Schwefel (Sulphur), ist eine blaßgelbe, trockne, harte, zerreibliche, geschmacklose Substanz von eignem Geruche, von 1, 90 eigenthümlichem Gewichte, unveränderlich an der Luft, und unauflöslich in Wasser und Weingeist.
In den beiden organischen Reichen erzeugt er sich sparsam, im Mineralreiche kömmt er selten rein und unvermischt (Jungferschwefel, Sulphur vivum, apy-ron, nativum), häufig in Verbindung mit Metallen vor, die er zum Erze macht. Wir erhalten ihn am häufigsten aus schwefelreichen Eisenerzen (Schwefelkiesen) Kupferkiesen, und, wie auf dem Harze, aus ei-senkieshaltigen Silber- und Bleierzen, theils auf den Roststäten oben an geflogen, theils durch eine eigne Destillation in Treiböfen, wo man ihn in dazu vorgerichteten Röhren auffängt. Diesen rohen, noch unreinen graugelben Schwefel (Sulphur crudum), reinigt man entweder durch eine Destillation im Großen, oder durch bloßes Schmelzen in eisernen Kesseln. Hier sammeln sich die Unreinigkeiten theils obenauf als ein Schaum, den man oben abnimmt, theils am Boden, welche grauen unreinen Substanzen unter dem Nahmen Roßschwefel (sulphur caballinum, gri-seum) in den Handel kommen. Der rein geflossene Schwefel wird in vorher naßgemachte, hölzerne Formen gegossen (gemeiner Schwefel, Stangenschwefel, sulphur commune, citrinum).
Der Stangenschwefel wird, gerieben, negativ elektrisch (daher das hartnäckige Anhängen des Schwefelpulvers in den Mörseln), knistert in der Hand erwärmt und springt in kleinere Stücken mit einem eignen Geruche, verdunstet allmählich bei einer Wärme von 170° Fahr. schmelzt bei 185° Fahr. und steigt dann in verschlossenen Gefäßen in lockern Blumen (Flores sulphuris) auf, eine Verrichtung die wegen ihrer Schwierigkeit im Kleinen, gewöhnlich in eignen dazu vorgerichteten Oefen, vorzüglich bisher in Holland unternommen ward, wo man dann Schwefelblumen erhält, die weit wohlfeiler sind, als sie der Apotheker selbst bereiten könnte, welche aber, wegen eines Theils von der Luft in den Gefäßen verbrannten Schwefels, freie Vitriolsäure an sich hängen haben, die ihnen durch Waschen mit Wasser benommen werden muß (Flores sulphuris loti).
Diese hellgelben, lockern Schwefelblumen hält man für reinen Schwefel, und gebraucht sie innerlich zur Beförderung der Ausdünstung, Beweglichma-chung des Brustschleims, Wiederhervorbringung einiger Hautausschläge, Heilung der Krätze, Vererzung und Tilgung metallischer in den Körper gerathener Gifte, und zur Oefnung des Leibes, letzteres vermöge der besondern Eigenschaft des Schwefels, den Mastdarm zu erregen, wodurch er auch gewohnte Hämorrhoiden wieder zum Fließen zu bringen pflegt.
Die Schwefelblumen werden zwar, wie gedacht, für reinen Schwefel gehalten, und sind allerdings von einigen fixern Metall- und Erdtheilen befreit, aber bei weitem nicht rein. Sie halten, so wie der Stangenschwefel, dessen hochgelbe Farbe aus dem sächsischen Erzgebirge mir immer verdächtig war, etwas Arsenik, welcher als Operment mit aufsteigt.
Man erfährt diesen bösartigen Gehalt, wenn man den verdächtigen Stangenschwefel oder die käuflichen Schwefelblumen mit einem zwiefachen Gewichte reinem Potaschlaugensalze zur Schwefelleber (Hepar sulphuris salinum) bei gelindem Feuer schmelzt, diese noch, heiß gepülvert, in einem zehnfachen Gewichte heißem, destillirtem Wasser auflößt, und, noch heiß filtrirt, in einer gläsernen flachen Schale so lange an die freie Luft stellt, bis aller Schwefellebergeruch fast völlig verschwunden ist, den entstandnen Bodensatz aber (welcher durch seine grünlichte Farbe auch einen Theil Eisen verräth), durch Abspühlung mit Wasser von Salztheilen befreit, auf einem glühenden Eisenbleche durch den aufsteigenden Knoblauchgeruch auf Arsenik prüft. Die Menge desselben erfährt man aber noch genauer, obgleich mühsam, wenn man in einem gläsernen Destillirapparate aus Kolben, Helm und Vorlage zusammengesetzt über einer Unze fein gepülvertem, zu prüfendem Schwefel so lange starke Salpetersäure siedend überzieht, und das Uebergegangene immer wieder zurückgießt, bis der Schwefel sich in Vitriolsäure verwandelt hat, (worin sich der Arsenik als Säure befindet) in die man eine blanke Stange Zink so lange stellt, bis sich aller Arsenik daraus in schwarzen Blättchen angelegt hat, die man abspühlt und wiegt.
Man handelt also allemahl sichrer, statt der Schwefelblumen und des rohen Schwefels die sogenannte Schwefelmilch (Lac sulphuris, Magisterium sulphu-ris, sulphur praecipitatum), ein feines Schwefelpräci-pitat von gilblich weißer Farbe, zum innern Arzneigebrauche zu bereiten, welches weniger von jenem bedenklichen Metalle enthält. Die Alten verfertigten es durch Auflösung der obgedachten geschmolzenen Schwefelleber in hinlänglichem Wasser und Niederschlagung der filtrirten Auflösung mittelst einer Säure. In neuern Zeiten hat man hiezu, nach Meyers Art, die auf nassem Wege bereitete Schwefelleber gewählt, indem man in einer Seifensiederlauge (unter Aetzstein), die das ätzende Laugensalz von drei Pfund Potasche in einer bis zu sechs Pfund konzentrirten Lauge enthält, zwei Pfund allmählich eingetragenes Schwefelpulver im Sieden auflöst, die rothe, filtrirte Flüssigkeit drei Tage stehen läßt, sie dann, vom schwärzlicht grünen Bodensatze hell abgegossen, mit gleichen Theilen Wasser verdünnt, und mit verdünnter Vitriolsäure niederschlägt. Binnen diesen drei Tagen sondert die reine Luft der Atmosphäre allerdings einen großen Theil der geschwefelten Metalle ab, der nun nicht in den niederzuschlagenden Schwefel kommt. Wollte man diesen Handgriff auch bei der Bereitung der Schwefelmilch aus geschmolzener Schwefelleber anwenden, so würde auch diese ein reineres Produkt liefern, und dann noch ihrer Wohlfeilheit wegen vorzüglicher seyn.
Man irrt sich aber sehr, wenn man eine metallhaltige Schwefelleber durch Ausstellen an die Luft oder durch irgend ein bekanntes Mittel von ihrem Metalle völlig zu reinigen gedenkt; so lange sie Schwefelleber bleibt, behält sie einen Rückhalt an Metalle. Sei dieser aber noch so klein, so wäre er doch aus einem innerlichen Arzneimittel hinwegzuwünschen.
Eine ganz metallfreie, und insbesondre arsenikfreie, reine Schwefelmilch (Magisterium sulphuris purum) bereitet man daher, wenn man von reinem Glaubersalze, welches zu Pulver zerfallen und auf einem warmen Ofen völlig trocken geworden, vier Theile mit einem Theile fein gepülverter Kohle von hartem Holze innig zusammenreibt, und das Gemisch in einen beschlagenen Schmelztiegel gestampft, in einem wohlziehenden Windofen zusammenschmelzt, bis nach völligem Uebergange des Aufbrausens die Masse ruhig wie Oel fließt, diese reine Schwefelleber dann auf eine geöhlte Marmorplatte ausgießt, noch ganz heiß im steinernen Mörsel pülvert, und sogleich in zehn Theilen kochendem destillirtem Wasser au-flößt, eine Auflösung, welche, durch ein dichtes leinenes Tuch geseihet, ohne Verzug mit stark verdünnter Vitriolsäure niedergeschlagen werden kann. Den Niederschlag muß man am Tage anstellen, damit man der Flamme eines Lichtes nicht bedürfe, wovon sich das entweichende hepatische Gas so leicht entzündet, und auf einem freien Platze, so daß der Luftzug das der Gesundheit schädliche Gas von dem Verfertiger abwehe. Nach dem Umrühren wird das niedergesunkene Präzipitat mit reinem, nicht heißem, sondern kaltem Wasser ausgesüßt, und an der Luft auf dem Filtrum getrocknet bis aller üble Geruch verschwunden ist. Der Rückstand giebt abgedampft wieder Glaubersalz, welches immerdar wieder zur Bereitung frischer Schwefelmilch angewendet werden kann.
Statt aller anders bereiteten Schwefelmilch, statt aller Arten von Schwefelblumen sollte man billig kein andres als dieses Präparat wählen.
Leztern Weg ausgenommen, fällt auf obigen gewöhnlichen Wegen aus gemeiner Schwefelleber das Präzipitat oft nichts weniger als weißgelblich aus, öfter graugrünlich. Da nun die Laboranten (denn noch immer können manche Apotheker ihr Gewissen soweit betäuben, daß sie pharmazeutische Präparate selbst leichter Verfertigung von Droguisten und Laboranten kaufen) die Güte ihrer Waare nicht selten blos in einer angenehmen Farbe suchen, so wissen sie der Schwefelmilch eine weiße Farbe mit Künstelei zu verschaffen, indem sie den Niederschlag (statt mit reiner Vitriolsäure) mit aufgelößtem Alaune machen, wobei der zersetzte Alaun seine weiße Erde mit dem Schwefel niederfallen läßt. Daß ein solches betrügli-ches Fabrikat im menschlichen Körper oft gerade das Gegentheil von reinem Schwefel hervorbringen müsse, läßt sich leicht einsehen, so wie man auch den Betrug leicht entdecken kann, wenn man eine solche Schwefelmilch in einem Löffel über glühende Kohlen hält, wo der Schwefel wegdampft und die Alaunerde zurückbleibt.
Der Schwefel verbindet sich, wie gedacht, im mäßigen Feuer leicht, selbst mit luftsauren Laugensalzen unter Aufbrausen, zu laugensalziger Schwefelleber (Hepar sulphuris salinum), einem Mittelprodukte von leberbrauner Farbe, welches schnell an der Luft feuchtet, und dann einen widrigen Geruch nach faulen Eiern ausstößt, die die Metalle aus ihren Auflösungen in Säuren geschwefelt, d.i. vererzt niederschlägt, durch jede zugesezte Säure ihren Schwefel fallen läßt, in Wasser und Weingeist leicht auflösbar ist, und in einer dieser Auflösungen, an die freie Luft gestellt, sich nach einigen Tagen wieder in ein vitriolsaures Neutralsalz umbildet, unter Verschwindung allen Schwefels und ohne daß ein Niederschlag zum Vorschein kommt, wenn der Schwefel ganz rein war.
Das genaue Verhältniß des Schwefels gegen Laugensalz ist noch nicht bekannt. Man pflegt zwei Thei-le des leztern gegen einen Theil des erstern zusammenzuschmelzen, die ölartig ruhig geflossene Masse auf eine mit Oel bestrichene Marmorplatte auszugießen, und noch heiß gepülvert in einer verkorkten Flasche vor dem zerstörenden Einflusse der Luft zu verwahren.
Da aber die salzichte Schwefelleber zuweilen innerlich zu einigen Granen in Wasser oder in Weingeist aufgelöst (Tinctura sulphuris, solutio hepatis sulphuris spirituosa), theils zur Tilgung verschluckter metallischer Gifte, und Hinwegnehmung des überflüssig gebrauchten Quecksilbers, theils aber gegen Hautausschläge, einige Brustkrankheiten und rheumatische Beschwerden gebraucht wird, so sollte die zu innerm Gebrauche bestimmte, billigerweise blos von ganz reinem Schwefel, wie die oben erwähnte reine Schwefelmilch ist, bereitet werden, oder geradezu, wie oben beschrieben, aus vier Theilen zerfallenem, trocknem Glaubersalze und einem Theile harter Holzkohle zusammengeschmolzen, heiß gepülvert in Wasser aufgelößt, durch ein dichtes, leinenes Tuch (die wollenen werden zerfressen) geseihet, und in einer gläsernen Schale bis zur Trockenheit abgedampft, noch heiß gepülvert und in verstopften Flaschen aufgehoben.
Wenn man gleiche Theile Kalkerde (gepülverte Kreide oder Austerschalen) und Schwefelpulver innig zusammengemischt, in einen Schmelztiegel gestampft, in einem Windofen eine Viertelstunde lang in Weißglühhitze stehen läßt, so verbindet sich das Gemisch zur kalkerdigen Schwefelleber (Hepar sulphu-ris calcareum), einem ganz weißen Präparate, welches an der Luft nicht feuchtet, sich nur langsam an der Luft zerstört, in verstopften Flaschen Jahre lang ungeändert bleibt, und sich in 840 Theilen kochendem Wasser auflößt.
Thut man ein Gemisch von zwei Quentchen dieser gepülverten Kalkschwefelleber und sieben Quentchen Weinsteinrahm in eine Flasche, gießt sechszehn Unzen destillirtes Wasser dazu, verstopft es wohl und schüttelt es zehn Minuten lang stark um, läßt dann das Unaufgelöste sich zu Boden setzen, und filtrirt die milchfarbige Flüssigkeit schnell durch Papier in kleine Zweiunzengläser, in deren jedem sechs Tropfen reine Kochsalzsäure befindlich ist, so hat man die Hahnemannische Weinprobe (einfaches gesäuertes Leberluftwasser, Aqua hepatisata Hahnemanni sim-plex, Liquor vin probatorius H.) welche zu gleichen Theilen mit einem auf schädliche Metalle zu prüfenden Weine gemischt, denselben schwarz trüben wird, wenn Blei oder Kupfer in dem Weine vorhanden war, denselben aber hell läßt, wenn nur Eisen darin enthalten war. Mit Kupfer kann er durch die messingenen Hähne, die einige unbesonnene Weinverkäufer zum Abzapfen (statt der unschädlichen hölzernen) haben, verunreinigt worden seyn, welches der Augenschein zeigt, mit Bleiglätte aber und Bleizucker suchen bösliche Betrüger dem schlechten sauern Weine Süßigkeit zu geben.
Wird die Schwarztrübung des Weins durch vorgezeigte, dabei gebrauchte messingene oder kupferne Werkzeuge entschuldigt (wobei die Unbesonnenheit doch strafbar bleibt), so entdeckt man, ob gleichwohl auch Blei darin sei, dadurch, daß man etwa vier Pfund des Weins bis zum Reste eines Viertels einsiedet, und, wenn er kalt geworden, so viel luftsaures Ammoniaklaugensalz (flüchtiges Salmiaksalz) darin auflößt, daß der flüchtige Geruch noch vorsticht. Entsteht keine Trübung und wird er nur blaugrün, so ist kein oder doch nur unbedeutend wenig Blei und bloßes Kupfer darin. Wird er aber trübe, so filtrirt man ihn durch Papier, trocknet das Papier mit dem Inhalte, tränkt es mit Oel, wickelt es fest zusammen, und läßt es in einem kleinen Schmelztiegel glühen, worauf die Bleiküchelchen aus der Papierasche gesammelt und gewogen werden können. Die durch das Filtrum gelaufene Flüssigkeit müßte dann noch eine bläulicht-grüne Farbe haben, wenn sie auch Kupfer enthielte. Ist sie aber von gleicher Farbe, als der eingekochte Wein vor der Vermischung mit dem Ammoniaklaugensalze war, höchstens etwas dunkler gelb, so ist kein Kupfer, oder doch nur unbedeutend wenig darin gewesen.
Ueberdieß wird von diesem Leberluftwasser Silber, Quecksilber, Wismuth aus Salpeter- und Essigsäure mit dunkler Farbe, Quecksilber aus dem Sublimat mit schwarzer, schnell in Weiß sich umändernder Farbe, Zink weiß, Braunstein gilblich weiß, Arsenik pomeranzengelb, und, wenn etwas weniges Blei zugleich dabei ist, karminroth, Spießglanz aber ziegelroth niedergeschlagen.
Da es jedoch auch zu untersuchende Flüssigkeiten geben kann, die stärker verkalktes Eisen enthalten, als im Weine zu erwarten ist, so hat man das starkgesäuerte Leberluftwasser (aqua hepatisata fortior Hah.), wo zwei Quentchen Kalkschwefelleber und zwei Quentchen wesentliche Weinsteinsäure mit sechszehn Unzen Wasser drei Minuten geschüttelt, die Mischung dann zum Absetzen ruhig hingestellt, und die helle Flüssigkeit in ein Glas geseihet wird, welches vier Quentchen wesentliche Weinsteinsäure enthält. Von dieser Flüssigkeit werden die schädlichen Metalle mit obigen Farben niedergeschlagen, Salze aber, die blos stark oxydirtes Eisen enthalten, bleiben ungetrübt.
Beide Flüssigkeiten müssen nicht nur in wohlverkorkten Flaschen aufgehoben, sondern die oben abgeschnittenen Korke müssen auch mit brennendem, feinem Siegellacke glatt und luftdicht überzogen werden, wenn man will, daß sie sich ein Paar Wochen in ihrer Kraft erhalten sollen; blose Korkstöpsel, und noch mehr die nie festschließenden gläsernen Stöpsel lassen die Leberluft bald entweichen, leztere müßten denn vorher mit fließendem Terbenthinwachse überzogen worden seyn. Weit bequemer zu gleichen Behu-fen und mit gleichem arzneilichem Nutzen wird das Pulver der Kalkschwefelleber innerlich zu einigen Granen auf die Gabe gebraucht, als die widrig schmeckende salzige Schwefelleber. Zum innerlichen Gebrauche darf sie aber eben so wenig als leztere aus gemeinem, unreinem Schwefel verfertigt werden. Ungleich sichrer ist es, sie zu diesem Behufe aus acht Theilen krystallisirtem Gypse (Fraueneis) und einem Theile fein gepülverter Holzkohle (innig gemischt, und im Schmelztiegel bis zur Weiße geglühet) zu bereiten, und diese völlig reine Kalkschwefelleber (Hepar Sulphuris calcarea pura), in wohlverkorkten Gläsern aufzubewahren.
Mit dem kaustischen Ammoniak entsteht eine flüchtige Schwefelleber, Beguin’s rauchender Geist; unter Salmiak.
Der Schwefel löset sich auch in allerley Oelen, doch nur in der Wärme auf, wodurch die Schwefelbalsame (Balsama Sulphuris), Flüssigkeiten von rother und rothbrauner Farbe, stinkendem, hepatischem Geruche, und widrigem Geschmacke entstehen. Die fetten Oele lösen den vierten Theil, die ätherischen den achten Theil ihres Gewichts und einige noch weniger vom Schwefel auf. Da aber die Bereitung der Schwefelbalsame, vorzüglich mit ätherischen Oelen, wenn sie nach alter Methode geradezu mit dem Schwefel vereinigt werden sollen, der leichten Entzündung wegen gefährlich werden kann, so muß man nicht nur bei Bereitung jeden Schwefelbalsams sehr behutsam zu Werke gehen, sondern auch nach neuerer Art eine Verbindung fetter Oele mit Schwefelbalsammutter (Corpus pro balsamo sulphuris, Balsa-mum sulphuris crassum) vorräthig haben, mit der man durch Digestion die zugesetzten andern, vorzüglich ätherischen Oele vereinigt. Die Schwefelbalsammutter wird am besten verfertigt, wenn man vier Thei-le Leinöl in einem glasurten Topfe sieden läßt, und Einen Theil gepülverten Schwefel nach und nach skrupelweise hinein trägt, um das starke Aufschäumen, Ueberlaufen, und Entzünden zu verhüten, wobei alles mit einem hölzernen Spatel umgerührt wird. So löset sich der Schwefel augenblicklich auf. Sollte sich die Mischung ja entzünden, so wird der Topf mit einer genau schließenden Stürze augenblicklich verdeckt, sogleich vom Feuer genommen, und die Fuge mit Lehm verstrichen. Nach der Sättigung mit dem Schwefel wird diese Schwefelbalsammutter zu einer zähen, ziemlich festen, schwärzlichten Masse. Wird nun ein Theil derselben mit fünf Theilen irgend eines ätherischen Oels in einem locker verdeckten, hohen Glaskolben im Sandbade bis zur völligen Auflösung digerirt, so entsteht, wenn Terbenthinöl dazu genommen worden, Terbenthinschwefelbalsam (Balsamum sulphuris Rulandi, s. terebinthinatum), oder mit Anisöl Balsamum sulphuris anisatum, oder mit Bernsteinöl Bals. sulph. succinatum, oder mit Bergöl Bals. Sulph. barbadense, s. cum olec petrae, u.s.w. und so können auch andre ausgepreßte Oele mit der Schwefelbalsammutter verbunden werden, z.B. Mandelöl (Bals. sulph. amygdalatum) u.s.w.
Die Schwefelbalsame, am meisten die mit ätherischen Oelen, sind ekelhafte, äusserst erhitzende Substanzen, die die Alten bei innern und äussern Geschwüren mit schlaffer, kalter Körperbeschaffenheit, so wie in schleimiger Engbrüstigkeit, in alten Katarrhen und Wassersucht zu einigen (sogar 15 bis 30) Tropfen gaben, und die noch heutiges Tages von den wandelnden Pöbelapothekern den sogenannten Ungarn, Schachtelträgern und Königsseeern dem bedauernswürdigen Landmanne zur vermeintlichen Hülfe aufgedrungen werden, oft sehr am unrechten Orte.
Bei einer Hitze von 302° Fahr. brennt der Schwefel in der Luft unsrer Atmosphäre mit blauer Flamme und unter Verbreitung eines erstickend sauern Dunstes, den die Alten in einer übergestürzten gläsernen, mit Wasser ausgeschwenkten Glocke auffingen, wo er sich in Tropfen verdichtete, welche sie in einer untergesetzten Schale auffingen, und Schwefelgeist (Spiritus sulphuris per campanam) nannten, eine schweflichte Säure, welche viele vegetabilische, und die meisten thierischen Pigmente zerstört, sich nur in kleinem Verhältnisse im Wasser auflößt, und aus dieser Auflösung, schnell der Hitze ausgesetzt, fast gänzlich entweicht, ehe noch das Wasser kocht, eine Säure, welche besondre Neutral- und Mittelsalze bildet, und aus dieser Verbindung selbst durch zugesetzten Essig vertrieben werden kann, eine Säure, die auch durch Destillation der reinen Vitriolsäure in Verbindung mit brennbaren Substanzen, Oel, Wachs, Kohlenpulver, u.s.w. erhalten werden kann. Diesem Schwefelgeiste schrieben die Alten Nutzen in faulen Fiebern und in den Mundschwämmchen zu.
Läßt man aber den Schwefel in Verbindung mit ganz reiner Luft verbrennen, oder in Vereinigung mit Substanzen, welche bei dieser Hitze reine Luft von sich geben, so verwandelt sich der Schwefel in reine Vitriolsäure, im Fall seinem Dunste Wasserdämpfe dargeboten werden. Friedrich Hoffmann war der erste, welcher zu dieser Absicht einen Zusatz von Salpeter zu Schwefel erdachte, und in neuern Zeiten haben Deutsche und Engländer diese Erfindung zur Fabrikation der Schwefelsäure genutzt, und ein dem Vitriolöl ähnliches, obwohl mit diesem nicht ganz gleiches Produkt zu geringen Preisen geliefert. Man beschlug die Wände großer Zimmer mit Rollenblei luftdicht, schob auf der einen Seite kleine Wagen mit einem Gemische aus Schwefelpulver, einem Achtel bis Zehntel Salpeter und etwas Flachs- oder Hanfwerg ein, welches man anzündete und leitete von der andern Seite Wasserdämpfe in diesen Behälter ein. Die an den Wänden herabrinnende, durch Röhren am Boden auslaufende, schwache Säure wird zuerst in bleiernen Kesseln verdichtet; man bringt sie dann in gläsernen Retorten bis zur möglichsten Konzentration, da sie dann englische Vitriolsäure (Oleum, Acidum vitrioli anglicum) genannt wird, aber sich von dem deutschen Vitriolöle, aus rothkalzinirtem Eisenvitriole destillirt, durch eine weit geringere Stärke, durch einen Gehalt an Blei, und dadurch unterscheidet, daß es bei Berührung der atmosphärischen Luft nicht raucht.
In neuern Zeiten soll man es in England dahin gebracht haben, ohne Zusatz von Salpeter, blos durch starken Luftzug (vermuthlich durch einen Luftstrom von unten, wie bei der Argandischen Lampe) den Schwefel in Vitriolsäure zu zersetzen.
Die konzentrirte Schwefelsäure besitzt übrigens, wenn sie durch nochmahlige Uebertreibung gereinigt worden, eben die Arzneikräfte als die Säure des Vitriols, w.s.