Schwindelgemswurzel

Hahnemanns Apothekerlexikon
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Schwin­del­gems­wur­zel, Doro­ni­cum Pard­a­li­an­ches, L. [Black­well, herb. tab. 239.] mit herz­för­mi­gen, stump­fen, gezäh­nel­ten Blät­tern, wovon die Wur­zel­blät­ter gestielt sind, die obern aber den Sten­gel umfas­sen, ein fast drei Fuß hohes Kraut mit peren­ni­ren-der Wur­zel auf den hohen Gebir­gen meh­re­rer Län­der, auch der Schweiz, Schwa­ben, Ungarn, Oes­ter­reich, Tyrol, Bay­ern, wo sie ein­zel­ne, gel­be Blu­men im July, in den Gär­ten aber im May trägt.

Die seit­wärts, weit­krie­chen­de Wur­zel (Rad. Doro-nici) ist dick, rauh, hol­zig, mit vie­len fei­nen Fasern hart­för­mig besetzt, von gerin­ge­rer Süßig­keit als die Süß­holz­wur­zel, aber mehr aro­ma­tisch. In ganz alten Zei­ten hat man eine Pflan­ze die­ses Nah­mens für sehr gif­tig gehal­ten; es war aber gewiß eine ganz and­re mit die­ser ver­wech­sel­te, da uns­re Wur­zel nur eine Auf­trei­bung des Magens und ein Gefühl von Schwä­che, zu zwei Quent­chen auf die Gabe, erregt hat. Sie ist im Absu­de gegen Fall­sucht, im Schwin­del und in (unbe­stimm­ten) Amenor­rhö­en, aber nur sehr sel­ten gebraucht worden.

Auf den tyro­li­schen und öster­rei­chi­schen Alpen hält man nicht die­se für die Gems­wur­zel (wel­che, der Fabel nach, von Gem­sen gefres­sen wer­den soll, sich vor Schwin­del auf den hohen Fel­sen zu ver­wah­ren) son­dern die Arni­ca Doro­ni­cum, L. [Jac­quin, flor. aus­tr. tab. 349.] deren Wur­zel wahr­schein­lich weit kräf­ti­ger seyn wird.