahin gerös­tet, daß die äus­se­re Scha­le nur so eben schwärz­licht braun wer­de. Man läßt sie dann schnell erkal­ten, zer­bricht sie etwas in einem Mör­sel mit höl­zer­ner Keu­le, schwingt in einer Mul­de die leich­tern Scha­len davon, und schält die übri­gen ab, erhitzt sie in einer Pfan­ne, und stößt sie in einem, durch vor­gän­gi­ge Anfül­lung mit glü­hen­den Koh­len erhitz­ten, metal­le­nen Mör­sel zum fei­nen Brei, und rei­bet die­sen dann noch­mahls auf einem erhitz­ten Mar­mor mit einem stäh­ler­nen Roll­zy­lin­der ganz unfühl­bar fein.

Die­se fei­ne Mas­se in weiß­be­che­nen For­men erhär­tet, gibt die so genann­te Gesund­heits­scho­ko­la­te (Cho­co­lat de san­te), wovon man bei dem Gebrau­che eine Unze in vier Unzen kochen­dem Was­ser auf­lößt, und Zucker nach Gefal­len hin­zu setzt. Der Zusatz von meh­rern Gewür­zen, des Zimm­tes, der Vanil­le, des Ambras, u.s.w. nebst zwei Drit­teln Zucker unter die noch flie­ßen­de Mas­se gie­bt die gewöhn­li­che Scho­ko-late (Suc­co­la­ta).

Der rei­ne, fein gerie­be­ne Kakao­teig dient, mit acht Thei­len Was­ser wenigs­tens eine hal­be Stun­de lang gekocht, zur Berei­tung der Kakao­but­ter, wenn man sie mit­telst des Kochens erhal­ten will, auf die Art, wie unter dem Arti­kel Oele, aus­ge­preß­te, gelehrt worden.

Eine vor­züg­li­che­re Kakao­but­ter (Butyrum Cacao) erhält man aber durch Aus­pres­sen, wenn man die wie oben gelind gerös­te­ten u. abge­schäl­ten Kakao­boh­nen nur ganz gröb­lich im kal­ten Mör­sel zer­stößt, sie in den Preß­sack thut, die­sen über kochen­des Was­ser hängt, bis alle die Boh­nen­stück­chen von dem sied­end­hei­ßen Damp­fe durch­drun­gen sind, und dann schnell zwi­schen zwei im sie­den­dem Was­ser erhitz­ten metal­le­nen Plat­ten preßt. Die her­vor­ge­drun­ge­ne leber­far­bi­ge But­ter sei­het man ent­we­der, in einem hei­ßen Stu­ben­ofen gestellt, durch Lösch­pa­pier oder diger­irt sie auf einer ähn­lich hei­ßen Stel­le in hei­ßem Was­ser, bis sich die schwar­zen Thei­le zu Boden gesenkt haben, oder wäscht sie auch nur durch Schüt­teln mit hei­ßem Was­ser ab. Frisch hat sie eine gel­be Far­be, eine mehr als ham­mel­talg­ar­ti­ge Kon­sis­tenz, und einen so mil­den Geschmack wie Man­del­öl. Sie wird fast nie ran­zig, wenn sie an einem kal­ten Orte auf­be­wahrt wird. Ganz wei­ße Kakao­but­ter ist gemei­nig­lich durch Kochen berei­tet und in der Wär­me ran­zicht gewor­den. Man erhält durchs Aus­pres­sen gewöhn­lich ein Vier­tel des Gewichts der Boh­nen. Sie wird, bis auf wenig nie­der­sin­ken­de Trop­fen, völ­lig in Aether aufgelößt.

Die durch Aus­pres­sen erhal­te­ne Kakao­but­ter hat in allen den Fäl­len, wo man einer vege­ta­bi­li­schen Fet­tig­keit zum äus­sern oder innern Gebrau­che bedarf, gewiß den Vor­zug vor allen andern, da sie so schwer und fast nie ran­zig und scharf wird, ein Vor­zug, den fast kein and­res, weder vege­ta­bi­li­sches, noch thie­ri-sches Fett hat. Man soll­te sich ihrer zu Cera­ten und zum Kör­per für äus­se­re Bal­sa­me ein­zig bedie­nen. Chir­ur­gi­sche Werk­zeu­ge bewahrt kein and­res Fett so sicher vor Ros­te, als die­se Kakaobutter.

Mit ätzen­dem Sodal­au­gen­sal­ze bil­det sie die bes­te, här­tes­te medi­zi­ni­sche (Kakao-) Sei­fe (Sapo e cacao, Gra­ven­hors­tia­nus) zum innern Gebrauche.

Die ein­fa­che blos mit Zucker ver­setz­te Scho­ko­la­te ist ein ange­neh­mes und selbst in klei­ner Men­ge genos­sen ein äus­serst nahr­haf­tes Getränk für arbeit­sa­me Per­so­nen; schwa­che zur Säu­re geneig­te Magen aber ver­tra­gen sie sel­ten, oder doch nur in kleins­ter Men­ge. Durch Gewür­ze wird sie leicht ver­dau­li­cher, aber dann auch erhit­zend, und Geschlechts­trieb reitzend.

Man soll­te zur Scho­ko­la­te kei­ne andern Sor­ten Kakao als Cara­gui­sche oder Ber­bicer neh­men; zur Berei­tung der But­ter aber ver­dient die antil­li­sche oder mar­ti­nik­sche den Vor­zug, theils ihrer ungleich grö­ßern Wohl­feil­heit wegen, theils weil sie eine fes­te­re But­ter gie­bt als die Cara­gui­sche, obgleich lez­te­re etwas rei­cher an But­ter seyn soll.